Die erste Woche mit dem Deepmind 12 ist um und ich bin mehr als positiv überrascht von meinem neuen "Billigheimer".
Danke für deinen Testbericht, nun möchte ich meinen Senf dazugeben, da ich auch seit nun ca. zwei Wochen mit dem guten Spiele. Ich möchte die positiven und negativen Aspekte für mögliche Käufer kurz aufzeigen, da bei diesen Preis doch einige ziemlich am überlegen sind.
Die Bauqualität sehr solide. Bis auf paar Schrauben an den Seitenteilen die Locker waren (und dadurch die Seite auch Spiel in der Bewegung hatte) alle gut griffig und wertig. Fader fühlen sind von "Seitenwacken" in tolerierbaren Bereich, so ziemlich gleich wie beim MFB Dom1 nur von der Bewegung sind die DMs viel weicher und smoother zu bedienen. Die Buttons erste klasse. Negativ aufgefallen an der Bauqualität ist der Netzschalter, der leider sofort die Billigproduktion repräsentiert, da der Wippschalter keinen bistabilen Schaltzustand hat und somit bei etwas zu langsamen tätigen, die Kontaktfanen mit Funken getrennt werden (nicht sichtbar aber durch knistern hörbar). Dadurch kann eine Bruchstelle im Schalter möglicherweise früher als gewünscht auftreten. Also schön zügig den Schalter betätigen dann fehlt nichts.
Vom Klang kann ich durchaus sehr positiv berichten. Der Deepmind ist kein fetter Lead oder Bass Synthie (obwohl er dieses Sparte auch sehr gut Bedienen kann, dank Unisono, Drift und dem Boost). Wichtiger ist, er fügt sich gut in den Mix. Er spiel schönen seinen Part und klingt nahezu immer richtig im Song. Er eignet sich hervorragend für Padsounds und auch für experimentelle Sachen. Ich sehe ihn auch stark in Film und Trailer Scores, da allein viele seiner Presets eine wunderbare Ergänzung zu Streichern sind. Auch gestackt mit Klavier, wirkt er sehr homogen und wohltuend.
Oft wird bemängelt, das den DCOs Wellenformen abgehen und somit die Klanggestaltung eingeschränkt ist (DCO2 nur Square). Doch finde ich hier gut, das mit der Tone Mode Behringer bzw die Jungs von MIDAS ein etwas anderer Weg eingeschlagen haben, als beispielsweise ihre Vorbilder von Roland.
Das Filter ist im großen und ganzen sehr Juno60 like (zumindest habe ich ihn grad so noch in Erinnerung) und hat viele gute Features. Was mir jedoch auch hier gleich negativ aufgefallen ist, dass die Stimmstabilität des Filters nur sehr kurz anhält. Dank der VCF "Fine tuning" Möglichkeit, lässt sich das Filter binnen einer Minute sehr gut in Tune bringen und das Filter wird durch selbst-oszillierenden Resonanz, zu einem weiteren "Oszilator" der sich dank Noise und der überaus guter Effektsektion, hervorragend als Klangquelle nutzen lässt. Leider hält der Spass nur wenige Minuten, da das VCF sich sehr schnell untereinander in den Stimmen vertuned. Somit sind spielbare glockenartige Melodien oder gar Chords nur schwer möglich. Die Abweichung von Stimme zu Stimme liegt nach ca. 10 Min. bei bis zu 40 Cent, das deutlich über den "analogen" Drift hinausgeht. Zwar kann man jederzeit den Automatischen Tuningprozess durchführen, würde mir jedoch wünschen, dass dieses Problem gefixet wird. Zu der Effektsektion kann gesagt werden, dass diese einfach merklich die Beste ist, die ich je in einem Synthesizer gehört habe, egal ob Analog oder VA. An viele Details wurde gedacht und auch der True Bypass ist Gold wert, wenn man sich gänzlich in einer analogen Signalkette wieder finden möchte. Ein Chorus a la Roland würde natürlich die Sahnekrone aufsetzen, aber letztendlich bekommt man hier Richtig viel für sein Geld.
ADSR kommt von knackig bis ewig entwickelnd. Sehr gut gelöst ist auch hier die Curve Einstellung, die sehr viel Potenzial hat, was auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich wird. Denn durch die sehr gut durchdachte Mod Matrix, kann hier einiges aus dem Grundklang herausgeholt werden. Auch die Hold and Push Zuweisungsmethode finde ich grundsätzlich von der Idee gut. Hier gibt es aber scheinbar noch den einen oder anderen winzigen Bug (oder ich hab da noch etwas falsch in der Bedienung gemacht) der sich aber locker auf Software Seite lösen lässt. Alles in allem auf Tonseite hervorragend bis hin zu excellent.
Doch ist nicht alles was klanglich aus dem Deepmind kommt durchwegs positiv. Den die von "Klangwelten" eher als kaum hörbare Lüfter empfand ich vom ersten Moment an als sehr nervig. und es ist egal ob sie bei 60 (Auslieferungszustand -> unerträglich) oder eben bei 30 sind (letze Stufe bevor beide Komplet aus sind; >40 geht RearFan aus). Das ist das allergrößte Manko an diesem Synthesizer, denn es handelt sich nicht um ein kleines Lüftchen Geräusch, sondern um ein permanentes (zugegeben nicht extrem lautes aber hörbares) harmonischen "Enginegeräusch" des internen Lüfters, das so klingt wie ein hmm ferngesteuertes Auto, wo die Batterien zu schwach sind das Fahrzeug noch anzutreiben, aber man hört, dass es versucht wird vom Motor. Das ist in meiner eher leisen Studioumgebung ein völliges Fail, was mich jedesmal beim Einschalten erstmal in einen Zustand der Unzufriedenheit und Genervtheit versetzt. Nach ein paar Sekunden Spielen (sobald der - ich nenns mal "Tyco Rebound Sound" - übertönt wird) ist man natürlich wieder von einem wohlklingenden Synthesizer klanglich umhüllt und vergisst, dass im inneren des Gerätes ein Motor durch wohl zu großen Pedale geschändet wird. Ganz ausschalten wage ich nicht aus Gründen der Langlebigkeit. Denn bei einem Produkt, dass in der Entwicklung mit dem Ziel möglichst günstig und gut an den Start geht, wird man keine Teile einbauen die nicht absolut notwendig sind.
Wer also mit diesen Mankos leben kann, der hat mit Sicherheit einen der preiswertesten Synthesizer im Analogsektor vor sich, mit dem man so einige schöne bis verrückten Klangwelten erzeugen kann. Ich für meinen Teil bin selber noch am überlegen.
Viele Grüße
EDIT: Zum Vergleich hab ich hier einige Analoge Monos wie Dominion1, Dreadbox, Arturia Minibrut sowie DSI Mopho und Polyphone Roland Jx-3p und den v/a JD-Xi, sowie die Üblichen Verdächtigen in Software Form. Gespielt und ausgibig getestet schon sehr sehr viele. Von Orignalen wie Minimoog, Juno60, Juno106, MS20 über alte Prophets und neue Prophets
sowie aktuellen Kram wie Minilogue, JD-XA, und einige VAs
Mein DM12 ist zurückgegangen, jedoch aufgrund der Filtereinheit, die bereits nach drei Wochen begann zu spinnen. Sie rauschte bei voller Resonanz und komplett offenen Filter bei ausgeschalteten OSCs und Noise. Auch merkte ich das sich bei selbstoszilieren Filter Ghoestpitch Noten einschlichen. Von daher dachte ich mir, wenn jetzt schon der Ärger los geht, wie wird es erst sein wenn die Garantie verfällt