Yamaha DX100. 1985
Nach Beratung durch Verkäufer, im finanziellen Rahmen (1.000 DM) waren nur entweder der oder der Korg Poly 800. Vielleicht wäre der Poly 800 besser gewesen.
Mein Traum war damals, mich einer Band anzuschließen, die was in Richtung Depeche Mode oder Blancmange gemacht hätte. Aber in meiner näheren Umgebung war da niemand. Die einzigen, die auch Synths hatten (aber was anderes machen wollten) waren älter und wollten sich nur meinen DX ausleihen, aber mich nicht dabeihaben, was relativ enttäuschend war. Es gab dann noch ein paar Versuche, was mit anderen zu machen (Gitarre, Schlagzeug), aber das paßte auch nicht.
Trocken klang der DX100 auch wirklich nicht toll, und bei Effekten wußte ich nicht, was man hätte nehmen sollen, und das Geld saß auch nicht mehr locker. So bekam ich viel Häme, daß das Ding mies klang. Das hat mir einige Minderwertigkeitsgefühle bereitet. Es war also eine eher negative Erfahrung.
Ich hab' immer versucht, den Klang "voller" zu machen, und hatte dann oft so "Orchester"-Sounds mit Algorithmus 5 (im Prinzip ein Layer von 2 Sounds mit jeweils 2 Operatoren). Manchmal klang das sogar ein bißchen in Richtung wie die Synths von "The Cure" zu der Zeit ("
A few hours after this" war ein Ideal in der Hinsicht - immer noch ein guter Song).
Ich hab' damals also FM-Synthese kennengelernt, und subtraktive Synthese nicht.
Insgesamt wurde der DX100 nicht viel benutzt. Es war aber cool, daß man ihn leicht in einer Tasche irgendwohin mitnehmen konnte. Abgesehen davon, daß die Mini-Tastatur nicht anschlagdynamisch war (über Midi von außen ist es die Tonerzeugung des Synths aber), war die Tastatur später in den 90ern sehr gut zum Einspielen in Cubasis auf dem 486er geeignet. Man konnte ihn sehr gut auf den Schoß nehmen oder auf den Schreibtisch stellen. Die Features (Midi, Polyphonie, Parametereingabe über einen Schieberegler, Tastatur, Netzteil, usw.) waren alle sehr gut. Nur der Klang halt nicht (trocken), und darauf kommt es halt an. Sogar
Synthmania hat sich mal über ihn lustig gemacht, worüber ich sehr lachen mußte.
Irgendwann hatte ich den DX100 verliehen, und jemand hat etwas Bier über die grüne Bedientastatur gekippt, die dadurch nicht mehr zuverlässig war. Sehr viel später (2015?) war er insgesamt kaputt und wurde entsorgt. Aber die Nutzungsdauer war mehr als ok.
Wie ist deine heutige Sicht auf dieses Gerät?...
4 OP ist nunmal dünn. Im "Reface DX" ist das immer noch so. Das
ist im Prinzip ein DX100 (mit leichten Erweiterungen und guten eingebauten Effekten) - aber es ist kein DX7!!!
"4 OP talks, 6 OP sings" beschrieb das mal jemand.
FM gewinnt sehr durch anschlagdynamisches Spielen und Sustain-Pedal. Der Sound verändert sich dabei mehr, als es bei subtraktiven Synths der Fall ist.
Und Effekte sind sehr wichtig. Gegen Ende hatte ich den DX100 nochmal an einer anschlagdynamischen Tastatur und konnte Reverb und Flanger aus dem PC draufmachen. Das ergab einen coolen Sound zwischen Klavier und E-Gitarre, wie ihn auch Jan Hammer oft benutzt hat. Klang ziemlich gut.
FM klingt bei derselben Aufgabe halt schärfer, klarer, heller als subtraktiv (weich, rund, voll). Das kann man nicht selten brauchen. Geht auch gut durch den Mix.
Ach ja, und die Bässe vom DX100 waren ganz gut - nicht nur der "Solid Bass" ("Lately Bass").
Tatsächlich waren viele Depeche Mode-Sounds ab 1983 sogar Yamaha FM: Aber gesamplet, ab 1984 in einen Emulator II. Teilweise vielleicht sogar von 4 OP. Der Klang gewann in verschiedenen Layern und auf diese Weise gesamplet. Wobei ein Emulator II für mich natürlich völlig außer Reichweite war.
Spätes Fazit: Der DX100 war damals erheblich näher an dem, was ich wollte, als ich dachte, bzw. damals wissen konnte.
Hier ein interessantes Beispiel mit dem TX-81Z, der im Prinzip die gleiche Klangerzeugung hat:
https://www.youtube.com/watch?v=liBwOiup1lM