Psychojam Remix
"Psycho": Weil einige Elemente für mich einen psychedelischen Touch haben.
"Jam": Wegen der Produktionsweise. Aus Bestandteilen des Originals habe ich zwei Backing Tracks erstellt und dazu gejamt. Aus den Backing Tracks, dem neu generierten Material und den restlichen Bestandteilen des Originals dann etwas neues gebaut.
Ziel der Teilnahme am Battle: Einarbeitung in Studio One (erstes Projekt nach Umstieg von Ableton Live). Ausprobieren einiger Plugins (über Demo-Version für Zeit der Teilnahme).
Software / Equipment:
- 3 x Xfer Serum
- Modartt Pianoteq 6 Std. (Hohner Collection Pianet T)
- Arturia Pigments 2
- Sonic Charge Microtonic
- iZotope RX7 Std. (Music Rebalance)
- Sonible EntropyEQ
- Soundtoys EchoBoy
- Zynaptiq Wormhole
- Zynaptiq Pitchmap
- Zynaptiq Intensity
- 11 x UnfilteredAudio SpecOps : )
- Presonus Studio One 5.1.0
- Ableton Live Drum-to-Midi
- Joué Controller/Grand Clavier Module
Entstehung:
Zu Beginn des Battles erste Gehversuche mit Studio One (Midi-Files einlesen, Klangerzeuger aussuchen). Dann habe ich einige Wochen mit Zynaptiq Pitchmap experimentiert, die Settings optimiert und interessante Skalenübergänge und Harmoniewechsel für das Gangatonn-Material ausprobiert, zum Teil auch mit Tabellen ausgeknobelt.
Eine Woche vor Abgabe: Eingeständnis, dass ich so nie fertig werde. Ich habe (bis auf die Pitchmap-Parameter) alles weggeworfen und neu angefangen. Jetzt musste alles so laufen, dass binnen einer Woche tatsächlich ein Track entstehen würde.
Gangatonn ist ja wohl durch Jammen entstanden, also habe ich mir überlegt, auch selbst aus den Samples eine Basis zum Jammen zu erstellen und durch Improvisieren ein bisschen zusätzliches Material zu generieren.
Dazu habe ich die Original-Samples aufgeteilt und daraus 2 Backing-Tracks zum Jammen gebaut, aus denen Teil A des Mixes (bis 04:11) und Teil B (ab 04:11) entstanden sind.
Der Backing-Track für Teil A, den man auch im fertigen Mix des ersten Teils kontinuierlich hört, enthält "01 Waldorf Attak Bass - C OD+Delay.wav" und "02 GBiro Stab - B DubDelay.wav".
Zwei weitere Elemente mit 8 Takten wechseln sich jeweils ab. Im ersten Block ist "02 GBiro Stab.mid" über Pianoteq6 zu hören.
Den Pianet T Regular Patch habe ich stark editiert (Hammerhärte verringert, Nebengeräusche runter, Sustain verkürzt, primzahlige Obertöne verstärkt, nicht primzahlige rausgedreht) und in ein psychedelisches Tape Delay mit Saturation geschickt (EchoBoy). Im zweiten 8-Takte-Block entfällt jeweils die Verdopplung von GBiro Stab durch das E-Piano. Stattdessen hört man hier zusätzlich "03 Synth1 LeadStab - A FilterDown.wav".
Für Teil A habe ich alle tonalen Inhalte auf einen Bus gelenkt, auf dem Pitchmap mit einer C-Dorisch-Map arbeitet (C, C# -> C; D -> D; Eb, E -> Eb; F, F# -> F; G, Ab -> G; A -> A; Bb, B -> Bb).
Oder graphisch:
Mein Ziel beim Jammen war es, gleichzeitig oder nacheinander unterschiedliche Töne zu spielen, die von Pitchmap auf dasselbe Ziel gemappt werden, um dadurch einen fetteren oder interessanteren Sound zu erzielen (ähnlich wie bei einem Unison Bend auf der E-Gitarre oder dem Spielen desselben Tons auf unterschiedlichen Saiten).
Allerdings braucht Pitchmap für vernünftige Ergebnisse einen Buffer von 2048 Samples, die Gesamt-Latenz beim Einspielen der Softsynth-Spuren betrug mehr als 100 ms. Deshalb konnte ich nur einen verwaschenen Pad-Sound nutzen und nur langgezogene Töne spielen.
Der verwendete Serum-Patch "Ethereal Compass" hat neben dem Basis-Sound noch so hohes Geklingel dabei und es war interessant zu sehen, wie dieses gemappt wird, wenn man ursprünglich eine Dissonanz (wie F und F# in derselben Lage oder in unterschiedlichen Oktaven) spielt, die dann aber von Pitchmap bereinigt wird.
Mit einem zweiten Serum-Patch "Emotional More" habe ich das bisher entstandene Klanggebilde "ausgemalt" und für etwas mehr Drama gesorgt. Dabei habe ich auch die Reaktion von Pitchmap auf Fingervibrato und Glissandi mit dem Joué getestet.
Von den so eingespielten 2 Tracks habe ich einfach 1:1 die ersten paar Minuten genommen. Damit das schön lebendig klingt, habe ich nichts geloopt und auch nur an einer einzigen Stelle eine Notendauer für einen besseren Übergang editiert.
Dazu hört man in Teil A neben dem Material aus dem ursprünglichen Backing Track auch weitere Gangatonn-Samples, die ich an passenden Stellen ganz oder in Ausschnitten einmontiert habe ("03 Synth1 LeadStab - A FilterOpen.wav" und "05 LegacyBells.wav").
Eigentlich hatte ich hier auch "04 Z2OverloadStringArp" in zwei Varianten eingebaut - leider waren diese Spuren beim Mixdown aus Versehen gemuted.
Jetzt fehlten noch Drums/Percussion. Da ich mir nicht zugetraut habe, in der kurzen Zeit selbst einen komplett eigenen Drum Track "from Scratch" zu erstellen, habe ich zuerst einmal einen Patch mit einer fertigen Sequenz aus Microtonic ausgesucht, die zum bisherigen einigermaßen passt.
Aus dem Original-Track habe ich per RX7 Music Rebalance die Drums extrahiert und durch den EntropyEQ die tonalen Anteile weiter reduziert. In Part A habe ich dann eine 16-taktige Loop des so gewonnenen Materials zur Microtonic-Sequenz dazugemischt (bei 0:30 kann man das Einsetzen der 2. Percussion-Ebene gut hören).
Zusätzlich habe ich ich die "Konvertiere Drums"-Funktion von Ableton Live genutzt und aus dem Output von Music Rebalance eine Midi-Spur mit Hihat, Kick und Snare extrahiert. Ausschnitte hiervon habe ich dann in Studio One auf Microtonic gelenkt und hierdurch die sich allmählich steigernden Hihat-Salven erzeugt.
Für Part B ab 04:11 habe ich das restliche tonale Material verwendet.
Mein Backing Track für das Jammen bestand aus "09 Wavestation Pad.wav" und "08 ACE Pad.wav" sowie den Drums. Dazu habe ich dann ein bisschen improvisiert und diesen "Engelsgesang" eingespielt - übrigens mit exakt demselben Serum-Patch, der auch in Part A die ganze Zeit zu hören ist, nur in einer anderen Oktavlage und mit einer anderen Spielweise.
Im fertigen Teil B hört man anfangs auch "06 ZebraMoog.mid" (über Pigments mit einem Musicbox-Sound) und zur Verstärkung z.T. auch "03 Synth1 LeadStab - A FilterDown.wav".
Abgesehen vom Hinzunehmen des "Engelsgesangs" war meine zentrale Idee für Teil B, alle zusätzlich benötigten Sounds nur aus dem "Wavestation Pad"-Sample heraus zu erzeugen.
Das Pad habe ich zuerst für die Haupt-Pad-Spur durch Zynaptiq Wormhole ein wenig aufgehübscht.
Dann habe ich 11 Varianten des ursprünglichen Samples mit UnfilteredAudio SpecOps erzeugt: tonal oder atonal, dröhnend, schabend, flatternd, pulsierend... und ausprobiert, wie ich diese zur Unterstützung des Gesamtsounds verwenden kann. Die besonders schrägen dienen ganz leise als "Magic Mojo", die man nur vermisst, wenn sie gemuted ist, aber ansonsten kaum heraushört. Andere habe ich streckenweise etwas lauter zur Belebung genutzt. Wieder andere bilden diese anschwellenden Pads, hier wechseln sich verschiedene ähnliche Varianten ab oder überlagern sich:
In Part B wurde die Pigments-Spur direkt auf den Master geschickt und auch alle mit SpecOps erzeugten Wavestation Pad-Varianten. Das übrige tonale Material läuft wie in Part A über den Pitchmap-Bus.
Darunter läuft die meiste Zeit einfach die Microtonic-Sequenz durch.
Auf dem Master wurde Zynaptiq Intensity mit aktiver Limiter-Funktion genutzt.
Aus Zeitgründen musste ich direkt den allerersten Mixdown abgeben.
Das Erlebnis beim ersten Hören war aufgrund der zahlreichen Mängel natürlich erschütternd, aber das Ende war nah und ich konnte nichts mehr ändern:
- Part A ist viel zu laut und überkomprimiert.
- "04 Z2OverloadStringArp" fehlt komplett, weil ich es aus Versehen beim Mixdown gemuted hatte. Dadurch ist der erste Teil weniger abwechslungsreich, als er eigentlich gedacht war.
- In dem Abschnitt von etwa 2:15 bis 04:11 sollten Skalenwechsel über Pitchmap für Abwechslung sorgen und dann ein Übergang zu Teil B erfolgen. Weil dafür keine Zeit mehr war, zieht sich dieser Abschnitt jetzt bis 4:11 quasi als Rohmaterial durch und nervt sicherlich durch die ständige Wiederholung. Leider kam ich kurz vor Abgabe nicht mehr auf die Idee, den unfertigen Mittelteil einfach wegzulöschen.
- An dem Projekt habe ich meist mit Kopfhörer und einem Monitoring-Plugin mit Crossfeed-Funktion gearbeitet. Das hat das nervige zap-zap-zap aus Microtonic auf dem linken Ohr völlig kaschiert. Als ich den fertigen Mix dann das erste Mal mit anderen Kopfhörern (In-Ears) und ohne Crossfeed gehört habe, bin ich hierüber total erschrocken, es war aber nicht mehr korrigierbar.
- Aufgrund der langsamen Einarbeitung in Studio One und der Entstehungsgeschichte bin ich zum "Mixen" im eigentlichen Sinne (EQ, Kompression, Panning, Level-Feinabstimmung, Automatisierung) erst gar nicht gekommen.
Das Ziel, mit Studio One vertrauter zu werden, habe ich durch die Teilnahme sicherlich erreicht. Mir sind die Schwächen im Mix bewusst und deshalb hat es mich nicht enttäuscht, letzter zu werden.
Danke an alle, denen Psychojam trotzdem gefallen hat und die hier auch eine positive Rückmeldung gegeben haben.