Es ist Sommer und das Wetter ist schoen. Da verbringt man natuerlich weniger Zeit im Studio als am Strand. Aber ich moechte hier anfangen ein bisschen auf den Murmux einzugehen und meine Eindrücke zu teilen.
Fangen wir oberflächlich an: Der Murmux ist keine Schönheit, wenigstens finde ich das. Es Erinnert ein bisschen an den OB SEM gekreuzt mit den Murmux Design und den Tweet eingewickelten Holzteile. Ja, wenn Dreadbox sagt, das ist Handarbeit, das kann man schon beim Anblick sofort betätigen. Was es auch noch gemeinsam hat, mit dem SEM ist, dass der Murmux doch recht übersichtlich daherkommt. Gegenüber einen doch simplen Jupiter-8, scheint der Murmux noch eine Klasse weniger zu koennen, wenigstens vom Anblick her. So erging es mir und trotzdem habe ich bestellt.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten habe ich mich jetzt besser mit den Murmux arrangiert und fuer mich, der ja so einige Sachen im Schrank hat und noch mehr im Leben gespielt hatte, war das doch, fuer so eine einfache Gurke, eine steile Lernkurve. Nicht, dass man die Funktionen der Knöpfe nicht verseht, aber da passiert so dermassen viel mit nur ein paar Schritten in die oder die andere Richtung. Und ja, aus dem einfachen Design wird auf einmal viel mehr, als man angenommen hat und man befindet sich auf einmal hier und dort in unterschiedlichen Sweetspots. Sicher, am Anfang ist man auch grosszuegig mit den Werten, um bei min und max zu sehen was da so passiert. Wichtiger ist aber, was in den 5 Bereichen dazwischen auch passieren kann! Daher war mein erster Eindruck auch nicht so prall.
Nun habe ich zwei Demos erstellt die meine Anfänge dokumentieren. Letzte Zeit habe ich noch mehr mich mit den Effekten beschäftigt und ich werde da auchmal ein paar Beispiele zusammenstellen, die aber sehr ins sphärische abdriften. Aber fangen wir dort an, wo viele Leute schon beim Murmux den Schlussstrich gezogen haben, den Preis.
(Anmerkung: Preise sind basierend auf $ hier in den Staaten, in Deutschland wird das etwas anders liegen) Preislich liegt das Ding so beim OB-X8 Desktop, oder einen Prophet-8 (zwischen Prophet5 und 10 Desktop). Oder etwas mehr als bei der Sequential 6er Serie. Also, Dreadbox hat sich da krass auf gleicher Höhe gesetzt, mit seinen 8 stimmigen Murmux. Und ja, er ist limitiert in dieser Form, aber trotzdem ein Haufen Geld. Was der Murmux hat, was dem Prophet fehlt sind die Effekte und das Stereo Bild. Der OB-X8 hat keine Effekte aber dafür Stereo. Ich persoenlich mag internal Effekte und seit dem D50 gehoeren sie doch irgendwie auch zum Sound des Synths. Aber fuer einige ist das nicht ausschlaggebend. So, was bekommt man denn gegenüber den oben genannten Kandidaten noch geboten. Alle haben sie 2 Oszillatoren, 2 ENVs, und dann kommen schon die Unterschiede, wie zwei Filter beim Prophet und OB, gegenüber einem in Murmux. Der Prophet hat nur einen LFO, die anderen je zwei. Der OB kann layer und Split, der Prophet nur Layer und der Murmux macht beides nicht, nur mono und unison und natürlich Poly. Wenn man das von den Features so aufführt kann das in einen Remi enden. Natuelrich sollte man jetzt auch den gleichen Service wie bei Sequential erwarten. Und das erste Update hat die Ankündigung, die mir per Email zugeteilt wurde schon bei einen Monat überschritten. Naja, es ist Sommer....
So, wir sprechen ueber Prophet und Oberheim, alles Industriestandards und die sehen auch sehr amtlich aus. Wie schon oben beschrieben, der Murmux sieht da mehr nach Garage als eine professionelle Herstellungsstätte aus. Aber auch Hyperwagen sind sündhaft teuer und nicht mit dem Industriestandard von VW, BWM, Audi oder Mercedes vergleichbar. Also was bekommt man nun mit dem Murmux, den Hypersynth schlechthin fuer einen Spottpreis oder einen überteuerten, selbstgebastelten Synth, der auf Standardchips von SSM basiert? Ich glaube beides und hier ist warum.
Das Bedienfeld sagt hier nicht alles aus, aber es zeigt die Funktionen. Neben den zwei Oscillatoren ist Sync und Pitch Modulation vom LFO und der Huellkurve dabei, getrennt fuer beide OSCs. Ja, es ist verdrahtet, soweit. Keine Mod Matrix, aber zu der Flexibilität komme ich später. Keine Crossmodulaiton, was man vielleicht bei einem Dreadbox Synth erwartet haette. Ein Knopf fuer die Levels von OSC1, OSC2 und Rauschen, mit der Einschränkung, dass OSC2 niemals alleine klingen kann (was ja angeblich in einem Update adressiert wird). Ja, die geringere Anzahl an Reglern schlagen sich schon hier und dort nieder, aber viele Regler haben auch zwei Funktionen und damit meine ich nicht positiv und negativ. Fuer den Pitch geht der LFO nach links und die Huellkurve nach rechts. Also, es gibt schon einige, was das Auge nicht gleich erfasst. Um die Oscillatorsektion zu vervollständigen, hat man neben der chromatischen Stimmhoehensteuerung noch ein Detune ala Oberheim dabei und einen Unison.
Die Wellenformen sind ueberblendbar von Sägezahn zu Rechteck zu Dreieck. Beim zweiten wurde das Recheck invertiert, was angeblich noch mehr unterschiedliche Zwischenwellenformen erzeugen soll. Ich war am Anfang froh, wenn ich das Recheck getroffen habe und ja, es steht bei 20, was nicht ganz dem Pictogramm auf dem Synth entspricht. Aber man wird ja schlauer, je mehr man sich mit dem Ding beschäftigt. Ja, auch die Modulationstiefe vom globalen LFO, der die PWM lenkt brauch ein bisschen Feingefühl, was man aber letztendlich am LFO selber in der Intensität regeln kann. Das funktioniert sehr gut soweit man nur ein Ziel beim LFO einstellt, aber man kann damit auch all die anderen Funktionen, sprich Knöpfe, ansprechen, ganz im Sinne des Nord Leads. Das gilt dann auch fuer das Modwheel, Aftertouch und Velocity. Ich haette gerne noch die Filterhuellkurve als ModSource gehabt, aber soweit so gut. Ja, wenn man jetzt mehrere Modulationsziele aufgesetzt hat, dann kommt der Regler fuer die LFO Intensität schnell ins schwitzen und man muss sich besser mit den Werten, die man vorab einstellt anfreunden. Heisst, fuer jedes Ziel kann man auch die Intensität bestimmen. Übung macht den Meister und manchmal ist ein Wert von 1 oder 2 schon genug (übrigens, Werte gehen all von 0 bis 100). Und das ist etwas, was ich lernen musste, kleine Änderungen am Murmux bringen dich in ungeahnter Sweetspots und nach dem Motto weniger ist mehr kommt man mit dem Murmux fuer weniger Abgefahrenes besser zurecht, fuer meinen Geschmack.
Ja, der globale LFO hat neben Wellenform und Rate die positive und negative Intensität regelbar. Beim polyphonen LFO sind die Ziele via Knöpfe zum Oszillator oder Filter verschaltet. Auch hier gibt es Wellenform und Rate und die Zusatzfunktion lässt nach links die LFO Rate zwischen den einzelnen LFOs varieieren oder nach rechts die Rate mit dem Keyboard/Pitch nach hoehern Tönen schneller werden (ich glaube der OB-8 hat diese Funktion auch). Neben polyphon kann der LFO auch Midi gesynced werden.
Aber nun zum Filter, was auf dem SSM2044 basiert. Ich bin hier ein bisschen voreingenommen. Mein erster Synth hatte diesen Filter (Siel Opera6), der PPG auch und ich habe noch Kawai Geräte die auf diesem Filterchip basieren. Also, was soll ich sagen, es klingt grossartig. Nach Dave Rossum handelt es sich hier um einen Ladder Filter Nachbau, wobei es nicht sehr nach Moog klingt, wenn Du mich fragst. Aber es hat diese seidigen Obertöne, die Fülle im Klang, die aber schnell den Bach runtergeht, wenn man die Resonanz weiter aufdreht. Ja, die Leute hassen das, aber man kann ja auch die Resonanz auf geringe Werte stellen und glücklich sein. Dafür geht es gut zur Sache, wenn das Ding oszilliert. Und dort greift der Murmux dann auf die Filter-FM zu, wo der zweite Oszillator die Filterfrequenz moduliert. Wie immer, nach rechts moduliert der Osc2, nach links das Rauschen. Auch habe ich gelogen, denn der Murmux hat noch zwei weitere, statische Filter, ein HPF und ein BassBoostFilter. Der HP dünnt schnell aus und man kann wieder auf das Motto zurückgreifen, dass weniger mehr ist. Der BassBoost ist bei mir fast immer drin, so auf 10 Uhr steht er, also nicht zuviel davon. Aber er rundet das Klangspektrum der Oscillatoren ab und man hat ordentlich Wumms in der unteren Etage ohnr den Klang zu zermatschen. Das kann man auch, aber dann muss man mehr BassBoost reindrehen. Ach ja, ein Regler fuer die Env und LFO Intensität gibt es ja auch und natuerlich die separate Huellkurve dazu.
Apropo Huellkurven, sie haben eine schönen, musikalischen Verlauf. Wenn ich mal tippen darf, dann ist das hier eine etwas schnellere Version der JX-3P Huellkurve, so in der Art erinnert mich die daran. Ja, schnell ist sie ohne wirklich superscharf zu sein. Wie gesagt, sehr musikalisch. Die Zeiten könnten etwas länger sein, gerade bei Decay und Release. Aber fuer die langen Sachen hat man ja das Delay mit massigen Feedback.
Wobei wir bei den zwei Effekten sind, die beide Stereo ausgelegt sind, heisst fuer jeden Kanal einen Effekt, was jetzt 4 Effekte ausmacht. Das BBD Delay ist gewöhnungsbedürftig, wenigstens um zu verstehen, wo man es anwenden kann. Es hat eine kurze Delayzeit und erzeugt damit eine Klirren am Anfang des Sounds (Kappus Effekt). Ich setzte es praktisch nur da ein, wo das Klirren erwuenscht ist, also Bläser oder was mit einen Rauen Anfang oder halt Pads/Strings, etc. wo die längere Attackphase das Klirren nicht einblendet und dann halt nur den Sustain Effekt des BBD Delay durchlässt. Und wenn alle Effekte etwas höher eingedreht sind, dann ist der Chorus Effekt eigentlich sehr schoen und kann auch ordentlich Intensität vertragen. Fuer weniger Effekte muss man fuer das BBD in den unterem Bereich, bei 1-2, rumfummeln, dann geht es auch. Höher Werte verleiten zum Eiern! Ja, viel interessanter ist das Hybride Delay, was, so glaube ich, Zeiten bis eine Sekunde hinlegen kann. Dreadbox meint dazu, dass es vom Erebus übernommen wurde, ich habe meinen Erebus jetzt nicht dafür rausgeholt. Sagen kann ich dazu, dass bei höheren Delayzeiten die Attack der Delays sehr weich rüberkommen. Bei kürzeren Delayzeiten hat der Sound mehr Qualität vom Original während bei längeren Zeiten hier mehr gefiltert wird oder halt an Bits gespart wird? Wer weiss, es hoert sich sehr schoen an und und da der globale LFO alle Regler modulieren kann, kann das Delay halt auch Phaser, Flanger und Chorus.
So, Fakten, Fakten, Fakten... Wie gesagt, man hat ja auch Auswahl an anderen Geräten in der Preisklasse! Aber wie macht er sich denn so? Und ich muss ehrlich sagen, da stehe ich hier wohl noch etwas am Anfang, was die Möglichkeiten des Synths anbelangt. Den PolyBrute habe ich da schon mehr abgegrast und weiss besser um seine Sweetspots. Der Murmux mag mich hier und da noch zu ueberraschen und das meist positiv. Ja, verglichen mit den anderen hat man hier kein Split oder Layer, was sicher den einen oder anderen oder sogar mich etwas wundert. Es ist halt kein geschliffener Diamant, eher ein rauer, der zwar die Qualitat im Sound hat, aber an einigen Standard Features hapert es. Ja, meine Liste ist lang, ueber die Unzulänglichkeiten hier. Aber seien wir ehrlich, keiner fragt nach Split oder Layer beim Jupiter-4. Manchmal ist es halt das Gebotene genug um Glücklich zu sein. Und ich glaube, dass viele hier einer Meinung sind, der Synth klingt einfach gut.
Ich habe mir die Mühe gemacht und einige einfache Sounds mit dem PolyBrute verglichen. Zwei Oscillatoren und das Ladder Filter, ähnliche Huellkurven und trotzdem, wenn der Filter mit im Spiel ist, klingen die Sounds anders. Ich kann das so gar nicht beschreiben, aber der Murmux klingt real, echt, ehrlich. Ich weiss, dass der PolyBrute fuer mich viel von seinen Effekten lebt. Und so ist es auch. Die Maschine und die Effekte arbeiten in Unison zusammen und ergeben mehr als die einzelnen Komponenten. Beim Murmux ist das anders, der kommt schon trocken gut rueber und versprueht eine Kraft die auch ohne Vintage Knopf auskommt. Alles an dem Synth ist irgendwie Face Value. Keine DSP Tricks, kein Vintage oder Detune der einzelnen Sounds, einfach das, was aus den Chips so rauskommt, 4 Kanäle links und rechts. Dann wie beim PPG gemixt zu Stereo.
Wenn ich hier von ehrlich rede, dann kann man das so annehmen, dass mein unehrlichster Synth der 3rd Wave ist. Da ist alles irgendwie im DSP eingerichtet und vorgetaeuscht. Das Klirren der Wavetables, was früher ein unerwünschter Nebeneffekt war ist nicht wirklich da und das merke ich auch. Die Effekte basieren auch auf pseudo stereo oder was immer fuer Tricks und das hoert man auch. Ja, es hoert sich am Ende Klasse an, aber wenn man den Sound produziert, dann weiss man ganz genau, wo die Waerme herkommt, wo man Modulieren muss um ein natürliches Klangbild zu erstellen. Was die Effekte dannach dazugeben weiss der Endhoerer nicht, ich aber. Es ist so, als ob man den Sony Boost reindrueckt und es kommt ein tolles Stereobild zu Stande mit extremen Bässen. Das ist nicht echt, aber es hoert sich gut an. Der Murmux ist ehrlicher in der Sache, dass er schon gut klingend rueberkommt und die Effekte hier einen Zusatz bilden. Wenn man A zu B Vergleicht, dann hoert man das. Ja, ich kann es nicht besser beschreiben.
Ja, lassen wir es hier erstmal. Der Post ist ja auch lang genug.
(Entschuldige bitte die Fehler, ich habe jetzt einmal durchgelesen und verbessert. Werde das morgen noch einmal tun und dann gut)