tom f schrieb:
edit: die frage des erstposts dort habe ich übrigens hier auch gestellt - wozu heute "analog" wenn es dann in richtung "vsti" klingt ? nur wegen dem marketing ?
Ich für meinen Teil habe die Antwort längst gefunden. Vlt. betone ich das zu wenig oft, mir geht es meist nur zweitrangig um den Sound. Viel wichtiger ist für mich ein Gerät im Gesamten, vor allem das Interface und die Programmierung. Finde das zum Musikmachen viel wichtiger als den einen oder anderen Flohhuster im Klang, wenn es aber auch deutliche qualitative Unterschiede gibt und man natürlich auch mitwächst.
Das ist natürlich alles andere als pragmatisch, aber zB hat mir jahrelang die Erfahrung gefehlt, was ein analoger Synthesizer ohne Presets mit direktem Zugriff auf alle Parameter eigentlich bedeutet. Wie spielt sich das, wie fühlt sich das an? Die Antwort habe ich mit dem Minimoog Voyager OS bekommen. Wie "original" der nach Mini klingt war mir da erstmal wuarscht, der Klang ist ohnehin hochwertig mit grandiosen Bässen, aber eben: Look and Feel sind perfekt. Ich war nicht abgelenkt durch Presets, alles was geschraubt wurde, wurde entweder zu einem Track gemacht oder ging verloren. Wunderbar befreiend und Produktiv, ein Quell unendlicher Inspiration...
Diese Überlegungen kannst du knicken, wenn es um Polyphonie oder andere Arbeitsweisen geht. In der Band zB brauch ich unkomplizierte Poly-Hardware mit Speicher, von einer anderen Seite her betrachtet: wahrscheinlich würds sogar ein Nord Lead (der Erste) tun, allerdings hatte ich mit allen VAs die ich probiert habe (und das waren einige, auch verschiedenster Hersteller) immer Probleme im unteren Bereich, also über ein Fullstack genug lebendigen Bass zu bekommen. Selbst ein eher starr klingender und nicht gerade für seine Basswucht berüchtigter Evolver kann das besser und lebendiger als alle Viren, VA Korgs aller möglichen Generationen, NL2x, AN1x, Waldorfs die ich mal im Setup hatte.
Also umgekehrt betrachtet ist halt einfach "Modern Analog" eine Verbesserung von "Virtual Analog", gerade wenn man mit Hardware hauptsächlich Gigs spielt. Ich hatte schon eine Zeitlang überlegt mir für die Band einen Juno 60 zu holen, aber der war mir dann doch zu eingeschränkt in den Möglichkeiten, alle anderen Optionen entweder zu teuer für den Einsatzzweck oder einfach nicht das, was mich zu der Zeit interessiert hätte.
Egal, ich schwafle ab, ich begrüsse es, wenn "Moderne Analoge" (es könnten auch moderne Digitale sein, wäre mir egal) endlich anfangen "Vintage Interfaces" nachzuahmen, bzw. auf diesen aufbauen. Neben den monophonen Moogs gab es im Polyphonen Bereich da bis auf Nord kaum einen Hersteller, der mal an einen "Manual"-Button dachte. Oder wirklich alle Parameter auf der Oberfläche hatte (ohne Kompromisse).
Davon gibt es jetzt gerade mal den P6 und den Minilogue (vermutet), die bis auf ein paar Mini-Details mal das Einlösen, worum es mir eigentlich ginge: eine sinnvolle Reduktion auf wesentliche Synthese-Parameter um möglichst alle Parameter im direkten Zugriff zu haben.
Aber im Moment bin ich sogar schon wieder dabei mich von diesem Paradigma zu lösen. Den A4 zB find ich als Einheit super inspirierend, hab ein ganzes Live-Musikprojekt drauf aufgebaut und der ist eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was ich oben beschrieben habe. Bei dem macht die analoge Klangerzeugung auf den ersten Blick ja auch am wenigsten Sinn, aber gerade der A4 profitiert davon eben nicht wie ein Plugin zu klingen, wenn auch nicht unbedingt wie ein hochwertiger Moog... klingt einfach "irgendwie komisch schief, analog", aber genau das braucht das Teil, um klanglich nicht zu langweilen.
In dem Sinne liegt das "modern" in "Modern Analog" wieder auf der Interface-Seite.
Vlt. braucht man zum bemessen von "Vintage vs. Modern" eher eine 2D Matrix:
X-Achse: Vintage <-> Modern
Y-Achse: Sound <-> Interace