Sehe ich nicht so extrem. Auch Synthesizer profitieren ungemein von der Fertigung in China und den sehr guten Möglichkeiten in Sachen Vertrieb, Marketing und Logistik.
Natürlich profitieren auch Synthesizer von den von Dir erwähnten Faktoren, das habe ich ja auch geschrieben, nur sind die durch diese Faktoren erzielten Preis/Leistungszugewinne eben bei weitem nicht so groß wie die durch die zunehmende Komplexität
integrierter Schaltkreise bei abnehmenden Komponentenkosten verursachten ungeheuren Leistungssteigerungen bei Computern (siehe
Mooresches Gesetz).
Anders ausgedrückt: Die Preis/Leistungs-Steigerungen bei rein digitalen Synthesizern / Plug-ins sind gewaltig, die bei rein analogen Synthesizern sind damit verglichen deutlich kleiner, aber immer noch vorhanden.
Die Vergleiche mit Preisen vor 30 Jahren sind "süß" und haben heutzutage keinen anderen Mehrwert als sich einen Preis schönzureden oder schlecht zu machen. So wie es einem gefällt.
Mit inflationsbereinigten Rechnungen kann man beurteilen, ob ein bestimmtes Gut über die Jahre erschwinglicher geworden ist oder nicht. In einer teilweise doch recht hitzköpfig geführten Diskussion halte ich dieses kleine Quentchen Objektivität doch für hilfreich.
Je nachdem, wie man auf welcher Grundlage rechnet, würde ein Memorymoog, der lt. Preisliste des Synthesizerstudio Bonn vom 1.2.1984 für 9.750 DM über den Ladentisch ging, inflationsbereinigt und ordentlich zwischen DM und Euro umgerechnet, heute zwischen 9.344,27 € (lt.
dieser Website) und 8619,00 € (lt.
dieser Website) kosten.
Belegen kann man angesichts der bisher bekannten Ausstattungsmerkmale des Moog One, die die des Memorymoog ja übertreffen (hinsichtlich Stimmenanzahl, Effekten, zweitem Filter, Suboszillatoren, Rauschgenerator, Modulationsmöglichkeiten) aber zumindest dies: Moogs neuer polyphoner Analogsynthesizer ist – zumindest auf dem Papier! – ein günstigeres Angebot als es seinerzeit der Memorymoog war.
Ob aber der Moog One nun besser klingt als der Memorymoog, der ja nun beileibe nicht so gut klingt wie sechs Minimoogs, steht auf einem ganz anderen Blatt und bleibt abzuwarten.
Für manche sind 8.000 € viel Geld für andere 80 €. Da ändert ein "Preisvergleich " auch nichts dran.
Was für ein gegebenes Einkommen zum gegenwärtigen Zeitpunkt erschwinglich ist oder nicht, ist eine ganz andere Diskussion – ebenso wie die Frage, ob der Moog One verglichen mit den Konkurrenzprodukten sein Geld wert ist. Aber auf beide Fragen lassen sich nur individuelle Antworten finden: Die eine hängt vom verfügbaren Einkommen des Einzelnen ab, die andere von dessen musikalischen Anforderungen (über die in diesem Thread bisher beeindruckend wenig zu lesen war).
Auch zu Zeiten des Memorymoogs gab es deutlich günstigere sechsstimmige analoge Synthesizer, z.B. den Roland Juno-106, der fast nur ein Viertel des Memorymoogs kostete, oder den frisch erschienen DX7, der für deutlich weniger als die Hälfte des Memorymoog erhältlich war und eine ganz und gar neue Klang- und Ausdruckswelt erschloss.
Heute geht es uns insofern besser, als dass man aus einem handelsüblichen Telefon durch den Anschluss eines Audio-Interfaces und einer Tastatur ein Tonstudio samt Bandmaschine, Mischpult, Effekten, Synthesizern und Samplern machen kann, von dem die Beatles zu Zeiten von "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" (1967) noch nicht einmal zu träumen gewagt hätten.
Angesichts dessen muss alles andere als überteuert erscheinen, aber wenn dieses Preis-Leistungsverhältnis der einzige Maßstab ist, den man gelten lässt, könnte man sich nicht nur diese Diskussion hier sparen, sondern gleich einen Großteil des Forums.