Live ohne Computer?

Im Herbst 2005 machte ich mich mit einem Freund auf, eines Konzertes des großen Karlheinz in London teilhaftig zu werden. Es gab "Kontakte" in Quadrophonie und "Oktophonie" in – der geneigte Leser ahnt es – Oktophonie. Der Meister saß an einem Mischpult, das von einer Tascam DA-88 Digital-Achtspur-Bandmaschine gespeist wurde. Ich war schon mit dem Verfolgen der Kompositionen selbst so überfordert, dass mir keine Zeit blieb, mir darüber Gedanken zu machen, dass ich vergleichsweise viel Geld dafür ausgegeben hatte, anwesend sein zu dürfen, wenn der Komponist selbst die "Start"- und "Stop"-Tasten einer Bandmaschine drückt.

War trotzdem ein Erlebnis.

Aber warum? Weil das Ereignis durch die Anwesenheit des Schöpfers geadelt wurde – mitsamt der selbstverständlich von mir genutzten Gelegenheit, ein Autogramm des Meisters zu erhaschen und ihn mit saublöden Fragen zu foltern? Oder weil man Quadro-, geschweige denn Oktophonie, nun doch eher selten zu Gehör bekommt? Oder weil man in manchen Kreisen mächtig damit Eindruck schinden kann, einmal sagen zu können, dass man für ein Stockhausen-Konzert nach London geflogen ist?
 
serge schrieb:
Oder weil man in manchen Kreisen mächtig damit Eindruck schinden kann, einmal sagen zu können, dass man für ein Stockhausen-Konzert nach London geflogen ist?
Das schöne ist, dass Dein Forumsstatus momentan auf "fast erleuchtet" steht.
:lollo:
 
Ein Stück muß live imho nicht gerade live in den Moment komponiert werden.
Falls das so ist ist das echt toll :supi: .

Eine Band/Orchester spielt auch nur vorher komponierte Stücke ab.
Live Acts die z.B. mit Geräten wie der ESX vorher komponierte Stücke live vortragen, damit meine ich nicht komplett einprogrammiert und nur "Start" gedrückt sondern live gespielt(Breaks, Spuren starten, muten, von Hand syncen etc.), machen nichts anderes als z.B. ein Geiger oder ein Gitarrist nur mit einem anderen "Instrument" und sind somit auch nicht moralisch als besser oder schlechter zu bewerten.
Dabei ist auch eine Eignung als Instrumentalist von Nöten und vieles kann schief laufen.

Wenn jemand nen Liveact per Playtaste startet, könnte man vielleicht von Betrug sprechen, aber wenn die Musik gefällt hat der Interpret sie wahrscheinlich immer noch komponiert und alles richtig gemacht.

Und ein DJ gestaltet sein Set, und das bringt die Leute zum Tanzen, oder nicht.
Das ist auch eine Profession!
Beispiel z.B. Sven Väth.

Selbst wenn der DJ nicht selber mixen sollte sondern die Übergänge von Traktor machen lässt, so hat er bei erfolgreichem Tanz doch eine tolle Setlist abgeliefert.

Warum hier immer von Betrug gesprochen wird will mir nicht in den Kopf.
Nirgendwo steht geschrieben: "DJ komponiert live selbst".

Klingt irgendwie nur nach enttäuschten Musikern oder Instrumentalisten die nicht wahrhaben wollen das sich auch die musikalische Welt weiterdreht und z.B. nen Bluesschema keinen Hund mehr hintern Ofen vorlockt so doll man noch mit der Klampfe rumhampelt oder beschissene Solis spielt. Klingt doch alles sehr nach Muckerpolizei.
 
Xpander-Kumpel schrieb:
Klingt irgendwie nur nach enttäuschten Musikern oder Instrumentalisten die nicht wahrhaben wollen das sich auch die musikalische Welt weiterdreht und z.B. nen Bluesschema keinen Hund mehr hintern Ofen vorlockt so doll man noch mit der Klampfe rumhampelt oder beschissene Solis spielt. Klingt doch alles sehr nach Muckerpolizei.
Danke fürs Aussprechen. :supi:
 
Eigentlich wäre es hier interessant abzufragen, wie wichtig Skills vs. gezeigte Ideale sind,

"Keyboard spielen"
"Geschicklichkeit"
"Song-Schreiber-Qualitäten"
"geht voll ab"
"der legt voll schön auf"
und so weiter…
 
Xpander-Kumpel schrieb:
Eine Band/Orchester spielt auch nur vorher komponierte Stücke ab.
Live Acts die z.B. mit Geräten wie der ESX vorher komponierte Stücke live vortragen, damit meine ich nicht komplett einprogrammiert und nur "Start" gedrückt sondern live gespielt(Breaks, Spuren starten, muten, von Hand syncen etc.), machen nichts anderes als z.B. ein Geiger oder ein Gitarrist nur mit einem anderen "Instrument" und sind somit auch nicht moralisch als besser oder schlechter zu bewerten.

Wäre das nicht eher mit dem Job eines Dirigenten vergleichbar? :fressen:
 
Moogulator schrieb:
Eigentlich wäre es hier interessant abzufragen, wie wichtig Skills vs. gezeigte Ideale sind,

"Keyboard spielen"
"Geschicklichkeit"
"Song-Schreiber-Qualitäten"
"geht voll ab"
"der legt voll schön auf"
und so weiter…


:supi:
Das beschreibt es perfekt!
 
Im Grunde ist es doch egal, wieviel live geacht wird, ob vorgefertigte Sequenzen oder Pads abgefeuert werden, wichtig ist doch nur, was beim Hörer ankommt, wie man es verpackt.
Ich erwarte von niemanden, der live alleine performt, das er alles in Echtzeit mit zehn Händen und fünf Füßen gleichzeitig spielt, aber es törnt mich auch total ab, wenn der Musiker völlig gelangweilt auf der Bühne hockt und selbstverliebt fix und fertige Songs vom Notebook abspielt. Ich hab das schon erlebt, das man überhaupt nicht mehr registriert hat, das da wirklich Livemusik gelaufen ist.
Live ist immer auch Entertainment!
Ich möchte einfach auch sehen, das dort oben etwas passiert, jemand an den Knöpfen dreht und wenn er nur den Klang am Filter verändert oder ein paar Spuren mutet und freischaltet.
Es gibt da für mich auch keine klar definierte Grenze, aber so ein gewisses Feeling, das der Künstler auf der Bühne wirklich etwas sinnvolles macht und das ganze Geschehen selbst steuert, das muss einfach da sein.
 
Xpander-Kumpel schrieb:
Klingt irgendwie nur nach enttäuschten Musikern oder Instrumentalisten die nicht wahrhaben wollen das sich auch die musikalische Welt weiterdreht und z.B. nen Bluesschema keinen Hund mehr hintern Ofen vorlockt so doll man noch mit der Klampfe rumhampelt oder beschissene Solis spielt.
Naja, es gibt immer noch verdammt viele Leute, die Rock und Blues hören und bestimmt zehnmal so viele Gitarristen als Keyboarder und DJs zusammen.
Das sollte man nicht unterschätzen, man muss nur mal schauen, wer in der Regel so alles auf den ganz großen Bühnen steht und das sind nicht die relativ unbekannten Instrumentalmucker mit ihren Synthesizern. Wer von den "normalen" Durchschnittsbürgern in Deutschland kennt denn unsere "Superstars" Kraftwerk, Tangerine Dream oder gar Klaus Schulze?
 
Xpander-Kumpel schrieb:
Live Acts die z.B. mit Geräten wie der ESX vorher komponierte Stücke live vortragen, damit meine ich nicht komplett einprogrammiert und nur "Start" gedrückt sondern live gespielt(Breaks, Spuren starten, muten, von Hand syncen etc.), machen nichts anderes als z.B. ein Geiger oder ein Gitarrist nur mit einem anderen "Instrument" und sind somit auch nicht moralisch als besser oder schlechter zu bewerten.

Wohl kaum das gleiche. Ohne diese "was ist wirklich live " diskussion befeuern zu wollen,da diese hier im forum schon mehrfach ausdiskutiert wurde...
Aber klassische instrumente wie zb geige,gitarre usw kann man mit grooveboxen nun garnicht vergleichen.
Eine MS 20 kann man virtuos spielen ,wie zb. ne geige oder gitarre. Joa.

Ne groovebox , da agiert man eher wie ein dirigent... Und arrangiert zuvor eingespielte parts in echtzeit.
Grob formuliert. Natürlich kann man auch echte liveskills entwickeln und mit ner leeren kiste richtig gute songs on the fly erstellen.


Hab man so um 2005 ne goaparty aufgesucht um den gross angepriesenen liveact zu lauschen..
Hatte der exakt nur ein file in ableton laufen lassen... :lollo:
Und stand mehr oder weniger gelangweilt rum und hat geraucht.
War irgendwie witzig :mrgreen:
 
Ich spiel live eh nur für mich. Das publikum ist mir relativ egal.
Es muss nur RUMhüpfen und als fleischige feedback-maschinerie funktionieren...
Ja, es hat auch augen.

LOL.
 
Trigger schrieb:
Aber klassische instrumente wie zb geige,gitarre usw kann man mit grooveboxen nun garnicht vergleichen.
Eine MS 20 kann man virtuos spielen ,wie zb. ne geige oder gitarre. Joa.
zumindest wird ein Gitarrist oder ein Geiger nicht so oft gefragt, ob er mal was anderes auflegen kann....
 
Täusch dich da mal nicht ! :D

Ich spiel ja selbst gitarre, nur eigene sachen..so richtung rumba(gipsy) flamenco,auch südamerikanisches gedöns halt..Manu chao like..

Was da manchmal so kommt:

spiel doch mal ein blues, metal, madonna... Sing doch mal dazu...

Kennst du den song xyz?
Kennst du den song xyzz ?
Kennst du den song vmynstz ?


Neeeee, ich spiel nur eigene sachen ! :mad: :lollo:


:D



Auch witzig:
Ääwenn ich mal nicht spiele,kommt einer:

' ohh, gitarre..spiel doch mal!'

Ich: ' spiel nur für geld, ein songs 2euro"

Manche geben dann sogar was.


:lol:
 
becker_mexico schrieb:
ich glaube, ihr kriegt das einfach nicht auf den schirm, dass der grosse teil des publikums sich nicht! mit musikmachen beschäftigen und denen das nach dem dritten bier scheissegal sein wird, womit der "act" da seinen musik macht (bei allem, was sich edm, etc. schimpft).

Und der Großteil des normalen 0815 Publikums ist mir scheiss egal. Ich will das Echte, das Omni und das Spektrum. Ich bezahle dafür auch Geld, weil es mir Spass macht das zu sehen und zu hören.Ich hab auch schon Djs gesehen die nen Sau guten Job machen, die quasi Virtuos mit 4 Plattenspielern abgehen und ihre Soundsnipsel von den Tellern feuern wie andere das noch nicht mal in Ableton hinbekommen.
 
Trigger schrieb:
[...] Hab man so um 2005 ne goaparty aufgesucht um den gross angepriesenen liveact zu lauschen..
Hatte der exakt nur ein file in ableton laufen lassen... :lollo:
Und stand mehr oder weniger gelangweilt rum und hat geraucht.
[...]

Und dafür dann Eintritt bezahlen? Ach komm... das ist aber echt peinlich.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Trigger schrieb:
[...] Hab man so um 2005 ne goaparty aufgesucht um den gross angepriesenen liveact zu lauschen..
Hatte der exakt nur ein file in ableton laufen lassen... :lollo:
Und stand mehr oder weniger gelangweilt rum und hat geraucht.
[...]

Und dafür dann Eintritt bezahlen? Ach komm... das ist aber echt peinlich.

Stephen


Nee, hab keinen eintritt bezahlt, bin einer der in vielen lokations ( naja, ein paar) n nen dauer-gästelistenplatz hat. Echt wahr.

Weiterhin viel spass bei deinem interpretationshobby, lieber stephan.


:mrgreen:
 
Psychotronic schrieb:
Cyborg. Dir gefällt doch handgemachte Musik bestimmt auch, weil sie, im Gegensatz zu ablaufenden Programmen Fehler enthält?

Nee, so einfach ist das nicht. Hand- und herzgemachte Musik ist nicht lebendig weil sie Fehler enthält sondern weil sie spontan sein kann und lebendig ist. Ein BIO-Apfel ist nicht erst dann BIO wenn er einen Wurm hat, oder? ;-)
Die "andere" Musik ist tot, ist genau das, was die Kritiker von elektronischer Musik immer schon bemängelten: Seelenlose Automatenmusik bei der Mensch wie im Fertigungsprozess in Fabriken nicht mehr schöpferisch tätig ist sondern nur noch Abläufe überwacht. Sowas habe ich nie gemacht, will es auch nie machen - OBWOHL ich als Veteran der berliner Schule sehr viel mit Sequenzen arbeite.
 
ppg360 schrieb:
Trigger schrieb:
[...] Hab man so um 2005 ne goaparty aufgesucht um den gross angepriesenen liveact zu lauschen..
Hatte der exakt nur ein file in ableton laufen lassen... :lollo:
Und stand mehr oder weniger gelangweilt rum und hat geraucht.
[...]

Und dafür dann Eintritt bezahlen? Ach komm... das ist aber echt peinlich.

Stephen

Ich weiß nicht, ob sich das in den Staaten geändert hat, früher wurde bei solchem Beschiss die Band oder der Veranstalter verklagt das Eintrittsgeld zuzüglich Entschädigungen (Anfahrt u.ä.) zu zahlen. Das hatten auch richtig große Band zu spüren bekommen, YES zum Beispiel.
 
Trigger schrieb:
[...] Nee, hab keinen eintritt bezahlt, bin einer der in vielen lokations ( naja, ein paar) n nen dauer-gästelistenplatz hat. Echt wahr. [...]

Na, das ist doch voll super für dich, da kann ich doch nur pausenlos gratulieren :supi: :supi: :supi: .

Gut, daß die anderen, die Eintritt bezahlt haben, auch voll groovy drauf waren, sonst hätten sie dem Mucker womöglich noch Bier ins Laptop gekippt.

Stephen
 
Waren schlappe zweieuro,50 pro nase.

Sozialer kunstverein, weisste.
Nur nette leute am start und geile studentinnen..weisste.
Hab dem mucker sigar eine gedreht,weisste.
Musik war aber trotzdem scheisse, bin dann hoch zur housemusic. Weisste.

Groovy.. Stefan, sag das bitte niemals wenn du zb mädchen abschleppen willst..niemals, unter keinen umständen.. GROOVY.
Das mit dem flachlegen wird dann nämlich garantiert nix.

:lol:
 
bombastisch bombig cool dufte fantastisch geil genial großartig klasse knorke phantastisch phatt prima Spitze Super suppadupa toll -sagt man auch alles heute nicht mehr.
 
Bernie schrieb:
bombastisch bombig cool dufte fantastisch geil genial großartig klasse knorke phantastisch phatt prima Spitze Super suppadupa toll -sagt man auch alles heute nicht mehr.

Was denn? Echt jetzt?

Trigger schrieb:
[...] Groovy.. Stefan, sag das bitte niemals wenn du zb mädchen abschleppen willst..niemals, unter keinen umständen.. GROOVY. Das mit dem flachlegen wird dann nämlich garantiert nix.

Ein unbezahlbarer Rat aus berufenem Munde! Gebenedeit seiest Du unter den Weibern, Trigger!

Stephen
 
Das Thema war eben noch interessant ;-)
Na, was ist denn - es gibt doch wirklich genug sehr gute Elektronikacts und Mischformen, da ist sicher nicht immer die Frage der Gattung der Instrumente und abgehen oder nicht ist dann doch von den Leuten, der Musik und deren Erwartung auch noch abhängig zu dem was ich in meinem letzten Beitrag stehen habe.

Wenn man es schafft, die Leute zu fassen ist es schon recht gut.
Du kannst nur eins tun - dein bestes geben und die Musik sein, den Raum mitnehmen.

Die Diskussion womit ist dann vorbei wenn irgendwer mit dem Zeug was alle "öde" finden eine sehr guten berührenden Gig abliefert. Na, und das ist schon passiert.
Die Ideale wie "spielen können" oder all das was man auch schon x-mal gelesen hat "der bekannte DJ xy aus Frankreich hebt seine Hände und tut nur so" bis hin zu "das war voll mit gegangen" ist natürlich auch dabei. Aber ich persönlich will mich nur nicht langweilen, die mit den Augen sollen das auch nicht.

Aber jedes Mal neu. Manche stehen auch nur auf der Bühne und sind sehr sehr präsent. Übrigens auch wenn die Musik komplett aus irgendeinem Player im Klapprechner kommt und ein Drummer dazu kam. Ich geh halt einfach wieder hin, wenns gut war.

Sagt man eigentlich noch geil? Oder "Mucke"?
 
ppg360 schrieb:
Bernie schrieb:
bombastisch bombig cool dufte fantastisch geil genial großartig klasse knorke phantastisch phatt prima Spitze Super suppadupa toll -sagt man auch alles heute nicht mehr.

Was denn? Echt jetzt?

Trigger schrieb:
[...] Groovy.. Stefan, sag das bitte niemals wenn du zb mädchen abschleppen willst..niemals, unter keinen umständen.. GROOVY. Das mit dem flachlegen wird dann nämlich garantiert nix.

Ein unbezahlbarer Rat aus berufenem Munde! Gebenedeit seiest Du unter den Weibern, Trigger!

Stephen



Ala hopp, stefan... isch bin halt en alde musebrood-indjona.do konsch voma noch was lärne füers lewe !!
Weesch..

Gute nacht
 
ich sehe hier einen generationenkonflikt.

die ältere generation hat schon immer gemeint früher wäre alles und jeder besser gewesen. dem war aber oft nicht so...
früher wurde über sequencer und arpeggiatoren gemotzt, das ist doch nicht live, heute über ableton.
aber ob das taugt was rauskommt hängt vom nutzer und nicht vom gerät ab.

viele hier haben auch einen grossen fuhrpark an synthesizer und eine menge "know how", die musik wird dadurch leider nur selten besser. oft höre ich musik von 25 jährigen fruity loops user, die besser tönt als alles was ich bisher von forumsteilnehmer gehört habe.
tönt bitter, ist aber wirklich so!
 


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