Wie entsteht ein improvisierter Song ?

dpulver

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Hallo zusammen, ich kämpfe seit ewigen Zeiten damit, wie ich meine Musikstücke überhaupt als Gesamtwerk zusammenkriege. Ich möchte gerne ambiente, elektronische - evtl. Richtung cinematic Music - machen. Vorbilder Tangerine Dream, J.M. Jarre, Vangelis usw.
Ich bin aber so gestrickt, dass ich vom Klang her komme. D.h. ich brauche erst einen oder mehrere Sounds und erst mit diesen entsteht dann die Idee einer Akkordfolge oder Melode bzw. Muster. D.h. ich suche oder bastle mir erst einen coolen Sound und mit dem improvisiere ich herum - so entsteht dann ein Fragment einer Grundidee. Damit allein kann man ja nicht alles füllen sondern eine gewisse Anzahl an Takten bzw. eben über den Zeitverlauf damit herumspielen indem man moduliert, überblendet etc.
Jetzt kann ich bereits dieses improvisieren aufnehmen auf einen Track. Und dann möchte ich ja weitere Sounds auf weitere Tracks aufnehmen. Nun ist es aber so, dass ich ja die Grundidee absolut improvisiert habe - wenn ich Glück habe ist eine sich wiederholende Akkordfolge daraus geworden. Wenn ich jetzt mir weitere - dazu passende Sounds suche/bastle - um diese auf weiteren Tracks hinzuzufügen, dann weiß ich i.d.R. gar nicht mehr genau, welche Akkorde wann in dem ersten Track gespielt wurden - nur so in etwa. Und jetzt wird es für mich schwierig, den weiteren Track dazu zu improvisieren ohne 100% zu wissen, welche Akkorde denn so im ersten Track folgen, weil ich mir das schlichtweg gar nicht merken kann wenn der Track länger ist.

Wer hat damit Erfahrung und wie geht ihr da vor ? Schreibt ihr euch die Akkordfolge irgenwie auf ? Das würde doch den ganzen, kreativen Prozess ganz schön stören, oder ? Oder markiert ihr das irgendwie in der DAW ? Ich weiß von Studio One, dass man dort eine Akkorderkennung einschalten kann, die dann über den Tracks sichtbar ist. Aber in Bitwig z.B. habe ich sowas nicht - nur ein Plugin was den aktuellen Akkord erkennt und anzeigt aber eben nicht den nächsten....

Würde mich freuen hier irgendwie Tipps zu bekommen, wie man so einen improvisierten Ablauf doch irgendwie elegant gestalten kann damit eben mehr herauskommt als immer nur diese Ideen-Schnippsel 1-2 Minuten....
 
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Wechselst Du denn während der Improvisation die Tonart? Wenn Du weißt, in welcher Tonart und mit welchem Grundton Du spielst, ergeben sich doch die passenden Skalen.
 
Improvisation ist gut als erster Schritt. Danach sollte man sofort aufschreiben, was man wann gespielt hat. Es hilft auch, die Musik von vorn herein mit Click aufzunehmen, damit man genau sagen kann: soundso viele Takte A-Moll, dann soundso viele Takte C-Dur und soundso viele G-Dur.

Falls letztere Begriffe unklar sein sollten: Musikunterricht nehmen.
 
Typischerweise muss man garnicht großartig in Akkordfolgen oder so denken, viel wichtiger ist das klangliche Arrangement. Und da lautet das Stichwort "Terassendynamik". Das bedeutet: Du hast ein Arsenal an Klängen (was ja wohl Dein Stärke ist), jeder dieser Klänge spielt eine sicht stetig wiederholende kurze Sequenz. Du lässt aber nicht alle gleichzeitig spielen, sondern erst mal 8 Takte von der einen Sequenz, dann eine zweite Sequenz für 8 Takte dazu, dann eine dritte dazu, dann mal eine weg nehmen, dann eine andere vierte dazu, und so weiter.
Das immerwährende klassische Vorbild dafür ist der Bolero von Ravel.
 
Denke ich zu einfach oder wäre es nicht zielführend MIDI aufzunehmen, sodass man zu jeder Improvisation die entsprechenden Noten hätte?
 
Denke ich zu einfach oder wäre es nicht zielführend MIDI aufzunehmen, sodass man zu jeder Improvisation die entsprechenden Noten hätte?

Kann man machen, ich schaue zuweilen gerne in meinen Miditracks nach, was ich da eigentlich zusammengespielt habe, weil beim Einspielen eigentlich nur zählt, dass es gut klingt, man dass aber zuweilen eher notenaffineren Menschen auf spielbar runterbrechen muss.


Wenn es aber darum geht, dass man sich im Laufe des Stückbaus intuitiv nicht mehr sicher ist, in welcher Tonart man überhaupt gerade ist bzw. was zum gespielten passen könnte, dann ist da entweder alles sehr in die Kakophonie abgedriftet – oder aber man sollte primär an seinen Skills arbeiten, bestehendes laufend einzuordnen und darüber zu spielen.


Ich meine, wenn ich das hier lese:

Und jetzt wird es für mich schwierig, den weiteren Track dazu zu improvisieren ohne 100% zu wissen, welche Akkorde denn so im ersten Track folgen, weil ich mir das schlichtweg gar nicht merken kann wenn der Track länger ist.

... dann liegt da das Kernproblem. Denn ich brauche keine 100%, noch hab ich den Anspruch. Ich such mir irgendeinen Anhaltspunkt raus und schichte dann auf Basis von diesem das nächste Element drauf.

Meist ist das gerade mal die Grundtonart sowie irgendein Baustein eines allfälligen Leitmotivs. Einen Song in C# sollte man nicht mit am/F/G - Lagerfeuerakkorden zerschiessen, das klingt nach Zwölftonmusik. Und wenn ich eine klar herausstechende, dominierende Spur habe, will ich diesen ergänze bzw. harmonisieren, nicht zum Fremdkörper werden lassen. Was irgendeine granulare Glitchkanone drunter abfackelt oder auf welchen Jazzakkorden das Rhodes im Hintergrund gerade läuft, ist mir beim Harmonisieren des Leitmotivs aber intuitiv egal. Das muss ich nicht im Kopf haben, das höre ich wenn dann beim Endergebnis raus. Und wenn ich alle Spuren beim Stacken so betrachte, hab ich am Ende etwas harmonisch zusammen passendes, ausser ich mache einen bewusst gegenlaufenden Part, dann aber absichtlich.

Bandspiel ist hilfreich, wenn grad keine Band zur Hand ist, kann man auch mal versuchen, über irgendwelche Sachen, die man gut kennt, drüber zu improvisieren. Dazu muss man nicht mal grosssartig spielen können, ein Finger reicht. Idealerweise hört man sich vorher auch gar nicht an, sondern legt einfach mal los. Wenn es kacke klingt, egal. Mittelfristig entwickelt man ein Gespür dafür, an welchen Punkten von etwas bestehendem man anknüpfen muss, was man als Anhaltspunkt nehmen kann und was eher egal ist. Das setzt man danach einfach auf die eigene Musik um.
 
Wechselst Du denn während der Improvisation die Tonart? Wenn Du weißt, in welcher Tonart und mit welchem Grundton Du spielst, ergeben sich doch die passenden Skalen.
Also ich hatte einige Jahre Musikunterricht und kenne Noten und die gängigsten Akkorde und Umwendungen. Aber ehrlich gesagt sieht meine Improvisation so aus, dass ich auch viele ziemlich "schiefe" Kombinationen verwende - da ist es mir sogar beim Spielen gar nicht klar, was das genau sein soll... ich denke also nicht mal musiktheoretisch in Akkorden sondern greife einfach was sich cool anhört. Also m.U. wechsle ich vielleicht sogar die Tonart. Allein aus diesem Grund wäre es für mich schon schwer das zu notieren - weil ich dann die "Spezial-Griffe" nicht wüsste zu benennen (also Gm7/9sus usw. ist mir doch zu komplex). Natürlich kann ich auch aus den "Krummen" Griffen einen Grundakkort herauslesen. Ich experimentiere eben wirklich wie man Akkorde so verbiegen und ineinander übegehen lassen kann damit was cooles dabei herauskommt. Ich denke das machen viele Musiker, aber es ist eben nicht wie eine klare Akkordfolge eines Schlagers oder bekannten Hits.
 
Also....
Grundsätzlich würde ich die erste improvisierte Spur eher rhythmisch als tonal komplex einspielen.
Oder die erste Spur ist schon die musikalische Hauptaussage...dann sind die anderen Spuren aber nur noch Verzierungen dieses Themas.

Grundsätzlich schränkt alles bereits aufgenommene das ein was noch passieren kann.

Man muss sich nichts notieren.
Aber es ist schwierig wieder in das gleiche Gefühl einzutauchen wenn man die Spuren nacheinander aufnimmt.
Eine Band hat es da einfacher.

Ich benutze deswegen mehrere Klangerzeuger gleichzeitig auf denen ich ein gewisses Grundgerüst vorbereitet habe...und wenn es nur arps sind die einem extrem helfen können weil sie ein variables Grundgerüst schaffen in das man aber noch eingreifen kann.

Ganz frei ohne rytmus und ohne Spielhilfen braucht sehr viel Geduld...wenn man Glück hat kommt man in einem flow ...und viel ist für die Tonne.

Dazu kommt dann auch noch das eine Reproduktion des gespielten nahezu unmöglich ist.
Aber gut. Das ist für mich im extremen dann eben auch das Ziel.


Viel Glück

Sorry. Song hab ich überlesen.
Dann kommt man um Notizen eigentlich nicht drum rum. Da Würde ich dann eher mit Gitarre/Akkorde und einem Text anfangen.
 
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Kann man machen, ich schaue zuweilen gerne in meinen Miditracks nach, was ich da eigentlich zusammengespielt habe, weil beim Einspielen eigentlich nur zählt, dass es gut klingt, man dass aber zuweilen eher notenaffineren Menschen auf spielbar runterbrechen muss.


Wenn es aber darum geht, dass man sich im Laufe des Stückbaus intuitiv nicht mehr sicher ist, in welcher Tonart man überhaupt gerade ist bzw. was zum gespielten passen könnte, dann ist da entweder alles sehr in die Kakophonie abgedriftet – oder aber man sollte primär an seinen Skills arbeiten, bestehendes laufend einzuordnen und darüber zu spielen.


Ich meine, wenn ich das hier lese:



... dann liegt da das Kernproblem. Denn ich brauche keine 100%, noch hab ich den Anspruch. Ich such mir irgendeinen Anhaltspunkt raus und schichte dann auf Basis von diesem das nächste Element drauf.

Meist ist das gerade mal die Grundtonart sowie irgendein Baustein eines allfälligen Leitmotivs. Einen Song in C# sollte man nicht mit am/F/G - Lagerfeuerakkorden zerschiessen, das klingt nach Zwölftonmusik. Und wenn ich eine klar herausstechende, dominierende Spur habe, will ich diesen ergänze bzw. harmonisieren, nicht zum Fremdkörper werden lassen. Was irgendeine granulare Glitchkanone drunter abfackelt oder auf welchen Jazzakkorden das Rhodes im Hintergrund gerade läuft, ist mir beim Harmonisieren des Leitmotivs aber intuitiv egal. Das muss ich nicht im Kopf haben, das höre ich wenn dann beim Endergebnis raus. Und wenn ich alle Spuren beim Stacken so betrachte, hab ich am Ende etwas harmonisch zusammen passendes, ausser ich mache einen bewusst gegenlaufenden Part, dann aber absichtlich.

Bandspiel ist hilfreich, wenn grad keine Band zur Hand ist, kann man auch mal versuchen, über irgendwelche Sachen, die man gut kennt, drüber zu improvisieren. Dazu muss man nicht mal grosssartig spielen können, ein Finger reicht. Idealerweise hört man sich vorher auch gar nicht an, sondern legt einfach mal los. Wenn es kacke klingt, egal. Mittelfristig entwickelt man ein Gespür dafür, an welchen Punkten von etwas bestehendem man anknüpfen muss, was man als Anhaltspunkt nehmen kann und was eher egal ist. Das setzt man danach einfach auf die eigene Musik um.

Jo, also natürlich muss ich nicht 100% nach den ersten Akkorden spielen. Es ist ja auch so, dass ein Track evtl. lang liegende Noten hat, während der nächste pulsiert oder rhytmische Elemente hat die währenddessen sich ändern. Natürlich kann man schon in etwas heraushören, was dazu passt - sonst wäre man ja absolut unmusikalisch ;-) Aber das Problem liegt also nicht nur allein darin zu erkennen "was" da auf dem vorigen Trag gespielt wurde, sondern auch "wann" .... gerade bei länger anhaltenden und ineinander übergehenden Klangteppichen ist nicht immer so klar zu erkennen, wie lange die aktuelle Phase oder das Muster noch geht - vielleicht stell ich mich da auch etwas zu doof an, aber ich teile mein Musikstück natürlich vorher nicht in Teilen zu je 4, 8 oder 16 Takten auf und bleibe dann in dem Rastern. Ich bin mir auch immer noch unschlüssig, ob ich wirklich ein Metronom bei der Aufnahme mitlaufen lassen soll (was mich manchmal doch etwas stört) oder ob ich die Einteilung eben nicht mit einem enthaltenen Arpeggio etc. machen soll - dann liegen die Wechsel natürlich nicht mehr sauber auf den Taktwechseln im Sequencer aber wenn man sich schön an die vorgegebene Rhytmik vorhandener Tracks hält, könnte das ja auch gehen - also zumindest bei kürzeren Stücken funktioniert das bisher bei mir schon. Da ich eh nicht der bin, der hinterher in der DAW alles nochmal manuell "geraderückt" usw. muss ich gar nicht so viel herumschnippeln. Ja, mal hier und da bei groben Fehlern eine Note einen Tick später anfangen lassen oder früher beenden - aber das zählt ja zur Fehlerkorrektur. Generell finde ich über-quantisiert und mathematisch korrekte Aufnahmen sowieso weniger interessant als eben "live" aufgenommene. Kleine Abweichungen bis zu einem gewissen Grad machen das ganze ja auch organischer.
 
Nicht denken, spielen.

Improvisation bedeutet ja im Grunde nichts anderes als sein Handwerk(szeug) so gut zu kennen, daß man jederzeit etwas aus dem Stegreif erschaffen kann mit den Mitteln, die gerade vorhanden sind -- Du mußt also ganz genau wissen, was Du tust. Jazzer dudeln auch nicht einfach drauflos, sondern kennen a) ihre Skalen in- und auswendig und hören b) genau zu, was ihre Kollegen da so machen.

Dazu braucht es neben solidem Handwerk und Beherrschung desselben sehr viel Selbstbeherrschung und Zurückhaltung -- ich bekomme immer zuviel, wenn es bei Moderner Berliner Dudelelektronik heißt, alles sei improvisiert wie bei den großen Vorvätern. Für die ist diese Masche auch irgendwann nicht mehr aufgegangen und sie haben sich in Langeweile verstrickt.

Ich finde es immer schlimm, wenn Improvisation als Ausrede für Gestümper herhalten muß.

Stephen
 
Wer hat damit Erfahrung und wie geht ihr da vor ? Schreibt ihr euch die Akkordfolge irgenwie auf ? Das würde doch den ganzen, kreativen Prozess ganz schön stören, oder ?

ich kann mit papier und bleistift oder im kopf komponieren, und ich kann auch am klavier improvisieren.

es ist in der tat recht schwierig zu versuchen das miteinander zu verbinden und eine art mischtechnik zu benutzen, bei der du erst fragmente durch trial and error erstellst und dann hinterher schaust wie sie sinnvoll zusammenpassen.

mein rat wäre also probiere besser beides mal in reinkultur aus. wenn du 5 ereignisse improvisieren kannst, kannst das auch mit 73 oder 159, das nur eine frage der übung.

umgekehrt sollte man wohl beim komponieren via konzepten oder mit der anwendung musiktheoretischen wissens erst mal streng auf dem eingeschalgenen weg bleiben und nicht zwischendurch mit spektren, hüllkurven und delays herumspielen.

Also ich hatte einige Jahre Musikunterricht und kenne Noten und die gängigsten Akkorde und Umwendungen. Aber ehrlich gesagt sieht meine Improvisation so aus, dass ich auch viele ziemlich "schiefe" Kombinationen verwende - da ist es mir sogar beim Spielen gar nicht klar, was das genau sein soll...

das erscheint mir völlig in ordnung.

es ist gut, auch die traditionelle theorie zu kennen falls man mal was analysieren oder konstruieren will, aber man kann sie genauso gut auch ignorieren und einfach die ohren und den bauch benutzen.

der von ppg oben angesprochene jazzmusiker ist auch kein roboter, der eine denkt in theorie oder ist nur durch theorie dort hingekommen, der andere macht es aus dem bauch raus.
 
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Also ich hatte einige Jahre Musikunterricht und kenne Noten und die gängigsten Akkorde und Umwendungen. Aber ehrlich gesagt sieht meine Improvisation so aus, dass ich auch viele ziemlich "schiefe" Kombinationen verwende - da ist es mir sogar beim Spielen gar nicht klar, was das genau sein soll... ich denke also nicht mal musiktheoretisch in Akkorden sondern greife einfach was sich cool anhört. Also m.U. wechsle ich vielleicht sogar die Tonart. Allein aus diesem Grund wäre es für mich schon schwer das zu notieren - weil ich dann die "Spezial-Griffe" nicht wüsste zu benennen (also Gm7/9sus usw. ist mir doch zu komplex). Natürlich kann ich auch aus den "Krummen" Griffen einen Grundakkort herauslesen. Ich experimentiere eben wirklich wie man Akkorde so verbiegen und ineinander übegehen lassen kann damit was cooles dabei herauskommt. Ich denke das machen viele Musiker, aber es ist eben nicht wie eine klare Akkordfolge eines Schlagers oder bekannten Hits.
Verstehe. In so einem Fall höre ich mir das aufgenommene Material nochmal an und spiele dann dazu um auszuprobieren, was passt. Gegebenenfalls notiere ich ein einfaches Chord-Sheet. Erst dann nehme ich die zweite Spur auf.
 
zu einer harmonisch komplexen aufnahme zu improvisieren ist ist grundsaetzlich schwierig! und auch zurecht.
in meiner einen band (abgesehen von mir als diletant sind/waren das alles hauptberufliche musiker) gibt es ein stueck,
dass ich ohne grosses harmonisches wissen aus 4 akkorden gebastelt habe.
unser gitarrist geht damit so um, dass er jeden akkord als eigene 'tonart' betrachtet,
um darueber dann improvisieren zu koennen. ich finde, das funktioniert so, und das
ist vielleicht ein wenig so wie in deiner situation.

das naechste ist der zeitliche ablauf, und ich glaube, das einfachste waere eine form von timeline, als
orientierung fuer die harmonien. nun sind die als pianoroll vielleicht nicht sehr gut sichtbar. vielleicht
hilft es die entsprechende spur als vollbild anzuzeigen?
ansonsten waere noch eine idee, wenn du eine akkorderkennung hast, koenntest du die spur
verdoppeln, einen takt (oder so) verzoegern,
und haettest dann einen "einzaehler" fuer den naechsten akkord.

was mir so auf die schnelle dazu einfaellt.
 
Dazu braucht es neben solidem Handwerk und Beherrschung desselben sehr viel Selbstbeherrschung und Zurückhaltung -- ich bekomme immer zuviel, wenn es bei Moderner Berliner Dudelelektronik heißt, alles sei improvisiert wie bei den großen Vorvätern. Für die ist diese Masche auch irgendwann nicht mehr aufgegangen und sie haben sich in Langeweile verstrickt.

Ich finde es immer schlimm, wenn Improvisation als Ausrede für Gestümper herhalten muß.
Das Gleiche gilt auch für experimentell. Wird oft als Ausrede für Ideenlosigkeit benutzt, jedenfalls empfinde ich das so, ich bin hier in Berlin aber auch oft mit dem typischen kultivierten Dilettantismus konfrontiert. Und um mal beim Negativen zu bleiben ist Improvisation oft auch Faulheit, weil es nicht mehr braucht um Laien zu beeindrucken.

Wenns aber passt und die Akteure die Selbstbeherrschung und Zurückhaltung beherrschen dann kann es schon tolle Momente geben. Es reicht aber nie um im Studio oder auf der Bühne eine lückenlose Performance abzuliefern, weil in den meissten Fällen irgendein Faktor nicht ganz passt. Das ist auf der Bühne dann ok und auch gut wenn man solche Phasen mit komponierten Elementen verbindet.

Kollektivimprovisation gerade in der elektronischen Musik hat folgende Probleme/Gefahren
- Die Akteure spielen zu viel. Man müsste eigentlich die Anzahl der gespielten Noten/Stimmen/Elemente durch die Anzahl der Akteure teilen, so dass am ende nicht "mehr Musik auf einmal" rauskommt. Das gilt vor allem dann, wenn auch nicht-musiker Spass haben sollen.
- Durch die Technisierung des Instrumentariums begibt sich der Musiker sehr schnell in den Zustand des Ausprobierens was eine Konzentration auf die eigenen Sounds nach sich zieht und das Ohr für das Gesamte verschließt. Nicht zu Vergleichen mit dem Zustand des Jazzschlagzeugers der sich voll auf sich selbst konzentrieren und anderes teilweise ausblenden muss weil alle so dermaßen aus dem Rythmus aussteigen. Hier hat der Drummer eben das was passiert im Blut.
- Loops aller Art laufen Gefahr voll auf die Nerven zu gehen.
- Weil der Sound von Synthesizern nicht so sehr voneinander abgrenzbar sind wie die Sounds anderer Instrumenter kann es zu Irritationen kommen.

Das sind jedenfalls meine Erfahrungen.
 
Q: Wie entsteht ein improvisierter Song ?
A: Koks+Nutten+Gitarre/Synth

Das sind m. E. ein paar Ablenkungen zuviel.

Das Gleiche gilt auch für experimentell. Wird oft als Ausrede für Ideenlosigkeit benutzt, jedenfalls empfinde ich das so, ich bin hier in Berlin aber auch oft mit dem typischen kultivierten Dilettantismus konfrontiert. Und um mal beim Negativen zu bleiben ist Improvisation oft auch Faulheit, weil es nicht mehr braucht um Laien zu beeindrucken.

Ich glaube, Improvisation wird oft vorgeschoben, wenn es darum geht, mangelnde Selbstdisziplin, Strukturlosigkeit und ein Übermaß an Eitelkeit zu kaschieren.

Die oben zitierte Berliner Dudelelektronik à la Klaus Schulze oder Tangerine Dream befreite sich anfangs durch völlige Improvisation, was auch für einige Überraschungen sorgte. Irgendwann standen dann nur noch drei Leutchen auf der Bühne, die verzückt vor sich hin dudelten und drei zeitgleiche Konzerte parallel spielten.

Improvisation als Mittel zur Befreiung ist prima, als Allheilmittel für mangelnde Inspiration wirkt sie nicht lange.

Wenns aber passt und die Akteure die Selbstbeherrschung und Zurückhaltung beherrschen dann kann es schon tolle Momente geben. Es reicht aber nie um im Studio oder auf der Bühne eine lückenlose Performance abzuliefern, weil in den meissten Fällen irgendein Faktor nicht ganz passt. Das ist auf der Bühne dann ok und auch gut wenn man solche Phasen mit komponierten Elementen verbindet.

Man schafft sich in der Regel eine leere Leinwand, auf der man mit Farben arbeiten kann. Je tiefer und sicherer man in seiner Materie steckt, desto weniger braucht man darüber nachzudenken, womit man die Leinwand füllen möchte -- i. d. R. füllt sie sich von selbst.

Das ist, glaube ich, das, worauf der Ersteller dieses Threads hinauswill.

Kollektivimprovisation gerade in der elektronischen Musik hat folgende Probleme/Gefahren
- Die Akteure spielen zu viel. Man müsste eigentlich die Anzahl der gespielten Noten/Stimmen/Elemente durch die Anzahl der Akteure teilen, so dass am ende nicht "mehr Musik auf einmal" rauskommt. Das gilt vor allem dann, wenn auch nicht-musiker Spass haben sollen.

Letzteres ist in reichem MAß vorhanden, sieht man die einschlägigen Konzerte der einschlägigen Acts in den einschlägigen Konzerten.

- Durch die Technisierung des Instrumentariums begibt sich der Musiker sehr schnell in den Zustand des Ausprobierens was eine Konzentration auf die eigenen Sounds nach sich zieht und das Ohr für das Gesamte verschließt.

Was wahrscheinlich auch der Grund war, weshalb z. B. die o. g. Tangerine Dream irgendwann nur noch Knöpfe drehten und Muster ablaufen ließen.

Nicht zu Vergleichen mit dem Zustand des Jazzschlagzeugers der sich voll auf sich selbst konzentrieren und anderes teilweise ausblenden muss weil alle so dermaßen aus dem Rythmus aussteigen. Hier hat der Drummer eben das was passiert im Blut.
- Loops aller Art laufen Gefahr voll auf die Nerven zu gehen.
- Weil der Sound von Synthesizern nicht so sehr voneinander abgrenzbar sind wie die Sounds anderer Instrumenter kann es zu Irritationen kommen.

Das sind jedenfalls meine Erfahrungen.

Ja, das kann ich nachvollziehen.

Stephen
 
Improvisation als Mittel zur Befreiung ist prima, als Allheilmittel für mangelnde Inspiration wirkt sie nicht lange.

Das stimmt so einfach nicht.
Improvisation ist die Quelle des Lebens und der Musik an sich.
Ein Instrument zu spielen geht im Grunde gar nicht ohne eben auch zu improvisieren.
In jeder Handlung steckt improvisieren oder wenigstens die Bereitschaft dazu....als von der Zeit losgelöstes Element.

/Editiert von der Moderation.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein Stock ist auch noch ein Stock, wenn jemand darüber springt. Im Grunde besteht ja auch alles aus Atomen. Wahnsinn
 
zu einer harmonisch komplexen aufnahme zu improvisieren ist ist grundsaetzlich schwierig! und auch zurecht.
in meiner einen band (abgesehen von mir als diletant sind/waren das alles hauptberufliche musiker) gibt es ein stueck,
dass ich ohne grosses harmonisches wissen aus 4 akkorden gebastelt habe.
unser gitarrist geht damit so um, dass er jeden akkord als eigene 'tonart' betrachtet,
um darueber dann improvisieren zu koennen. ich finde, das funktioniert so, und das
ist vielleicht ein wenig so wie in deiner situation.

das naechste ist der zeitliche ablauf, und ich glaube, das einfachste waere eine form von timeline, als
orientierung fuer die harmonien. nun sind die als pianoroll vielleicht nicht sehr gut sichtbar. vielleicht
hilft es die entsprechende spur als vollbild anzuzeigen?
ansonsten waere noch eine idee, wenn du eine akkorderkennung hast, koenntest du die spur
verdoppeln, einen takt (oder so) verzoegern,
und haettest dann einen "einzaehler" fuer den naechsten akkord.

was mir so auf die schnelle dazu einfaellt.
Oh, das mit der zweiten, vorgezogenen (stummen) Spur ist echt ein neuer Ansatz... das werde ich mal probieren :)
 
Das stimmt so einfach nicht.
Improvisation ist die Quelle des Lebens und der Musik an sich.

und bis vor 150 jahren gab es in der "u-musik" auch überhaupt keine festen melodien, sondern kompositionen waren nur themen oder motive, die jeder so gespielt hat wie es ihm gerade einfiel.

und die einen können das eben und die anderen diskreditieren die dann als "undiszipliniert" oder "strukturlos". :)

nicht, dass sequencermusik oder bach deswegen irgendwie schlechter wären, aber irgendwie besser ist diese vorschreiberei und befolgerei nun auch nicht - und die interpreten solcher werke verkommen dadurch zum musikhandwerker.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich experimentiere eben wirklich wie man Akkorde so verbiegen und ineinander übegehen lassen kann damit was cooles dabei herauskommt. Ich denke das machen viele Musiker, aber es ist eben nicht wie eine klare Akkordfolge eines Schlagers oder bekannten Hits.
Das ist doch ein guter, kreativer Ansatz!

Wenn Deine Akkordfolge komplett improvisiert ist und Du Dir dabei keine Akkordsymbole aufschreibst, ist es natürlich danach schwierig, etwas tonal passendes dazu zu spielen oder aufzunehmen. Ich sehe da folgende Möglichkeiten:

-Du könntest zu der Akkordfolge in einer pentatonischen (Blues-) Skala improvisieren. Die Pentatonik in C passt zumindest zu C, F, und G, darüber hinaus musst Du halt ausprobieren was mit deinen Akkorden harmoniert.

-Zumindest an einigen Stellen könntest Du den Akkord einfach mit einem anderen Sound und in einer anderen Tonlage doppeln, z.B. dem Klavier einen Stringsound unterlegen. (Auch wenn letzteres schon ziemlich überstrapaziert wurde.)

-Du kannst den gerade gehaltenen Akkord auch auflösen und eine Sequenz oder ein Arpeggio darauf aufbauen - die Noten werden in der DAW ja angezeigt.

-Nicht zuletzt: Warum muss immer alles tonal sein? Rauschklänge, auch gefiltert oder rhythmisch zerhackt, passen zu vielem. Zwitschern, Zirpen, Blubbern usw.

Ein Gong geht auch, der klingt ja in sich schon dissonant.

Das fällt mir spontan dazu ein :)
 


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