zum alten Königsberger: ich habe mich im Studium hauptberuflich damit befassen müssen, und rate von der Lektüre ab.
Kant hat einen furztrockenen Kanzleistil (ein stilistischer Mix aus Finnegans Wake und dem Kleingedruckten in Versicherungspolicen), der alles und jedes mitbedenken möchte, und man verläuft sich sehr schnell.
Im Deutschsprachigen Raum ist er natürlich wie auch Hegel und Heidegger eine Ikone - aber ich hatte und habe den Verdacht, dass dies wesentlich auf der Unverständlichkeit der "Schreibe" beruht.
Zur KrV: ein epochales Werk, das berechtigt als einer der Marksteine der Philosophie gilt. Um den Gehalt zu begreifen, reicht aber völlig der Wikipedia-Artikel oder meinetwegen etwas Sekundärliteratur (a la "Kant für Dummies"). Kant hat imho die richtige Frage formuliert und - was in "Fachkreisen" meist unterschlagen wird - zugegeben, die Antwort nicht zu haben.
Persönlich habe ich ewig mit den synthetischen Urteilen a priori gehadert (und das meint nicht, Behringer als Schrott zu deklarieren, ohne jemals einen in der Hand gehabt zu haben
), weil sie m.E. unnötig sind.
Kant greift in epischer Breite die Fragen auf, die schon Platon (Höhlengleichnis) und Aristoteles (Organon) umgetrieben haben:
- was ist Erkenntnis eigentlich denn nun genau?
- was in unseren Erkenntnissen kommt aus den Sinnen, und was tut das Gehirn selbst dazu?
Dass er damit den "deutschen Idealismus" losgetreten hat (Fichte, Schelling, Hegel...), kann man ihm natürlich nicht vorhalten, aber imho sollte man da nicht zu viel Zeit investieren. Zu viele Buchseiten mit zu wenig Erkenntnissen.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: ich bin wegen dieser skeptischen Haltung von meinen Fachkollegen oftmals angegriffen worden, i.d.R. lief es darauf hinaus, dass ich einfach nur die Philosophie dieser ganz großen Geister nicht verstehen würde. Ich kann weder logisch, noch empirisch ausschließen, das diese Kollegen damit richtig liegen.