Nach einiger Zeit Beschäftigung mit dem Uno Synth Pro habe ich entdeckt, dass er eigentlich ein wahres Modulationstalent ist und viele Möglichkeiten bietet, die man vielleicht auf den ersten Blick gar nicht so schnell entdeckt, weil sie etwas versteckt und auch selbst von IK Multimedia nicht beworben werden. Ich habe mir gedacht, ich mache deshalb mal eine Aufzählung und Erklärung der vielfältigen Modulationsmöglichkeiten. Vielleicht kann der ein oder andere ja etwas damit anfangen.
Als sicherlich bekannt gelten die Modulationsquellen Velocity, Aftertouch, Modwheel, Key Pitch und Key Gate.
Dann gibt es auch noch die beiden ADSR-Hüllkurven, die zwei LFOs und auch zwei Anschlüsse für CV/Gate. So weit so bekannt. Diese Ausstattung würde ich als guten Mindeststandard bezeichnen. Dennoch kann es mit zwei Hüllkurven und zwei LFOs meiner Meinung nach doch mal schnell recht eng werden, wenn man etwas komplexere Sounds basteln möchte. Der Uno bietet aber tatsächlich weitere einfache Modulationsquellen an mit denen man experimentieren kann.
Folgende vielleicht unbekannte Modulationsquellen gibt es aber ebenso:
.) 1x Rauschen
.) 2x einfache und grob einstellbare Decay/Release-Hüllkurven welche zwischen linear, logarythmisch und exponentiell umgeschalten werden können.
.) 16x (!) einfache und grob einstellbare Decay/Release-Hüllkurven, die man mit ein paar Tricks auch zu Attack-Decay/Release-Hüllkurven oder gar zu einer Multistage-Hüllkurve zusammenfassen kann.
Rauschen:
Dieses findet man ganz einfach bei den Quellen unter "Noise" in der Modulationsmatrix. Auch die beiden LFOs können Rauschen ausgeben. Dafür müsste man aber einen LFO "verbraten". Ein Rauschen über den LFO zu erzeugen ist also unnötig. Außer man möchte die Wellenform des LFOs modulieren mit Einbeziehung des Rauschens. Für mich ist diese Quelle eher uninteressant, aber wenn man eine eher dezente Modulationsstärke einsetzt kann man das Rauschen für ein andrecken des Sounds verwenden.
Decay/Release-Hüllkurven mit umschaltbarer Charakteristik:
Diese findet man ebenso bei den Quellen in der Modulationsmatrix unter "LFO 1 Fade In" und "LFO 2 Fade In". Wie der Name schon verdeutlicht, handelt es sich hierbei um die beiden Fade-In-Parameter der LFOs. Man kann also die Fade-Ins nicht nur dazu verwenden um einen LFO einzublenden sondern auch um einen Parameter zu modulieren. Den Fade-In findet man in der LFO-Zeile und kann eingestellt werden zwischen 0,0 und 10 Sekunden in 0,1 Sekunden Schritten. Natürlich ist das sehr grob und zackig und schnell gibts hier nicht, aber dafür kann man ja eines der "echten" Hüllkurven verwenden. Die Hüllkurve startet sobald man eine Taste drückt oder der LFO retriggert wird. Die Charakteristik kann man im LFO-Menü einstellen und wie oben erwähnt zwischen Linear logarythmisch oder exponentiell umschalten.
16x Decay/Release-Hüllkurven mit der Möglichkeit diese zu verbinden:
Diese Modulationsquellen findet man so jetzt nicht bei den Sources in der Modulationsmatrix, sondern man muss einen kleinen Trick anwenden. Das funktioniert so: Man wählt eine Quelle aus. Idealerweise bietet sich hier ebenfalls LFO 1 Fade In oder LFO 2 Fade In an. Die Fade-In-Zeit stellt man auf 0 Sekunden. Dann wählt man ein beliebiges Ziel. Wer es ausprobieren möchte kann beispielsweise den Cut-Off erstmal nehmen, da man dort gut die Modulation nachverfolgen kann. Den Amount zum Ausprobieren vielleicht mal auf maximal stellen. Also entweder auf -63 oder + 64. Will man zum Beispiel einen schließenden Cutoff dann auf -63 stellen. Wenn man nun den Cut-Off Regler auf maximal (512) stellt hört man trotzdem nur den gefilterten Sound. Da die Fade-In-Zeit ja auf 0 steht und damit eigentlich ausgeschaltet ist wird der Wert sofort erreicht. Das ist natürlich noch keine Hüllkurve. Um nun einen Sound zu erzeugen, wo das Filter von geöffnet auf geschlossen läuft müssen wir ins Matrix-Menü. Dort gibt es für jeden Modulationseintrag einen eigenen Fade-In-Parameter. Diesen zum Beispiel mal auf 1 Sekunde stellen (wie auch bei den LFO-Fade-Ins sind auch hier die Werte nur sehr grob in 0,1 Sekunden-Schritten bis maximal 10 Sekunden einstellbar. Charakteristiken gibt es hier nicht. Ich nehme an alles läuft daher linear). Und schon hat man eine einfache Decay/Release-Hüllkurve mit dem Cut-Off erstellt. Möchte man nun eine zweite Modulation erzeugen einfach wieder den selben Fade-In-Parameter als Quelle nehmen in einem anderen Slot wählen, Modulationsziel und Stärke einstellen und die Hüllkurvenzeit wird dann wieder im Matrixmenü eingestellt.
Alleine diese Tatsache finde ich schon recht cool, aber man kann sich eben auch kompliziertere Hüllkurven damit basteln. Eine einfache Attack-Decay würde zum Beispiel so funktionieren: Für den ersten Slot alles wie oben einstellen. Beim zweiten Slot wieder den selben Fade-In als Quelle und das selbe Modulationsziel, also Cutoff. Bei "Amount" aber statt -63 + 64 einstellen. Im Matrixmenü nun die Fade-In-Zeit von 0,5 Sekunden wählen. Nun bleibt das Filter aber ständig geöffnet. Deswegen muss man jetzt den Cutoffregler auf einen niedrigeren Wert stellen. Zum Beispiel 100. Damit geht nun das Filter auf und wieder zu. Durch weitere Slots kann man sich auch kompliziertere Kurven bauen. Die mögliche Modulationstiefe sinkt halt mit jedem neu hinzugefügten Segment.
Noch ein Tipp: Sind bereits beide Fade-In-Hüllkurvenzeiten der LFOs durch Werte größer 0 besetzt weil man beispielsweise zwei LFOs tatsächlich einfaden möchte, so kann man als Quelle statt eines der Fade-Ins auch beispielsweise Level von Osc 1 nehmen. Dieser steht üblicherweise ja auf 100% und man wird ihn wahrscheinlich auch eher selten modulieren.
Man kann mit diesen Fades in der Matrix übrigens auch andere Sachen noch anstellen. Beispielsweise einen automatisch ausfadenden LFO usw. den es so ja nicht gibt. Für diese Technik verbratet man halt beide LFOs. Dafür den einen LFO mit beispielsweise einen Amount von +30 Cutoff modulieren lassen und den anderen mit -30. Bei beiden LFOs muss retrigger auf on stehen und sie müssen die selbe Frequenz und die selbe Wellenform haben. Im Grunde sollte nun keine Modulation stattfinden, weil sich beide LFOs einander aufheben. Faded man nun einen LFO ein hat man zuerst eine hörbare Modulation die sich langsam oder schnell (je nach Einstellung) ausfadet.
Vielleicht konnte ich den ein oder anderen paar neue Wege im Uno zeigen. Oder aber dies ist eh jedem bereits von vornherein klar gewesen und nur ich habe länger gebraucht um zu schalten.
