Nun bin ich auch dabei! Ich dachte ja erst, die Jeannie wird mein gemütliches Winter-Puzzle, aber nach den ersten kläglichen Lötversuchen habe ich dann Rolf mit betretener Miene um Hilfe gebeten, weil ich das Ganze nicht verderben wollte - und er hatte dann den Spaß am Puzzeln/Löten. Und heute kam die bezaubernde Jeannie dann in vollendeter Schönheit bei mir an. Danke Rolf!
Mein Ersteindruck:
Ich hatte ja schon die ganze Zeit den Eindruck, dass sich hier ein hoch interessantes und vermutlich weit unterschätztes Synthesizerprojekt entwickelt - aber meine Erwartungen wurden dann doch gehörig übertroffen. Zuerst einmal - die Jeannie klingt klasse!
Und dann die Fülle an Möglichkeiten:
- 2 Oszillatoren die neben den klassischen Wellenformen noch jede Menge weitere Wellenformen mitbringen (und die sich unterschiedlich verschalten lassen)
- Waveshaper-Modul
- 3 LFOs (mit wiederum jede Menge ungewöhnlicher Wellenformen!), sowie 2 Hüllkurven
- Wahlweise 12db State-Variabel Filter mit LP, HP oder BP oder klassisches 24db LP-Ladderfilter
- Und dahinter noch ein statisches HP-Filter (a la JP-8)
- Modulationsmöglichkeiten ohne Ende (sogar FM, und auch Aftertouch kann verarbeitet werden)
- 16 Effekte, und dann noch der tolle speicherbare Step-Sequenzer
Wenn ich das so vergleiche mit dem Jupiter-8, den ich früher mal gehabt habe - ein vielfach größeres Spektrum, und das Beste: Es klingt auch super!
Meine größte Befürchtung betraf das kleine Display, und dass man damit vielleicht ein ermüdendes Menu-Diving erleiden muss. Und ja, das Display ist klein, aber recht scharf, farbig und kontraststark - die wichtigsten mit Highlight dargestellten Werte kann man auch aus schlechteren Blickwinkeln noch gut erkennen, lediglich für die Nebenwerte muss man die Rübe schon dahin halten wo halt die Musik spielt, um alles gut ablesen zu können. Mal sehen, ich werde mir die Jeannie wohl auf einem Schwenkarm mit leicht abgewinkelter Plattform stellen, sodass man immer alles gut im Blick hat.
Die Menüführung ist im Zusammenhang mit den Parameterreglern vorbildlich gelöst, und auch dank der grafische Darstellung von Wellenformen usw. ist man immer sehr fix dort, wo man hin will. Den größten Spaß hatte ich mit dem State-Variabel-Filter, welches super darstellt was man gerade treibt. Das ist was ganz anderes, als in manchen endlosen bzw. drögen Parameterlisten mancher Hersteller, die man beim Menudiving üblicherweise so fürchtet und die einem komplett den Spaß verderben können. Hier hatte ich ruckzuck eine Reihe eigener Klänge mit denen ich fasziniert herumspielen konnte. Das Ding ist intuitiv!
Auch das abspeichern und Benennen geht flott, und man ist auch nicht in Gefahr, versehentlich irgendetwas zu überschreiben, das wird einem alles angezeigt.
Fazit: So klein und unscheinbar die Jeannie aussieht, verbirgt sich doch ein überraschend ausgefuchster und gut klingender Synthesizer darin, der auch richtig Spaß macht! Und das aus hiesigen Landen. Lasst Euch das geniale Teil nicht entgehen, es ist mehr als nur sein Geld wert. Für mich war es der Best-Buy seit langem.
Wünsche:
Ich gestehe, ich hasse eigentlich Desktopgeräte - ich weis nie so richtig, wohin damit. Die Jeannie ist jetzt immerhin so klein und leicht, dass man sie auf einem flexiblen Schwenkarm oder so ganz gut platzieren kann. Schöner fände ich aber eine Rack-Version, entweder 19", oder besser noch fürs Eurorack (mit Tempo-Trigger in/out für den Sequenzer, Input für Cutoff, und was euch vielleicht noch so einfällt) und etwas größerem Display für ältere Leut' - sozusagen eine etwas erwachsenere Profi-Jeannie (vielleicht so wie Behringer das mit Model D usw. macht - die kann man entweder ins Eurorack schrauben oder als Desktop-Teil verwenden).
Bugs:
Ich habe bisher nur einen winzigen gefunden - im Effekt 4 (Pitch-Shift) werden die Bezeichnungen für die Parameter 2 und 3 nicht angezeigt (leeres grünes Feld). Ist sicher leicht behebbar.