Ich habe den Juno Di nun auch schon seit ein paar Tagen und bin eigentlich ganz zufrieden.
Zur Klangerzeugung wurde eh schon einiges gesagt, sie entspricht ziemlich genau der der Roland JVs ab 1994, insofern also nichts neues.
Lediglich die Effektsektion wurde aufgewertet, es gibt jetzt mehr und das auch in deutlich besserer Qualität.
Außerdem gibt es nun die Möglichkeit mit Hilfe von 16 Fadern eine eigenen LFO-Wellenform zu erstellen.
An neuen Effekten gibt es bspw. einen namens "Slicer", der das eingehende Signal zerschnipselt, soll heißen, man hat 16 Fader mit denen man bestimmen kann ob und wie laut das Signal erklingen soll.
Auf neudeutsch wird sowas manchmal auch als "Trancegate" bezeichnet.
Desweiteren gibt es so etwas wie einen Step-Sequencer namens "Step Pitch Shifter".
Wiederum sind da 16 Fader nur das man diesmal damit die Tonhöhe bestimmt.
Die Ergebnisse sind allerdings etwas durchwachsen da die Tonhöhe eben nicht via Midi geändert wird sondern mittels Pitch Shifting und die Variphrase Algorithmen haben im Juno Di leider nicht Einzug gehalten (dementsprechend bescheiden klingen die generierten Sounds).
Solange man sich aber nicht zu weit von der Originaltonhöhe entfernt ist das Ergebnis durchaus akzeptabel.
Es gibt auch noch weitere neue Effekte, ich will aber nicht alle beschreiben...
Wie der Juno Di nun im Vergleich zu teureren Roland-Romplern der neueren Generation klingt kann ich nicht beurteilen, ich würde aber sagen daß er insgesamt an ältere rankommt (JV-1080), obwohl der Vergleich vielleicht etwas hinkt da es beim Juno Di keine Möglichkeit gibt Expansion Boards einzubauen.
Auch hat der Juno Di nur einen Stereoausgang und auch keine Midi-Thru Buchse.
Lediglich die Out-Buchse läßt sich softwaremäßig zur Thru-Buchse umfunktionieren.
Im Gegensatz zum JV-1080 sind die Sounds nicht in Bänken sondern in Kategorien angeordnet (und nein, es ist nicht so wie beim JV-2080 wo es sowohl Bänke als auch Kategorien gibt).
In jeder Kategorie gibt es auch unzählige Subkategorien, die Sounds wurden größtenteils auch recht brauchbar sortiert, bis auf einige wenige Ausnahmen. So findet man in der World-Kategorie technoide Synth-Sounds (häh??).
Die Auswahl der Sounds ist rolandtypisch altbacken und zeigt nicht mal ansatzweise das Potential dieses Synthesizers, insofern also auch alles beim alten geblieben.
Es gibt zwar über 1000 Presets, sehr viele davon sind sich aber leider sehr ähnlich.
Wirklich schlecht sind die Presets aber insgesamt nicht, aber/sondern eben keine Überraschung.
Bei den zugrundeliegenden Multisamples findet man sehr viel altbekanntes, sowohl von den JVs den JDs und natürlich den ganzen alten Roländern aus den 80ern (der D-Serie, Jupiter, Juno).
Zudem natürlich auch die Supersaw und ein Sample das wohl aus einem fertig spielbaren JP8000/8080-Supersaw-Patch besteht, allerdings klingt das nicht besonders gut und ist außerdem auch noch fürchterlich geloopt.
Hier wurde nicht nur an Speicherplatz gespart sondern auch an Können.
Ansonsten sind mir aber noch keine Samples aufgefallen die so mies geloopt sind wie das "Trance Saw"- Sample (wobei ich natürlich noch nicht jedes einzelne gehört habe).
Als JP8080-Ersatz wird sich den Juno Di wohl niemand kaufen, ein bißchen sorgfältiger hätte man aber trotzdem arbeiten können.
Ein Problem das sich durch die o.g. Art der Soundverwaltung ergibt, ist, daß es dementsprechend auch keine User-Bank gibt.
Ein vom User gespeicherter Sound wird also in der (frei zuweisbaren) Kategorie gespeichert, und zwar immer als letzter Sound eben dieser.
Zwar gibt es die Möglichkeit Sounds in einer "Favorites"-Bank zu speichern, das Handbuch schweigt sich aber leider darüber aus wie das funktioniert (oder ich bin einfach noch dämlicher als ich dachte...).
Ich habe (u.a.) deswegen Roland angeschrieben und die Antwort erhalten, daß dies in der dt. Bedienungsanleitung beschrieben wird.
Schade nur, daß es keine dt. Bedienungsanleitung gibt bzw. meine auf englisch ist und ich keine deutsche als Download gefunden habe.
Außerdem kann man die eigenen Sounds auch in der "Kategorie" "No assign" speichern und hat sie damit alle beisammen.
Leider habe ich aber noch nicht herausgefunden wie man diese "Kategorie" direkt am Juno Di erreichen kann denn einen Button gibt es dafür natürlich nicht.
Auch das soll aber laut dem Roland-Menschen möglich sein, vielleicht verrät er mir ja auch noch wie.
Überhaupt scheint sich Roland auch bei dem Handbuch nicht sehr viel Mühe gegeben zu haben.
Teilweise ist es (für Anfänger, und die sind ja die eigentliche Zielgruppe) sogar ziemlich verwirrend:
So spricht man im Juno-Handbuch von Tones und meint damit das was man bei Roland eigentlich als Patches kennt.
Im Handbuch zum Juno-Editor hingegen spricht man wie gehabt von Patches und Tones.
Tones sind also je nach Handbuch entweder fertig spielbare Patches oder die einzelnen Bestandteile eines solchen.
Der Editor ist ok, mehr aber auch nicht.
Es gibt schlechtere Editoren aber sicher auch bessere.
Die virt. Fader liegen alle sehr nahe beisammen und die Schrift darüber ist schon ziemlich klein.
Zwar wird der Hüllkurvenverlauf grafisch dargestellt, direkt in der Grafik die Hüllkurve zu verändern ist aber nicht möglich.
Der Roland-Mensch bedankte sich für meine Anregung, hielt es aber für unwahrscheinlich daß dies jemals umgesetzt wird.
Ich fürchte da hat er recht.
Mein Fazit:
Wer einen netten Rompler in hübscher Verpackung für (vergleichsweise) wenig Geld sucht kann hier nicht viel falsch machen.
Die Tastatur ist
Auch der Juno Di ist ein waschechter Synthesizer, wer eigene Sounds erstellen will braucht allerdings den Editor.
P.S.:
Im Gegensatz zum Juno D kann ein Patch (oder Tone, siehe oben, grmpf...) beim Juno Di übrigens aus bis zu 4 Tones bestehen (beim Juno D aus bis zu 2).
P.P.S.:
Ach so, ich wollte noch den Super Layer-Button erwähnen.
Durch einen Druck auf diese Taste wird eine temporäre Performance (= ein Multimode Setup) erstellt, welche aus bis zu 5 Parts besteht wobei jeder Part auf den gleichen Midikanal eingestellt ist und auch dasselbe Patch zugewiesen bekommt.
Damit kann man also ein Patch auf Knopfdruck (bis zu) fünf Mal layern und die einzelnen Sounds gegeneinander verstimmen (nur im Cent-Bereich).
Eine wirklich nette Funktion, nicht etwa weil man das bei anderen Geräten nicht kann sondern weil es so viel schneller geht und man auch mal eben Sounds stackt bei denen man sich sonst womöglich die Mühe gespart hätte, weil man nicht erwarten würde daß Sound xy in fünffacher Ausführung wirklich interessant klingt.