Wie erlernt man am effektivsten die Prinzipien der Klang-Synthese?

Nachdem ich ja partiell angesprochen bin, und mich die pauschale Rückweisung von @Michael Burmans Beitrag doch ein bisschen gewundert hat, doch mein Senf dazu:

Ich nehmen wegen @Horns Herkunft als Lehrer an, dass es sich um klassischen Musikunterricht in der Schule handelt; ich schätze mal Mittelstufe, also 8. bis 10. Klasse.

Was @Horn nicht erwähnt, in wieweit das Lernziel "Synthese verstehen" in einen größeren Themenkreis eingebettet ist. An der Stelle möchte ich kurz ansetzen: Ich habe immer dann gelernt, wenn ich ein Interesse an der Sache hatte, eine Neugier. Das Interesse kam entweder von mir selbst, oder es wurde vom Lehrer geweckt. Was für ein Interesse kann nun ein angenommener Mittelstufenschüler haben? Vorstellbare Beispiele: Ich höre Shakira; ich höre Billie Eilish; ich finde das cool; wie geht das? Ich möchte das auch machen.

Da gehören meines Erachtens Themen dazu wie: eine Melodie betrachten und erkennen, dass eine gute Shakira-Melodie in jedem Kontext funktioniert, auf der Wandergitarre oder in der vollen Studioproduktion.
Aber auch: einen Beat aus einer (zb Shakira)-Produktion hören, und merken, dass der gute Beat, einfach geil ist, und dass die Shakira-Melodie nicht unbedingt nötig ist; dass man da auch eine ganz andere Melodie drüber singen kann.
Da gehört dann dazu: dass so ein Hit aus ganz vielen "guten" Teilen, zusammengesetzt ist. Auch den optischen Design-entscheidungen, und auch aus den kaufmännischen Entscheidungen und Aktivitäten.

Und irgendwo in diesem Mosaik aus Bestandteilen eines Song-Machens (das der Schüler ja angenommenerweise können und lernen möchte), steckt dann auch: wie funktionieren die Sounds. Und da gehört sowohl der Einsatz von Sampling dazu wie auch der Einsatz subtraktiver Synthese. Da darf dann bitte sowohl ein Sampler als auch ein Subtraktiv-Synthi, als auch FM, oder was auch immer besprochen werden - genauso wie beim Orchester sowohl die Kesselmundstückblechblasinstrumente als auch die Streichinstrumente besprochen werden.

Und erst an dieser Stelle sind wir bei @Horns Ausgangsüberlegung. Letztlich haben wir zwei Arten von Synthese: subtraktiv und additiv, wobei ich neben der additiven Fourier-Synthese auch FM und partiell Wavetable zu den additiven Synthesen zähle. Wenn wir uns nun zwischen additiv und subtraktiv entscheiden müssen, dann bin ich für die subtraktive Synthese, weil sich an der sehr schön die vier Aspekte eines Klangs darstellen lassen: Tonhöhe, Klangfarbe, Lautstärke, und zeitlicher Verlauf.

Dafür würde ich zwei bis drei Synths nehmen. Ein Modular-System und zwei verschiedene beknopfte, nicht-modulare, polyphone Synthesizer. Das Modularsystem ist bitte nicht fertig zusammengebaut, sondern wird beginnend mit dem VCO Modul für Modul ausprobiert und immer mehr weiter aufgebaut. Parallel beobachtet und erforscht man das an den nicht-modularen Synthesizern.

Und nach der Synthese wird bitte unbedingt Sampling bespochen. Sowohl für den Einzelklang im Rompler, als auch das Sampling ganzer Phrasen zb im HipHop
 
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Ich denke dass wichtig ist, zunächst Grundlagen zur Klang-Analyse zu vermitteln. Wie klingt ein Instrument, wie setzt sich der Klang zusammen, wie entsteht er, wie verklingt er.
Dann kann man mit Hilfe von Synthesizern versuchen, einen Klang nachzubauen, zu synthetisieren.

Am besten eignet sich dafür Hardware, gerne modular oder semi-modular. Im Prinzip reicht da schon ein Minimoog oder ähnliches. Mit einem Moog 15, einem A-100 System (mit Strippen), einem VCS3 (mit Kreuzschienenverteiler) wird das noch interessanter, noch spannender. Aber es bleibt das gleiche:

Mit der subtraktiven Synthese sollte man beginnen.
- wie entsteht ein Klang (Osc, einer und mehrere)
- wie forme ich das Klangspektrum (Filter, ADSR)
- wie forme ich den Verlauf (VCA, ADSR)
- wie kann ich die o.a. Parameter modulieren (LFO, Keyboard)
Wenn das soweit verstanden / vermittelt ist, kann man die Klangerzeugung ausbauen: Osc-Sync, Ringmod.

Dann kann man zur additiven Synthese übergehen.

Dann wäre da noch FM, aber wird es mit den Erklärungen schwierig. Aber klanglich ist das spannend.

Und dann gibt es noch Wavetable, Granular, und, und, und ...

Aber für fast alles ist es wichtig, die Punkte Klang-Analyse und als Basis der Synthese die subtraktive kennenzulernen.

Und das Ganze wie gesagt mit Hardware. Das ist besser als ein Beamer-Bild an der Wand. Außerdem kann man die Schüler beteiligen: "Kevin, tu mal die Strippe von A nach B stecken und ihr hört zu, was jetzt passiert.".

Und gaaanz wichtig: bitte den Musik-Unterricht an den Schulen aufwerten!!!
 
War bei mir ziemlich geradlinig. Ich hab mit nem Minimoog Clone von Arturia angefangen und dazu das originale Handbuch von Moog zum Model D durchgearbeitet. Danach hat man die subtraktive Synthese grundsätzlich drin.
 
das originale Handbuch von Moog zum Model D durchgearbeitet
Dazu passt auch die deutsche Anleitung zum Gebrauch des Minimoogs von Heinz Funk auf Kassette, die den ersten in D verkauften Minis (damals von Studio Funk und Dynacord) beilag.
 
Mir hat die Tutorialreihe von Recording.de auf YouTube sehr geholfen. Dort wird Schritt für Schritt auf die einzelnen Themen eingegangen.
Dann noch ein einfacher Hardware-Synthesizer mit Knopf-pro-Funktion, z. B. Minibrute 1 oder 2.

Damit kommt man schon sehr weit.
 
Muss es gleich ein Doepfer A-100 Basissystem 1 sein? Ich bin auch bei staatlichen Geldern für wirtschaftliche Überlegungen.

Mit einem (oder mehreren) MS-20 mini ist der Standard-Synthesepfad fest verdrahtet und man kann ohne Patchkabel sehr viel lernen (man könnte sogar an Hands-On-Stunden denken, wenn man z.B. 8 oder 12 Geräte hat, je nachdem wie groß die Gruppen sind).

Will man z.B. S&H oder irgendwelche ausgefalleneren Modulationen, lernt man das Patchen. Der Behringer 2600 wäre eine Alternative. Oder beide, um zu sehen und zu hören, was die Unterschiede sind, warum man zwei oder drei Oszillatoren gebrauchen kann, ...

Oder ganz günstig Behringer K-2 mit günstigem Controller-Keyboard. Man muss davon ausgehen, dass etwas kaputt geht und nachgekauft werden muss (oder gleich als Reserve mitgekauft wird).

So eine Investition in ein Doepfer Basissystem wäre in Verbindung mit dem Thema wirklich eine Sache, die Dich mit Sicherheit weiterbringen würde. (Und ich weiß, jetzt werden wieder diejenigen kommen, die Doepfer nicht mögen, weil das System nicht bunt genug ist, und diejenigen, die darauf hinweisen werden, dass es einiges davon bei Behringer viel billiger gibt.)
Ich gewinne den Eindruck, dass Du Dich schon längst festgelegt hast auf Deine persönlichen Bedürfnisse.
 
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Ich wage mal die Behauptung, dass Modular vielleicht sogar zu Beginn erstmal overkill ist - auch wenn das vielleicht auf den ersten Blick nicht sinnig erscheint.
Aber vielleicht liegt bei Modular der Fokus erstmal zu sehr auf dem Gebastel, auf den Modulen, usw, und vermittelt vielleicht auch wieder ein sehr "gerichtetes" Bild, selbst wenn genau das damit eigentlich vermieden werden soll.

Waere der Zugang ueber ein einfaches, kompaktes, (polyphones) Instrument, mit einer aufgeraeumten Bedienoberflaeche vielleicht nicht sinniger, um erstmal die Basis zu erklaeren? Um erstmal die Neugier zu wecken? Um erstmal relativ schnell das erklaeren zu koennen, worum es eigentlich geht, bevor man DANN in einem zweiten Schritt zeigt, wie das alles intern verkabelt ist und funktioniert und sich zusammensetzen laesst?

Ich glaube ich wuerde tatsaechlich eher so vorgehen. Erst der Nord Lead, danach das Modularsystem.
 
Ich wage mal die Behauptung, dass Modular vielleicht sogar zu Beginn erstmal overkill ist
Dewegen sage ich: nicht das komplett System hinstellen, sondern nur den Rahmen, und dann ein VCO reinstecken. Und den Dauerton mit verschiedenen Tonhöhen anhören. Dann den VCA einbauen, hinter den VCO schalten, den VCA mit der Gate des Keyboards ansteuern und merken: aaaah, nicht mehr ein Dauerton sondern einzelne Töne! U.s.w.
 
Dewegen sage ich: nicht das komplett System hinstellen, sondern nur den Rahmen, und dann ein VCO reinstecken. Und den Dauerton mit verschiedenen Tonhöhen anhören. Dann den VCA einbauen, hinter den VCO schalten, den VCA mit der Gate des Keyboards ansteuern und merken: aaaah, nicht mehr ein Dauerton sondern einzelne Töne! U.s.w.
Ja, das ist durchaus sinnvoll, aber ich glaube trotzdem wuerde ich vorher erstmal einen "normalen" Synth hinstellen (sowas wie einen Nord Lead), dort die 4 wichtigen Dinge zeigen (Oszillator, Filter, Env, LFO) und polyphon drauf rumklimpern lassen. Damit man erstmal wie gesagt die Neugier weckt und ueberhaupt weiss, worum es geht. Quasi die grobe Zusammenfassung vor der eigentlichen Materie.

Wenn es hingegen direkt mit dem Dauerton losgeht, dann ist das erstmal sehr abstrakt weil man gar nicht weiss, worauf es hinauslaeuft.
 
Ich finde den Gedanken von @fanwander sehr hilfreich (dessen Buch ich auch besitze):
Es geht bei der Sache wahrscheinlich auch darum, junge Menschen für Kreativität im Musikbereich zu begeistern. Die Klangsynthese ist nur ein klitzekleiner Baustein um zum Ziel zu kommen: Einen Song zu produzieren. Oder was möchte ein junger Mensch aus einem Klangsynthese-Kurs mitnehmen?
Springt man ein paar große Schritte weiter, kann man auch sofort einen Logic-Pro Kurs anbieten, wo ja alles drin ist und quasi jedes Thema (Auch Klangsynthese mit den virtuellen Synthis) abgedeckt ist. Ob das Sinn macht? Keine Ahnung.
Ich würde die reine, grundsätzliche Klangsynthese irgendwo im Physikunterricht verorten und auch nicht übermäßig strapazieren und dann mit modernen Musikproduktionstools, haptische Hardware und DAW-Software im Kunstunterricht weiter machen.
Aber wie gesagt: Habe keine didaktische Ahnung. Mir ist in meiner beruflichen Karriere nur immer wieder aufgefallen, dass das eigentliche Problem oder die eigentliche Anforderung/das eigentliche Ziel aus den Augen verloren wurde.
 
Die Frage ist mittlerweile aus meiner Sicht recht einfach zu beantworten.


Praxisrelevant, kurzweilig, digital und das allerwichtigste: Man hört was man tut, hat direktes Feedback, kann ausprobieren. Es klingt was. Megageil. Ist ein Video Kurs und ein VST / Standalone Synth.

Gibts immer wieder im Sale für 69 Euro, also das Euro-Äquivalent zu zwei Synthbüchern, von denen aus meiner Sicht keines ansatzweise das leisten kann was Syntorial leistet... aber die sind einfach in einer anderen Zeit unter anderen Vorraussetzungen geschrieben worden. Audio zu "erlesen" ist nicht so das Wahre und der Weg über Soundbeispiele auf beiliegenden CDs, Downloadlinks, etc. ist auch eher gut gemeint als gut gemacht.
 
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Vielen Dank für die vielen interessanten Anregungen in diesem Thread. Und ich möchte Dich, @Michael Burman, um Entschuldigung bitten, dass ich Dich gestern so angegangen bin. Das war nicht in Ordnung. Ich hatte wohl einen schlechten Tag.

@fanwander - Tatsächlich hatte ich bei der Fragestellung nicht speziell an meinen Unterricht in der Schule gedacht - nur unter anderem. Die Frage ist aber allgemeiner zu verstehen - also auch im Bezug auf ganz junge Kinder, vor allem aber auch im Bezug auf Erwachsene wie uns hier im Forum, die sich mit Synthese beschäftigen und ja alle "lebenslang lernen" ... sicher aus intrinsicher Motivation - die ist immer die Voraussetzung.
 
Um was zum Topic beizutragen: ich halte auch die Idee, mit einem Schritt für Schritt aufzubauenden Modularsystem zu starten, für mit am zielführendsten.

Auch einfache aufgebaute Komplettgeräte wie z.B. die Moog Grandmother dürften sich gut für den Zweck eignen.

Allerdings würde ich auch empfehlen, die relevantesten unterschiedlichen Synthesearten (subtraktiv, additiv, FM) zunächst getrennt voneinander durchzugehen. Nicht für alle Synthesearten eignen sich übliche Modularsysteme so gut wie für die subtraktive Synthese.

FM würde ich vermutlich aus Gründen der Übersichtlichkeit anhand von Softsynths besprechen.
 
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Wäre VCV Rack nicht etwas? Zumindest ergänzend.
Ich benutze das in der Schule tatsächlich für einen einführenden Vortrag dazu, was ein Synthesizer ist. Das Doofe ist, dass es VCV-Rack nicht für iOS gibt. Die Geräte, die wir für die Schüler zur Verfügung haben, sind iPads. Und für das iPad habe ich tatsächlich noch nichts vergleichbar Gutes gefunden. Wir haben Garageband und Korg Gadget LE - aber diese Programme sind nicht geeignet, Prinzipien von Klang-Synthese zu erproben. Die modularen Synth-Apps, die es für iOS gibt, gefallen mir alle nicht so richtig - soweit ich sie kenne.

Ansonsten arbeiten wir mit Korg Volcas und Yamaha Reface CS Synthesizern. Als die Bundes-Fördermittel dafür zur Verfügung gestellt wurden, gab es leider den Erica Synths Bullfrog noch nicht. Ich beginne zurzeit damit, mein eigenes Exemplar im Rahmen eines Stationenlernens mit Schülern zu erproben.

Aber wie gesagt: Es geht mir nicht nur um Schul-Unterricht, sondern allgemein um das Erlernen von Synthese.

Ich gehe davon aus, dass man in der Regel mit subtraktiver Synthese beginnt, dann additive Synthese ... und je nachdem, wie weit man will, kommen dann andere Synthese-Formen ins Spiel.

Das Thema Samples ist unabhängig davon ein wichtiger Aspekt. Natürlich.
 
Ich benutze das in der Schule tatsächlich für einen einführenden Vortrag dazu, was ein Synthesizer ist. Das Doofe ist, dass es VCV-Rack nicht für iOS gibt. Die Geräte, die wir für die Schüler zur Verfügung haben, sind iPads. Und für das iPad habe ich tatsächlich noch nichts vergleichbar Gutes gefunden.
Ist dir miRack bekannt? Ich kenn das nur beiläufig, da ich selbst kein iPad besitze. Es ist nicht direkt von VCV, aber die Wurzeln liegen da und es gibt einige Module, welche ursprünglich aus VCV Rack stammen.

Bogaudio Module zum Beispiel, dass sind für mich sogar die besseren VCV Standard Module. Noch ein Clock Generator von Impromptu dazu und man ist startklar.

 
Ist dir miRack bekannt? Ich kenn das nur beiläufig, da ich selbst kein iPad besitze. Es ist nicht direkt von VCV, aber die Wurzeln liegen da und es gibt einige Module, welche ursprünglich aus VCV Rack stammen.
Vielen Dank! Tatsächlich kannte ich das noch nicht, was aber auch daran liegt, dass ich nach kostenlosen Apps gesucht habe. Kostenpflichtige Apps auf die Schüler-Geräte zu installieren, ist immer mit viel Aufwand verbunden. Man muss bei den Herstellern nach Schullizenzen fragen und vor allem kann ich das nicht selbst machen, sondern das muss dann über die Stadt laufen und wird kompliziert. Ist aber trotzdem natürlich ein denkbarer Weg ... besser wäre aber eine freie Software.
 
oh toll, zwischendurch ist der thread mal wieder kurz auf. :)

ich wollte noch etwas ergänzen.

bei einem schüler/"schüler" ohne jegliche vorkenntnise würde ich nämlich erst mal mit dem "warum" anfangen.

synthese beginnt ja nicht mit einem oscillator und einem frequenzfilter, sondern mit einer idee. und zwar mit einer, die voraussetzt, dass der zu belernende bereits weiß, dass es sich bei schall um wellen handelt und wie und warum transducer funktionieren.

man würde also z.b. eine gitarrenseite anschlagen, sie digital aufnehmen, und sich dann einfach mal die wellenform anschauen.

ab diesem moment ist es dann zunächst mal am studenten oder am schüler, von selbst auf die idee mit dem sinuswellengenerator und der hüllkurve zu kommen, um so ein ähnliches schallereignis jetzt mal künstlich zu erzeugen.

nicht einfach hinstellen, selbst rausfinden lassen.
 
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Ich würde mich ja bei Synthesizern erst mal komplett von realistischen Klängen verabschieden, wir sind ja nicht mehr in den 70ern, als die Leute nix anderes kannten ;-)
 
oh toll, zwischendurch ist der thread mal wieder kurz auf. :)

ich wollte noch etwas ergänzen.

bei einem schüler/"schüler" ohne jegliche vorkenntnise würde ich nämlich erst mal mit dem "warum" anfangen.

synthese beginnt ja nicht mit einem oscillator und einem frequenzfilter, sondern mit einer idee. und zwar mit einer, die voraussetzt, dass der zu belernende bereits weiß, dass es sich bei schall um wellen handelt und wie und warum transducer funktionieren.

man würde also z.b. eine gitarrenseite anschlagen, sie digital aufnehmen, und sich dann einfach mal die wellenform anschauen.

ab diesem moment ist es dann zunächst mal am studenten oder am schüler, von selbst auf die idee mit dem sinuswellengenerator und der hüllkurve zu kommen, um so ein ähnliches schallereignis jetzt mal künstlich zu erzeugen.

nicht einfach hinstellen, selbst rausfinden lassen.
Eigentlich hast Du hier (von den überflüssigen ersten beiden Sätzen abgesehen) ziemlich gut beschrieben, wie so ein Unterricht didaktisch aufgebaut sein sollte.

Es geht aber nicht nur um Schulunterricht.
 
Ich würde mich ja bei Synthesizern erst mal komplett von realistischen Klängen verabschieden, wir sind ja nicht mehr in den 70ern, als die Leute nix anderes kannten ;-)
Ja und nein. Meiner Erfahrung nach denken die meisten Lernenden erst einmal in solchen Kategorien: "klingt wie eine Flöte" oder "klingt wie eine Orgel". Es erfordert ziemlich viel "Mut" von den Lernenden, sich von solchen Kategorien zu lösen. Und nicht alle werden das tun. Manche werden immer fragen: "Warum klingt das nicht wie ein Klavier?" Da machste nichts dran. Da muss man dann einfach antworten: "Wenn Du möchtest, dass es wie ein Klavier klingt, nimm ein Klavier oder entsprechende Samples eines Klaviers." Darauf hatte @Michael Burman schon durchaus zurecht hingewiesen.
 
Ja und nein. Meiner Erfahrung nach denken die meisten Lernenden erst einmal in solchen Kategorien: "klingt wie eine Flöte" oder "klingt wie eine Orgel". Es erfordert ziemlich viel "Mut" von den Lernenden, sich von solchen Kategorien zu lösen. Und nicht alle werden das tun. Manche werden immer fragen: "Warum klingt das nicht wie ein Klavier?" Da machste nichts dran. Da muss man dann einfach antworten: "Wenn Du möchtest, dass es wie ein Klavier klingt, nimm ein Klavier oder entsprechende Samples eines Klaviers." Darauf hatte @Michael Burman schon durchaus zurecht hingewiesen.
Ohne Hüllkurve und Filter und nur ein Sinus? - gut bei 1x Sinus ist so ein Filter auch eher nutzlos, kein Wunder dass es nach Orgel oder Flöte klingt. Aber heute wird man ja aus allen Ecken mit Synthesizer Musik vollgeballert und der Versuch reale Instrumente nachzubauen ist eher eine Herausforderung und angesichts der einfachen Mittel am Ende eher unbefriedigend. Da würde ich eher mit so Basics wie Bässe und Pads anfangen, bei Sinus vielleicht noch so 'nen HipHop Lead/pfeifen.
 
Ohne Hüllkurve und Filter und nur ein Sinus?
Wie meinst Du das? Warum sollte man Synthesizer ohne Hüllkurve und Filter verwenden? Und warum nur Sinus-OSCs?

Eigentlich bin ich ganz davon abgekommen, überhaupt Kategorien wie "Bässe" und "Pads" vorzugeben ... lieber Schritt für Schritt mit den Bausteinen experimentieren und sehen, was dabei herauskommt. Aber man muss sich auch darüber klar sein: Nicht jeder ist dafür offen. Und ja: Die Frage nach einem übergeordneten Konzept, nach einem "Warum?" und "Wozu?" ist hier ganz wichtig.

Man muss Motivation über eine übergreifende Zielsetzung schaffen. Die wenigsten werden "Klangsynthese" als Selbstzweck erlernen wollen. Wozu? Gilt ja auch für uns selbst. Dazu gab es hier ja schon zahlreiche Anregungen.
 
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Wie meinst Du das? Warum sollte man Synthesizer ohne Hüllkurve und Filter verwenden? Und warum nur Sinus-OSCs?
Kombiniert, aus der von dir erwähnten klingt nach Orgel und Flöte und dem Modular System aus dem Anfang des Threads.

Eigentlich bin ich ganz davon abgekommen, überhaupt Kategorien wie "Bässe" und "Pads" vorzugeben ... lieber Schritt für Schritt mit den Bausteinen experimentieren und sehen, was dabei herauskommt. Aber man muss sich auch darüber klar sein: Nicht jeder ist dafür offen. Und ja: Die Frage nach einem übergeordneten Konzept, nach einem "Warum?" und "Wozu?" ist hier ganz wichtig.
Falls es sowas wie ein Workshop ist, kann man vielleicht ein wenig auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer reagieren, ansonsten ist ein guter Lehrer imho immer sowas wie ein Entertainer und achtet auf die Reaktion seines Publikums. Nur die Nachahmung realer Instrumente vermittelt für mein Gefühl erst mal ein falsches Bild, zumindest für den Einstieg.
 
Kombiniert, aus der von dir erwähnten klingt nach Orgel und Flöte und dem Modular System aus dem Anfang des Threads.
Du glaubst, dass Du ohne Filter und Hüllkurve mit einem reinen Sinus-Oszillator einen Klang erzeugen kannst, der für irgendjemanden nach einer Flöte oder Orgel klingt? Komm jetzt, wir wissen beide, dass wir es beide besser wissen. Ein reiner Sinus-Oszillator erzeugt bei meinen Schülern nur eine einzige Reaktion und die heißt: "Bäh, machen Sie das bitte aus."

Falls es sowas wie ein Workshop ist, kann man vielleicht ein wenig auf die Bedürfnisse der einzelnen Teilnehmer reagieren, ansonsten ist ein guter Lehrer imho immer sowas wie ein Entertainer und achtet auf die Reaktion seines Publikums.
Das stimmt. wobei man natürlich in der Schule die Rolle als "Entertainer" zwar spielt, wenn man gut ist, in Wirklichkeit die Schüler aber zu übergeordneten Lernzielen anleiten möchte. Es gehört etwas Idealismus dazu und der Glaube daran, dass man besser weiß, was gut für die Schüler ist, als sie es selbst schon wissen können in ihrem zarten Alter ;-) ...

Nur die Nachahmung realer Instrumente vermittelt für mein Gefühl erst mal ein falsches Bild, zumindest für den Einstieg.
Ja, das sehe ich auch so, habe ich ja auch gesagt. Lieber das freie Experimentieren fördern und versuchen, Denk-Schablonen bzgl. akustischer Klänge zu überwinden, wenn man mit elektronischen Klangerzeugern arbeitet.
 


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