fab schrieb:
- oder ich müsste (weiß nicht, ob der four voice das kann) die stimmen strikt trennen, von oben nach unten. jeweils der höchsten, zweithöchsten, dritthöchsten und letzten stimme wird dann ein modul zugewiesen. das ist aber nicht kontrapunktisch gedacht , sondern ein bisschen einfältig.
was habe ich jetzt übersehen?
Die Stimmenzuordnungsmodi.
Über deren Funktion kann ich nur den Namen "Reset", "Reassign", "Continuous" und "Freeze" (siehe "Note Assignment"-Bereich auf
http://gsfagency.com/images/gsf_so4v_programmer_lg.jpg) nach spekulieren, und dies auch nur anhand meiner Erinnerungen an den Oberheim Xpander, den ich aber seit 13 Jahren nicht mehr besitze. Seinerzeit verkauft, um ein Nord Modular zu finanzieren (nun giesst schon Eimer voller Häme über mir aus). Da das aber lange her ist, mag man es mir bitte nachsehen, falls ich da etwas durcheinander bringen sollte.
Freeze
Hatte der Xpander meiner Erinnerung nach nicht, und ich habe keine Ahnung, was das sein soll. Freue mich aber drauf.
Continuous
Das wohl am meisten verbreitete Stimmmenzuordnungmuster. Jede neue gespielte Taste wird unabhängig von ihrer Tonhöhe der nächsten freien Stimme zugewiesen. Lange Release-Phasen werden – ausreichende Stimmenzahl vorausgesetzt – eher selten abgeschnitten. Unterscheidet sich die Klangeinstellung der Stimmen, klingt es je nach Ausmaß dieser Unterschiede "lebendig" bis "durcheinander". Hat man eine Portamento-Zeit ungleich Null gewählt, gleiten die Tonhöhen teilweise wild durcheinander, selbst wenn man den gleichen Akkord mehrere Male nacheinander spielt, da ja jede Stimme die Tonhöhe wechselt.
Reassign
Wie "Continuous", wird eine Taste aber wiederholt gespielt, wird sie der gleichen Stimme zugewiesen. Deren Release-Phase wird abgeschnitten, genauer: mit dem Attack der erneut gestarteten Hüllkurve fortgesetzt. Der bei "Continuous" eher schnell auftretende Stimmenklau wird so kaschiert. Auch das bei "Continuous" eher wild verlaufende polyphone Portamento wird deutlich gezähmt, da es nur bei einem Akkordwechsel stattfindet.
Reset
Wird die erste Taste gedrückt, wird sie der ersten Stimme zugewiesen. Lässt man diese Taste los und drückt dann die gleiche noch einmal oder eine andere, wird sie wieder der ersten Stimme zugewiesen. Hält man die erste Taste aber gedrückt und betätigt dazu eine weitere Taste, wird diese weitere Taste der zweiten Stimme zugewiesen. Lässt man dann die zweite Taste los und schlägt sie nochmal oder eine andere an, während die Taste der ersten Stimme gedrückt ist, wird die zweite Taste erneut der zweiten Stimme zugeordnet. Hält man auch die zweite Taste gedrückt und spielt eine weitere Taste, wird diese von der dritten Stimme gespielt – und so weiter.
Spielt man monophone Linien, fühlt sich "Reset" so an, als ob man einen einstimmigen Synthesizer spielen würde – ein eventuell aktives Portamento gleitet sanft von einem Ton der Melodie zum nächsten.
Reizvoll ist "Reset" zum einen beim wiederholten Wechsel vom ein- zum mehrstimmigen Spiel und zurück: einstimmige Melodien klingen selbst bei langen Release-Zeiten deutlich und nicht verwaschen, und man kann zwischendrin schnell einen Akkord spielen, dessen Noten dann dank der langen Releasephase langsam ausklingen, während man über diesem Teppich wieder die Melodie aufnimmt – ohne Angst davor haben zu müssen, dass sich diese Melodie die Stimmen des noch ausklingenden Akkordes "klaut".
Zum anderen – und nun komme ich nach langem Vorspiel auf fabs Frage zurück – ist "Reset" sehr hilfreich, wenn man deutliche Klangfarbenunterschiede in den einzelnen Stimmen eingestellt hat. Nehmen wir einen flötenähnlichen Klang in Stimme 1 an, einen Bass in Stimme 2, und die sagenumwobene "lang ausklingende warme Fläche" in den Stimmen 3 und 4. Der Flötenschlumpf fängt an, bei der Wiederholung des Themas spielt man dazu den Bass, wobei man sich darüber freut, nicht an einen festen Split-Punkt denken zu müssen, denn der Bass darf ruhig auch mal im Tonhöhenbereich der Flöte unterwegs sein (und umgekehrt). Um die weitere Wiederholung des Themas aus Flöte und Bass noch interessanter zu gestalten, spielt man dazu noch einen Zweiklang mit der Fläche, deren Noten dann langsam ausklingen, während man sich wieder auf Bass und Flöte konzentriert. Man ahnt: Konzentration und Übung sind nicht ganz unwesentliche Ingredienzen einer solchen Veranstaltung, aber wenn man es kann, macht es einen Riesenspaß.
Wenn man es spielerisch etwas einfacher, aber klanglich auch durchaus reizvoll haben möchte, spiele man die Töne eines Akkorde nicht gleichzeitig, sondern gebrochen, also beispielsweise sehr schnell nacheinander aufwärts. Hat man dann in den Stimmen ähnliche Klänge eingestellt, bei denen aber wesentliche Klangmerkmale – sagen wir mal Filterresonanz – von Stimme zu Stimme etwas höher justiert wurden, klingen die höheren Töne des Akkords zunehmend schärfer. Oder die tieferen, oder die in der Mitte, einzig bestimmt von der Reihenfolge, mit der die Töne gespielt wurden.
Sicherlich ist das alles aufwändiger einzustellen und schwieriger zu spielen als beispielsweise ein Prophet-5.
Aber dafür klingt es auch nicht so schnell nach Heimorgel.
Und diese Klangassoziation habe ich nun einmal deutlich eher, wenn alle Stimmen möglichst gleich klingen.