Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM & bald beendet.

Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

swissdoc schrieb:
Das ist modern designed, aber eine Menge manuelle Arbeit bleibt noch übrig.

ganz ohne zynismus oder respektlosigkeit gegnüber den fachkräften, aber:

wieso sollte man das 2016 als kunde als "relevantes merkmal" zur priesbewertung heranziehen ?

man kann doch ebenso den anachronismus und die ineffizienz bemängeln...

also jetzt mal wirklich als reines gedankenspiel - denn als kunde will man doch am ende einfach etwas das das tut was es soll.

ob das in den usa um x erzeugt wird oder in china um x/4 (wenn der chinese theoretisch mit x/4 dort so gut leben kann wie der amerikaner)
oder am ende das ganze von einem roboter gemacht wird und die menschen in startrek manier alle im park ball spielen oder gedichte rezitieren ist doch egal.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Paul Dither schrieb:
Nun ja, so ganz frei von Mythen ist der Minimoog ja nun gerade nicht, was im Übrigen schon Bob Moog als absurd beklagte, als er in der 90er Jahren einen Artikel darüber für das US-amerikanische Keyboard-Magazin verfasste.
Meiner Erinnerung nach beklagte er sich in dem Artikel darüber, dass die Kundschaft den früheren Modellen für ihn nicht nachvollziehbare Eigenschaften andichtete, während er die späteren Modelle als besser empfand. Der Nachbau folgt dem späteren Layout. Was genau ist also der Mythos, der hier bezahlt werden soll?

Darüber hinaus plante man ursprünglich das Gerät nach etwa 100 verkauften Einheiten technisch zu überholen.
Im Original sagte Bob Moog (siehe Seite 232 in "Analog Days"):
"And I remember thinking, and saying to a lot of people, we're going to make a hundred of these and then we'll stop and see where we are. You know, the funny thing is, we never did stop."
Das besagt nicht mehr und nicht weniger, dass Bob Moog zu Beginn der Produktion des Minimoog nicht damit rechnete, dass das Instrument ein großer Erfolg werden würde. Woher hätte er das auch wissen sollen? Wie hätte er das auch von einem Instrument glauben sollen, dessen Urheberschaft er mit anderen teilen musste, da es zu einem Großteil hinter seinem Rücken entwickelt worden war, während seine Firma den Bach runterging? Daraus ableiten zu wollen, dass der Minimoog – ich formuliere es mal bewußt überspitzt – voller technische Versäumnisse war, die es nun endlich abzustellen gälte, will sich mir nicht erschliessen.

Es ist also nicht so verwunderlich, wenn heute einige Leute mit dem Einwurf reagieren, dass sie für stolze $3.500 schon etwas mehr erwarten würden.
Verglichen womit ist der Preis "stolz"? Mit dem Gebrauchtpreis eines Model D? Natürlich nicht, verglichen damit ist der Preis absolut im Rahmen, sogar vielleicht eher am unteren Ende. Veglichen mit einem Minimoog Voyager Oldschool? Auch nicht. Mit der Animoog App? Herrje, dann können wir jedem Hardware-Synthesizer den Vorwurf eines "stolzen" Preises machen.

Zumidest Dinge wie Pulsweitenmodulation, Oszillator-Sync und 4-stufige Hüllkurvengeneratoren.
Dann würden dann andere Diskussionen führen: Warum hat er zwar die von Dir vorgeschlagenen Ausstattungsmerkmale, aber keinen Speicher, und statt des ollen Overdrive im Mischer wäre doch ein frei einstellbarer Waveshaper zeitgemäßer, und die Hüllkurvenmodulationsintensität der Frequenz des synchronsierten Oszillators muss einstellbar sein, umschaltbare Filterflankensteilheit, ach was, gleich umschaltbare Filtermodi usw. usf. …die kleine Raupe Nimmersatt, wir kennen & sind sie alle.

Und dann die "Goldohren", die in den von Dir vorgeschlagenen Ergänzungen den Originalklang verändernde Schaltungseingriffe sehen bzw. hören!

Und wie sähe die Kiste dann überhaupt aus? Es hat ja zu Lebzeiten des Minimoog nicht an Modifikationen von Drittherstellern gefehlt, zum Beispiel von Rivera Music Services:
1.jpg

moog_minimoog-rms-mods.jpg

Die haben faktisch nur das einzubauen versucht, was Du vorschlägst, und es sieht aus wie Frankensteins Gesellenstück, weil dafür kein Platz da ist…all diese Dinge ("und noch viel meeeehr!") hat Bob Moog im Minimoog Voyager verwirklicht, zu dem sich ein erweiterter Minimoog in interne Konkurrenz begeben hätte.

Letztlich (aber auch hier wiederhole ich mich) wäre ein solcherart erweiterter Minimoog schlicht kein Minimoog mehr. Und damit hätte sich das Instrument selbst seines Existenzgrundes beraubt.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Bernie schrieb:
Die Platinen werden sehr wahrscheinlich auch von Hand bestückt, so wie die Modulars auch, automatisieren lohnt sich bei den paar Teilen einfach nicht.
Als jemand, der so etwas früher einmal als Ferienjob gemacht hat, muss ich allerdings sagen, dass handbestückte Platinen kein Qualitätskriterium sind - im Gegenteil. Maschinen können das zuverlässiger und fehlerfreier.

Die ganze Diskussion hier läuft aber in eine ganz falsche Richtung, finde ich. Es hat fast etwas von einer Sozial-Neid-Debatte.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

serge schrieb:
Paul Dither schrieb:
Nun ja, so ganz frei von Mythen ist der Minimoog ja nun gerade nicht, was im Übrigen schon Bob Moog als absurd beklagte, als er in der 90er Jahren einen Artikel darüber für das US-amerikanische Keyboard-Magazin verfasste.
Meiner Erinnerung nach beklagte er sich in dem Artikel darüber, dass die Kundschaft den früheren Modellen für ihn nicht nachvollziehbare Eigenschaften andichtete, während er die späteren Modelle als besser empfand. Der Nachbau folgt dem späteren Layout. Was genau ist also der Mythos, der hier bezahlt werden soll?

Richtig, was den o.g. Mythos zwischen alten und neueren Boards angeht. Das war jedoch nur als ein Beispiel von vielen möglichen gemeint. Mir geht's um diese ganzen Bestandteile, die zu dem "König der Analogsynths-Blabla" geführt haben und dem darauf gegründeten Käuferbegehren, das ja nunmal nicht einfach so da ist, sondern genauso produziert wird wie das Produkt selbst. Das ist all das, was ich als Fetisch bezeichne, obwohl ich nie abstreiten würde, dass der Minimoog durchaus seinen eigenen unverwechselbaren Klang hat. Um unverwechselbaren Klang scheint es allerdings nicht zu gehen, denn warum wollte sonst plötzlich jeder einen Minimoog haben, der ja schon zu Lebzeiten bzw. vor seiner Reanimierung keine Rarität im popmusikalischen Universum darstellte?

serge schrieb:
Paul Dither schrieb:
Darüber hinaus plante man ursprünglich das Gerät nach etwa 100 verkauften Einheiten technisch zu überholen.
Im Original sagte Bob Moog (siehe Seite 232 in "Analog Days"):
"And I remember thinking, and saying to a lot of people, we're going to make a hundred of these and then we'll stop and see where we are. You know, the funny thing is, we never did stop."
Das besagt nicht mehr und nicht weniger, dass Bob Moog zu Beginn der Produktion des Minimoog nicht damit rechnete, dass das Instrument ein großer Erfolg werden würde. Woher hätte er das auch wissen sollen? Wie hätte er das auch von einem Instrument glauben sollen, dessen Urheberschaft er mit anderen teilen musste, da es zu einem Großteil hinter seinem Rücken entwickelt worden war, während seine Firma den Bach runterging? Daraus ableiten zu wollen, dass der Minimoog – ich formuliere es mal bewußt überspitzt – voller technische Versäumnisse war, die es nun endlich abzustellen gälte, will sich mir nicht erschliessen.

Natürlich hätte er das nicht wissen können. Mir ging es nur darum, dass man ursprünglich den Gedanken hegte, das Ganze noch einmal zu überholen, das ist alles. Und nach 1970 hatte Bob Moog eh nicht mehr das Sagen in der Firma, das kommt möglicherweise auch noch hinzu, würde aber nur zu Spekulationen führen.

serge schrieb:
Paul Dither schrieb:
Es ist also nicht so verwunderlich, wenn heute einige Leute mit dem Einwurf reagieren, dass sie für stolze $3.500 schon etwas mehr erwarten würden.
Verglichen womit ist der Preis "stolz"? Mit dem Gebrauchtpreis eines Model D? Natürlich nicht, verglichen damit ist der Preis absolut im Rahmen, sogar vielleicht eher am unteren Ende. Veglichen mit einem Minimoog Voyager Oldschool? Auch nicht. Mit der Animoog App? Herrje, dann können wir jedem Hardware-Synthesizer den Vorwurf eines "stolzen" Preises machen.

Also den Gebrauchtpreis als Richtwert herzunehmen finde ich schon absurd. Da geht es um ein fetischisiertes und limitiertes Produkt, dessen Pseudo-Aura auf einer Romantisierung der 1970er Jahre gründet. Daraus entsteht eine Preispolitik jenseits von Gut und Böse bzw. eine solche, die sich jeglicher Ratio entzieht - wie im Übrigen immer wenn ein Gegenstand zur Ware wird, nur in diesem Fall eben ins Extreme gesteigert (man kennt das Phänomen überdies vom aufgeblähten Kunstmarkt). Will sagen: Als pragmatisch veranlagter Musiker lassen sich die Ebay-Preise doch sowieso nicht verdauen.

Klar, verglichen mit dem Gebrauchtpreis eines Minimoogs erscheint die Wiedergänger-Edition natürlich preiswert. Verglichen mit einem Voyager oder Voyager OS allerdings nicht, da letztere nun mal Features bieten, die ich doch in diesen Zeiten als selbstverständlich einstufe. Darüber hinaus ist es nicht mein Problem, das Moog meint, plötzlich wieder Instrumente wie vor 40 Jahren herstellen zu müssen.

Und ja, wenn wir im Jahr 2016 mal die alltagswirkliche Komponente berücksichtigen, stellt sich schnell heraus, dass die meisten Hardware-Synthesizer nunmal einen stolzen Preis tragen, weil sie ja nicht in einem Vakuum existieren. Das wiederum ist nicht als Kritikpunkt gemeint, aber in einer Zeit, in der Du zig Instrumente in Form von Plug-ins oder Apps bekommen kannst, stellt Hardware nun einmal immer die teuerste Variante dar.

serge schrieb:
Paul Dither schrieb:
Zumidest Dinge wie Pulsweitenmodulation, Oszillator-Sync und 4-stufige Hüllkurvengeneratoren.
Dann würden dann andere Diskussionen führen: Warum hat er zwar die von Dir vorgeschlagenen Ausstattungsmerkmale, aber keinen Speicher, und statt des ollen Overdrive im Mischer wäre doch ein frei einstellbarer Waveshaper zeitgemäßer, und die Hüllkurvenmodulationsintensität der Frequenz des synchronsierten Oszillators muss einstellbar sein, umschaltbare Filterflankensteilheit, ach was, gleich umschaltbare Filtermodi usw. usf. …die kleine Raupe Nimmersatt, wir kennen & sind sie alle.

Nun ja, ich bin zwar klein, aber keine Raupe. Hinsichtlich der von Dir angefügten Features muss ich aber sagen, dass dies meinem Verständnis von einem $3.500 Synth durchaus näher käme, denn wer will schon immer dieselben ollen Moog-Sounds hören? - Ich weiß, leider zu viele.

serge schrieb:
Und dann die "Goldohren", die in den von Dir vorgeschlagenen Ergänzungen den Originalklang verändernde Schaltungseingriffe sehen bzw. hören!

Ich bin nicht sonderlich esoterisch veranlagt, drum kann ich mit halluzinierenden Goldohren eh nicht so viel anfangen.

serge schrieb:
Und wie sähe die Kiste dann überhaupt aus? Es hat ja zu Lebzeiten des Minimoog nicht an Modifikationen von Drittherstellern gefehlt, zum Beispiel von Rivera Music Services: […]

Ist ja nicht so, dass die Kiste ohne Mods irgendwie schön aussähe. Ist halt ganz funktional gebaut und sieht entsprechend aus wie ein aufgeklappter Schuhkarton.

serge schrieb:
Letztlich (aber auch hier wiederhole ich mich) wäre ein solcherart erweiterter Minimoog schlicht kein Minimoog mehr. Und damit hätte sich das Instrument selbst seines Existenzgrundes beraubt.

Was heutzutage auch nicht schlimm sein muss. Synthesizer hatten schließlich mal was mit Innovationen zu tun und nicht mit Totengräberei.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

starling schrieb:
Die Preise sind trotzdem Premium.
Beim Model D kommt von mir aus dazu daß das Gehäuse nicht sehr modern ist, aber sooo viel Arbeit fließt
in die Produkte auch wieder nicht rein
Wenn man den Zusammenbauprozess nachvollzieht, ist das sicher keine Stunde Arbeit pro Gerät, oder?
Eher eine Sache von so-und-so-viel Minuten...


Na Qualität hat seinen Preis, wenn du z.B. einen handgefertigen Grp A4 aus Italien kommen lässt kostet der auch einige gute Scheine. Wenn bester Analoge Sound, gutes Feeling und hohe Qualität stimmen, zahlt man eben auch was dafür. Das ist wohl auch nicht anders hier für den neuen Mini von Moog.

Und in so und so viel Minuten bekommst du keinen Minimoog zusammen.
Du verwechselst wohl mit einem Monotron... :mrgreen:

Ein Freund hatte sich letztes Jahr ein Minimoog Clone gebaut und da war einiges an Zeit und Arbeit drin.
http://www.crazy-patroche.com/2015/10/clonage-du-minimoog.html

Mir persönlich gefällt es das Moog weiter entwickelt, ob alt oder neu... Hauptsache es kommt immer noch was.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Bin ja relativ neu hier, aber dieses Forum ist fast noch lustiger als ich´s in anderen Bereichen an Aktivitäten erlebt habe...

Also ich weis jetzt, daß bestimmte Menschen festlegen, ob irgend jemand den diskuttierten Gegenstand überhaupt braucht , solche Produkte grundsätzlich 90%Prestige-statt Qualititätsanteil haben und wer sie kauft hätte eigentlich noch lieber einen Rolls Royce, ißt Zuviel Fleisch und kauft nur bei Aldi ein... :selfhammer:

Aber welche Magie dieses Instrument offensichtlich besitzt, bezeichnen schon alleine 14 Seiten mit fast ausschließlichem Inhalt an Sozialstudien noch weit bevor man´s selbst überhaupt erleben konnte !
Oder gab´s beim neuen Oberheim Two Voice eine ähnliche Debatte ? :lollo:

Leute, hier hat ein Hersteller ein Produkt (neu) aufgelegt. Das kann man kaufen oder lassen.
Aber anderen zu unterstellen, welchen Nutzwert es für sie hat (oder nicht hat) oder aus welchen (angeblichen Selbstdarstellungs-)Gründen sie kaufen ist eine Denkweise, die ich gar nicht mag.

Musik ist unendliche Freiheit - Freiheit ist andere lassen - ohne zu werten !

Ich find´s total geil, daß Moog das macht und freu mich drauf ihn real zu hören... :phat:
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

6Slash9 schrieb:
Also ich weis jetzt, daß bestimmte Menschen festlegen, ob irgend jemand den diskuttierten Gegenstand überhaupt braucht , solche Produkte grundsätzlich 90%Prestige-statt Qualititätsanteil haben und wer sie kauft hätte eigentlich noch lieber einen Rolls Royce, ißt Zuviel Fleisch und kauft nur bei Aldi ein... :selfhammer:

Trotz einiger Kontroversen will hier glaube ich keiner irgendetwas festlegen. Ich glaube die meisten sind sich einig darin, dass man sich diesen Minimoog entweder kaufen kann oder eben nicht. Wie Du selbst schreibst: "Das kann man kaufen oder lassen."

6Slash9 schrieb:
Aber welche Magie dieses Instrument offensichtlich besitzt, bezeichnen schon alleine 14 Seiten mit fast ausschließlichem Inhalt an Sozialstudien noch weit bevor man´s selbst überhaupt erleben konnte !
Oder gab´s beim neuen Oberheim Two Voice eine ähnliche Debatte ? :lollo:

Gut, zugegebenermaßen kann man sicherlich eine Teildiskussion, die hier aufgetreten ist - und an der ich sicherlich nicht unschuldig bin - verlagern. Du nennst es "Magie", was ich als Anlass nehmen würde, die Frage zu stellen, was es beispielsweise mit der Diskussion um Sound vs Features auf sich hat.

Zum Two Voice Pro muss gesagt werden, dass er einfach (noch) nicht überall erhältlich ist. Daher sind Forenbeiträge selbst auf Gearslutz rar gesät. Moog hat auch viel mehr Ressourcen, kann Werbung ganz anders aufziehen und schließlich ist der Vertrieb viel flächendeckender. Oberheim ist ja fast nur ein Ein-Mann-Betrieb. Der Two Voice Pro verbreitet sich selbst in den USA nur sehr langsam und Testberichte lassen auf sich warten. Grundsätzlich fallen aber beide Synths in dieselbe Kategorie.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

SynthUser0815 schrieb:
Als jemand, der so etwas früher einmal als Ferienjob gemacht hat, muss ich allerdings sagen, dass handbestückte Platinen kein Qualitätskriterium sind - im Gegenteil. Maschinen können das zuverlässiger und fehlerfreier.
Das die Fehlerquote bei Handarbeit höher ist, möchte ich gar nicht bestreiten.
Es wird sicherlich deutlich teurer, wenn man für die paar Platinen extra einen Bestückungsautomaten programmieren würde, das lohnt doch nicht.
Das weiß auch jeder, der die Prozesse aus der Praxis kennt.
SynthUser0815 schrieb:
Die ganze Diskussion hier läuft aber in eine ganz falsche Richtung, finde ich. Es hat fast etwas von einer Sozial-Neid-Debatte.
Richtig.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Die Preise sind doch immer relativ. Da wurde sogar Rolls Royce mit aufgeführt, dabei kostet dieser neue Minimoog nicht viel mehr, als ein Satz Radkappen.
Ich bin der Meinung, das 3.500 Euro für ein so hochwertiges Instrument, das man dann über viele Jahrzehnte nutzen wird, wirklich nicht viel Geld sind.
Das sind Beträge, die man für eine gute Querflöte oder Gitarre auch hinlegen muss, ein halbwegs gutes Cello kostet schnell mal das Dreifache, ein Konzertflügel nochmals wesentlich mehr.
Manche haben eben ein etwas verschobenes Preisempfinden.
Wer sich einen Moog Modular für 10k€ kauft, muss ja dann ein stinkreicher Zahnarzt oder Anwalt sein.
Wenn sich aber jemand neue Möbel oder ein Auto für ein Vielfaches kauft, dann scheint das völlig normal zu sein.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Paul Dither schrieb:
Mir geht's um diese ganzen Bestandteile, die zu dem "König der Analogsynths-Blabla" geführt haben und dem darauf gegründeten Käuferbegehren, das ja nunmal nicht einfach so da ist, sondern genauso produziert wird wie das Produkt selbst.
Wenn ich kurz einer meiner Lieblingsbeschäftigungen, dem Ausscheiden von Korinthen, nachgehen darf: Die Vorstellung, dass "Käuferbegehren produziert" werden können, halte ich für ein ebenso falsches Bild wie z.B. die Vorstellung, dass ein "Bedürfnis geweckt" werden kann. Meiner Ansicht nach kann man Bedürfnisse nicht wecken und Begehren nicht produzieren, sondern man kann versuchen, mit einem Kommunikationsangebot (aka Werbung) an bereits latent vorhandene Bedürfnisse und Begehren "anzudocken" und für diese eine Befriedigung gegen Geld in Aussicht stellen.

Aber eine Bedürfnisproduktion in dem Sinne, dass man in einem Menschen,
• der weder Musik machen möchte,
• noch an den potentiellen sozialen Folgen des Musikmachens interessiert ist (z.B. dem Erleben der eigenen Kreativität, der Bestätigung durch Mitmenschen…bis hin zu nicht in enden wollendem Ruhm in allen bisher bekannten Galaxien),
• und dem auch die potentielle Steigerung seines sozialen Status durch Besitz am Arsch vorbei geht (vgl. "Obelix GmbH & Co.KG"),
das "Begehren produzieren kann", ein Instrument erwerben zu wollen, ist eine meiner Ansicht nach überholte Vorstellung und eine Argumentationsfigur, die ich eher in dem Verkaufspitch einer in die Jahre gekommenen Werbeagentur erwarten würde.

Das ist all das, was ich als Fetisch bezeichne, …
Darauf können wir uns problemlos einigen:
Dass der Minimoog eine Ikone ist,
die fetischartige Verehrung genießt,
gespeist von einem beeindruckend großen klanglichen "sweet spot",
gepaart mit einer guten Ergonomie und einem unverwechselbaren & robusten Design,
assoziiert mit musikalischen Triumphen und berühmten Künstlern,
aufgeladen mit einer interessanten Geschichte und dem Wissen um seinen Herstellungsprozess.

All das, in unterschiedlichen Gewichtungen, möchten diejenigen haben, die sich für einen Minimoog interessieren, und nun können sie es kaufen. Wie eine solche fetischartige Anbetung zu bewerten ist, steht auf einem anderen Blatt.

Und ja, auch ich habe einen Minimoog Model D, und auch für mich haben die oben erwähnten Punkte in unterschiedlichen Gewichtungen eine Rolle gespielt.

…obwohl ich nie abstreiten würde, dass der Minimoog durchaus seinen eigenen unverwechselbaren Klang hat.
Diesen "unverwechselbaren Klang" verstehe ich so: Wenn ich nicht weiss, welche Instrumente in einer Musikproduktion gespielt wurden, kann ich trotzdem einen auf dem Minimoog gespielten Klang in dieser Produktionen mit vergleichsweise hoher Treffsicherheit als Minimoog-Klang identifizieren, und zwar in weiten Grenzen unabhängig von dessen Parametereinstellung. Oder kürzer: Man kann einen Minimoog gut 'raushören.

Die klangliche Unverwechselbarkeit des Minimoog kann man kaufen.

Um unverwechselbaren Klang scheint es allerdings nicht zu gehen, denn warum wollte sonst plötzlich jeder einen Minimoog haben, der ja schon zu Lebzeiten bzw. vor seiner Reanimierung keine Rarität im popmusikalischen Universum darstellte?
Unter diesem "unverwechselbaren Klang" verstehe ich etwas gänzlich anderes: Die für einen bestimmten Künstler typischen Klangwelten, die einen beim Hören eines unbekannten Stückes zuerst an eben diesen Künstler denken lassen. Da der Minimoog-Klang aber schon seit so langer Zeit bekannt ist, und er von so vielen benutzt wurde, ist man sicherlich falsch beraten, wenn man sich als Künstler, der sich seine eigene, unverwechselbare klangliche Signatur schaffen möchte, ausgerechnet einen Minimoog kauft – im besten Fall schafft man eine klangliche Referenz zu anderen, älteren und auch berühmteren Künstlern.

Eine eigene klangliche Signatur kann man nicht kaufen, weder mit einem Minimoog noch mit einem anderen Gegenstand.

Aber was kauft man denn dann? Am Grunde des werblichen Kommunikation des Minimoog liegt das Versprechen, einen Teil einer Legende erwerben zu können, vielleicht sogar Teil dieser Legende werden zu können – einer Legende, die der Minimoog als Ikone mit Fetischcharakter nun einmal wie kaum ein anderes Instrument verkörpert.

Nur, und das ist der springende Punkt, von dem ich den Eindruck habe, dass ich ihn bisher nicht deutlich genug habe formulieren können, diese Fahrkarte für eine Gruppenreise mit einer Zeitmaschine kann der neue Minimoog exakt nur dann sein, wenn er so nah wie nur irgend möglich an dem historischen Original gebaut ist und gefertigt wird. Eine Abweichung von den aufwändigen Herstellungsmethoden unter Anwendung erprobter Rationalisierungsverfahren, das Verändern von Platinenlayouts und Leiterbahnen, das Hinzufügen von Ausstattungsmerkmalen, eine Überabeitung des Designs – wie gut die Intentionen dahinter auch sein mögen, und wie weit diese Maßnahmen den Preis auch in erschwinglichere Regionen bringen würde, all das würde den Minimoog der Merkmale berauben, die er braucht, um seiner Rolle als fetischartige Ikone gerecht werden zu können.

Paul Dither schrieb:
Also den Gebrauchtpreis als Richtwert herzunehmen finde ich schon absurd. Da geht es um ein fetischisiertes und limitiertes Produkt, dessen Pseudo-Aura auf einer Romantisierung der 1970er Jahre gründet.
Warum ist es absurd? Im Gegenteil! Moog Music weiss durch die Gebrauchtmarktpreise, wieviel die potentielle Kundschaft für ein solches Instrument zu bezahlen bereits ist, und es ist der Firma Moog Music hoch anzurechnen, dass sie den Preis für einen neuen Minimoog am unteren Rand des Gebrauchtmarktpreisspektrums ansiedelt.

Daraus entsteht eine Preispolitik jenseits von Gut und Böse bzw. eine solche, die sich jeglicher Ratio entzieht…
Was mich ehrlich wundert, aber auch hier klinge ich wohl wieder wie ein Schallplatte mit Sprung, ist dieser Brustton der Überzeugung, mit dem Du und andere hier im Thread behaupten, die Preispolitik beim neuen Minimoog sei jenseits von Gut und Böse und irrational.

Sind Euch die Kalkulationen von Moog Music bekannt?
Seid Ihr hinsichtlich des Herstellungsprozesses des Minimoogs erfahren?
Oder warum scheint es für Euch tatsächlich so vollkommen unvorstellbar, dass die Herstellung dieser ollen Kiste vielleicht doch, wenn man es denn genau nach alter Väter Sitte machen will, schlicht so aufwändig sein könnte, dass der Preis des Minimoog eben doch rational zu rechtfertigen ist?

Kurz: Könnte es nicht sein, dass Du Dich in Deinem Urteil irrst?

…wie im Übrigen immer wenn ein Gegenstand zur Ware wird, nur in diesem Fall eben ins Extreme gesteigert (man kennt das Phänomen überdies vom aufgeblähten Kunstmarkt).
Natürlich können wir gerne noch eine weitere Baustelle eröffnen und damit beginnen, uns Walter Bejamins "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" um die Ohren zu hauen. Aber vielleicht verschieben wir das auf später, für jetzt mag der Hinweis genügen, dass der Herstellungsprozess des Minimoog damals genau so aufwändig war wie heute.

Will sagen: Als pragmatisch veranlagter Musiker lassen sich die Ebay-Preise doch sowieso nicht verdauen.
Um Alfred E. Neumann zu zitieren: Na und?

Es gibt Ebay nun mal, und die Preise dort werden zur Preisfindung herangezogen. Davon abgesehen gibt es ja auch ein paar Antiquitätenhändler für Synthesizer, das liegt preislich alles in der gleichen Liga.

Klar, verglichen mit dem Gebrauchtpreis eines Minimoogs erscheint die Wiedergänger-Edition natürlich preiswert.
"Wiedergänger-Edition": herrlich!

Verglichen mit einem Voyager oder Voyager OS allerdings nicht, da letztere nun mal Features bieten, die ich doch in diesen Zeiten als selbstverständlich einstufe.
Selbstverständlich. Aber die sind eben kein Minimoog. Das ist doch mein Punkt: Wer mehr Features und ein anderes Design zu einem anderen Preis will, kann einen Minimoog Voyager erwerben; wer einen Minimoog Model D mit allem Drum & Dran inklusive des Herstellungsprozesses haben möchte, kann den jetzt auch neu erwerben. Ist doch prima!

Darüber hinaus ist es nicht mein Problem, das Moog meint, plötzlich wieder Instrumente wie vor 40 Jahren herstellen zu müssen.
Wie gesagt: Es ist noch nicht mal ein Problem, sondern schön.

Und ja, wenn wir im Jahr 2016 mal die alltagswirkliche Komponente berücksichtigen, stellt sich schnell heraus, dass die meisten Hardware-Synthesizer nunmal einen stolzen Preis tragen, weil sie ja nicht in einem Vakuum existieren. Das wiederum ist nicht als Kritikpunkt gemeint, aber in einer Zeit, in der Du zig Instrumente in Form von Plug-ins oder Apps bekommen kannst, stellt Hardware nun einmal immer die teuerste Variante dar.
Was ich abgefahren finde, ist, dass Software so günstig ist. Im Bereich der Musik inkl. der Musikinstrumentenproduktion scheinen wir eher bereit zu sein, körperliche Arbeit zu entlohnen als geistig-schöpferische. Jaja, "Information wants to be free" und dergleichen mehr. Und dann wundern sich alle, warum man mit dem Verkauf von "guter" Musik Schwierigkeiten hat, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten…aber Himmel, das ist nun wirklich ein ganz anderes Thema.

serge schrieb:
Paul Dither schrieb:
…die kleine Raupe Nimmersatt, wir kennen & sind sie alle.
Nun ja, ich bin zwar klein, aber keine Raupe.
Bitte entschuldige, das sollte keine Anspielung auf Deine mir unbekannte Körpergröße sein, sondern auf das hier im Forum wohlbekannte & immer wieder zu beobachtende Verhalten, auf die Neuvorstellung eines Instruments reflexartig mit Featurewünschen zu reagieren.

Die kleine Raupe nimmersatt frisst und frisst und wird dennoch nicht satt… Ich hätte auch auf den kleinen Häwelmann oder das Märchen vom Fischer und seiner Frau verweisen können.
9783836941365.jpg


Hinsichtlich der von Dir angefügten Features muss ich aber sagen, dass dies meinem Verständnis von einem $3.500 Synth durchaus näher käme, denn wer will schon immer dieselben ollen Moog-Sounds hören? - Ich weiß, leider zu viele.
Die, die seiner Klänge müde sind, müssen ihn ja nicht kaufen. Und über die Wertung musikalischer Vorlieben sollten wir vielleicht in einem anderen Thread diskutieren.

Ist ja nicht so, dass die Kiste ohne Mods irgendwie schön aussähe. Ist halt ganz funktional gebaut und sieht entsprechend aus wie ein aufgeklappter Schuhkarton.
Auch darüber gehen die geschmacklichen Urteile sicherlich auseinander.

Synthesizer hatten schließlich mal was mit Innovationen zu tun und nicht mit Totengräberei.
Dass man sich allein schon durch das Spiel eines Synthesizers als musikalischer Innovator fühlen darf, ist ein Mythos, den eine ganze Industrie seit Dekaden am Leben zu erhalten sucht, da dieser eine der Grundvoraussetzungen für ihren wirtschaftlichen Erfolg ist – und über den sich trefflich streiten liesse.

EDIT: Korrekturen.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Ist der neue Minimoog zu teuer? Ist er zu veraltet? Das ist doch komplett egal! Wer sich das Teil kaufen möchte, wird das tun. Wer auf auf den neuen Minimoog steht wird ihn sich kaufen, und das ist doch auch gut so. Für alle Anderen gibt's Alternativen. Ob das Teil Sinn macht oder auch nicht, ist ein subjektiver Eindruck. Das Einzige über das man reden könnte, ist die Frage, ob er denn amtlich klingt...
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Danke serge, "full ack"! Es macht wirklich Freude Deine Beiträge zu lesen.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Atarikid schrieb:
Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Ist der neue Minimoog zu teuer? Ist er zu veraltet? Das ist doch komplett egal! Wer sich das Teil kaufen möchte, wird das tun. Wer auf auf den neuen Minimoog steht wird ihn sich kaufen, und das ist doch auch gut so. Für alle Anderen gibt's Alternativen. Ob das Teil Sinn macht oder auch nicht, ist ein subjektiver Eindruck. Das Einzige über das man reden könnte, ist die Frage, ob er denn amtlich klingt...
+1
Und manche haben einen Voyager und einen Mini D und überlegen sogar noch den neuen alten Mini Moog zu kaufen. Skandal, Skandal ! Und das obwohl sie nicht reich sind und darauf sparen müssten. :shock:
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

6Slash9 schrieb:
Bin ja relativ neu hier, aber dieses Forum ist fast noch lustiger als ich´s in anderen Bereichen an Aktivitäten erlebt habe...

Also ich weis jetzt, daß bestimmte Menschen festlegen, ob irgend jemand den diskuttierten Gegenstand überhaupt braucht , solche Produkte grundsätzlich 90%Prestige-statt Qualititätsanteil haben und wer sie kauft hätte eigentlich noch lieber einen Rolls Royce, ißt Zuviel Fleisch und kauft nur bei Aldi ein... :selfhammer:

Aber welche Magie dieses Instrument offensichtlich besitzt, bezeichnen schon alleine 14 Seiten mit fast ausschließlichem Inhalt an Sozialstudien noch weit bevor man´s selbst überhaupt erleben konnte !
Oder gab´s beim neuen Oberheim Two Voice eine ähnliche Debatte ? :lollo:

Leute, hier hat ein Hersteller ein Produkt (neu) aufgelegt. Das kann man kaufen oder lassen.
Aber anderen zu unterstellen, welchen Nutzwert es für sie hat (oder nicht hat) oder aus welchen (angeblichen Selbstdarstellungs-)Gründen sie kaufen ist eine Denkweise, die ich gar nicht mag.

Musik ist unendliche Freiheit - Freiheit ist andere lassen - ohne zu werten !

Ich find´s total geil, daß Moog das macht und freu mich drauf ihn real zu hören... :phat:

klingt am ende so als wäre dein credo der "freiheit" (durch konsum) besonders darauf erpicht weder betriebswirtschaftliche, psychologische oder soziologiosche überlegungen in den kreis der überlegungen aufzunehmen.

da bist du dann aber eher der perfekte konsument als jemand der einen diskurs jenseits von "muss ich haben - weil geil" bereichern kann.

mach dich von mir aus drüber lustig - das ist ja eh durchaus ein verbreiter tenor - ob das "gut" ist kann man ja an der entwicklung der "westlichen welt" in den letzten 40 jahren ablesen.

weitermnachen spassgesellschaft - exhume to consume!

ps: und nein - ich bin kein verbitterter harz 4 empfänger der konsum schlecht redet weil er nicht mitmachen kann - im gegenteil, ich kann mir den model d auch "einfach so" kaufen - aber auch in einem synthforum kann man durchaus die ständig wiederkehrenden messianische phantasien und heilsversprechen sobald irgendwein gerät rauskommt in frage stellen.

man macht sich unbeliebt mit der frage: wo sind denn all die hits und geilen songs die auf den erworbenen mythen enstanden sind?

von mir aus... aber dann soll man doch dazu stehen dass man sich neben kompetenz und kult halt maximal den höheren rang im kanichenzüchter verein erkaufen will.

hätte auch nur irgendein wegweisender musiker die geräte so in den vordergrund geschoben wie es hier "normal" erscheint so würde man wohl von mozart und bruckner nur werke überliefert haben die dazu dienen die qualität einer orgel zu testen. ein ernüchternder gedanke.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

stellenweise lustig hier... moog selbst wollte den mini ja "technisch erweitern" und der voyager ist ja deshalb genau so wie er ist.

der minimoog hat sich aber selber zur ikone gemacht. aufgrund von eigenschaften, die fernab jeder zu einseitigen sicht anscheinend sich bis heute so prägend auswirken, daß das instrument aus sich heraus genauso gewollt ist, wie es ist. was liegt also näher das ding auch genau so wieder zu bauen.

keiner käme auf die idee, eine stradivari zu "verbessern", auch wenn sie nicht mal eine tonhöhensteuerung hat und auch sonst sehr übaufwendig ist. ich meine mit stradivari hier gar nicht mal nur die "originalstradivaris", sondern die von stradivari verwendeten mensuren, hölzer, etc. die seitdem übernommen werden.

für mich spräche auch noch eine andere sache absolut "für" originalnachbauten: komponisten schreiben für instrumente. will man messian heute "richtig" aufführen, kommt man um ein ondes martinu nebst spieler nicht drumrum... nun weiß ich nicht, wer explizit für minimoog komponiert hat, aber sollten es mal berühmte kompositionen für und mit dem instrument geben, dann ist es nur hilfreich, wenn das instrument dazu auch über 100 jahre hinweg verfügbar ist (wie orgel, piano, streicher etc.). verfügbar heißt hier auch für nachfolgende generationen aus klanganweisungen des komponisten rekonstruierbar, was gemeint ist usw.

man stelle sich vor, man möchte heute oscar salas musik auf anderen instrumenten aufführen: ein seehr schwieiriges unterfangen. oder stockhausen: hätte er (hat er???) für minimoog komponiert, so wäre jetzt gesichert, daß man seine musik absolut original auch die nächsten 40 jahre aufführen kann. also ich will damit sagen, daß es auch künstlerische gründe dafür gibt, ein instrument als solches über längere zeit so zu belassen (klang, bedienung). die orgelbewegung und daran anschließend die historische aufführungspraxis hätte nie stattgefunden, wenn es nicht instrumente aus der zeit vor vielen hundert jahren geben würde.....
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

ich lese immer Ferrari und Rolls Royce
Minimoog, ist ja wohl eher der VW Käfer unter den Synths

und wenn VW heute nochmal einen Original Käfer in kleiner Auflage bauen würde
zu 100% wie 1965, nur mit ABS und Kat
wäre der aber schnell ausverkauft ...und nicht weil er so ein Hochmodernes Luxusgefährt wäre
eigentlich ist das alles was man dazu sagen müsste


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Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Atarikid schrieb:
Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Ist der neue Minimoog zu teuer? Ist er zu veraltet? Das ist doch komplett egal! Wer sich das Teil kaufen möchte, wird das tun. Wer auf auf den neuen Minimoog steht wird ihn sich kaufen, und das ist doch auch gut so. Für alle Anderen gibt's Alternativen. Ob das Teil Sinn macht oder auch nicht, ist ein subjektiver Eindruck. Das Einzige über das man reden könnte, ist die Frage, ob er denn amtlich klingt...


ein nett gemeintes totschalgergument - demnach muss man wohl 98% der forumsbeiträge löschen da sie sich mit nebenschauplätzen von vorgegeben kernthemen beschäftigen.

noch dazu ist die diskussion über die wahrnehmung von qualität sogar noch subjektiver und somit fällt dann auch das hier weg.

also wäre das einzig sinnvolle den thread nach ankündigung der fakten "minimoog model d wird neu aufgelegt" zu schliessen ?

"forum" steht aber genau für das gegenteil - für meinungsaustausch und konfrontation - und solange das im rahmen eine nachvollziebahren argumantatsionslinie stattfindet kann man eben genau das diskutieren was manche hier offensichtlich als störend empfinden andere aber nicht.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

maffyn schrieb:
stellenweise lustig hier... moog selbst wollte den mini ja "technisch erweitern" und der voyager ist ja deshalb genau so wie er ist.

der minimoog hat sich aber selber zur ikone gemacht. aufgrund von eigenschaften, die fernab jeder zu einseitigen sicht anscheinend sich bis heute so prägend auswirken, daß das instrument aus sich heraus genauso gewollt ist, wie es ist. was liegt also näher das ding auch genau so wieder zu bauen.

keiner käme auf die idee, eine stradivari zu "verbessern", auch wenn sie nicht mal eine tonhöhensteuerung hat und auch sonst sehr übaufwendig ist. ich meine mit stradivari hier gar nicht mal nur die "originalstradivaris", sondern die von stradivari verwendeten mensuren, hölzer, etc. die seitdem übernommen werden.

für mich spräche auch noch eine andere sache absolut "für" originalnachbauten: komponisten schreiben für instrumente. will man messian heute "richtig" aufführen, kommt man um ein ondes martinu nebst spieler nicht drumrum... nun weiß ich nicht, wer explizit für minimoog komponiert hat, aber sollten es mal berühmte kompositionen für und mit dem instrument geben, dann ist es nur hilfreich, wenn das instrument dazu auch über 100 jahre hinweg verfügbar ist (wie orgel, piano, streicher etc.). verfügbar heißt hier auch für nachfolgende generationen aus klanganweisungen des komponisten rekonstruierbar, was gemeint ist usw.

man stelle sich vor, man möchte heute oscar salas musik auf anderen instrumenten aufführen: ein seehr schwieiriges unterfangen. oder stockhausen: hätte er (hat er???) für minimoog komponiert, so wäre jetzt gesichert, daß man seine musik absolut original auch die nächsten 40 jahre aufführen kann. also ich will damit sagen, daß es auch künstlerische gründe dafür gibt, ein instrument als solches über längere zeit so zu belassen (klang, bedienung). die orgelbewegung und daran anschließend die historische aufführungspraxis hätte nie stattgefunden, wenn es nicht instrumente aus der zeit vor vielen hundert jahren geben würde.....


guter punkt - aber der hat doch nichts mit dem neukaufargument von "musikern" etwas zu tun die angeblich alles "was neues" machen wollen.
ich galube nicht dass man das mit inhaltlichem (musikalischem) historismus begründen kann sondern eher mit dem irrglauben dass "das instrument" mehr bewirkt hätte als "der künstler". weil du komponisten und werke nennst: wenn ein werk ausschliesslich in einer gewissen orchestrierung zur vollen geltung kommt so würde ich das als mangel am werk bewerten.
zum thema entwicklung: besonders bei den orgeln kann man sicher nicht davon reden dass technische unwegsamkeiten von alten instrumenten dem damaligen komponisten freude bereiteten oder ein ansporn waren - der gute musiker macht einfach per se das beste aus dem was er zur verfügung hat.
bzgl. deiner aussage zur stradivari - es gibt da tests die beweisen dass geiger (der weltspitze) bei höhrtest keine statistische präferenz für die alten instrumente haben - eher haben moderen geigen da die nase vorn - WENN nicht bekannt ist was von welchem instrument kommt - also auch durchaus erheiternd in dem kontext.

das ist ach bei anderen instrumenten so und dazu hatte ich grade erst kürzlich ein gespräch mit einer rennomierten querflötistin weil sie mich bei besuch im studio nach den kosten meiner geräte befragte und ich dann wissen wollte wie das in ihrer branche so ist. jedenfalls spielen die profis querflöten im bereich von 15.000.- euro und da gibt es ganz verschiedene zugänge - ebenso retro als auch "modern"... jedoch würde wohl kein querflötenanfänger auf die idee kommen eine flöte um 15k zu brauchen oder damit auch nur ansatztweise den aberglauben entwickeln durch so eine investition einem profi näher zu rücken.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

tom f schrieb:
...sondern eher mit dem irrglauben dass "das instrument" mehr bewirkt hätte als "der künstler"...
Man könnte festhalten: gerade einen Minimoog sollte man spielen können. Sonst wirkts "Bäh";
einfach deshalb, weil der Sound dieses Gerätes, bzw. dessen Einsatz, im positiven Sinne "vorbelastet" ist.
Ich persönlich bringe das Gerät mit einer gewissen Virtuosität -zig Spieler in Verbindung.
Jahrzehntelang kernige + saftige Leadsolos von guten Musikern bleiben nun mal hängen.

Was mir schon immer aufgefallen ist: die Soundvielfalt des Minimoogs ist nicht gerade prall im
Vergleich zu anderen aktuellen Synths. Da kann man gut von einem "einzigen Sweetspot" reden.
Mich wundert es immer wieder, wie ähnlich die eingestellten Lead- oder Bass-Sounds waren/sind.
Und das über Jahrzehnte. DIE kann "er" halt; das ist gut so. Das damalige Konzept ist aufgegangen.

Wer genau DEN Sound will, sollte sich über die Neu-/Nachauflage des Klassikers einfach freuen und zuschlagen;
oder sich einen alten M. holen. Ich sehe das einfach als schöne Gelegenheit; wenn auch nicht für mich.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Die historische Vorbelastung schreckt mich eher ab.
Der Mini kann viel mehr als Lucky Man & Co. und nur diese als Argument wäre für mich eher KO- Kriterium.

Ebenso wie 303=Acid!
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

micromoog schrieb:
[...] Der Mini kann viel mehr als Lucky Man & Co. [...]

Lucky Man war kein Mini Moog, sondern ein Moog Modulsystem.

Das ist eher ein gutes Argument gegen den Erwerb eines modularen Moog.

Aber was kann das Moog-System für Keith Emerson? Und was der Mini Moog für Rick Wakeman?

Nüscht.

Stephen
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

ppg360 schrieb:
Lucky Man war kein Mini Moog, sondern ein Moog Modulsystem.

Das ist eher ein gutes Argument gegen den Erwerb eines modularen Moog.
Ich finde das immer noch einen großartigen Song mit tollem Klang.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Ja, die Gitarre ist wirklich sehr schön gemischt, und auch der Gesang hat was.

Catchy.

Stephen
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

RealRider schrieb:
und wenn VW heute nochmal einen Original Käfer in kleiner Auflage bauen würde
zu 100% wie 1965, nur mit ABS und Kat
wäre der aber schnell ausverkauft ...und nicht weil er so ein Hochmodernes Luxusgefährt wäre
eigentlich ist das alles was man dazu sagen müsste
Yes. Ich würde so einen Käfer sofort kaufen!
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

Paul Dither schrieb:
tom f schrieb:
den volkssynthesizer "dicke berta" natürlich polyphon und mit panel aus kruppstahl - der glückliche synth aus handaufzucht.
den schonbezug - natürlich handgeklöppelt - gibts bei der holzedition geschenkt.

Ja, gibt's dann auch in der Keytar-Version: "Frauke MG". Kann aber keine Cross-Modulation wegen Reinheitsgebot und so.


reinheitsgebot ? bayer kauft monsanto und dann gibts nur noch genmaipulierte monophone synths die nach einen jahr kaputt gehen.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

ppg360 schrieb:
micromoog schrieb:
[...] Der Mini kann viel mehr als Lucky Man & Co. [...]

Lucky Man war kein Mini Moog, sondern ein Moog Modulsystem.

Das ist eher ein gutes Argument gegen den Erwerb eines modularen Moog.

Aber was kann das Moog-System für Keith Emerson? Und was der Mini Moog für Rick Wakeman?

Nüscht.

Stephen

Noch schlimmer, eine ganze Schrankwand nur für diesen Nullisound
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

micromoog schrieb:
Noch schlimmer, eine ganze Schrankwand nur für diesen Nullisound
Ein Modularsynth ist selten ein "Sweet Spot Synth". Da war der Minimoog die richtige Züchtung
für das, wofür er meist eingesetzt wurde.
micromoog schrieb:
Die historische Vorbelastung schreckt mich eher ab.
Das mag sein. Sie setzt aber auch Maßstäbe.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

na jetzt wird es aber richtig bizarr:

das werkzeug wird gepriesen - jene die weltweit erfolgreiche megastars waren sind die doofen ?


das nenne ich mal einen gewagten shift of perspectives.


wie auch immer: jeder der nun schon ewige ein model d (obwohl regelmässig am markt verfügbar) brauchte um sein immenses künstlerisches potential zu entfachen hat nun dank moog neu die möglichkeit den beweis anzutreten.

ich freue mich auf die musikalischen ikonen von morgen - ich freue mich auf die werke die die 2020er und 2030er jahre geprägt haben werden.

ich werde sagen: ich kannte die typen - ach hätten die nur schon vorher einen model d gehabt.

überhaupt sollte jeder statt einem bedingungslosen grundeinkommen lieber ein model d bei der geburt geschenkt bekommen - ich möchte gar nicht an all die genies denken die unerkannt blieben weil sie lediglich einen pro one zur verfügung hatten oder sowas hemmend komplexes wie einen andromeda.

da ist halt auch politisch schon viel falsch gelaufen und nun fällt das erst richtig auf: schlager und hiphop verseuchen die kulturlandschaft und laute gitarrenmusik.

o tempra o mores - rom ist zwar an einem tag abgebrannt aber ein model d braucht 2 tage in der assembly line.

und zum thema sugestion hier noch eine nette abrundung des humoristischen postings


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Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

micromoog schrieb:
Noch schlimmer, eine ganze Schrankwand nur für diesen Nullisound
Keith Emerson wußte beim Herumspielen am Moog Modulsystem für das Solo von "Lucky Man" nicht, dass er aufgenommen wurde – und im Gegensatz zu seinen Kollegen war er von seiner Leistung auch nicht recht überzeugt.
 
Re: Minimoog wird neu aufgelegt / BFAM

micromoog schrieb:
[...] Der Minimoog war auch in vielen Volksmusikhits der 70er und 80er am Start. [...]

Zum Beispiel in der Münchner Tatort-Episode von 1994, wo im Tonstudio ein Mini Moog auf dem Keyboardständer zu sehen ist:

https://de.wikipedia.org/wiki/Tatort:_…_und_die_Musi_spielt_dazu



Ab 0:25.

Ich kenne jemanden, der von einer Münchner Trachtenkapelle einen CS80 aus dem Probenraum geholt hat.

Aber das ist kein Mini Moog.

Stephen
 


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