gautr schrieb:
Hier noch mal die wichtigsten Anforderungen für mich:
kein Rechner
Wave-Files bearbeiten (Zoom, Trim usw.)
ganze Songs zusammenbasteln
E-Gitarre verbinden und Sounds aufnehmen, gerne auch eine Spur clean und eine Spur mit Effekten aus dem V-Synth, damit ich die später erneut mit anderen Effekten versehen kann
Field-Recorder Dateien übertragen
Xio-Sounds ansteuern oder Live einspielen
Kurz vorab, da bereits einige Geräte empfohlen wurden: Erfahrung habe ich bisher mit MPC4000, MPC5000, MPC Renaissance, Octatrack und Ableton Live/Push sammeln können. Fieldrecording betreibe ich mit einem Olympus LS-5, Sampling allgemein seit Anfang der 1990er.
Meine Meinung zu den o. g. Hardware-Samplern: Anachronistisch und für deinen Anwendungszweck ungeeignet. Wenn du dich damit hinsetzen und einen kreativen Flow mit deiner Gitarre erleben möchtest, vergiss es. Beispiele:
- Bei Ableton Live kannst du z. B. eine Drumloop mit 4 Takten hernehmen und losgelöst von der Taktvorgabe Gitarre dazu spielen und aufnehmen. So etwas geht z. B. mit der MPC überhaupt nicht. Oder: Finde bei einer MPC oder einem Octatrack mal brauchbare Gitarren-Effekte. Oder versuch' mal eine gezielte Automation ...
Field-Recording: Versuch' mal die Samples von deinem Field-Recorder von der SD-Karte in die MPC zu übertragen. Die hat entweder USB (4000) oder USB/Compact Flash (5000). Du brauchst dazu einen Computer.
Was bisher nicht erwähnt wurde: Sample-Bearbeitung und Musik "machen" kann man voneinander trennen. Beispiel: Wenn ich mit dem Field-Recorder eine Aufnahme von einer Minute gemacht habe, kann ich diese nicht ohne vorherige Bearbeitung in einem musikalischen Kontext verwenden. Die Bearbeitung an sich ist Fleißarbeit: Samples zu hören, zu schneiden, zu benennen und zu organisieren hat nichts mit Entfaltung von Kreativität zu tun. Je schneller diese Arbeit vonstatten geht, desto mehr Zeit bleibt für die kreativ-schöpferische Tätigkeit.
Deshalb ist es die Regel, dass solche Arbeiten seit Synclavier-Zeiten mit dem Computer erledigt werden. Die Ausprägung in Hardware ist letztlich nur der Transformation für die Masse derjenigen Musiker geschuldet, die sich State-of-the-Art-Technologien nicht leisten konnten. Oder anders ausgedrückt: Hardware-Sampler sind heutzutage für Ewig-Gestrige.
Du kannst dir das o. g. einfach vergegenwärtigen: Anfang der 1990er Jahre kostete ein Sampler mit 2 MB Ram rund 5.000 Euro. Eine einfache SCSI-Festplatte mit 500 MB kostet soviel, wie heute ein kleiner Laptop. Ein Field-Recorder für nicht mal 200 Euro verarbeitet locker SD-Karten mit 2 GB, ein Macbook verträgt 16 GB Ram und eine Terrabyte-Festplatte.
Bzgl. Empfehlungen habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese i. d. R. nur dann hilfreich sind, wenn der Empfehlungsgeber den Empfehlungsnehmer und dessen Arbeitsweise kennt. Ist dies nicht der Fall, sollte man vorsichtig sein. Die Anschaffung von Equipment kostet Geld und wertvolle Lebenszeit. Das Risiko beim Kauf kann man heutzutage beim Neukauf dadurch reduzieren, indem man ein Gerät testet und wenn es den Anforderungen nicht entspricht, zurück gibt. Dazu sollte man sich die notwenige Zeit nehmen.
Unabhängig von Equipment-Fragen ist viel wichtiger, dass man zunächst eine musikalische Vision entwickelt. Und nach der Vision stellt sich die Frage der Realisierbarkeit. Bei deinen Zeitvorgaben z. B. fällt mir auf, dass ich damit unter Verwendung von Hardware gerade so hinkommen würde, um die Field-Recordings zu bearbeiten. Der nächste Schritt wäre dann, entweder mehr Zeit für die Realisierung der musikalischen Vision zu investieren oder kompromissbereit Abstriche in Kauf zu nehmen. Möglicherweise sind Field-Recordings und Samples nicht notwendig, was dann wiederum Auswirkungen auf die Equipmentauswahl hätte. So schließt sich dann der Kreis.