Welche Berechtigung haben heute noch monophone Hardware-Synths?

Eine einzelne Stimme ist immer monphon, monophon heißt einstimmig.
äh ja - da habe ich mich unpräzise ausgedrückt: Meinte eher "einzelne Spur". Und ja, ich gehe hier von der Recordingsituation im Studio aus.

schon um einen kontrabass realistisch zu simulieren
Durchaus möglich, allerdings möchte längst nicht jeder bei seinen elektronischen Tracks einen Kontrabass realistisch simulieren ... zumindest ich habe nicht behauptet, dass ein Monosynth für jeden Nutzer und immer für eine Bassspur ausreicht. Nur dass er in vielen Fällen ausreichen kann. :dunno:

außerdem gehen schon wieder alle immer nur von ihren eigenen bedürfnissen und vorstellungen aus.
Naja, es wäre m.E. auch ziemlich vermessen, für die gesamte mögliche Nutzerschaft sprechen zu wollen. Ich dachte, wir tauschen hier persönliche Erfahrungen und Ansichten aus?

Wenn die Frage natürlich lautet: "Reichen Monosynths für alle User und Situationen aus?" dürfte die Antwort vermutlich "nein" lauten. Lautet die Frage: "gibt es Anwendungsfälle, wo man zwingend einen Monosynth benötigt?" wird es schon weniger eindeutig, obwohl der allgemeine Konsens wohl auch noch in Richtung "nein" gehen wird (notfalls bekommt man einen Poly mit FX immer knallig genug). Wenn die Frage aber lautet: "haben Monosynths noch eine Berechtigung", dann erwarte ich durchaus unterschiedliche Antworten von unterschiedlichen Nutzern - man kann da m.E. durchaus geteilter Meinung sein.
 
Ich mach mal als Analogie einen anderen Vergleich auf: wozu "braucht" man heutzutage noch mechanische Armbanduhren (die man laufend aufziehen muss und die auch nicht einmal sehr genau gehen), wo es doch z.B. hochpräzise Funkuhren mit Solarzellen oder sogar "Smart-Watches" gibt, die weit mehr können, als die Zeit anzuzeigen? Trotzdem verkaufen sich vollmechanische Uhren anhaltend gut und haben ihre feste Käuferschar.

Es geht doch offenbar nicht um das jeweils technisch Mögliche/Machbare, sondern um das jeweils für einen individuell stimmigste, bei dem man sich wohl fühlt, das einen inspiriert oder das schlichtweg Spaß macht (egal um welches Thema es sich handelt). Das alleine ist die Daseinsberechtigung.

Ein monophoner Synth ist eben eine Instrumentengattung für sich und damit im Prinzip auch nichts anderes als eine Trompete, Oboe oder Flöte - nur eben elektronisch.
 
notfalls kaskadiert man vier mechanische armbanduhren, dann sind sie wieder polyphon.


und ganz ohne scherz: jeder polysynth ist auch ein monosynth.

sei es, dass man einfach nur eine stimme benutzt, sei es, dass man alle 64 layert.

für mich also der klare gewinner - abgesehen von ganz speziellen geräten, die es eben als poly gar nicht gibt (aber geben könnte. gibt ja oft genug auch beides. 101 vs 106 usw., wissenschon.)
 
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letztendlich ist diese Diskussion ähnlich sinnvoll wie "analog vs. digital". Und ich gebe @einseinsnull auch in sofern recht, dass man die meisten Monosynths mit Polysynths ersetzen könnte - allerdings unter der Voraussetzung, dass das gewünschte Gerät a) als Polysynth existiert und sich der Sound b) aufgrund der anderen Bauart nicht relevant unterscheidet.

Da allerdings nicht jeder Monosynth zum selben Preis als Polysynth gebaut wird (und werden kann), haben Monosynths meiner Meinung nach immer dort eine Berechtigung wo a) eine Stimme zur Zeit ausreicht und b) das Budget die Anschaffung eines entspr. Polysynths nicht hergibt (oder es sich aufgrund der Anforderung nicht lohnt).
 
Naja, es wäre m.E. auch ziemlich vermessen, für die gesamte mögliche Nutzerschaft sprechen zu wollen. Ich dachte, wir tauschen hier persönliche Erfahrungen und Ansichten aus?

im ausgansposting tauchen eine reihe durchaus nachvollziehbarer argumente auf, z.b. dass ein theremin letztlich oft lebendiger klingt als ein akkord von einem novavax basstation kinderkeyboard.

dennoch ist es nicht zuende gedacht, denn 1 theremin mit 2 antennen und 2 oscillatoren lässt sich ja auch wie 1 theremin spielen. oder man könnte einfach 2 nehmen. oder die beiden von 2 instrumentalisten bespielen lassen.

klar sind violinen monophon und trotzdem geil. und zweifelsfrei besser als ein virus A. dennoch gibt es ja auch eine menge kammermusik und kompositionen für große orchester, weil mehr stimmen als nur eine eben doch eine relevanz haben können. zumal ja diese technische polyphonie dem nicht entgegensteht, zwischendurch auch ein solo zu spielen.

klaviere oder orgeln haben auch 70, 90, oder 300 stimmen, obwohl die niemand alle gleichzeitig spielen kann und will.


was ich damit sagen will ist: es fällt mir sehr schwer, zu solchen fragen eine "meinung" zu haben. preis und verfügbarkeit interessieren mich da viel eher. das einzige, was mich an monophonen synths stört ist ansonsten der platzverbrauch.
 
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entschuldigung, ich wollte natürlich "monophon" schreiben.

da ich aber auch fast 20 tippfehler korrigieren musste, war für eine inhaltliche revision keine kapazität mehr vorhanden.

wird wohl zeit mal zu schauen wie es der kaffeekanne geht. :sad:
 
entschuldigung, ich wollte natürlich "monophon" schreiben.
ok, das Argument ist zumindest dann valide, wenn man einfach die Stimmen braucht, und sich daher denselben Monosynth mehrmals hinstellen müsste. Richtig platzsparend wird es erst, wenn man einen Polysynth hat, der es schafft, nach Moog, Sequential, Arp, Waldorf, Roland, Korg und Vermona zu klingen ... :wegrenn:

vielleicht teste ich doch noch mal den Polybrute, der soll ja recht vielseitig sein

richtig kompakt wird es dann natürlich erst mit Software, zugegeben - aber die Diskussion ist hier auch nicht neu ;-)
 
Legato spielen geht nur mit monophoner Stimmenzuordnung. Das geht natürlich auch mit einem monophonen Mode im Polysynth. Aber eben nicht polyphon.
Diesen Gedanken verstehe ich nicht. Warum kann man nicht polyphon legato spielen? Wenn ich in die Klavierliteratur der letzten paarhundert Jahre schaue, sehe ich haufenweise Legatobögen. Und das Klavier ist polyphon. Oder bin ich da gedanklich irgendwo auf dem Holzweg? Auch bei deinem Glide-Argument möchte ich milde protestieren: Nur weil es unterschiedliche Umsetzungskonzepte gibt, bedeutet das ja nicht, dass es kein funktionierendes oder sinnvolles Prinzip gibt. Man könnte monophonen Synths im gegenzug vorwerfen, dass es kein verlässliches Funktionsprinzip z. B. für das Retriggern von Hüllkurven oder LFOs gibt.

In allererster Linie freue ich mich aber, dass ich endlich mal (wieder?) einen Gedanken des Kollegen @Horn für richtig schönen Blödsinn halten kann. Wir sind uns ansonsten bei vielen Themen fast schon eklig einig, und ich kann oft nur heftig mit dem Kopf nicken und Beifall spenden, wenn er etwas schreibt. Danke deshalb für die Möglichkeit des Dissens (betont auf der zweiten Silbe, zum hiphopigen Dissen kommt es dann vielleicht später), lieber Horn!

Die qualitative Unterscheidung von Synth-Klassen nach Stimmenzahl erschließt sich mir ganz und gar nicht. Weder würde ich als heißblütiger Liebhaber des SH-101 Monophone geringschätzen noch käme ich auf die Idee, die polyphonen Flächen z. B. eines JX-8P danach zu bemessen, ob sie ein Monosynth nicht irgendwie besser hinbekäme. Gleichzeitig habe ich aber auch schon einen MS-20 per Mehrspuraufnahme zum polyphonen Flächenleger gemacht, und ich hole erstaunlich oft monophone Bässe aus dem eigentlich polyphonen JX-8P. Wie es mir beim Klavier wurscht ist, dass der Urvater dieses Saiteninstruments sicherlich aus einer einzelnen Saite bestand, die über irgendetwas gespannt wurde, und deshalb monophon war und ich keine Rückschlüsse auf die "egentliche" Funktionsweise des Klaviers ziehe, würde ich es auch beim Synthesizer halten.

Und einen Goldstandard sehe ich bei Synthesizern grundsätzlich nicht. Wat den eenen sin Uhl, is den annern sin Nachtigall. Warum sollte man die zwei Funktionsprinzipien so grundsätzlich gegeneinander abwägen?
 
Wenn ich in die Klavierliteratur der letzten paarhundert Jahre schaue, sehe ich haufenweise Legatobögen. Und das Klavier ist polyphon.
gemeint dürfte sein, dass bei Legatospiel eine oder mehrere Hüllkurven nicht neu getriggert werden. Das geht beim Klavier nicht so wirklich gut ...
 
Die qualitative Unterscheidung von Synth-Klassen nach Stimmenzahl erschließt sich mir ganz und gar nicht.

Weder würde ich als heißblütiger Liebhaber des SH-101 Monophone geringschätzen noch käme ich auf die Idee, die polyphonen Flächen z. B. eines JX-8P danach zu bemessen, ob sie ein Monosynth nicht irgendwie besser hinbekäme. Gleichzeitig habe ich aber auch schon einen MS-20 per Mehrspuraufnahme zum polyphonen Flächenleger gemacht, und ich hole erstaunlich oft monophone Bässe aus dem eigentlich polyphonen JX-8P.


genau das habe ich ja mit anderen Worten auch gesagt .... das isses nämlich

nur die persönlichen ,eigegenen Vorlieben zählen,
das rationale Geschwätz, selbsternannter "Fachleute" , die nachweislich hervorragenden Instrumenten, ihr Berechtigung absprechen wollen, ist völlig irrelevant

....Schwarz/Weiss denken ist nämlich Out und diese Diskussion ....Quecksilber
 
ok, das Argument ist zumindest dann valide, wenn man einfach die Stimmen braucht, und sich daher denselben Monosynth mehrmals hinstellen müsste.

ja oder wenn man möglichst viele verschiedene sounds parat haben will oder sich ganz einfach zwischen zwei geräten entscheiden muss. ("HE für microwave oder pulse? usw.)

wenn ich auf 3HE auch 8 statt 2 kompressoren haben kann, dann nehme ich den. genau wie ich auch nie einen dritten S-1000 gekauft hätte, sondern dann auf den vielstimmigeren EMU umgestiegen bin. usw.

bei keyboards mit monophoner klagerzeugung (MS-20?) fehlt mir das verständnis dann ganz. das kann man machen, wenn man eine fabrikhalle als studio hat. ;-)
 
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Diesen Gedanken verstehe ich nicht. Warum kann man nicht polyphon legato spielen? Wenn ich in die Klavierliteratur der letzten paarhundert Jahre schaue, sehe ich haufenweise Legatobögen. Und das Klavier ist polyphon. Oder bin ich da gedanklich irgendwo auf dem Holzweg?

er meinte gleichzeitig. aber auch da könnte man natürlich fragen stellen.

man muss hier wohl unterscheiden, ob das" legato" die spielweise von außen ist, oder eine funktion des klangerzeugers selbst.

bei letzterem hätte er recht.
 
oder sich ganz einfach zwischen zwei geräten entscheiden muss.
würde ich weiter frotzeln wollen, würde ich sagen: bei Monosynths könntest Du einfach vielleicht beide kaufen. ;-)

Aber das führt natürlich zu nichts; ich stimme da im Wesentlichen den letzten Aussagen von @Henk Reisen und @RealRider zu.
Der eine greift zum Quantum, weil er möglichst viele verschiedene Sounds parat haben möchte, und der andere setzt mit ähnlichem Budget auf eine Mischung aus OB-6, Hydraysnth, Pulse und Behringer 2600.

Ich habe z.B. vorhin im "Best Monosynth"-Thread einiges zum Pro-3 gelesen und gehört: Der ist ja für einen Monosynth anscheinend recht vielfältig. Ich könnte mir durchaus vorstellen, einige vorhandene Monokisten (oder vielleicht sogar den Take-5) durch den Pro-3 zu ersetzen. Dass er mono ist, stört mich dabei nicht; wichtig ist der Klang. Das paradoxe ist vielleicht, dass man mit Monosynths manchmal mehr anfangen kann, wenn man schon ausreichend mit Polysynths versorgt ist. :fresse:
 
würde ich weiter frotzeln wollen, würde ich sagen: bei Monosynths könntest Du einfach vielleicht beide kaufen.

ja ne eben nicht, weil die ja dann meistens größer und teuer sind.

ich würde auch zt.b., wenn ich mich für den M interessieren würde, mit sicherheit die höchste ausbaustufe kaufen, bei der ich dann für 50% mehr geld 200% mehr stimmen bei gleichem platzverbrauch hätte.
 
Aus meiner Perspektive ist ein Synthesizer zunächst einmal ein monophones Instrument - wie eine Violine - und die mehrstimmge Version ist nur eine Ableitung davon - vergleichbar dem Streichorchester.
Dass die ersten Synthesizer von Moog einstimmig waren, war aber doch ihrer technischen Entwicklungsgeschichte geschuldet.

Was meine ich damit? Als der Synthesizer erfunden wurde, war er nicht an ein Tasten-Interface gebunden, das Mehrstimmigkeit suggeriert, sondern zum Beispiel an die Antennen des Theremins oder das Saiten-Manual des Trautoniums. Es handelte sich um ein monophones Melodie-Instrument.
Die Erwähnung von Theremin und Trautonium finde ich in diesem Zusammenhang missverständlich, denn diese waren in ihren ursprünglichen Ausprägungen keine Synthesizer.

Derdiedas einstimmige Electronic Sackbutt von Hugh LeCaine von 1945 hatte eine Tastatur.

Wenn wir in der Geschichte noch weiter zurückblicken, stoßen wir auf das Hammond Novachord von 1938 – und dieser auf Röhren aufgebaute Synthesizer hatte nicht nur eine Tastatur, sondern war zudem noch vollpolyphon (hier ein Video).

Deine These (so wie ich sie verstanden habe), der Synthesizer sei im Kern seines Wesens ein monophones Melodie-Instrument, halte ich daher nicht wirklich für zwingend.
Ein polyphoner Synth der wie eine Querflöte gegriffen wird, oder eine Theremin oder ein Ribbon gehen definitiv nicht polyphon.
Das Haken Audio Continuum Fingerboard ist ein polyphoner Synthesizer mit der Spielweise eines Ribbon-Controllers: Funktioniert wunderbar.

Die Hüllkurven starten bei letzt genannten einfach nicht grundsätzlich bei null, sondern da, wo sie grade im Ausklingen der letzten Note waren.
Es gibt mehrere polyphone Synthesizer, die dieses Hüllkurvenverhalten schaltbar machen, z.B. der Moog Memorymoog von 1982: "Return to Zero" hieß der entsprechende Schalter.

Bei Polysynths ist das Verhalten sehr unterschiedlich. Bei manchen beginnt der Glide wo die neu gespielte Stimme vorher war (das kann Takte her sein!). Bei anderen ist es unvorhersehbar und wirkt fast schon zufällig. Nur wenige Polysynths haben ein Glide, bei dem man schon vorher weiß, wie das Glide reagiert.
Hängt davon ab, ob der Synthesizer Zugriff auf Stimmenzuordnungsbetriebsarten (was für ein Wort!) bietet: Das übliche "Rotate" produziert in der Tat eher unvorhersehbare Ergebnisse, "Reassign" hingegen ist recht verlässlich, und "Reset" erst recht. Wurde z.B. vom Oberheim Xpander (1984) und Four Voice (1975) geboten.

Und dann klingt so manche Verzerrung monophon gut, aber polyphon einfach nur bescheiden.
Das berührt einen meiner Ansicht nach interessanten Punkt, von dem ich bisher noch nichts in der Literatur gelesen habe (habe aber auch nicht alles gelesen): das Sättigungsverhalten der Mischer, die in polyphonen Synthesizern die Einzelstimmen mischen. Ich habe nicht den leisesten Schimmer, was es da in der Synthesizergeschichte gegeben hat, und ob bzw. in welchem Ausmaße z.B. die unterschiedlichen Mischerarchitekturen von Sequential und Oberheim zu deren unterschiedlichem Klang beigetragen haben könnten. Aber das wäre ein Thema für einen anderen Thread.
 
Das sieht in den Videos schon sehr gezielt aus, zumindest wenn jemand sein Instrument beherrscht, von daher kann das vielleicht noch als paraphonisch aber nicht als mehr rein monofones Instrument durchgehen.
Ja, das trifft es im Bezug auf die Violine ganz gut, allerdings gibt es den Begriff "Paraphonie" in der klassischen Harmonielehre nicht - nur in der Synthesizertechnik. Dennoch gibt es Instrumente, auf denen man wirklich polyphon spielen kann - allen voran die Orgel, Instrumente, die rein monophon gespielt werden (Flöte, Trompete usw.), und solche Instrumente, auf denen zwar mehrere Töne gleichzeitig erzeugt werden können, deren Möglichkeiten einer unabhängigen Stimmführung aber eingeschränkt sind. Dazu zählt mit Sicherheit die Geige, aber im Grunde auch die Gitarre. Zumindest wenn letztere rein mit Plektrum gespielt wird, kommen da zwar Akkorde raus, satztechnisch ist das dann aber Homophonie, nicht Polyphonie. Bei klassischer Gitarre ist das natürlich ein wenig anders - und auch bei der Geige geht Polyphonie im Ansatz am ehesten, wenn man sie zupft statt streicht.

Ich kann immer nur wieder betonen, dass es aus dem Blickwinkel der Harmonielehre noch keine Polyphonie ist, wenn bloß mehrere Töne gleichzeitig kommen. Es müssen mehrere Stimmen sich unabhängig bewegen, was mit einem Streichquartett oder einem Bläserquintett oder vier bis fünf monophonen Synthesizerstimmen übrigens besser geht als sogar mit Klavier und Orgel.

Wenn Du monophone Musik machst, sei das Dir überlassen. Besondere Kreativität kann ich darin beim besten Willen nicht erkennen. Nenne mir doch einmal "WELCHE ART" Musik mit einer einzigen Stimme auskommt - ich kenne keine, erleuchte mich.
Du hast zwar nicht mich damit angesprochen, aber siehe oben: im satztechnischen Sinne ist längst nicht jede Musik, die Akkorde verwendet, auch wirklich polyphon. Sehr viele Popmusik ist nur homophon, im Techno sind mir auch schon rein monophone Musikstücke begegnet. Ein klassisches Beispiel für reine Monophonie wäre der gregorianische Choral.
 
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Wenn wir in der Geschichte noch weiter zurückblicken, stoßen wir auf das Hammond Novachord von 1938 – und dieser auf Röhren aufgebaute Synthesizer hatte nicht nur eine Tastatur, sondern war zudem noch vollpolyphon (hier ein Video).
Nur der Vollständigkeit halber, ohne klugscheißen zu wollen: Theremin (1920) und Trautonium (1930) sind älter als das Novachord. Interessant finde ich, dass Du sagst, es seien keine "Synthesizer". Natürlich hat man sie damals noch nicht so genannt. Aber gibt es einen prinzipiellen Unterschied zum Synthesizer? Was ist erforderlich, um ein elektronisches Musikinstrument als Synthesizer zu definieren? Der Klang wird bei diesen Instrumenten doch bereits synthetisch mit Hilfe von VCOs und VCAs erzeugt.



 
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ja ne eben nicht, weil die ja dann meistens größer und teuer sind.
abgesehen von Winzlingen wie dem Nymphes und digitalen Boxen sind meine Poly's doch meist etwas größer - zumindest im Analogbereich braucht ein Monosynth weniger Platz für Bauteile (wobei zugegeben das meiste für die nötige Beknopfung draufgeht, die bei 8 Stimmen auch nicht umfangreicher als bei einer Stimme ausfallen muss). Aber: So ein Mono Lancet neben einem Dominion Club und einer TD-03 nimmt nun auch nicht soo viel Platz weg. Zum Spielen kann man dann ja den großen Poly mit Tastatur nehmen.

ich würde auch zt.b., wenn ich mich für den M interessieren würde, mit sicherheit die höchste ausbaustufe kaufen, bei der ich dann für 50% mehr geld 200% mehr stimmen bei gleichem platzverbrauch hätte.
hier gehe ich mit - die Stimmenerweiterung für den M werde ich mir wohl auch holen. Und den Rev2 hatte ich auch in der 16-stimmigen Variante. Wenn schon poly, dann so viel wie möglich fürs Geld. :supi:
Oder man hat halt gerade Platz und Geld genug, so dass es statt für einen 16-stimmigen auch für zwei 8-stimmige Poly's reicht. Ich kann beide Sichtweisen verstehen; mit der zweiten Kombination deckt man dann vielleicht noch mehr Klangspektrum ab.

Aber das wäre ein Thema für einen anderen Thread.
Die geschichtliche Entwicklung im Vergleich zwischen Oberheim und Sequential vielleicht, aber das grundsätzliche Thema ob und wie sich die internen Schaltungen und das Mixing zwischen Poly- und Monosynths unterscheiden, ist eine sehr relevante Frage für diesen Thread, wenn es darum geht welche Berechtigung Monosynths überhaupt (noch) haben. Ich habe das Argument nun schon mehrmals gehöhrt, konkrete Nachweise oder nachvollziehbare Klangbeispiele allerdings noch nicht.
 
Zählt das Telharmonium?
Wenn nein, warum nicht?
Weil das ne Orgel ist.
Wenn die zählt zählt auch von Kempelens Sprechapparat und die Barockorgeln mit Vox Humana (oder heist es Voci Humanae?) und so weiter.

Mindestens.
Oder das Clavecin Electrique.

Aussderdem ist das amerikanisch und nur eine Internet Saga.
Einen Beweis daß es das überhaupt wirklich gab habe ich noch nicht gesehen.

Mein Lexikon kennt es auch nicht.
 
Vielleicht kann man die Frage auch ganz praktisch angehen: Ich persönlich kann mit Ambient nichts anfangen, und wenn ich jamme, dann fange ich immer mit der Kick an, irgendwo um die 90-150 BMP, je nach Stimmung, und dann kommt schon die Bassline, die ich durch verschiedenste, meist modulierte Stereo-Delays jage. Da braucht's keinen Poly. Meistens fange ich für den Bass mit dem Vermona Mono Lancet an, der britzelt schön ⚡
 
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abgesehen von Winzlingen wie dem Nymphes und digitalen Boxen sind meine Poly's doch meist etwas größer

ne mensch, ich meinte schon relativ, also pro stimme, nicht pro gerät. :)

8 pulse sind 8 mal so groß wie 1 microwave... es gibt 128-stimmen GM-module, die kaum größer als ein eurorack VCO von döpfer sind... usw.
 
Herge: Tim und das Geheimnis des Telharmoniums
Arthur Conan Doyle: Das Telharmonium des Dr Cahil
Alfred Hitchcock präsentiert: Die drei ??? und die monströse Orgel
 
Die Musikrichtung und Vorlieben spielen in der Tat eine Rolle - ich habe in den meisten Sounds die ich gebaut habe Polyphonie genutzt - nur selten wollte ich so einen monophonen Sound mit Low Note Priority - und ggf. mit Unisono - das sind aber ausnahmen, bei mir funktionieren daher Bässe auch so und es ist oft keine Reue eingefallen. Polyphonie ist gut! Heute ggf. Paraphonie als kleiner Ausweg - aber vermissen würde ich Monophonie "nicht wirklich".

Sie ist aber bisher technisch bedingt gewesen oder weil es zu viel wäre .. es gab auch Synths, wo man jeweils zwei Stimmenkarten kaufte.
 
Nur der Vollständigkeit halber, ohne klugscheißen zu wollen: Theremin (1920) und Trautonium (1930) sind älter als das Novachord. Interessant finde ich, dass Du sagst, es seien keine "Synthesizer". Natürlich hat man sie damals noch nicht so genannt. Aber gibt es einen prinzipiellen Unterschied zum Synthesizer? Was ist erforderlich, um ein elektronisches Musikinstrument als Synthesizer zu definieren? Der Klang wird bei diesen Instrumenten doch bereits synthetisch mit Hilfe von VCOs und VCAs erzeugt.
Was erforderlich ist, um ein elektronisches Musikinstrument als Synthesizer bezeichnen zu können? Ein wunderbare Frage, über die man sich länger in den – in meinem Falle immer schütterer werdenden – Haaren liegen kann. Da aber die Frage, ob Trautonium und Theremin Synthesizer sind oder nicht, eher ein Seitenstrang der Diskussion ist, werde ich mich nicht bei dem Versuch verheben, eine trennscharfe und vollständige Definition eine Synthesizers zu geben, sondern nur zwei Punkte herausgreifen, die mir im Rahmen dieser Frage wesentlich erscheinen.

Vorweg: Weder Theremin noch Trautonium benutzten Spannungssteuerung (also keine VCOs oder VCAs).

Beim Theremin war es ein Schwebungssummer, der den Ton erzeugte, Tonhöhen- und Lautstärkeänderungen erfolgten durch Kapazitätsänderungen, verursacht durch Handpositionsveränderungen in den elektrischen Feldern der beiden Antennen. Beim Trautonium wurde über den Konstantan-Draht der Saite der Widerstandswert in einem Kippschwingungskreis (zuerst um eine Glühlampe, später um eine Röhre herum aufgebaut) gesteuert.

Also keine Spannungssteuerung. Davon abgesehen glaube ich, dass „Spannungssteuerung“ als wortwörtlich verstandener Begriff uns nicht weit genug führt, da damit digitale Synthesizer außen vor bleiben müssten. Eine Alternative kann ich aber auch nicht anbieten, allenfalls wortungetümige Umschreibungen: Die Möglichkeit, einen Parameter einer Baugruppe durch das Ausgangssignal einer anderen Baugruppe steuern zu können, z.B. VCO-Tonhöhe durch LFO.

Ich glaube, dass das Prinzip der Spannungssteuerung (im Sinne von "Ausgangssignal einer Baugruppe steuert Parameter einer anderen Baugruppe) ein ganz wesentliches Merkmal eines Synthesizers ist. Erst diese Spannungssteuerungsprinzip ermöglicht all die wunderbare Instrumente, über die wir uns hier im Forum amüsieren.

Das Spannungssteuerungsprinzip allein reicht meiner Ansicht nach aber nicht aus, um ein Instrument als Synthesizer bezeichnen zu können, dem Benutzer muss zudem ein hinreichend detaillierter Zugriff auf Struktur und Verlauf des vom Synthesizer mittels Spannungssteuerung erzeugten Klangs ermöglich werden.

Und da sieht es sowohl beim Theremin als auch beim Trautonium eher mau aus, denn entweder sind ihre Klangformungsmöglichkeiten faktisch nicht der Rede wert (Theremin) oder recht begrenzt (Trautonium) – zumindest in den ersten Versionen (Telefunkens "Volkstrautonium"), bei Salas selbstgebautem Mixturtrautonium aus den 50ern sah es natürlich anders aus. Eine Spannungssteuerbarkeit der klangformenden Baugruppen war im Original-Trautonium meines Wissens auch nicht gegeben.

Daher halte ich das Theremin nicht für einen Synthesizer, das Trautonium ist "näher dran", aber…
…"close but no cigar".
 
Und wie nahe ist der RCA Synthesizer dran?


https://www.youtube.com/watch?v=rgN_VzEIZ1I&t=405s

Hier ein Blockdiagramm:
rcasynth_block_large.jpg


Milton Babbitt arbeitete intensiv mit dem RCA, hier "Philomel" für Synthesizer und Sopran von 1964:

https://www.youtube.com/watch?v=2D1nueFTy3g


Und hier eine ganze LP aus dem Jahr 1969 mit dem RCA MkII Synthesizer:

https://www.youtube.com/watch?v=CKq8DkBk_GA

Nur zwei Jahre später, 1971, erblickte das erste Stück auf der Basis von FM-Synthese das Licht der Welt: "Sabelithe" von John Chowning, dem Entdecker der FM-Synthese:

https://www.youtube.com/watch?v=53FQCe1ewDs

Moment…das ist die überarbeitete Version, die erste Version entstand bereits 1966: Hut ab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vorweg: Weder Theremin noch Trautonium benutzten Spannungssteuerung (also keine VCOs oder VCAs).

Beim Theremin war es ein Schwebungssummer, der den Ton erzeugte

Ich glaube, dass das Prinzip der Spannungssteuerung (im Sinne von "Ausgangssignal einer Baugruppe steuert Parameter einer anderen Baugruppe) ein ganz wesentliches Merkmal eines Synthesizers ist. Erst diese Spannungssteuerungsprinzip ermöglicht all die wunderbare Instrumente, über die wir uns hier im Forum amüsieren.

najoa hmpf. :P

synthesizer bedeutet "zusammensetzer" oder "verknüpfer" und nicht "hat zwingend einen voltage controlled oscillator drin".

und "synthese" ist, wenn man etwas nachbildet oder umbaut.

du kannst auch einen analogen filter so zum schwingen bringen, dass er wie eine klarinette klingt und das dann "synthesizer" nennen, und umgekehrt ist auch noch lange nicht alles, wo VCOs drin sind, musikinstrumente. auch in der digitalwelt hat nicht jeder synthesizer oscillatoren.


der hauptunterschied zwischen einem theremin und einem virus ist ansonsten vor allem der, dass ein theremin einfach sexy ist.
 


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