S
Stadler
..
Re: Ein Besuch beim Musicstore: Nord Kronos Solaris Jupiter
Hallo Rallef,
danke für den interessanten Austausch. Ich war vergangene Woche bei Session Music in Frankfurt und hatte dort ebenfalls einen Teil der von dir genannten Instrumente gespielt: Vor allem wollte ich meinen ersten Eindruck vom Kronos nochmals überprüfen. Leider hat sich an meiner ersten Meinung zu dem Gerät nichts geändert: Für die Klasse gibt es zu viele Kompromisse bei der Haptik. Mir gefällt die Verarbeitungsqualität nicht und ich hätte gerne 500 Euro mehr gezahlt, für ein kompromissloses Instrument. Des Weiteren ist das Display, gemessen an dem, was dargestellt werden muss, zu klein. Zum Teil empfand ich es – vielleicht gemessen an der Gewohnheit mit dem iPad – als zu träge. Klanglich finde ich den Kronos zu oberflächlich, mir fehlt ein spezieller Charakter. Das kann eine Fehleinschätzung sein, da ich die Kiste nicht programmiert habe und insofern die Potenziale nicht einschätzen kann. Sehr schade, der Kronos hatte mich echt interessiert – aber ich kaufe das Instrument definitiv nicht.
Ein Solaris steht ebenfalls bei Session Music. Ich war gespannt, was John Bowen – den ich persönlich bei einer Zusammenarbeit auf der Musik Messe vor Jahren kennengelernt hatte – gezaubert hat. Der Solaris ist optisch beeindruckend, gut verarbeitet. Allerdings gefällt mir der Grundsound nicht. Da ist nichts, was mich anspricht. Ebenso erging es mir beim Jupiter 80 – ein Instrument, dass eigentlich in der Synthesizer-Abteilung nix zu suchen hat. Konzeptionell gehört er für mich in die Portable-Keyboard-Ecke, quasi als Ergänzung im Alleinunterhalter-Segment. Gitarren in Formvollendung per Keyboard finde ich total langweilig – gähn. Damit beschäftigen sich die Hersteller seit 30 Jahren und der Jupiter 80 ist sicher der Höhepunkt des Unsinns.
Den Nord Wave habe ich auch angespielt: Clavia, so finde ich, hat den richtigen Ansatz: Hochwertige Hardware, hochwertige Software, hoher Preis. Ein echtes Instrument, gebaut für die Bühne, in vielen Bereichen bis in's letzte Detail durchdacht. Da ich einen Nord Lead 3 habe – der für mich konzeptionell der beste VA-Synthesizer ever ist – haut mich der Nord Wave schlussendlich nicht ganz so vom Hocker. Der NL 3 ist kompromissloser – Du siehst jede Parametereinstellung (beim NW ein Rückschritt), du hast 4 Slots (NW nur 2) und wenn ich das richtig gesehen habe, fehlt der Arp (schade). Ich hoffe, dass zur Musikmesse ein echter Nachfolger vom NL 3 vorgestellt wird. Die Dinger sind echt rar in Deutschland – aber jeden Cent wert.
Nochmals angetestet habe ich den Radikal Technologies Accelerator: Aus meiner Sicht ist dieses Instrument klangliche Oberliga. Wenn ich jetzt einen Synthesizer benötigen würde, ich würde mich für den Accelerator entscheiden. Die Bedienung ist – gerade im Vergleich zum NL 3 gewöhnungsbedürftig, aber dennoch durchdacht. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut – so muss ein Instrument sein. Auch der Preis geht in Ordnung – der Accelerator bietet einen sehr guten Gegenwert.
Abschließend habe ich nochmals den Access Virus TI 2 getestet: Ist weiterhin nicht mein Geschmack, wenngleich ich das Konzept dahinter und die jahrelange Produktpflege super finde. Soundmäßig angesprochen hat mich allerdings der DSI Mono Evolver. Der hat einen speziellen Charakter und die Sounds bringen diesen durch die Reihe gut rüber. Was mich wirklich stört, sind die Poti-Kappen – bei dem Preis. Muss das wirklich sein? Aber ein echter Favorit!
Danach bin ich in die Groove-Fraktion gewechselt: Der DSI Tempest macht richtig Spaß. Er klingt völlig anders als all das andere derzeit erhältliche Zeugs und ist eine echte Bereicherung, wenn man diese Sounds mag. Performance-mäßig ist das eine kreative Kiste - die bestimmt nicht so schnell langweilig wird. Schade ist nur, dass DSI so lange braucht, um die in sämtlichen Testberichten erwähnten Funktionen nachzureichen, die eigentlich erwartet werden können (z. B. Song-Modus). Schade, ich hätte die Kiste so gerne gleich mitgenommen.
Als Kontrast habe ich mich am Spectralis versucht: Der Zugang ist im Vergleich zum Tempest ein ganz anderer. Klanglich gilt dies ebenso. Ich hatte im Vorfeld viele Videos und Soundfiles vom Spectralis gehört und beim Anspielen hat sich mein Eindruck bestätigt: Ein faszinierendes Instrument, dass – ebenso wie der Accelerator – ein echtes Highlight in seinem Segment darstellt. Mein Eindruck ist der, dass man – wenn die Einstiegshürde genommen ist – hier ein Instrument mit einem weitreichenden Kreativpotenzial erhält. Definitiv eine Versuchung wert. Der aufgerufene Preis geht absolut in Ordnung – auch hier sehr gute Verarbeitungsqualität.
Abschließend: Bei mir geht es definitiv in Richtung Groove. Synthesizer sind langweilig geworden, da passiert zu wenig im Bereich Performance und dafür zu viel im Bereich Sound. Instrumente wie Kronos sind an Komplexität kaum zu übertreffen, was schlussendlich dazu führt, dass man sich über die Featureliste freut und danach die Werksprogramme spielt und Sounds kauft, anstatt irgendwas eigenes zu machen. Karma macht das auf der musikalischen Seite. Am Ende frage ich mich, ob das wirklich noch zu eigenen Ideen oder nur zum Instant Content verführt?
Als Synthesizer würde ich derzeit den Accelerator kaufen und ggf. den DSI Evolver für Spezielles, bei den Groove-Boxen ist der Spectralis 2 mein Favorit, wenngleich der DSI Tempest auf Anhieb mehr Spaß bereitet. Allerdings täuscht der Spaß, wenn man die noch ausstehenden Funktionen bedenkt. Krass finde ich übrigens, dass ein Instrument wie der Moog Voyager (den ich soundmäßig sehr mag), diese total billigen Kipptaster hat. Das fühlt sich so schlecht an, dass ich meine Kaufentscheidung pro Voyager revidiert habe. Das sind die Taster des Little Phatty wertiger.
Mal sehen, ob zur Messe noch was kommt, wo Qualität/Design/Sound harmonieren und man spürt, dass an Details gedacht wurde. So wie beim NL 3
Beste Grüße, Stadler
Hallo Rallef,
danke für den interessanten Austausch. Ich war vergangene Woche bei Session Music in Frankfurt und hatte dort ebenfalls einen Teil der von dir genannten Instrumente gespielt: Vor allem wollte ich meinen ersten Eindruck vom Kronos nochmals überprüfen. Leider hat sich an meiner ersten Meinung zu dem Gerät nichts geändert: Für die Klasse gibt es zu viele Kompromisse bei der Haptik. Mir gefällt die Verarbeitungsqualität nicht und ich hätte gerne 500 Euro mehr gezahlt, für ein kompromissloses Instrument. Des Weiteren ist das Display, gemessen an dem, was dargestellt werden muss, zu klein. Zum Teil empfand ich es – vielleicht gemessen an der Gewohnheit mit dem iPad – als zu träge. Klanglich finde ich den Kronos zu oberflächlich, mir fehlt ein spezieller Charakter. Das kann eine Fehleinschätzung sein, da ich die Kiste nicht programmiert habe und insofern die Potenziale nicht einschätzen kann. Sehr schade, der Kronos hatte mich echt interessiert – aber ich kaufe das Instrument definitiv nicht.
Ein Solaris steht ebenfalls bei Session Music. Ich war gespannt, was John Bowen – den ich persönlich bei einer Zusammenarbeit auf der Musik Messe vor Jahren kennengelernt hatte – gezaubert hat. Der Solaris ist optisch beeindruckend, gut verarbeitet. Allerdings gefällt mir der Grundsound nicht. Da ist nichts, was mich anspricht. Ebenso erging es mir beim Jupiter 80 – ein Instrument, dass eigentlich in der Synthesizer-Abteilung nix zu suchen hat. Konzeptionell gehört er für mich in die Portable-Keyboard-Ecke, quasi als Ergänzung im Alleinunterhalter-Segment. Gitarren in Formvollendung per Keyboard finde ich total langweilig – gähn. Damit beschäftigen sich die Hersteller seit 30 Jahren und der Jupiter 80 ist sicher der Höhepunkt des Unsinns.
Den Nord Wave habe ich auch angespielt: Clavia, so finde ich, hat den richtigen Ansatz: Hochwertige Hardware, hochwertige Software, hoher Preis. Ein echtes Instrument, gebaut für die Bühne, in vielen Bereichen bis in's letzte Detail durchdacht. Da ich einen Nord Lead 3 habe – der für mich konzeptionell der beste VA-Synthesizer ever ist – haut mich der Nord Wave schlussendlich nicht ganz so vom Hocker. Der NL 3 ist kompromissloser – Du siehst jede Parametereinstellung (beim NW ein Rückschritt), du hast 4 Slots (NW nur 2) und wenn ich das richtig gesehen habe, fehlt der Arp (schade). Ich hoffe, dass zur Musikmesse ein echter Nachfolger vom NL 3 vorgestellt wird. Die Dinger sind echt rar in Deutschland – aber jeden Cent wert.
Nochmals angetestet habe ich den Radikal Technologies Accelerator: Aus meiner Sicht ist dieses Instrument klangliche Oberliga. Wenn ich jetzt einen Synthesizer benötigen würde, ich würde mich für den Accelerator entscheiden. Die Bedienung ist – gerade im Vergleich zum NL 3 gewöhnungsbedürftig, aber dennoch durchdacht. Die Verarbeitungsqualität ist sehr gut – so muss ein Instrument sein. Auch der Preis geht in Ordnung – der Accelerator bietet einen sehr guten Gegenwert.
Abschließend habe ich nochmals den Access Virus TI 2 getestet: Ist weiterhin nicht mein Geschmack, wenngleich ich das Konzept dahinter und die jahrelange Produktpflege super finde. Soundmäßig angesprochen hat mich allerdings der DSI Mono Evolver. Der hat einen speziellen Charakter und die Sounds bringen diesen durch die Reihe gut rüber. Was mich wirklich stört, sind die Poti-Kappen – bei dem Preis. Muss das wirklich sein? Aber ein echter Favorit!
Danach bin ich in die Groove-Fraktion gewechselt: Der DSI Tempest macht richtig Spaß. Er klingt völlig anders als all das andere derzeit erhältliche Zeugs und ist eine echte Bereicherung, wenn man diese Sounds mag. Performance-mäßig ist das eine kreative Kiste - die bestimmt nicht so schnell langweilig wird. Schade ist nur, dass DSI so lange braucht, um die in sämtlichen Testberichten erwähnten Funktionen nachzureichen, die eigentlich erwartet werden können (z. B. Song-Modus). Schade, ich hätte die Kiste so gerne gleich mitgenommen.
Als Kontrast habe ich mich am Spectralis versucht: Der Zugang ist im Vergleich zum Tempest ein ganz anderer. Klanglich gilt dies ebenso. Ich hatte im Vorfeld viele Videos und Soundfiles vom Spectralis gehört und beim Anspielen hat sich mein Eindruck bestätigt: Ein faszinierendes Instrument, dass – ebenso wie der Accelerator – ein echtes Highlight in seinem Segment darstellt. Mein Eindruck ist der, dass man – wenn die Einstiegshürde genommen ist – hier ein Instrument mit einem weitreichenden Kreativpotenzial erhält. Definitiv eine Versuchung wert. Der aufgerufene Preis geht absolut in Ordnung – auch hier sehr gute Verarbeitungsqualität.
Abschließend: Bei mir geht es definitiv in Richtung Groove. Synthesizer sind langweilig geworden, da passiert zu wenig im Bereich Performance und dafür zu viel im Bereich Sound. Instrumente wie Kronos sind an Komplexität kaum zu übertreffen, was schlussendlich dazu führt, dass man sich über die Featureliste freut und danach die Werksprogramme spielt und Sounds kauft, anstatt irgendwas eigenes zu machen. Karma macht das auf der musikalischen Seite. Am Ende frage ich mich, ob das wirklich noch zu eigenen Ideen oder nur zum Instant Content verführt?
Als Synthesizer würde ich derzeit den Accelerator kaufen und ggf. den DSI Evolver für Spezielles, bei den Groove-Boxen ist der Spectralis 2 mein Favorit, wenngleich der DSI Tempest auf Anhieb mehr Spaß bereitet. Allerdings täuscht der Spaß, wenn man die noch ausstehenden Funktionen bedenkt. Krass finde ich übrigens, dass ein Instrument wie der Moog Voyager (den ich soundmäßig sehr mag), diese total billigen Kipptaster hat. Das fühlt sich so schlecht an, dass ich meine Kaufentscheidung pro Voyager revidiert habe. Das sind die Taster des Little Phatty wertiger.
Mal sehen, ob zur Messe noch was kommt, wo Qualität/Design/Sound harmonieren und man spürt, dass an Details gedacht wurde. So wie beim NL 3
Beste Grüße, Stadler