Welche Bücher lest ihr gerade...

Seit Ewigkeiten auf der "Muss ich noch lesen"-Liste... langsam wird's peinlich für mich. Wikipedia spricht sogar von 3 Übersetzungen ins Deutsche... ich tendiere zur letzten im Suhrkamp Verlag. Kennst Du die zufällig und kannst was dazu sagen @aljen?
Moin, diese Übersetzung ist die eine der beiden, die ich kenne. :) (Hab gerade in die Wikifehlia geschaut, offensichtlich sind es gar deren vier…) Sie gibt IMHO definitiv den Geist den Humor und die Wortspielereien besser wieder – etwas zu Lasten der Präzision, beides kann man nicht haben (sag ich nach meinen bescheidenen Erfahrungen als Literaturübersetzer). Ganz klar empfehlenswert.
 
P.S. weil es keine Zukunft ohne Vergangenheit gibt: nebenbei eine klug-populär-historische Abhandlung. Sehr aufmerksam geschrieben. Abgesehen von einigen (wenigen!) unnötigerweise pseudofemininistischen Absätzen, die sich lesen, als wären sie von der Verlagin als Publikationsbedingung eingefordert worden, unbedingt empfehlenswert. So geht Zentraleuropa, so geht Nachbarschaft und Geschichte sine ira et studio. Gerade in Zeiten wie die unsrige ist es wichtiger denn je, sich auf Gemeinsamkeiten, deren es viel mehr gibt denn Unterschiede, zu besinnen. Sag ich einfach so. :)
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Wie liest sich der Königsberger Kollege?

Um es mit den Worten meines Philosophielehrers zusammenzufassen: Jeder Satz enthält eine neue Information.

Querlesen und Überfliegen is da nich drin. Man muss konzentriert bei der Sache sein und man stolpert darüber, dass die von Kant benutzte Sprache eben nicht nur formal und präzise, sondern auch noch deutlich über zweihundert Jahre alt ist. Das als anspruchsvoll zu bezeichnen, ist untertrieben.
 
Querlesen und Überfliegen is da nich drin. Man muss konzentriert bei der Sache sein und man stolpert darüber, dass die von Kant benutzte Sprache eben nicht nur formal und präzise, sondern auch noch deutlich über zweihundert Jahre alt ist. Das als anspruchsvoll zu bezeichnen, ist untertrieben.

Anders gesagt, um den Surrealistenpapst André Breton zu zitieren: "Ein Philosoph, den ich nicht beim ersten Lesen verstehen kann, ist ein gemeiner Lump!"

:)

(Wobei es doch die Haltung Bretons war… hat er doch andere Autoren aus der surrealistischen Position in dem Manifest bewertet, oft erstaunlich treffend, etwa: „Victor Hugo ist surrealistisch, wenn er nicht dumm ist.“ – stimmt absolut! Allein schon einige Szenen aus den Elenden sind definitiv surreal…)
 
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Um es mit den Worten meines Philosophielehrers zusammenzufassen: Jeder Satz enthält eine neue Information.

Querlesen und Überfliegen is da nich drin. Man muss konzentriert bei der Sache sein und man stolpert darüber, dass die von Kant benutzte Sprache eben nicht nur formal und präzise, sondern auch noch deutlich über zweihundert Jahre alt ist. Das als anspruchsvoll zu bezeichnen, ist untertrieben.

Anders gesagt, um den Surrealistenpapst André Breton zu zitieren: "Ein Philosoph, den ich nicht beim ersten Lesen verstehen kann, ist ein gemeiner Schurke!"

:)


Das bin ich ja von Adorno und Marcuse gewohnt 🤣
 
P.S. weil es keine Zukunft ohne Vergangenheit gibt: nebenbei eine klug-populär-historische Abhandlung. Sehr aufmerksam geschrieben. Abgesehen von einigen (wenigen!) unnötigerweise pseudofemininistischen Absätzen, die sich lesen, als wären sie von der Verlagin als Publikationsbedingung eingefordert worden, unbedingt empfehlenswert. So geht Zentraleuropa, so geht Nachbarschaft und Geschichte sine ira et studio. Gerade in Zeiten wie die unsrige ist es wichtiger denn je, sich auf Gemeinsamkeiten, deren es viel mehr gibt denn Unterschiede, zu besinnen. Sag ich einfach so. :)
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Das klingt sehr interessant! Geht es da nur um die Nachkriegszeit oder auch um die 80er/90er?
 
Das klingt sehr interessant! Geht es da nur um die Nachkriegszeit oder auch um die 80er/90er?
Die Autorin schreibt über die Nachkriegszeit aus der Perspektive der 1990er, in denen sie selbst aufwuchs, und geht auf die Spurensuche. Es gibt Abstecher in die Gegenwart, sofern die Autorin mit Zeitzeugen (sowohl polnischen als deutschen) spricht. Spuren findet und entschlüsselt sie bis in die heutige Zeit, beleuchtet sie dabei sozusagen beidseitig. Das ist in der Tat sehr spannend. Allgemein eine sehr erzählerische Lektüre, das meine ich in dem Fall positiv.
 
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zum alten Königsberger: ich habe mich im Studium hauptberuflich damit befassen müssen, und rate von der Lektüre ab.
Kant hat einen furztrockenen Kanzleistil (ein stilistischer Mix aus Finnegans Wake und dem Kleingedruckten in Versicherungspolicen), der alles und jedes mitbedenken möchte, und man verläuft sich sehr schnell.
Im Deutschsprachigen Raum ist er natürlich wie auch Hegel und Heidegger eine Ikone - aber ich hatte und habe den Verdacht, dass dies wesentlich auf der Unverständlichkeit der "Schreibe" beruht.

Zur KrV: ein epochales Werk, das berechtigt als einer der Marksteine der Philosophie gilt. Um den Gehalt zu begreifen, reicht aber völlig der Wikipedia-Artikel oder meinetwegen etwas Sekundärliteratur (a la "Kant für Dummies"). Kant hat imho die richtige Frage formuliert und - was in "Fachkreisen" meist unterschlagen wird - zugegeben, die Antwort nicht zu haben.
Persönlich habe ich ewig mit den synthetischen Urteilen a priori gehadert (und das meint nicht, Behringer als Schrott zu deklarieren, ohne jemals einen in der Hand gehabt zu haben :)), weil sie m.E. unnötig sind.
Kant greift in epischer Breite die Fragen auf, die schon Platon (Höhlengleichnis) und Aristoteles (Organon) umgetrieben haben:
- was ist Erkenntnis eigentlich denn nun genau?
- was in unseren Erkenntnissen kommt aus den Sinnen, und was tut das Gehirn selbst dazu?

Dass er damit den "deutschen Idealismus" losgetreten hat (Fichte, Schelling, Hegel...), kann man ihm natürlich nicht vorhalten, aber imho sollte man da nicht zu viel Zeit investieren. Zu viele Buchseiten mit zu wenig Erkenntnissen.
Um der Wahrheit die Ehre zu geben: ich bin wegen dieser skeptischen Haltung von meinen Fachkollegen oftmals angegriffen worden, i.d.R. lief es darauf hinaus, dass ich einfach nur die Philosophie dieser ganz großen Geister nicht verstehen würde. Ich kann weder logisch, noch empirisch ausschließen, das diese Kollegen damit richtig liegen. :)
 
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zum alten Königsberger: ich habe mich im Studium hauptberuflich damit befassen müssen, und rate von der Lektüre ab.

Danke für Deine geradezu kategorisch-imperative Ehrlichkeit. :)

Ich durfte mich mit dem Guten "nur" nebenbei im Philosophie-Seminar auseinander setzen, das hat mir leider gereicht. Sehr schade, denn so mancher Gedanke… usw. Immerhin hat mir Immanuel (gemeinsam mit Max Stirner… man glaube es oder auch nicht) letztlich beim Examen die Haut gerettet. Dafür bin ich den beiden bis heute kanz einfach dankbar. :)

Kant hat einen furztrockenen Kanzleistil (ein stilistischer Mix aus Finnegans Wake und dem Kleingedruckten in Versicherungspolicen),

Der Lacher des trüben (Sonn)Tages! Es ist kaum besser zu definieren. Außer durch Meister Woland in Bulgakows "Der Meister und Margherita".

Dass er damit den "deutschen Idealismus" losgetreten hat (Fichte, Schelling, Hegel...), kann man ihm natürlich nicht vorhalten […]

Etwas vulgärisiert ließe sich sagen: die Philosophen können generell wenig für. ™ Nietzsche kann nichts dafür, was seine Schwester aus seinen Werk gebastelt hat. Karl Marx, der ja explizit davor warnte, seine Schriften für mehr als eine weitere Utopie zu halten, kann für im Namen seiner Werke begangene Verbrechen nichts. Platon für seine Politeia sowieso nicht. ;-) Wobei wir wieder bei Dystopien wären. So'n Mist…
 
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Karl Marx, der ja explizit davor warnte, seine Schriften für mehr als eine weitere Utopie zu halten, kann für im Namen seiner Werke begangene Verbrechen nichts.
Jein.

Im "Manifest der kommunistischen Partei" grenzt er sich deutlich vom "utopischen" Sozialismus ab, Proudhon & Co. sind für ihn weltfremde Spinner. Und sein Gefühl, die Weisheit mit Löffeln gegessen zu haben, führte ja auch immer wieder zu übelsten persönlichen Angriffen auf seine Gegner. Seine Intoleranz ist da nicht wirklich hilfreich. Nein, so leicht lasse ich Karl M. nicht davon kommen. Auch wenn er bestimmt nicht an den Gulag gedacht hat, das haben dann doch andere durchgeführt. Aber die Besserwisserei und Intoleranz, die hat er nun mal in sein Gedankengebäude eingebracht.

Dabei ist er als Analytiker und Kritiker oft wirklich messerscharf (Kritik des Gothaer Programms oder das erwähnte Manifest (*)).

(*) man tausche darin ein paar Worte aus (Burgeoisie -> internationale Großkonzerne, Dampfschiff -> Flugzeug, Telegraph -> Internet) und erhält einen erstaunlich aktuellen Text, der auch sprachlich seiner Zeit weit voraus war. Andere haben noch 50 Jahre später total altertümlich-verschwurbelt geschrieben.

EDIT: Tippfehler beseitigt.
 
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@aljen, jepp.

Ich komme eher aus der Linie Aristoteles - Ockham - Wiener Kreis/Wittgenstein, und bin somit dem Unsichtbaren eher abgeneigt.
Im Fall von Kant ist das eigentlich schade; jeder, der sich mit dem Thema Erkenntnis/Sprache/Denken (also im weitesten Sinne mit Cognitive Science) befasst, sollte zumindest eine Zusammenfassung der Kantischen Gedankengänge gelesen haben.
Die Lektüre der Originale verstellt durch den Stil (bin hier ganz bei @2bit :"Kant benutzte Sprache eben nicht nur formal und präzise (...)" ) uns Heutigen den Inhalt.
Die für meinen Geschmack genau entgegengesetzte Weise, sich mit dem Thema zu befassen, ist Wittgensteins "Tractatus". Ebenso präzise, erheblich formaler, und extrem kondensiert. Und für mich noch widerspenstiger.
Es bleibt schwierig. :)
 
zum alten Königsberger: ich habe mich im Studium hauptberuflich damit befassen müssen, und rate von der Lektüre ab.
Kant hat einen furztrockenen Kanzleistil (ein stilistischer Mix aus Finnegans Wake und dem Kleingedruckten in Versicherungspolicen), der alles und jedes mitbedenken möchte, und man verläuft sich sehr schnell.
Ok, bei Finnegans Wake bin ich wieder dabei (nicht zwangsläufiug bei Versicherungspolicen :))! Im Ernst: Im Wake lese ich tatsächlich recht häufig, allerdings ohne irgend eine realistische Hoffnung, wirklich ztu verstehen, WAS ich da lese. Aber es ist trotzdem verdammt interessant.
Andreas
 
Karl Raimund Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 2 Bände.
Der Erzfeind aller extrem-Linken und extrem-Rechten, seit vielen Jahrzehnten. Heutzutage gerade deshalb eine Lektüre, um den Kompass wieder in Richtung "Rationalität" zu justieren.
Andreas
 
Um das Niveau hier mal etwas zu senken :selfhammer:hier mal meine aktuelle Lektüre

The Man in the White Suit: The Stig, Le Mans, The Fast Lane and Me​

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Für Fans von "Top Gear" als noch das heilige Trio (Clarkson, Hammond, May) am Steuer saß :xencool:
 
Um das Niveau hier mal etwas zu senken :selfhammer:hier mal meine aktuelle Lektüre

The Man in the White Suit: The Stig, Le Mans, The Fast Lane and Me​


Für Fans von "Top Gear" als noch das heilige Trio (Clarkson, Hammond, May) am Steuer saß :xencool:
Damit wird das Niveau nicht gesenkt, sondern stark erhöht😎 Steht da drin wer die Stig`s waren? Das Jeremie zu recht einer der besten Moderatoren ist steht wohl außer Frage.
 
Damit wird das Niveau nicht gesenkt, sondern stark erhöht😎 Steht da drin wer die Stig`s waren? Das Jeremie zu recht einer der besten Moderatoren ist steht wohl außer Frage.
Es ist die Biografie von Ben Collins. Der war glaube (bin im Buch noch nicht so weit ;-)) am längsten The Stig.
Er war aber u.a. auch Stuntfahrer und Instructor bei Bond Filmen.
 
Dazu fällt mir diese Ende 90er gelesene und damals gut gefallene Trilogie von Bernard Werber ein:

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Ist mit einem anspruchsvollen Fachbuch natürlich nicht zu vergleichen aber vielleicht, als was "leichtes" für danach, passend.
Danke für den Tipp!
Der Name des Autoren sagte mir nichts, beim Googeln bin ich dann aber drauf gestoßen, dass ich den Gesamtband "Die Invasion" schon gelesen habe, den ich ungewöhnlich gut fand.

Ameisen sind beeindruckende Tiere: Wer sich davon begeistern lassen möchte, sollte sich auf Youtube mal den Kanal "AntsCanada" anschauen.

Schöne Grüße
Bert
 
Bin in letzter Zeit im TV häufiger über den Cloud Atlas gestolpert, aber nie hängengeblieben: eingeschlafen, weitergezappt und so. Auch Kleene, eine wahre Cineastin, weiß nicht, ob sie den Film je (zuende-) gesehen hat...

Nu, da habe ich Freitag halt zum zugrundeliegenden Buch gegriffen.

https://www.amazon.de/Cloud-Atlas-Modern-Library-Hardcover/dp/081299471X

Klasse!

Bin jetzt zu einem Drittel durch, liest sich prima. Verschiedene Zeitebenen, Erzählperspektiven, Stile, Bezüge, Querverweise, Ploträtsel etc. gibts bei Büchern schließlich schon seit Jahrhunderten; wenn es - wie hier - gut gemacht ist, macht es Spaß!
 
@Cee ich kenne den Film (und finde ihn verwirrend gut / gut verwirrend), das Buch lohnt also? Habs schonmal auf der Bestellliste (sind die 3 "l" eigentlich richtig? :)), bin aber nicht in die Pötte gekommen.
 


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