Arbeiten in der Musikbranche

Rolo schrieb:
sowas finde ich total armseelig.
Ich persönlich mag irgendwie am liebsten die Musik von Leuten die wirklich kein oder nur sehr wenig Geld damit verdienen.
Leute die unauffällig im "Underground" ihre Scheiben veröffentlichen.
Diese Musik ist noch "true" und hat Seele.
Es gibt da natürlich auch viel Mist aber ich suche mir natürlich nur Künstler die wirklich ihren eigenen Stil haben.
Mann erkennt bei diesen manchmal trashigen aber sehr Ideenreichen und Lebendigen Sachen dann worum es bei der Liebhaberei
und Begeisterung für die Musik bzw. die Kunst überhaupt seit Kindheitsgedenken geht.Da können kommerzielle Fliessbandschreiber
und Leute die Musik unter Druck für viel Geld machen nicht mithalten behaupte ich.

Ja das sehe ich auch so.
Artists werden zunehmend Produkte. Geschäfts- und Wirtschaftsmodelle die wie Börsenunternehmen auf maximalisierung der Gewinne ausgelegt sind. Und das im "Underground" Bereich. Warum ? Weil einfach zuviel Geld fliesst im Underground Bereich der mittlerweile natürlich nicht mehr UNderground ist und total kommerzialisiert ist.

Mal eine kleine Anekdode meinerseits... Wenn man sich heute mal anschaut wie professionell (und KOmmerziell) die Timewarp geworden ist.

Ich hatte damals in 90ern ein kleinen Live Auftritt auf der Timewarp. Ich glaube Gage gabs nicht.
Ich mit anderen von Frankfurt nach Manheim gedüst. Aufgebaut und gemerkt dass ich die ganzen Disketten mit den Songs vergessen habe :selfhammer:
Damals gabs ein Roland Stand wo sie neue Musikgeräte vorstellten. Bin dann hin und hab gemeint die sollen mir so eins von den Dingern da geben (war damals frisch eingeführte Mc-303) und ich würde damit dann etwas performanen. Habe sie nach etwas Überzeugunsarbeit gemacht. Ich voller Panik und Zeitrdruck mich versucht einzuarbeiten und neue Pattern zu programmieren.
Das Ende vom Lied war: die Leute haben getanzt und die Stimmung war gut. Allerdings waren es nu 4 Songs und ca. 30 Minuten :lollo:

Heute (bzw. schon wenige Jahre später) total undenkbar weil die Professionalität schon der Underground erobert hatte.
 
Zolo schrieb:
Was mich mittlerweile echt schockiert, ist das selbst kleinere ein Team haben die für sie arbeiten.
Also z.B. die Samples zurechtsuchen oder auch mal den Song arrangieren oder Kontakte knüpfen usw.

Als das viele von anderen Produziert werden ist ja klar. Aber sich selbst kleinere Leute andere ins
Boot holen nur weil sie keine Zeit haben ... Find ich krass.

Die kommen dann vom Gig heim und lesen bekommen dann die nächste Release fürs eigene
Label vorgestellt. Inklussive "eigenem" Remix.



Solche "Ghostwriter" sachen sind ätzend. Ist bei Büchern ja nix anderes. Oder glaubt ernsthaft jemand die Katzenberger hat auch nur ein Wort allein geschrieben!? Sowas find ich verarsche am Kunden!
 
Marken wie Sven Väth und Cocoon gehören für mich nicht mehr zum Underground. So auch viele Label, die vor 10 Jahren undergroundig angefangen haben und jetzt durchwegs professionalisiert und ich sag mal industrialisiert sind.

Da haben DJs Leute, die Promos durchhören und vorsortieren. Da werden Facebook Seiten von anderen verwaltet, es gibt eine gewiefte Booking Agency, teures Marketing wird betrieben, Ghost Producing etc.

Am Ende hat das ganze dann Milli Vanilli Charakter, eine schöne sympathische DJ Frontfrau, die auflegt was ihr gesagt wurde, der Rest ist ein Produkt und eine Maschinerie dahinter. Mit Authentizität und Underground hat das ganze nichts mehr zu tun, Underground ist dann nur noch eine Marketingfloskel.

Milli Vanilli DJs
 
hertzdonut schrieb:
Da haben DJs Leute, die Promos durchhören und vorsortieren. Da werden Facebook Seiten von anderen verwaltet, es gibt eine gewiefte Booking Agency, teures Marketing wird betrieben, Ghost Producing etc.
Thats it. Das sind Firmen während die halbe Welt glaubt es sind "Artists".

Und Sven Väth hat das meiner persönlichen Meinung nach auch schön mitangekurbelt.
Ich kann mich an Omen Zeit erinnern, wo ja Underground Geschichte geschrieben wurde, während
da schon vom VÄth Management eine Professionalität und Kommerzialisierung eingeführt wurde.
So durfte man beisplelsweise nur im Omen spielen wenn man sich verpflichtete Freitags (Väth Tag)
nicht in Frankfurt zu spielen und keine Konkurenz zu machen usw. wenn ich mich richtig erinner.

Am Ende wars doch dann all about Money im Underground
 
Zolo schrieb:
Thats it. Das sind Firmen während die halbe Welt glaubt es sind "Artists".

Und Sven Väth hat das meiner persönlichen Meinung nach auch schön mitangekurbelt.
Ich kann mich an Omen Zeit erinnern, wo ja Underground Geschichte geschrieben wurde, während
da schon vom VÄth Management eine Professionalität und Kommerzialisierung eingeführt wurde.
So durfte man beisplelsweise nur im Omen spielen wenn man sich verpflichtete Freitags (Väth Tag)
nicht in Frankfurt zu spielen und keine Konkurenz zu machen usw. wenn ich mich richtig erinner.

Am Ende wars doch dann all about Money im Underground
das würden alle hier an seiner Stelle doch auch tun, wenn sie die Möglichkeiten hätten.
Letztendlich ist einem der eigene Arsch am nächsten.
 
Bernie schrieb:
das würden alle hier an seiner Stelle doch auch tun, wenn sie die Möglichkeiten hätten.
Letztendlich ist einem der eigene Arsch am nächsten.

aber nur wenn du business machst. manche leute machen aber primär etwas anderes. kunst / szene / underground eben.
oder vielleicht gibt's sogar 3 stufen: big business, small business und den rest. und small business und der rest sagen halt: ich will mich nicht vereinnahmen und als industrieprodukt paketieren lassen.
und der väth sagt halt: der rubel muss rollen. ist ja auch ok, hängen ja auch arbeitsplätze dran z.b., während die underground szenen in vielen städten etc. ja oft von ehrenamtlichen geschmissen werden.
ich glaube normalerweise geht das sehr gut parallel - andere zielgruppen, die sich nicht in's gehege kommen.

momentan ist halt aber so eine phase, in der sich das doch ganz schön gegenseitig torpediert.
 
Zotterl schrieb:
Würde ich nicht pauschalisieren: wenn mein "Produkt" sich mit den Interessen der Industrie decken würde,
OHNE dass ich Kompromiße in der Musik machen muß...warum nicht?

bei dir mag das so sein - aber bei vielen eben nicht. da gibt's viele gründe:
zu viel arbeit, zu viel stress, zu viele verträge etc... manche leute wollen einfach ein- zweimal die woche eine gute party machen. so what. manche booker wollen auch für ihre lokalen clubs arbeiten können, weil ihnen an der lokalen clubszene was liegt. die können dann halt auch keine big names buchen (ganz egal ob der sound, den sie buchen, gerade in ist oder nicht). manche clubs wollen auch keine partytouristen anlocken, sondern bauen auf ein verlässliches (! das ist hier besonders gefragt) publikum; mit leuten, die man kennt, und von denen man weiß, dass sie z.b. an der tür keine probleme machen.

es gibt viele gründe "nein" zur industrialisierung zu sagen. bernies kommentar klang so als wäre man bescheuert, wenn man sich dem verweigert.
 
haesslich schrieb:
es gibt viele gründe "nein" zur industrialisierung zu sagen. bernies kommentar klang so als wäre man bescheuert, wenn man sich dem verweigert.
Wichtig ist, dass man sich selbst treu bleibt und das eigene Ding durchzieht und nicht das der Industrie.
Ich hatte auch schon mal nein zu einem Vertrag gesagt, weil es auf musikalische Prostitution raus-
gelaufen wäre. ABER: von welchen Beträgen reden wir? Kann verstehen, dass man bei einem SEHR grossen
Betrag schwach werden kann - aber dieses Problem hatte ich bisher gottseidank nicht ;-)
 
Bernie schrieb:
das würden alle hier an seiner Stelle doch auch tun, wenn sie die Möglichkeiten hätten.
Letztendlich ist einem der eigene Arsch am nächsten.
Überhaupt nicht! Ich selbst entscheide mich dauernd dagegen und kenne genug die
das auch so machen.
 
Zolo schrieb:
Thats it. Das sind Firmen während die halbe Welt glaubt es sind "Artists".
Was dachtest Du denn? Das ist doch immer schon so.
Glaubst Du Frank Sinatra hätte einen "seiner" Songs gehört oder einen Text gelesen, bevor er ins Studio ging?
Glaubst Du, dass irgendein "Künstler", der eine Halle mit 10000 Leuten füllt oder eine Festival mit 100000 Leuten, etwas anderes ist als ein mittelständisches Unternehmen? Warum sollte das anders sein, als bei anderen Tätigkeiten. Ein Wirt alleine kann auch keine Gaststätte für 200 Leute betreiben. Der braucht auch Köche, Buchhalter, Kellner, Reinigungspersonal, Steuerberater, Marketingleute, und und und...

Ich finde es toll, dass irgendjemand sich als Kern oder Aushängeschild einer Unternehmung zur Verfügung stellt, und damit einer oft garnicht so kleinen Gruppe von Menschen ein gemeinsames Einkommen ermöglicht. Das ist doch das, was letztlich alle Firmen dieser Welt sind: ein Zusammenschluss von Menschen, um sich gemeinsam den Lebensunterhalt durch eine Sache zu ermöglichen, die sie alleine nie und nimmer bewerkstelligen könnten.
 
@Fanwander
Du vergisst da etwas, nämlich die Authentizität!

Milli Vanilli war auch nicht dasselbe wie Frank Sinatra... Mir ging es vor allem darum ob nur so getan wird als ob!
 
Zolo schrieb:
Überhaupt nicht! Ich selbst entscheide mich dauernd dagegen und kenne genug die
das auch so machen.
andere Künstler sehen ihre Musik eher als ein Produkt an, so wie der Bäcker seine Brötchen.
Solange man Spaß am Backen hat, die Brötchen gut schmecken und man auch noch Geld damit verdienen kann, ist das durchaus okay. Und wenn dann einer kommt und sagt, das du mit Zimtschnecken deutlich mehr verdienen kannst, dann muss jeder selber entscheiden, was man in seinen Ofen schieben will.
Mit Musik Geld zu verdienen scheint ja für einige hier ziemlich verwerflich zu sein.
Die Musik als künstlerisches Werk an sich wird sowieso meistens viel zu sehr überbewertet.
 
hertzdonut schrieb:
@Fanwander
Du vergisst da etwas, nämlich die Authentizität!

Milli Vanilli war auch nicht dasselbe wie Frank Sinatra... Mir ging es vor allem darum ob nur so getan wird als ob!

Authentizität wird doch oft künstlich geschaffen und ist nicht immer die Realität.
Vermarktet wird doch das, was der Kunde möchte und bezahlt.
 
hertzdonut schrieb:
@Fanwander
Du vergisst da etwas, nämlich die Authentizität!
Oh, das hehre Selbstwerrtgefüühühl des Künstlers. Was glaubst Du wie schnurz Deine Authentizität dem Roadie ist, der Deinen Krempel aufbaut, und dem Wirt, der Dich engagiert, und den Girls, die auf Deine Musik tanzen.

Für den Roadie ist nur wichtig, dass Dich ein Wirt engagiert
Für den Wirt ist wichtig, dass Girls wegen Dir kommen
Für die Girls ist wichtig, dass Du süüüüß aussiehst

Häng Dir Deine Authentizität aufs Klo, aber belästige nicht die anderen damit.
 
Sobald die Leute mitbekommen dass man mit seiner Musik Geld verdient, muss man sich nicht selten dafür auch noch entschuldigen. :mrgreen:

Solange man nur hobbymäßig rumdümpelt ist noch alles ok, aber wehe einer bekommt mal was dafür... :selfhammer:
 
Bernie schrieb:
Zolo schrieb:
Überhaupt nicht! Ich selbst entscheide mich dauernd dagegen und kenne genug die
das auch so machen.
andere Künstler sehen ihre Musik eher als ein Produkt an, so wie der Bäcker seine Brötchen.
Solange man Spaß am Backen hat, die Brötchen gut schmecken und man auch noch Geld damit verdienen kann, ist das durchaus okay. Und wenn dann einer kommt und sagt, das du mit Zimtschnecken deutlich mehr verdienen kannst, dann muss jeder selber entscheiden, was man in seinen Ofen schieben will.
Mit Musik Geld zu verdienen scheint ja für einige hier ziemlich verwerflich zu sein.
Die Musik als künstlerisches Werk an sich wird sowieso meistens viel zu sehr überbewertet.
Ich kann zum Glück mit meiner Musik Geld verdienen ohne meine Seele verkaufen zu müssen.
Zumindest so dass es mir persönlich reicht. Lieber verzichte auf das ein oder andere im Leben und
bin authentisch und in meinem Element.
 
RetroSound schrieb:
Sobald die Leute mitbekommen dass man mit seiner Musik Geld verdient, muss man sich nicht selten dafür auch noch entschuldigen. :mrgreen:

Solange man nur hobbymäßig rumdümpelt ist noch alles ok, aber wehe einer bekommt mal was dafür... :selfhammer:
Das stimmt. Das liegt daran dass man - falls man erstmal soweit kommt, denn nach dem VORHER fragt kein Schwein - verdient man
stellenweise ziemlich "leicht" geld mit dem was einem Spass macht und wofür man sogar noch Bewunderung bekommt.
Also so ziemlich das Gegenteil von dem wie 80% der restlichen Deutschen ihr Geld verdienen. :roll:

"leicht" im Sinne von im Vergleich zum Arbeiten aufm Bau oder unter Mobbing und Druck im Büro usw.
Hinzu kommt das Außenstehende sich das noch viel leichter vorstellen als es wirklich ist :school:

Aber man redet ja dann meistens nicht über die Realität sondern den Vorurteilen die die Leute haben...
 
Bernie schrieb:
hertzdonut schrieb:
@Fanwander
Du vergisst da etwas, nämlich die Authentizität!

Milli Vanilli war auch nicht dasselbe wie Frank Sinatra... Mir ging es vor allem darum ob nur so getan wird als ob!

Authentizität wird doch oft künstlich geschaffen und ist nicht immer die Realität.
Vermarktet wird doch das, was der Kunde möchte und bezahlt.
Ja, um das ging es auch...

fanwander schrieb:
hertzdonut schrieb:
@Fanwander
Du vergisst da etwas, nämlich die Authentizität!
Oh, das hehre Selbstwerrtgefüühühl des Künstlers. Was glaubst Du wie schnurz Deine Authentizität dem Roadie ist, der Deinen Krempel aufbaut, und dem Wirt, der Dich engagiert, und den Girls, die auf Deine Musik tanzen.

Für den Roadie ist nur wichtig, dass Dich ein Wirt engagiert
Für den Wirt ist wichtig, dass Girls wegen Dir kommen
Für die Girls ist wichtig, dass Du süüüüß aussiehst
Kapitalismus 101

Genau so ist es den Leuten auch egal, ob der Florian Anwander seine Patterns frisch programmiert oder ob das alles Konserve ist. Das hast du gut erkannt! ;-)

---
Aber schlussendlich denke ich, dass authentische Acts, sei es künstlich geschaffen oder wirklich echt, sich langfristig auch finanziell lohnen.
 
fanwander schrieb:
hertzdonut schrieb:
@Fanwander
Du vergisst da etwas, nämlich die Authentizität!
Oh, das hehre Selbstwerrtgefüühühl des Künstlers. Was glaubst Du wie schnurz Deine Authentizität dem Roadie ist, der Deinen Krempel aufbaut, und dem Wirt, der Dich engagiert, und den Girls, die auf Deine Musik tanzen.

Für den Roadie ist nur wichtig, dass Dich ein Wirt engagiert
Für den Wirt ist wichtig, dass Girls wegen Dir kommen
Für die Girls ist wichtig, dass Du süüüüß aussiehst

Häng Dir Deine Authentizität aufs Klo, aber belästige nicht die anderen damit.

Naja naja... Schau dir mal Leute wie Dominik Eulberg oder Robert Barbicz an...
Die sind in erster Linie authentisch.
 
Ich denke, wenn jemand mit seiner Musik Geld verdient, dann sollte man sich für denjenigen doch freuen. Schaft ja nicht jeder.
 
mookie schrieb:
Nicky Blackmarket, DJ Hype, LTJ Bukem etc. sind auch authentisch.
Aristoteles Onassis, Mark Zuckerberg und Konsorten sind auch authentisch - als Alt- oder Neo-Kapitalisten. So viel zum Wert von Authentizität.
 
Altered States schrieb:
Ich denke, wenn jemand mit seiner Musik Geld verdient, dann sollte man sich für denjenigen doch freuen. Schaft ja nicht jeder.
Hallo? Wir sind doch in Deutschland, da freut man sich nicht darüber, das paßt nicht zu unserer Mentalität.
 
Bernie schrieb:
Altered States schrieb:
Ich denke, wenn jemand mit seiner Musik Geld verdient, dann sollte man sich für denjenigen doch freuen. Schaft ja nicht jeder.
Hallo? Wir sind doch in Deutschland, da freut man sich nicht darüber, das paßt nicht zu unserer Mentalität.
Ja leider scheint das so zu sein - verstehen tue ich das aber nicht. Freut mich eben das du dein Einkommen mit Musik - im weitesten Sinne - gefunden hast. Ich glaube einfach das oft nur der Neid da eine Rolle spielt. Mir ist, beispielsweise, so ein negatives Gedankengut völlig fremd. Vermutlich spielt da aber auch die Erziehung eine Rolle, zumindest kann ich mir das vorstellen. Ich freue mir jedenfalls für jeden der da mit seiner Arbeit ne Mark macht.
 


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