Okay, also dann... Könnte ein etwas längerer Beitrag werden.
Von mir ist Unorthodox Behaviour.
Der Werdegang des Tracks
Nachdem ich nun seit meiner Jugend (die wirklich lang her ist, ich bin tatsächlich alt) eigentlich (bis auf ein paar Jahre hier und da) schon immer Jazz gehört habe war ich natürlich Feuer und Flamme für den Wettbewerb. Allerdings war es auch eine Herausforderung für mich da ich aus Zeitmangel nicht regelmäßig Musik mache. Eher nur so ein Mal im Jahr versuche ich halbwegs ernsthaft so etwas wie einen Track auf die Beine zu stellen.
Insgesamt brauchte ich vier Anläufe. Hier mal Anlauf No. 2, den ich aber irgendwann mangels Fähigkeiten nicht weiter verfolgen konnte:
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Alles was hier noch "leer" ist sollte noch mit weiteren Instrumenten befüllt werden. Allerdings wäre es für mich zu schwierig gewesen das weiter zu entwickeln und in halbwegs ordentlicher Qualität abzuliefern. Ich bin kein Klavierspieler. Und auch wenn ich hier "nur" eine "Halbton-Pentatonik" genutzt habe (also die schwarzen Tasten) war es mir doch nicht möglich das fehlerfrei bis zum Ende durchzuspielen. Mein Anspruch war also viel zu hoch und ich musste feststellen, dass ich das was ich im Kopf hatte einfach mangels Können nicht umsetzen konnte. Immer kacke wenn man von der Realität überrollt wird...
Natürlich hätte ich auch einfach die Piano-Roll der DAW nutzen können. Aber genau das wollte ich nicht. Es war mir absolut wichtig alles komplett live und ohne Loops und herumgeklicke einzuspielen. Denn das macht Jazz zu einem großen Teil für mich aus. Aber auch den Spaß an der Sache für mich. Musik an der DAW zu erschaffen ist für mich unvorstellbar. Ich sitze jeden Tag 12 Stunden vor dem Bildschirm. Da habe ich eine Aversion das in meiner wenigen Freizeit auch noch zu machen. Letztendlich ist es im Nachgang (Mix, etc.) dann aber doch etwas mehr verhasste DAW-Arbeit geworden. Dazu später mehr.
Was oder wer inspirierte mich nun eigentlich zu dem Track?
Sicher schöpfen wir immer aus dem Schaffen, Wissen, Erfahrungen und Können anderer und entwickeln daraus Neues. Oder zumindest neu Varianten. Manchmal vielleicht auch nur Kopien. Und wir machen meist das was uns selbst gut gefällt und was wir gern hören. In meinem Fall ist die Liste der inspirierenden Musiker und Bands eigentlich ziemlich lang. Mein Geschmack hat sich über die Jahre auch gewandelt, so dass ich "klassischen" Jazz kaum noch höre. Wenn, dann hat das meist nostalgische Gründe. Es geht schon viele Jahre eher in Richtung Modern Jazz und seit einigen Jahren auch sehr in die Richtung experimenteller Jazz. Oder auch Ambient Jazz. Das finde ich mittlerweile einfach spannender.
Was und wen man bei mir so alles heraus hören könnte: Ayumi Tanaka, Terje Isungset, Arve Henriksen, Girls in Aiports, Midori Takada, Melanie de Biasio, Nik Bärtsch, Tarkovsky Quartett, Matthew Halsall, Erik Truffaz, u. v. a. m. Aber auch klassisch/cool wie Dave Brubeck und Miles Davis. Also eigentlich alles was ich die letzten Jahre so geprägt und interessiert hat. Ich selbst würde meinen Beitrag wohl im Bereich "Dark Ambient Jazz" verorten. Wenn es den geben würde. Natürlich reiche ich als Nichtmusiker an keinen dieser Musiker auch nur im Ansatz heran.
Was habe ich benutzt?
Hauptsächlich kamen der Nord Drum 3P (interne Sounds und Midi => Ableton virtuelle Instrumente) sowie eine billige E-Gitarre zum Einsatz. Die "Brush Snare" war ein Ableton Instrument. Andere für Jazz typische Techniken musste ich kreativ lösen da es mittels Nord 3, Midi und virtuellem Instrument unmöglich war bestimmte Dinge umzusetzen. Das Klavier ist ein Instrument von Arturia das ich mal zu einem Keylab dazu bekommen habe.
Dann kam noch einiges an "Ambiente" dazu:
- Drum Brushes mit denen ich auf Bongos dieses reibende Geräusch einer Jazz-Snare nachgebildet habe
- Ein E-Bow mit dem ich diese ganzen wunderbar schrägen Sounds auf der E-Gitarre erzeugt habe (einmal links übers Mikro, einmal rechts über die Pick Ups)
- Cabasa, Shaker, Rainmaker und bestimmt noch mehr an das ich mich aber nicht mehr erinnern kann
- Für einen Sound habe ich sogar meine Jeans benutzt während ich sie trug
Mein extra für der/die/das/den Battle angeschaffte Percussion-Set von Thomann kam so gut wie gar nicht zum Einsatz.
Auf einen Bass habe ich in meinem Track verzichtet. A) war da eigentlich kein Platz mehr und b) hörte sich so ein Synth-Bass für meine Ohren nicht so gut an. Bessere Skills im Sound-Design hätten da vielleicht weiter geholfen.
Als Effekt kam nur das Valhalla Vintage Verb in zwei Konfigurationen/Sends zum Einsatz. Sonst nix. Einmal mit einem sehr kurzen Decay von 0.6 und einmal mit einem etwas längeren Decay von einer Sekunde. Ich habe mich hier zum ersten Mal mit "Räumen" beschäftigt und fand das ziemlich komplex. Und so richtig für mich befriedigend konnte ich das nicht lösen. Der Sound ist insgesamt also ziemlich "trocken".
Außer mit dem Raum habe ich mich auch noch etwas mit dem Stereofeld schwer getan. Schon verrückt wie relevant gerade hier die Abhörsituation ist. Abgehört habe ich auf allem was ich finden konnte. Auch im Auto wo es sich am schlechtesten anhörte. Aber ich denke, ich habe eine ganz gute Ausgewogenheit hinbekommen.
Was habe ich nicht benutzt, hätte es aber gerne?
Sehr gern hätte ich noch ein wenig was mit Cymbals gemacht. Eigentlich war das in meinem Kopf sogar ein wesentlicher Bestandteil. Aber ich konnte einfach nichts finden was da für mich passte. Auch mein extra angeschafftes Percussion-Set kam nicht zum Einsatz. Der Track war einfach schon zu voll für "noch mehr". Tonal passte für mich auch nicht wirklich etzwas aus dem Set. Außer der Cabasa und dem Shaker.
Und ansonsten
Was mir erst später auffiel war, dass ich eigentlich nicht regelkonform gearbeitet habe. Irgendwo im Thread kam dann weiter unten noch die Bedingung auf, dass nicht mikrofoniert werden durfte. Der Hintergrund ist klar, da ja alles "synthetisch" erzeugt werden sollte. Was ich größtenteils ja auch gemacht habe. Trotzdem kam das Mikrofon bei mir zum Einsatz. Ist aber okay, wenn ich deswegen disqualifiziert werde und alle nach mir Folgenden aufrücken.
Dann habe ich mir noch erlaubt die Bass Drum zu quantisieren. Leider ist es superschwer über 5 Minuten ein Tempo halbwegs konstant zu halten. Anschließend ist dann der Rest um die Bass-Drum herum entstanden. Die Quantisierung hat mir dann im Nachgang sehr geholfen. Ein paar wenige Dinge musste ich dann doch noch nachträglich bearbeiten und da hilft es, wenn alles halbwegs halbwegs synchon ist.
Dann habe ich noch etwas getan was ich eigentlich nicht machen wollte: Ich habe meinen Track auf -12db (oder LUFS?, sorry, keinen Plan davon) gebracht. Irgendjemand hat hier gesagt, dass Kompressoren ja böse seien. Ich sehe das nicht ganz so eng. Zumal viele Jazz-Musiker das auch nicht so eng sehen. Jazz ist ja schließlich keine Religion. Trotzdem war mir klar, dass so mancher Mix relativ laut daherkommen wird. Und da habe ich mich einfach etwas angepasst. Das Original hört sich tatsächlich anders an. Leiser natürlich aber auch "anders". Ich würde es lebendiger nennen. Andere würden es vielleicht aber langweiliger nennen.
Wie kam es zu dem Titel?
Eine meiner ersten Jazz-Scheiben überhaupt war Unorthodox Behaviour von Brand X. Und wer saß da am Schlagzeug? Phil Collins, genau. Und er ist/war ein ziemlich begnadeter Jazz-Drummer wie ich finde/fand. Dann hatte er sich ja aber leider dem schnöden Mammon und dem Gated Reverb Schnickschnackgedöns hingegeben. Kann man nix machen...
Zu den Abstimmungen
Ich fand so Vieles wirklich spannend, virtuos, kreativ und auch professionell, dass es mir total schwer fiel meine sieben Stimmen zu verteilen. Ich habe die Playlist wirklich oft komplett durch gehört und versucht irgendwie zu gewichten. Excel spielte da zeitweise auch eine Rolle, allerdings habe ich das wieder aufgegeben. Manche Dinge waren einfach zu speziell und besonders als das ich das alles in Bewertungslisten hätte packen können. Meinem persönlichen Geschmack nach habe ich eher die Underdogs bevorzugt. Aber nicht nur. Es war dann teils auch sehr abhängig von meiner aktuellen Stimmung. Ich fand's einfach nur sauschwer. Bei einigen Tracks allerdings war es leicht weil die für mich nicht so viel mit Jazz zu tun hatten.
Mein eigenes Ergebnis allerdings überrascht mich doch sehr. Und freut mich natürlich auch etwas. Aber so richtig erklären kann ich mir das beim besten Willen nicht. Da ist so Einiges dabei was für meinen Geschmack in vielerlei Beziehung besser ist.
Ganz spannend fand ich das Rennen um Platz zwei mit Open Road. Dann wurden mir aber leider wieder Stimmen entzogen. Und dann habe ich ihn wieder überholt. Und das mehrfach. Bis ganz zum Schluss blieb es spannend. Im letzten Moment hat noch jemand für Gleichstand gesorgt. Ghost Town lief so ein wenig außer Konkurrenz immer mit einigen Stimmen Vorsprung dem Rest voraus. Herzlichen Glückwunsch also zum verdienten ersten Platz!
Kritik
Was mich allerdings manchmal doch etwas gestört hat (ich bin mal ganz ehrlich) ist dieses teils doch sehr hartnäckige Abdriften in vollkommen andere Themen (also Off Topic) und auch der Ton manchmal. Ich habe irgendwie immer die Ansicht, dass, wenn ich einen neuen Beitrag sehe und ich mir die Mühe mache das als beteiligte Person auch alles zu lesen es häufig eben nicht wirklich ein Mehrwert für mich hatte. Aber ich glaube, dass ist so die Kultur in diesem Forum. Ist schon okay. Persönliche Befindlichkeit meinerseits.
Die Abstimmung über eine Playlist fand ich nicht so optimal. Man sah es ja auch in den Wiedergabedaten. Je weiter unten man war desto weniger wurde man gehört. Verständlich, aber eben auch nicht so ganz optimal. Altes, aber auch ein schwierig zu lösendes Problem.
Fazit
Es hat wirklich unglaublich viel Spaß gemacht obwohl ich mir dafür ein paar Nächte um die Ohren hauen musste. Wieder habe ich viel gelernt. Vor Allem was den Verzicht auf Effekte und das Mastering angeht. Ich bin mit meinem eigenen Beitrag unter Berücksichtigung meiner Möglichkeiten/Fähigkeiten relativ zufrieden obwohl ich den Track mittlerweile nicht mehr hören kann. Zu viele Wiederholungen in der Nachbearbeitung (mixen, mastern, wie auch immer)...
Vielleicht habe ich hier sogar etwas gefunden das ich weiter verfolgen werde. Musikalisch bin ich ja seit Jahren auf der Suche nach einer Richtung. Alles in allem hat mir das hier also echt viel gebracht.
Meinen tiefsten Dank also an den Battle-Operator und alle Battle-Teilnehmer!
Zum Abschluss noch paar Impressionen:
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