Nachdem der Thread von der ursprüngliche Intention des Anfragers, einen Tipp für seine Investition zubekommen, laengst abgedriftet ist zu "Alte Säcke erzählen ihr schönstes Kindheitserlebnis", darf ich auch mal erzählen (Hey, ich bin jetzt seit zwei Wochen über 50, ich darf jetzt alter Sack zu mir sagen
)
Angefangen hats mit klassischem Klavierunterricht, dann hab ich mir 1975 mit 16 für die erste Band eine Yamaha YC-30 Comboorgel, der ich heute noch hinterherheule, vom ersten richtig selbstverdienten Geld gekauft (vier Wochen in den Sommerferien bei Teppich-Aro im Lager geschuftet...). 1978 einen Formant-Synthesizer Bausatz gekauft und selbst zusammengelötet. Das hielt dann mal einen ganze Zeit.
1980 die YC-30 gegen einen Polymoog getauscht, einen CSQ100 für den Formant günstig gekriegt und eine Boss DR-55 dazugekauft. 1983 kam der JX3P dazu und ersetzte den Polymoog, 1983 ein TEAC 144 Cassettendeck, 1984 eine TR808. Ausserdem bekam der Formant noch eine SoundSamplerKarte von Doepfer. Im Lauf der nächsten acht Jahre kam ab und an mal was dazu und wieder weg (zB. FenderRhodes, Clavinet), was aber nicht wirklich relevant wurde.
Mit dieser Kombination (JX3P, Formant, CSQ100, TR-808, Vierspurdeck) hab ich sehr, sehr lange, sehr viel Musik gemacht. Ein Polyphoner, ein Monophoner, ein Sequencer, eine Drummaschine. Da ich ab 1982/83 in Tonstudios gearbeitet habe, hatte ich eigentlich immer Zugang zu allem was das Herz begehrt, aber mein eigenes Equipment hat sich dann fast zehn Jahre lang nicht geändert. Das finde ich (für die Ausgangsfrage) schon wichtig: Reduziertes, aber taugliches Equipment, mit dem man sich im Lauf der Zeit blind auskennt.
Was ich noch relevant finde, sind wichtige Ereignisse (nicht nur Equipment ist maßgeblich). Bei mir waren das zwei:
1.) Anno 1977: Mit der Schülerband waren wir beim Schulsommerfest irgendwo in eine hintere Ecke vom Hof abgeschoben worden, weil wir den Schülersprechern zu schlecht waren. Dann ging in der Turnhalle die DJ-Anlage kaputt und/oder der DJ war zugesoffen/zugekifft. Also holten uns die Schülersprecher gnädig rein in die Turnhalle. Da waren dann 300 Oberstufler, die heiss aufs Tanzen waren, und eine Stunde gewartet hatten. Wir haben unser Set aus 8 Stücken den ganzen Abend mehrfach wiederholt, mit eingeschobenen improvisierten Blues oder RocknRoll-Nummern aufgepolstert. Gottseidank hatten wir A Whiter Shade of Pale und Samba Pati im Set (von insgesamt 8 Nummern!). - WIR WAREN DIE KÖNIGE DES ABENDS. Ich war 17, der häßliche bebrillte schüchterne Typ, den keine beim Tanzkurs auffordert, und jetzt: Die Mädels haben geschrien und gekreischt und sie haben uns nicht von der Bühne runtergelassen. Das war ein Elementar-Erlebnis für mein Selbstwertgefühl. Ich wusste, von da an: ich will Musiker werden.
2.) Ich habe meinen ersten Synthesizer als Bausatz selbst gebaut. Alles was ich heute über Elektronik weiss, hat dort seinen Ursprung. Wenn ich nicht diese Kenntnisse gehabt hätte, wäre ich nicht als Ungelernter(!) als Tontechniker angestellt worden. Und alles andere in meiner Laufbahn hätte so nicht geklappt.