Nochmal was zum Thema Urheberecht

Das Betrifft meiner Meinung auch den ganzen Plugin und Software Bereich... da zeigt sich recht schoen welche Auswirkungen das Festhalten an urheberrechtlich basierten Wirtschaftsmodellen hat und worueber hier auch regelmaessig geraunzt wird: Kopierschutz. Nachdem sich gezeigt hat, was die Kopierschutzmechanismen fuer Musik alles fuer Probleme macht und selbst Konzerne wie Apple schon lange verstanden haben, dass diese Restriktionen die Leute frustrieren und ein Produkt unterm Strich unnoetig teurer in der Entwicklung machen, als den freien Tausch von Musik einfach zuzulassen. Was ist denn das Filesharing auf Facebook, Youtube, etc... anderes als gratis Werbung und Marketig fuer ein Produkt? Eben! In grossem Rahmen gedacht bedeutet eine Verschaerfung und Rueckkehr zur Urheberrechtsdebatte nichts anderes als die totale Ueberwachung jedes einzelnen im Internet. Man kann nicht beides haben, totalen Kopierschutz und freie Kommunikation und Austtausch von Informationen im Netz.

Das aktuelle Aufflammen dieser alten Diskussion, egal ob Regener oder die Tatort-Autoren kommen auch nicht aus dem luftleeren Raum... diese sind alle nachweislich initiiert von eben jenen Lobbies (zb IFPI) die sich fuer ACTA, SOPA & co stark gemacht haben, so einfach ist das. Diese Lobbies haben sich ganz bewusst jetzt Kuenstler vor den Karren gespannt um noch einmal mit "Raubkopierer sind Verbrecher"-Methodik restriktivere gesetze EU und Weltweit durchzupressen. in der aktuellen oesterreichischen Kampagne "Kunst hat Recht" wurden zT einfach ganze Absaetze der industriellen Lobbyisten uebernommen, offenbar hat da jemand aus der PR-Abteilung geschlampt. Immerhin wurden Formulierungen wie "Hausdurchsuchungen" auf "Nachforschungen vor Ort" verniedlicht.
nachzulesen u.a. hier: http://www.politisieren.at/dokumente_be ... mpagne.php
 
Snowcrash: Ich danke für die ausführlichen Statements.
Deiner Meinung bin ich zwar nicht, aber das macht ja nichts.
Ich würde gerne von Florian hören, wie er die beschriebene Situation bewerten würde.
 
Jörg schrieb:
Ich verstehe das absolut nicht, ich glaube wir reden hier gnadenlos aneinander vorbei.
Ja. Tun wir. Mein Buch gibts nicht als E-Book. Das kann niemand tauschen. Genau das sage ich ja. Spielt Konzerte, macht Vinyl.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass jede Form der "illegalen" Kopie meiner Werke bisher in erster Linie den "legalen" Verkauf meiner Werke angekurbelt hat. Ich selbst bin ja der größte "illegale Vertreiber"; ich poste hier dauernd frei downloadbare Ausschnitte aus meinem Buch.


Und dann hätte ich hier mal wieder meinen ketzerischen Gedanken:
Mich würde interessieren, woher der Anspruch kommt, dass man mit Kunst Geld verdienen können müsse? Es gibt keinen Anspruch auf die Wirtschaftlichkeit einer Tätigkeit. Wenn sich die Rahmenumstände ändern, dann ist eine Tätigkeit halt ggf nicht mehr wirtschaftlich - Pech. Dann muss man halt mit was anderem seinen Lebensunterhalt bestreiten. Ich verweise immer gerne auf das Beispiel mit den Hufschmieden, die um 1900 herum die Autos verbieten lassen wollten, weil sie dann Ihre Arbeit verlören (diese Bestrebungen gab es damals bei den Zünften in einigen Städten tatsächlich!). Man muss nicht kommentieren, wie das zwischen den Hufschmieden und den Autos ausgegangen ist...

Genauso kommen mir die ganzen Bereiche vor, die mit dem Vertrieb von Kopien Geld verdienen / mal verdient haben. Sorry Jungs, war ne schöne Zeit, aber die ist vorbei. Sucht Euch was anderes...
 
snowcrash schrieb:
Auf der Strecke bleiben jene, die aus vermeintlich moralischer Ueberzeugung an diese unsaeglichen Urheberrechtsdebatte festhalten und am eigentlichen Thema vorbeidiskutieren.
Kernaussage!
 
florian_anwander schrieb:
Genau das sage ich ja. Spielt Konzerte, macht Vinyl.
Was auch meine Praxis ist, trotzdem bin ich auch ein Kind und Unterstuetzer einer freien Netzkultur. Ansonsten kann ich Florian nur zustimmen, es kommte eben auch auf den Kontext an und warum man etwas macht. Zwischen Kunst und Unterhaltungsprodukten ist aber auch nochmal ein Unterschied und nicht jeder wer Musik macht muss gleich zum selbstausbeutenden Kreativwirtschaftler werden. Genausowenig stimmt aber das Feinbild vom schmarotzenden Kuenstler, der dem gemeinen Arbeiter auf der Steuertasche liegt um sich monatlich die Hasch-Zigaretten zu finanzieren. Nicht jede Form von Kunst sollte marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen unterworfen werden, sonst wuerde es gar keine kritischen Stimmen mehr geben. Die Foerderung kritischer Kunst finde ich fuer eine demokratische Gesellschaft unumstoesslich und eine grundsaetzlich zu unterstuetzende politische Forderung.
 
florian_anwander schrieb:
Mein Buch gibts nicht als E-Book. Das kann niemand tauschen.
Willst du der Frage ausweichen? Oder ist dies deine Antwort:

florian_anwander schrieb:
Ansonsten kann ich nur sagen, dass jede Form der "illegalen" Kopie meiner Werke bisher in erster Linie den "legalen" Verkauf meiner Werke angekurbelt hat.
Das verstehe ich so dass du damit kein Problem hättest.
Ok, ist eine Meinung!

florian_anwander schrieb:
Mich würde interessieren, woher der Anspruch kommt, dass man mit Kunst Geld verdienen können müsse? Es gibt keinen Anspruch auf die Wirtschaftlichkeit einer Tätigkeit.
Richtig, diesen Anspruch gibt es nicht.
Aber wenn es eine offensichtliche Nachfrage gibt, dann ist es doch verständlich dass ein Kulturschaffender für seine Leistung entlohnt werden möchte.

Nur dass wir uns hier nicht falsch verstehen: Ich glaube nie und nimmer dass sich das Rad der Zeit zurückdrehen lässt.
Ich glaube aber dass es nicht qualitätsfördernd ist wenn man mit Kultur kein Geld mehr verdienen kann.

Nun denn, ich bin fast 40, also bald alt genug um von der "guten alten Zeit" zu schwadronieren! :mrgreen:
 
Jörg schrieb:
Aber wenn es eine offensichtliche Nachfrage gibt, dann ist es doch verständlich dass ein Kulturschaffender für seine Leistung entlohnt werden möchte.
Unbestritten, aber warum brauche ich dafuer heutzutage Verlage und Urheber/Verwertungsrechte? Das ist doch unterm Strich nur hinderlich. Die Moeglichkeiten zur Selbst- bzw. Direktvermarktung im Netz und die Bereitschaft direkte Kuenstlerangebote wahrzunehmen war nie hoeher als jetzt!
 
snowcrash schrieb:
Unbestritten, aber warum brauche ich dafuer heutzutage Verlage und Urheberrecht? Das ist doch unterm Strich nur hinderlich. Die Moeglichkeiten zur Selbst- bzw. Direktvermarktung im Netz und die Bereitschaft direkte Kuenstlerangebote wahrzunehmen war nie hoeher als jetzt!
Aber hallo!
Siehe meine Signatur.

Deswegen mein ich ja, die Diskussion ist irgendwie total panne weil ständig alles durcheinander geht.
So finde ich mich in Diskussionen über das Thema immer mal wieder in die Position des GEMA-Verteidigers gedrängt, dabei hab ich mit dem Verein null komma nix zu tun. Genauso ist nicht jeder der die heutige Form des Urherber-/Verwertungsrechts für überholt hält, ein Download-Kid.
 
Jörg schrieb:
Deswegen mein ich ja, die Diskussion ist irgendwie total panne weil ständig alles durcheinander geht.
Ja, weil die lautesten Stimmen in der Debatte jene der Interessensvertreter der grossen Industrie-Spieler sind, also Google/Youtube vs. Warner/Sony/etc... und eben auch GEMA/AKM... als Institutionen im Dienste letzterer. Die wirklichen Beduerfnisse der Musiker und Kuenstler bleiben da auf der Strecke oder sie werden - eingelullt durch Peanuts-Ausschuettungen in Tantiemenform - als "freiwillige" Feigenblaetter vor den eigenen PR-Karren gespant. Ich mache mir da was zB die AKM in .at betrifft keine Illusionen mehr...
 
was gibts da denn mal grundsätzlich zu diskutieren: wenn ich was leiste an dem sich menschen erfreuen oder damit profit machen dann steht es mir zu am eigenen kuchen zu naschen - wem das zu schwer ist der möge sich als zeichen dessen einmal selbst mit der faust in die fresse hauen...

würden nicht millionen (milliarden?) leute musik regelmässig klauen dann gäbe es die ganze diskussion ja gar nicht weil dann wäre der kuchen auch noch gross genug

kommt wohl von so ner art degenerativen perspektive der gesellschaft: jeder kann sich überall bedienen solange er selber dadurch nicht eingeschränkt wird - manch ein philosoph würde sich im grab umdrehen
 
ich gehe mit dem florian total d'accord und finde seine sichtweise zu dem thema entspannt und richtig.

man darf nicht den faktor der werbung für den künstler unterschätzen, wenn sein werk global verbreitet wird.

denn erst, wenn ein künstler ausserordentlich bekannt (und seine kunst anerkannt) ist, beginnt er, neben dem wert seiner kunst auch einen geldwert zu erlangen, den er dann -NUR durch seine bekanntheit- in einen geldwert umsetzen kann. es ist ja doch nicht so, dass ein musiker nur vom verkauf von platten oder dateien lebt/lebte, tourneen und merchandise bringen die kohle.

das problem ist zweierlei art: zum einen wurde mit dem internet quasi eine büchse der pandora geöffnet, die man mit keinem noch so aberwitzigen gesetz wieder schliessen kann und was auch gut so ist: der freie austausch von informationen weltweit, ohne zensur und beschränkungen. das beinhaltet nunmal auch musik und videos. wenn sich nun solche feinen herren wie z.b. der lars ulrich beschweren, dass sie deshalb nichtmehr 12 millionen, sondern nur noch 7 millionen platten verhökern, so spricht das imo doch nur für die masslosigkeit der musiker-bonzen, die den hals nicht vollbekommen können. wahre künstler scheren sich eh einen dreck um die kohle, ein echter künstler MUSS kunst produzieren, weil sie nunmal in ihm steckt. das sieht man ja an den kleinen labels und bands, die sowieso nach wie vor von gema und co niemals einen müden cent sehen und die trotzdem immer weiter machen.

zum anderen ist durch die digitalisierung ein völlig neuer vertriebsweg entstanden. es braucht keine labels, keine plattenpresswerke, keine cd-kopierwerke mehr. eine gute idee für einen song, eine website und los gehts. ist halt schwieriger, sowas zu vermarkten. zwar gibt es ja schon z.b. i-tunes, ich glaube aber eher nicht, dass die zukunft der musik (-industrie) im verkaufen von rechten an die endnutzer von musikdateien liegt. ich denke, die musiker werden den drops lutschen müssen, dass sie die verbreitung ihrer musik im netz akzeptieren. die kohle müssen sie sich nun halt woanders holen, dort, wo mit ihrer musik geld gemacht wird (und wo der herr regner auch recht hat): bei youtube z.b. und vor allem bei konzerten und merchandise. und es ist ja auch nicht so, dass niemand mehr sich ne schöne platte ins regal stellen will. die heutigen musi-bonzen werden da natürlich "leider" den gürtel enger schnallen müssen, aber wie schon gesagt, dann verdient man halt nicht mehr 100millionen pro jahr, sondern nur noch 20 und muss dafür halt ne tournee mehr an den start bringen. so what?

nur, weil der bohlen mit seinem schrott immernoch million um million reicher wird, heisst das ja auch nicht, dass jeder, der eine 909 programmieren kann, dazu ebenfalls "das recht" hat, nur weil er "musik" oder "kunst" produziert.

von der eigenen KUNST leben zu können, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie einen sechser im lotto zu haben. und auch da gibt es nicht die versicherung, dass man von nun ab für immer in saus und braus leben kann.

dem immer breiter werdenden "künstler-mittelmass" -sorry- wird das luxory celebrity life für immer ein wunschtraum bleiben, da wird auch kein noch so scharfes copyright-gesetz was nützen.
 
Das mit der Werbung ist ja schön und gut - man erreicht viele Leute. Aber das heißt noch längst nicht dass man davon auch nur einen müden Euro hat.
Das ist ein zumindest SEHR zweischneidiges Schwert.
 
Jörg schrieb:
Das mit der Werbung ist ja schön und gut - man erreicht viele Leute. Aber das heißt noch längst nicht dass man davon auch nur einen müden Euro hat.
Das ist ein zumindest SEHR zweischneidiges Schwert.

Der Niedergang der Musikindustrie (nicht nur der bösen Majors sondern auch von Independent-Labels) vollzog sich übrigens ziemlich parallel zur wachsenden Verbreitung von Breitbandanschlüssen, die ein massenhaftes Kopieren von Musik, Filmen etc. erst möglich machten. Laut der "ist ja nur Werbung und triggert den Verkauf an"-These hätten diese ja eher ansteigen müssen... :floet:
 
Das Urheberecht = Fiktion einer konsumorientierten Gesellschaft und es löst sich gerade auf.
 
Tom Noise schrieb:
Und? Auch jeder der etwas Materielles herstellt, darf über die Verwertung seiner Ware selbst und alleine bestimmen. War das jemals anders? Nur in heutigen Zeiten soll das ausgerechnet nur den Urhebern nicht mehr erlaubt sein?
Klar, darf VW dir vorschreiben, dass du mit dem von ihnen gekauften Auto nur Rechtskurven fahren darfst.
Schon mal was von "Erschöpfungsgrundsatz" gehört?

Man, mit so einer Deppenargumentation kommt man doch nicht weiter. Theoretisch bekommt ihr Urheber ein totales Monopolrecht für 70 Jahre nach eurem Tod kostenlos in den Arsch geblasen - praktisch könnt ihr euch mit dem Papier, auf dem das Gesetz gedruckt ist, den Arsch abwischen.

Und da bestehst du darauf, dass man nicht mal die fundamentalen Eigenschaften und Wirkungen dieser Regelungen benennen darf, weil jeder, der die grenzdebile Schwätzerei vom geistigen Eigentum nicht mehr hören kann, deiner Ansicht nach sowieso alles umsonst haben will? Wie schwarz/weiß ist deine Welt eigentlich? Oder glaubst du ehrlich, dass nur Vollidioten Urheber für ihre Arbeit entlohnen wollen?

*Wenn* dein heiliges geistiges Eigentum nicht nur hohles Geschwätz um deinen persönlichen Vorteil wäre: wie viel Lizenzen zahlst du an die Erben von Robert Widlar[1]? Oder benutzt du dessen geistiges Eigentum etwa als Raubkopie?



[1]Entwickler u.a. des Stromspiegels, einer elementaren Schaltung, die sich heute in jedem Analog-IC findet. Gestorben 1991; gülte dafür das Urheberrecht dürften dessen Erben noch bis 2061 bestimmen in welchen ICs das eingesetzt werden darf ("nein, A/D-Wandler lizensieren wir gar nicht...") - und sie bekämen Tantiemen dafür. Herr Widlar hat sich übrigens direkt für seine Arbeit bezahlen lassen und es damit zum Millionär gebracht.
 
xqrx schrieb:
Wie gesagt, ausgerechnet die Reinkarnation des Bösen als Megaupload hat ja gezeigt, dass die Verbraucher durchaus gewillt sind für Kunst zu zahlen.

Megaupload war "kostenlos", verdient hat der Mann durch Werbung. Künstler und Labels bekamen nichts.

xqrx schrieb:
Die Medien machen jetzt das gleiche durch wie vor 20 Jahren die Softwareindustrie. Software wird und wurde auch immer kopiert. Und?!? Wird deshalb jetzt keine Software mehr geschrieben? Es haben sich stattdessen viele unterschiedliche Vertriebsmodelle entwickelt.

...und Kopierschutzmodelle
g025.gif
 
Jörg schrieb:
Deswegen mein ich ja, die Diskussion ist irgendwie total panne weil ständig alles durcheinander geht.
So finde ich mich in Diskussionen über das Thema immer mal wieder in die Position des GEMA-Verteidigers gedrängt, dabei hab ich mit dem Verein null komma nix zu tun. Genauso ist nicht jeder der die heutige Form des Urherber-/Verwertungsrechts für überholt hält, ein Download-Kid.

Richtig!!

Ist aber auch hier tatsächlich zum Großteil meine Schuld, weil der Titel des Threads schon irreführend ist. Im Kern geht es mir in dieser Diskussion gar nicht um das Urheberrecht, sondern nur um die Tatsache dass die Nachfrage in den sogenannten "Tauschbörsen" einerseits sehr oft immens hoch ist, sich das aber nicht in nennenswert höheren Verkaufszahlen äußert. Und dass diverse Konzerne mit nichtvergütetem Content handeln und die eigentlichen Contentlieferanten nicht beteiligt werden. Und die Masse dazu noch applaudiert und fröhlich weitersaugt (Die Masse meint übrigens nicht "alle", für so dämlich kann man mich doch gar nicht halten).

Noch was zum Urheberrecht: Ich selbst habe auch schon mehrfach in verschiedenen Threads die Meinung geäußert, dass das heutige Urheberrecht in dieser Form reformbedürftig ist. Leider hab ich selbst auch keine Lösung, aber die jetzige Form kann es auch nicht sein.
 
Tom Noise schrieb:
...sondern nur um die Tatsache dass die Nachfrage in den sogenannten "Tauschbörsen" einerseits sehr oft immens hoch ist, sich das aber nicht in nennenswert höheren Verkaufszahlen äußert...

Ist noch ein vager Eindruck, aber die Three Strike Regelung in Frankreich scheint Erfolg zu haben - die illegalen Downloads gehen zurück, aber auch die legalen Verkäufe.
 
Mr.Lobo schrieb:
ich gehe mit dem florian total d'accord und finde seine sichtweise zu dem thema entspannt und richtig.

man darf nicht den faktor der werbung für den künstler unterschätzen, wenn sein werk global verbreitet wird.

denn erst, wenn ein künstler ausserordentlich bekannt (und seine kunst anerkannt) ist, beginnt er, neben dem wert seiner kunst auch einen geldwert zu erlangen, den er dann -NUR durch seine bekanntheit- in einen geldwert umsetzen kann. es ist ja doch nicht so, dass ein musiker nur vom verkauf von platten oder dateien lebt/lebte, tourneen und merchandise bringen die kohle.

das problem ist zweierlei art: zum einen wurde mit dem internet quasi eine büchse der pandora geöffnet, die man mit keinem noch so aberwitzigen gesetz wieder schliessen kann und was auch gut so ist: der freie austausch von informationen weltweit, ohne zensur und beschränkungen. das beinhaltet nunmal auch musik und videos. wenn sich nun solche feinen herren wie z.b. der lars ulrich beschweren, dass sie deshalb nichtmehr 12 millionen, sondern nur noch 7 millionen platten verhökern, so spricht das imo doch nur für die masslosigkeit der musiker-bonzen, die den hals nicht vollbekommen können. wahre künstler scheren sich eh einen dreck um die kohle, ein echter künstler MUSS kunst produzieren, weil sie nunmal in ihm steckt. das sieht man ja an den kleinen labels und bands, die sowieso nach wie vor von gema und co niemals einen müden cent sehen und die trotzdem immer weiter machen.

zum anderen ist durch die digitalisierung ein völlig neuer vertriebsweg entstanden. es braucht keine labels, keine plattenpresswerke, keine cd-kopierwerke mehr. eine gute idee für einen song, eine website und los gehts. ist halt schwieriger, sowas zu vermarkten. zwar gibt es ja schon z.b. i-tunes, ich glaube aber eher nicht, dass die zukunft der musik (-industrie) im verkaufen von rechten an die endnutzer von musikdateien liegt. ich denke, die musiker werden den drops lutschen müssen, dass sie die verbreitung ihrer musik im netz akzeptieren. die kohle müssen sie sich nun halt woanders holen, dort, wo mit ihrer musik geld gemacht wird (und wo der herr regner auch recht hat): bei youtube z.b. und vor allem bei konzerten und merchandise. und es ist ja auch nicht so, dass niemand mehr sich ne schöne platte ins regal stellen will. die heutigen musi-bonzen werden da natürlich "leider" den gürtel enger schnallen müssen, aber wie schon gesagt, dann verdient man halt nicht mehr 100millionen pro jahr, sondern nur noch 20 und muss dafür halt ne tournee mehr an den start bringen. so what?

nur, weil der bohlen mit seinem schrott immernoch million um million reicher wird, heisst das ja auch nicht, dass jeder, der eine 909 programmieren kann, dazu ebenfalls "das recht" hat, nur weil er "musik" oder "kunst" produziert.

von der eigenen KUNST leben zu können, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie einen sechser im lotto zu haben. und auch da gibt es nicht die versicherung, dass man von nun ab für immer in saus und braus leben kann.

dem immer breiter werdenden "künstler-mittelmass" -sorry- wird das luxory celebrity life für immer ein wunschtraum bleiben, da wird auch kein noch so scharfes copyright-gesetz was nützen.

So richtig das einerseits alles ist, so falsch ist die Illusion, dass es zwischen ganz fett und ganz ärmlich noch lange einen Platz gibt. Es ist vergleichbar mit der Schere zwischen Arm und Reich in der Gesellschaft, die sich immer weiter öffnet. immer mehr Superreiche auf der einen, und immer mehr Armut auf der anderen Seite.
 
nordcore schrieb:
Tom Noise schrieb:
...sondern nur um die Tatsache dass die Nachfrage in den sogenannten "Tauschbörsen" einerseits sehr oft immens hoch ist, sich das aber nicht in nennenswert höheren Verkaufszahlen äußert...

Ist noch ein vager Eindruck, aber die Three Strike Regelung in Frankreich scheint Erfolg zu haben - die illegalen Downloads gehen zurück, aber auch die legalen Verkäufe.

Dass dies anders herum funktioniert, ist irgendwie logisch. Wenn dem illegalen Downloader der Zugang gesperrt wird, fällt er als Kunde der legalen Portale ebenso weg. Ich bin entgegen deiner vorherigen Einschätzung nämlich nicht der Meinung, dass ALLE illegalen Downloader das ausschließlich tun würden.
 
Es gibt keine relevante Zahl von Zugängen, die real gesperrt werden.
Es geht nur um die Drohung, die die Zahl der illegalen Downloads reduziert.
 
nordcore schrieb:
Tom Noise schrieb:

Nu, in meiner Branche wird Geld verdient - du jammerst doch hier rum, das dein Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert. Wo ist da der Fail?

Ich bin recht zufrieden und kann meine Familie ernähren, danke der Nachfrage. Wer jammert denn? Nichtsdestotrotz stört es mein Unrechtsempfinden, wenn Filehoster und Provider sich mit meinen Produkten die Taschen voll machen, ohne mich je um Erlaubnis gefragt zu haben und dann noch frech werden und herumtricksen, wenn man als Hersteller um Löschung der illegalen Dateien bittet. Und ebenso stört mich, genau wie Herrn Regener, die Doppelmoral vieler Internetkonzerne, Parteien und User.

Der Fail liegt im Umgangston, den Du in diese bis dato recht sachliche Diskussion einbringen wolltest. Das muss ich mir auf dem Niveau nicht geben.
 
nordcore schrieb:
Es gibt keine relevante Zahl von Zugängen, die real gesperrt werden.
Es geht nur um die Drohung, die die Zahl der illegalen Downloads reduziert.

Natürlich ist so eine Drohung kein positives Signal. Würde mich auch nicht gerade zum Kauf motivieren, das ist verständlich. Trotzdem sehe ich immer noch nicht, warum daraus ein Umkehrschluss entstünde.
 
florian_anwander schrieb:
Und dann hätte ich hier mal wieder meinen ketzerischen Gedanken: Mich würde interessieren, woher der Anspruch kommt, dass man mit Kunst Geld verdienen können müsse?

Den Anspruch hat wohl nur derjenige, dessen Kunst auch eine hohe Nachfage erfährt. Ansonsten kenne ich eigentlich keinen Musiker, der diesen Anspruch ernsthaft vertritt.

florian_anwander schrieb:
Es gibt keinen Anspruch auf die Wirtschaftlichkeit einer Tätigkeit. Wenn sich die Rahmenumstände ändern, dann ist eine Tätigkeit halt ggf nicht mehr wirtschaftlich - Pech. Dann muss man halt mit was anderem seinen Lebensunterhalt bestreiten.
Sicher nicht ganz falsch, jedoch:

florian_anwander schrieb:
Ich verweise immer gerne auf das Beispiel mit den Hufschmieden, die um 1900 herum die Autos verbieten lassen wollten, weil sie dann Ihre Arbeit verlören (diese Bestrebungen gab es damals bei den Zünften in einigen Städten tatsächlich!). Man muss nicht kommentieren, wie das zwischen den Hufschmieden und den Autos ausgegangen ist...

Ich würde Dir zustimmen, wenn der Bedarf und das Interesse an neu produzierten Daten wie Musik, Büchern, Software, Filmen usw. nicht mehr gegeben wäre. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der digitale Content-Markt schreit doch immer schneller nach neuen und noch mehr Produkten. Im Gegensatz dazu ging die Nachfrage nach Hufeisen doch sehr zurück.
 
uote="EinTon"]

Der Niedergang der Musikindustrie (nicht nur der bösen Majors sondern auch von Independent-Labels) vollzog sich übrigens ziemlich parallel zur wachsenden Verbreitung von Breitbandanschlüssen, die ein massenhaftes Kopieren von Musik, Filmen etc. erst möglich machten. Laut der "ist ja nur Werbung und triggert den Verkauf an"-These hätten diese ja eher ansteigen müssen... :floet:[/quote]

mitnichten. denn "massenhaftes kopieren" gab es schon, seit es musikkassetten und vhs-video gab. trotzdem sind künstler wie michael jackson oder regisseure wie wolfgang petersen nicht an hungertod gestorben.

es hat anfang der 90er mal eine grosse indie-krise gegeben, weil viele indie-labels sich an spv verkauft hatten und es statt um musik nur noch um kohle ging (rhythmus der zeit, sozusagen). es gibt nach wie vor jede menge indie-labels, die saugute musik produzieren und damit -ebenfalls nach wie vor- keinen cent "gewinn" machen.

als beispiel führe ich mal den guten michael kolepke von tumbleweed records an. der macht sein ding seit 20 jahren und wohnt quasi immernoch bei mutti.

die verbreitung von breitbandanschlüssen ist ganz sicher nicht schuld am niedergang der musikindustrie (den es so ja übrigens gar nicht gibt, stattdessen gibt es eine "unterhaltungsindustrie", die reicht von dsds bis dschungelkamp).

aber: die digitalisierung hat den markt gigantisch verbreitert, jeder hinz kann heutzutage musik produzieren, ohne auch nur einen cent für equipment ausgegeben zu haben und er stellt seine ergüsse komplett ohne vertrieb und kostenlos auf soundcloud o.ä. online.

wo es in den 80ern vielleicht 20000 musikproduzierende in d gab, von denen 19800 mit vierspurgeräten und kopierten kassetten hantieren mussten, gibt es heute 2 millionen, die sogar ihre fuzzgitarren am pc emulieren.

ich habe heute als konsument die wahl, ob ich mir von künstler x das album kaufe oder mir eine von vielen ähnlich produzierenden no-names kostenlos ziehe. d.h., die konkurrenz ist wesentlich grösser als früher. und wer nach marktwirtschaft und kommerz kräht, muss dann auch akzeptieren, dass ihm die mitbewerber den spargel verhageln.
 
Mr.Lobo schrieb:
ich habe heute als konsument die wahl, ob ich mir von künstler x das album kaufe oder mir eine von vielen ähnlich produzierenden no-names kostenlos ziehe. d.h., die konkurrenz ist wesentlich grösser als früher. und wer nach marktwirtschaft und kommerz kräht, muss dann auch akzeptieren, dass ihm die mitbewerber den spargel verhageln.

Und womit ist es unter dem Aspekt zu erklären, dass die meist-"getauschten" oder auch gesaugten Songs die absoluten Top Hits der Superstars sind und eben nicht die kostenlosen der No Names? Warum sind die meistgesaugten Filme die Hollywoodblockbuster und nicht die der Kunstfilmer?
 
naja, das hat halt viel mit der von mir oben schonmal erwähnten bekanntheit zu tun. wenn du erstmal 10000000000millionen klicks hast, wirst du auch 100000millionen mal kopiert und bist "trotzdem" multimillionär.

wenn du 100.000 klicks hast und "erst" 1000 mal kopiert wurdest, kannst du bis vors bundesverfassungsgericht klagen und bist nach wie vor marktwirtschaftlich ne nullkommanix.
 
...ich möcht aber auch gleich mal nachfragen, "warum geht man für die "guten" filme immernoch ins kino?" bzw. "warum stellt man sich seine lieblingsplatten immernoch ins plattenregal?"
 


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