Bei mir fing es mit 3.75 Jahren an. Was genau es war weiss ich nicht. Der Zeitpunkt ist recht gut spezifizierbar. Nach einem Weihnachts-Kirchbessuch soll ich meinen Eltern bekannt gegeben haben, dass ich Kricheorgel spielen möchte. Ich habe vage Erinnerungen an den Moment bzw. das Gefühl, der kann aber auch Weihnachten 1 oder 2 Jahre später liegen. War es die Faszination des Klanges einer guten Orgel oder der Organist, dessen Stil ich auch später noch bewundert habe? (ich komme aus einer Region, zwischen Elbe und Weser, wo es tolle Instrumente gibt. Der Organist hat sich in seiner Stückauswahl und in den improvisierten Choralvorspielen sehr zeitgenössisch ausgedrückt. Zeitgenössische Musik hat mich schon als ganz junger fasziniert; ich erinnere mich an meine Faszination als 8-jähriger oder so für Messian). Mein Antrieb war sehr stark; ich meine als Kind will man so einiges, Feuerwehrmann, Astronaut, Mädchen usw. Aber, gesagt - getan; die Annekdoten gehen weiter und sagen, dass ich mich als 6- oder so jähriger selber bei der lokalen Musikschule angemeldet habe (in der Schule war die Hausaufgabe in der Zeitung zu lesen. Dort wurde über die Eröffnung der Musikschule berichtet und ich bin dann alleine los zur Anmeldung. Meine Mutter muss dort im Hintergrund angerufen haben; man hat mich lt Erzählungen dort ernst genommen und "angenommen" - auf der Orgelbank habe ich Jahre später dann tatsächlich gesessen. Auf genau der, die mich ca. 10 Jahre zuvor so fasziniert hatte). Diesen unbedingtn Willen habe ich auch bei meinem ersten Sythesizer Kauf mit 14 oder so durchgesetzt, gegen Widerstände meiner Eltern musste das Teil einfach her und ich wollte daran schrauben und vor allem mit anderen zusammen spielen. Erst viele Jahre später habe ich realisiert, dass ich eigentlich "irgendwas mit Jazz und elektronischen Beats" wollte. Egal, viel Spass hat's gemacht ,-)
Wenn ich darüber nachdenke, ist meine Motivation heute (schon lange) ein bestimmtes Klangideal (Klang, Harmonie, Rhythmus usw) umzusetzen. Ich habe etwas im Kopf, was es nicht gibt und was man nicht hören oder kaufen kann. Es ist im Kopf und muss raus. Alles andere langweilt mich und vich erstehe nicht, warum man/ich das mache. Nie klingen wie x oder y z.B. Heute, als "Hobbyist" geht das leider nur sehr sehr langsam weiter... Dieses "Ideal" ist mir sehr wichtig und hindert mich daran, mich manchmal einfach so hinzusetzen und zu spielen, weil ich mich immer langweilig finde, wenn ich das nicht schnell umsetzen kann oder nicht weiterkomme. Heute bin ich dabei aber relaxed. Ich habe das übrigens nicht nur bei Tasteninstrumenten, sondern in verschiedenen Dringlichkeiten auch z.B. bei Drums. Ich kann gar nicht Schlagzeug spielen, habe auch keins, aber ich kann mich an ein Set setzen und spielen; auch so, dass adere mitspielen können. Und ich weiss genau, was ich spielen will und wie es auf keinen Fall sein darf.
Auch genauso bei bei meinem Interesse für andere kreative Sachen, wie z.B. Architektur oder Möbelbau; bildlich auch, aber da fehlt mir der Zugang... Beim Fotografieren z.B. habe ich Motive oder Perspektiven im Kopf. Alles andere langweilt mich. Ich mag z.B. wenig im Urlaub oder bekannten Orten, irgendwo wo ich es noch nicht kenne fotografieren. Dafür sehr gerne in meiner täglichen Umgebung. Da habe ich manchmal was im Kopf und z.T. Jahre später kann ich das dann umsetzen.
Vlt ist ein Aspekt das Verbinden oder Auflösen von scheinbaren Gegensätzen, Jazz und Hip Hop z.B., was ja heute beinahe Mainstream ist. Die Rythmik eines Rappers z.B. ist eigentlich genau die, die ich auch gerne verwende. Bevor ich irgendeinen Synthesizer-Gott verehre oder irgendeinem Trend oder Gear nachlaufe, versuche ich am Klavier zu spielen, wie Q-Top oder K. Lamar oder Busta Rhymes rappen (sage ich hier ausdrücklich bis zum nächsten GAS Anfall
)
Dabei geht es mir nur darum, das was ich mir denke und im Kopf höre umzusetzen oder zu entwickeln. Es ist mir egal, ob "das" eine künstlerische Bedeutung hat oder nicht. Andere Menschen oder Anerkennung sind mir dabei auch egal. Ich mag eigentlich auch nicht für andere spielen. Wenn die dann auch noch sagen, "wow ,Du spielst aber schön" empfinde ich das fast als Beleidigung oder zumindest als Unverständnis oder mangelnde Liebe zur Musik; zumindest macht das aber nichts mit mir.
Okay, nach vielen Jahren auf der Bühne hat mich mal jmd gefragt, ob ich eigentlich nicht merken würde, dass ich ernsthaft etwas in Leuten auslösen kann - okay, dass fand ich dann schon irgendwie cool, eigentlich ist es gelogen mit dem für andere spielen - grosse Bühnen, das ganze drun rum, der Sound, die Rückmeldung, professionell abliefen usw. motiviert mich schon. Und mir macht es auch viel Spass, gemeinsam mit guten Musikern zusammen was zu kreieren oder zu jammen. Das ist für mich wie eine gute Unterhaltung plus einen Moment erschaffen. Aber die anderen müssen wirklcih gut sein, handwerklich, zuhören können, Impulse geben können, authentisch spielen können usw. Ich hatte auch eine Phase, in der es mir ums "Lernen" ging. Möglichst perfekte Reproduktion oder Umsetzung. Bis ins letzte Detail. Ich versuche dann ganz genaus hinzuhören, sogar bis hin zum Vorstellen, wie der oder diejenige die Finger, Hände, Arme oder den Körper bewegt hat. Vlt ist das meine Art von "learn them all and then forget them", also eine Uebung, schneller zu werden.
Vlt ist meine Motivation auch "built-in Therapie"
Meine Mutter erzählt, dass ich als Kind und Jugendlicher immer aus der Schule kam und wortlos ans Klavier bin, bevor ich erst eine halbe Stunde später dann essen konnte.
In jedem Fall ist meine Motivation etwas recht tief sitzendes. Es befriedigt mich innerlich und gibt mir viel Energie. Und, obwohl ich ein sehr fakt-basierter Mensch bin, macht mich Musik sehr emotional und die Abwesenheit von Liebe zur Musik wütend.
Soweit meine tiefenpsychologische Selbstanalyse zur Motivation