Da man sich lt. Wissenschaft nicht an seine Lebenszeit vor dem 4. Lebensjahr erinnern kann, kann ich nur sagen: Mit dem Alter von 4 Jahren, also knapp vor 50 Jahren, habe ich angefangen, selbst Musik zu machen. Das verdanke ich meiner Großmutter, die vor dem zweiten Weltkrieg in Ostpreußen angefangen hatte Geige zu erlernen. Leider wurde daraus nur ein kurzes Intermezzo in ihrem Leben, aber immerhin verdanke ich den für sie doch recht unangenehmen Umständen mein Dasein.
Ich bekam also im Alter von 4 Jahren (lt. Wissenschaft) ein kleines einoktaviges Blech-Xyllophon, mit dessen Hilfe mir meine liebe Oma das Lesen der Noten (C-Dur) beibrachte. Texte konnte ich damals noch nicht so recht lesen, außer Petzi, da mir meine Omi auch die Texte unter den Bildern vorgelesen hat.
Irgendwann (Zeitpunkt nicht registriert) bekam ich ein Xyllophon mit dem Umfang von zwei Oktaven und den dazugehörigen Halbtönen vermacht. Es war von Sonor! Jetzt konnte sie mir endlich auch ein b und ein # beibringen. Mehr wusste sie von Musiktheorie leider auch nicht. Man stellte aber fest, dass ich mit den Klöppeln Schwierigkeiten hatte, die richten Töne zu treffen. Heute weiß ich, dass ich nicht richtig 3D sehen kann. Im Sportunterricht (Fußball und später Tennis) galt man damit als blöde. Eine Rot-Grün-Schwäche habe ich auch noch. So ein Mist. Wurde festgestellt, als ich ... es festgestellt hatte.
Man probierte weitere "Musikinstrumente" bei mir aus, wie eine Melodica von Honer oder die unvermeidliche Blockflöte. Dank meiner Notenkenntniss konnte ich auf beiden sogar ein paar Melodien nachspielen, fand aber daran keinen Gefallen. Auch einer Mundharmonika ohne Anleitung konnte niemanden davon überzeugen, dass ich eine Begabung für Musik besäße.
Mein Leben wäre sehr schnell ein Desaster geworden, wenn man davon ausgeht, dass im Verwandtenkreis Schlager und bestenfalls die Oberkrainer als Musik galten. Der Blaue Bock lässt grüßen. Aber, wie so häufig in meinem Leben, kam mir das Schicksal zur Hilfe, hier in Gestalt eines Schulkollegen, der mir stolz (während des Unterrichts) berichtete, dass er im Verein Trompete lernen würde, schon eine eigene besäße und ich von diesem Verein auch ein Instrument bekommen könnte. Das Gespräch zog sich etwas hin, da es ja während des Schulunterrichts stattfand, resultierte aber darin, dass ich eines Tages am Spätnachmittag mit einem alten Tenorhorn und einem Schrieb zur Beitragszahlung des Mitgliedsbeitrages zu Hause auftauchte. Also erlernte ich das Spielen auf diesem Instrument mit Unterricht im Verein, der damals eher Marschmusik, Polka und vielleicht ein Medley im Stile von James Last (!) ohne Chor hinbekommen hatte. Mein Opa sah mich das erste Mal (und leider auch das letzte Mal, er ist kurze Zeit später an Krebs verstorben) bei einem Auftritt nach der Orchesterrobe im absolut verqualmten Vereinsheim der orstansässigen Schützengilde. Man sagte mir später, das er das als eines der schönsten Erlebnisse seines Lebens bezeichnet hätte. Im Verein folgten dann Posaune (endlich Bassschlüssel) und dann die Kombination: Bariton. Konnte dann beide Noten Systeme mit den Instrumenten beliebig spielen, solange die Stimme im Violinschlüssel in b gesetzt war.
Privat lernte ich einen ehemaligen Schüler aus dem Kindergarten näher kennen, dessen Vater aktiver Jazzer war und neben einer alten Posaune, die er mir überließ, auch ein Yamaha CP80 (oder CP79?) besaß (damiliger Kaufpreis rund 15.000 DM). Meine Liebe zum Jazz wurde geboren, wir übten am Ende zu viert einige Jazzklassiker nachzuspielen und hatten unseren größten Auftritt im Wohnzimmer dieser Familie mit Schulkollegen als Gäste. Leider (oder zum Glück?) gib es keine Aufnahmen aus dieser Zeit.
Ich war immer noch im Verein, der sich musikalisch stets weiter entwickelte und heute noch aktiv ist. Allerdings wurde ich beruflich (kaum Zeit am Wochende) und körperlich (ich kann keine Posaune mehr bei einem Umzug kilometerlang in der Hand halten ohne extreme Rückenschmerzen zu bekommen) stark musikalisch ausgebremst, bis es zu einem Stillstand kam.
Neben einem Intermezzo in einem kirchlichen Posaunenchor einer mir eigentlich (bin katholisch aus der Diaspora) fremden Kirchengemeinde (Freihe Evanglische Gemeinde in einem katholischen Bundesland) kam nicht viel mehr. Eigentlich gar nichts. Schade.
Doch einmal mit Musik infiziert (gilt genauso für: Modelleisenbahn, Lego, {Hobby hier eintragen}), kommt man davon nicht los. Nur hören zählt nicht. Also kaufte ich mir im Alter von 50 Jahren ein Yamaha-Keyboard PSR-S650. nicht weil es das beste war, aber von Preis so günstig, dass ich damit feststellen konnte, ob ich überhaupt noch Musik machen konnte. Die Dr. Böhm Orgel, die ich als Jugendlicher zusammengelötet hatte, habe ich gar nicht erwähnt, oder? Nun ja, das Keyboard steht heute noch hier rum, neben einem leider defekten Yamaha moXF8, heilem Roland BK-7m und einem reface CS. Auf meinem Mac von 2007 konnte ich nach dem Start von Cubase und dem ersten Anschlag von ein paar Tasten mit VST-Bezug schon Brötchen backen. Also ließ ich es dann leider bleiben.
Nun will ich mich endlich der Musikrichtung widmen, die mir damals auf Grund meiner Herkunft, Verwandtschaft und Bekanntschaft eher verwehrt geblieben ist: Elektronische Musik. Wollte gerade hier etwas abstruses schreiben, wie "Musik, die die Verwerfung der Elemente in einem nuklearpolitischen Kosmos unter Einbeziehung der Einheit des Daseins und der Entbehlichkeit der Existenz realexistierender Entitäten zum Thema hat" schreiben, aber das lasse ich lieber.
Das war meine kurze Antwort auf die gestellte Frage.