So, jetzt habe ich Nina seit knapp zwei Wochen und sie hat meine Erwartungen absolut erfüllt.
Leider war das Timing meines Kaufs nicht besonders geschickt, da ich aus privaten Gründen kaum Zeit hatte mich intensiv um sie zu kümmern. Insgesamt habe ich ca. sex Stunden mit ihr verbracht, was aber auf alle Fälle reicht um mir sicher zu sein, dass ich sie so schnell nicht wieder hergebe.
Die Bedienung ist für mich das Beste, was mir bisher unter die Finger gekommen ist und ich habe gestern zum ersten Mal ins Handbuch geschaut.
Da ich ein eher wenig kreativer Klangschrauber bin, gehe ich meistens von bestehenden Presets aus und passe diese meinen Wünschen an und da ist es ein Riesenvorteil, wenn man sofort sieht, wie die wichtigsten Parameter stehen.
Die Knobs sind leichtgängig aber solide, da wackelt nichts. Die Taster hätten für mein Gefühl etwas mehr Widerstand vertragen, funktionieren aber einwandfrei, ich hatte bisher noch keine Tastenpreller o.Ä.
Das Display ist auch bei Helligkeit gut ablesbar, bei Dunkelheit sowieso, die Schrift hätte für meine nicht mehr ganz taufrischen Augen etwas größer ausfallen können. Der Data-Entry-Knob ist ebenfalls recht leichtgängig, was schnelles durchscrollen von Listen ermöglicht, aber manchmal auch dazu führt, dass man über das Ziel hinausschießt.
Insgesamt ist Nina eine sehr solide und nicht ganz leichte Vollmetallkonstruktion.
Der Sound gefällt mir und ist sehr eigenständig. Das ist keine Emulation irgendeines legendären Klassikers aber trotzdem eindeutig analog und lebendig.
Das Filter erinnert mich bei geringer Resonanz und niedrigen Cut-Off Werten ein wenig an Moog. Allerdings ist die Resonanz irgendwie weicher oder diffuser, ich kann das nicht genau beschreiben.
Die geht bis zur Selbsoszillation, der resultierende Sinus lässt sich beinahe, aber nicht zu 100% auf dem Keyboard spielen.
Die Sync-Sounds gefallen mir auch sehr gut, auch wenn sie nicht ganz die Schärfe eines Odyssey oder Pulse 1 erreichen. Aber die meisten meiner VSTs oder auch meinen Virus schlägt Nina in diesem Bereich locker.
Mit den 12 Stimmen, dem Filter Drive/Overdrive den 3 Oszillatoren, plus Sub bei der Pulswelle und Noise oder Ringmod, fiel es mir recht leicht auf die Schnelle „fette“, „organische“ oder „brachiale“ Sounds hinzubiegen. Bei filigranen Sachen tue ich mich noch etwas schwerer, ich fange aber auch gerade erst an
Den Hall finde ich sehr gut, das Delay tut was es soll und der Chorus ist sehr dezent. Die klangfärbenden Parameter in der Effektsektion wirken sich bisher, speziell bei Chorus und Delay, eher homöopathisch aus. Ich hoffe da kommt noch was, auch in Bezug auf das Routing, das für einen vierfach multitimbralen Synth eher rudimentär ist.
Zwei Sachen, die mich etwas stören:
Die Dreieckswelle rauscht bei tiefen Frequenzen sehr hörbar, wenn CutOff und OSC-Volume voll aufgedreht sind. Sobald Beides bei etwa 2/3 steht, ist das Rauschen kaum noch zu hören.
Bei Attack oder Release = 0 klicken die Hüllkurven und man muss manchmal mehr Reglerweg gehen als ich es vermutet hätte, um das wegzubekommen. Dabei ist das Phänomen beim Release imho ausgeprägter als bei der Attacke.
Das Wichtigste: mir macht Schrauben an der Hardware wieder richtig Spaß und ich komme relativ schnell in die Richtung, die ich möchte. Und das Ganze fühlt und hört sich sehr organisch und lebendig an, mehr als bei der ganzen SW mit der ich in den letzten 15 Jahren hauptsächlich gearbeitet habe und auch weiterhin arbeiten werde.
Soweit meine ersten Eindrücke, für einen wesentlich tieferen Einstieg reicht mir die Zeit gerade nicht.