hier im Forum gibts zu viele denen das alles egal ist. Hauptsache billig.
Kann man nicht auch zu einer anderen Einschätzung kommen, ohne dass einem (das) alles egal ist und ohne eine "Hauptsache billig!"-Politik zu vertreten?
Mich z.B. wundert diese Forderung nach (zumindest moralischer) Protektion für bestimmte Geräte einfach, ohne dass ich plane, mir einen Behringer Model D oder ähnliches zu kaufen.
Warum? Es wurden ja schon genügend Beispiele aus anderen Branchen genannt, wo wir niemals so kritisch heran gehen würden. Bei generischen Arzneimitteln z.B. ist die moralische Diskussion eher genau anders herum gelagert, da man Menschen in ärmeren Ländern die Arzneimittelversorgung erschwert, wenn man die Billigkopien unmöglich macht. Anderes Thema, schwer vergleichbar, schon klar. Aber man könnte auch fragen, wie asozial die Fa. Moog sich verhält, weil sie Menschen mit kleinem Budget die Nutzung des Mini erschweren und damit eine egalitäre Kunst verhindern, weil sie einen großzügigen Preisaufschlag für den Namen Moog verlangen. Ich möchte nicht vorschlagen, dass wir das tun, bitte nicht falsch verstehen. Mich verwundern nur die hohen und mMn nicht schlüssig begründeten moralischen Ansprüche an dieser Stelle, die in ungefähr allen anderen Bereichen nicht gestellt werden.
Würde Behringers Vorteil darauf beruhen, dass sie Mitarbeiter ausbeuten, Ressourcen vergeuden, Flüsse vergiften etc. fänd ich eine Moraldiskussion dringend notwendig. Aber das ist ja nicht der hier diskutierte Unterschied zwischen den Herstellern, richtig?
Eine gute Idee zu nehmen und sie zu modifizieren und weiterzuentwickeln, das ist doch das Grundprinzip von Evolution und kulturellem Fortschritt. Im vorliegenden ist der Fortschritt vielleicht gering, weil der Output fast gleich ist wie das Original und es nur um eine effizientere Bauweise geht, aber Effizienz ist eine nicht zu unterschätzende Dimension von Fortschritt. Hosiannarufe sind für mich genau so fehl am Platz wie "Kreuzigt ihn!"
Um die Kopiererei und den Schutz davor halbwegs fair zu gestalten, gibt es Gesetze. Wenn NeueautomarkeXY es schafft, ein Auto zu bauen, dass einem Porsche 911 so nahe kommt, dass die Fahrer begeistert sind und 911-Gefühl aufkommt, ohne dass er Patentrechte und Markenrechte verletzt, und dieses neue Auto zum Spottpreis auf den Markt bringen kann, hat er gute Arbeit geleistet und moralisch ist auch alles in Ordnung. Man kann den NeueatomarkeXY 911 mögen oder nicht, man kann darüber diskutieren, ob das Fahrgefühl wirklich so toll ist, aber man kann doch anderen nicht die moralische Redlichkeit absprechen, wenn sie sich einen kaufen - oder nur darüber sprechen. Und das gerade in einem Bereich wie der Musik oder der Kunst allgemein, wo Zitate, Halbplagiate, augenzwinkernde Verbeugungen, Intertextualität und Querbezüge aller Art zur DNA gehören.
Bestimmte Verhaltensweisen, Produkte oder Hersteller sympathisch zu finden oder nicht ist das eine. Ihnen die moralische Redlichkeit abzusprechen ist etwas ganz anders und für meinen Geschmack ein viel zu großes Kaliber.