Aber genau deshalb sollte es hier in diesem Thread auch nicht um Methoden für den Schulunterricht gehen, sondern um allgemeine (didaktische) Überlegungen, wie sich Synthese alters- und institutionsunabhängig am einfachsten erlernen lässt, denn methodische Fragen zum Schulunterricht würden hier den Rahmen sprengen - zumal sie für jede Unterrichtsgruppe, im Grunde sogar für jeden einzelnen Schüler wirklich immer individuell beantwortet werden müssen.
(…)
Wie denkt Ihr denn, dass Ihr am besten für Euch gelernt habt und in Zukunft weiterlernen werdet?
Ich weiß nicht, ob Dir mit meinen Erfahrungen geholfen ist, aber ich versuche es mal:
- Das Thema muss mich interessieren.
- Ich habe genügend Zeit, mich darauf zu fokussieren.
- Ich kann jederzeit Fragen stellen und bekomme idealerweise umgehend Antworten (sehr wichtig für mich!).
- Es muss ein Ziel geben, genauer: Eine Aufgabe muss erfüllt werden. Idealerweise habe ich mir die Aufgabe selbst gestellt.
Lose dazu assoziierte Anekdoten:
1) Die Anleitung zum Emax, meinem ersten Multi-Sampler 1987, fand ich deshalb fantastisch, weil es erst eine Reihe aufeinander aufbauender kurzer Übungen gab, bevor die Funktionen der einzelnen Menügruppen im Detail erklärt wurden. Solche Übungen gab es auch im FM-Büchlein von Dave Bristow, das ich
weiter oben erwähnt habe.
2) 1983 habe ich meinen MS-20 im Musikunterricht vorgestellt. Die einzige Frage aus der Klasse: "Kannst Du darauf "Tour de France" spielen?" Konnte ich nicht.
3) Im Herbst 1985 zog mit dem
Akai S612 der erste Sampler bei mir ein, zusätzlich zu meinem DX7. Im Musikunterricht habe ich dann Sampling und FM-Synthese vorgestellt: Zwei Sängerinnen aus unserem Schulchor sampeln, die Instrumentalmelodie von "Shake the Disease" spielen – ich hatte aus der ersten Erfahrung gelernt. Am meisten beeindruckt habe ich damit allerdings unseren Musiklehrer, dessen Kenntnisse über elektronische Musik (Verzeihung, ich hätte es natürlich mit großem "E" schreiben müssen!) beim großen Karlheinz endeten.
4) Es gehört nicht viel dazu, die eben erwähnten didaktischen Fehlschläge als meine pädagogische Unfähigkeit zu deuten. Alle wußten, dass ich einen Dachschaden habe mit meiner Leidenschaft für Synthesizer. Niemand teilte sie. Das Interesse der ebenso wie ich mehr oder weniger fröhlich vor sich hinpubertierenden Zuhörerschaft erschöpfte sich darin, ob ich tagesaktuelle Stücke nachspielen kann.
5) Ein anderes Gymnasium meiner Heimatstadt hatte einen EMS AKS (den ich diesem später abgeschwatzt habe, aber die Geschichte habe ich bereits zu oft erzählt), den ich mir ausleihen durfte, um für die ortansässige "Rockmusikinitiative" zwei "Synthesizer-Workshops" abzuhalten. Eine ganz andere Erfahrung: Die Zuhörerschaft war am Thema interessiert, man war
aus eigenem Antrieb zu den Workshops gekommen.
6) Ludwig Rehberg, der deutsche Vertriebspartner von EMS, hat nicht nur jede Menge EMS AKS an deutsche Schulen vertickt, sondern auch ein lesenswertes Lehrbuch dazu geschrieben: "Spiel den Synthi" (11. Auflage, EMS-Rehberg, 1980). Darin auf Seite 96 diese Sätze:
"
Finden Sie beim Experimentieren mit dem SYNTHI einen interessanten Effekt oder schönen Sound, dann markieren Sie sich sofort die wichtigsten Positionen. Versuchen Sie nicht, den gefundenen Sound oder Effekt noch besser zu machen."
Ein guter Rat.