Ich leide an der "aktuellen" Musik ...

Der Gedanke kam mir grad: "Die digitalen oder auch nichtdigitalen Künstler der heutigen Zeit werden von Kunsthistorikern der Zukunft mit Begeisterung studiert werden und man wird sich vielleicht dann fragen, warum man das Genie nicht zu Lebzeiten so richtig anerkannt hat." Da stellt sich mir die Frage, ob man in der Zeit, in der man lebt, blind ist gegenüber aktueller Kunst. Die ist mit Sicherheit nicht "schlechter" als die, die es damals gab.
 
@ckoehler

Vielleicht werden die Kunsthistoriker der Zukunft auch nix zum studieren haben, weil sie die digitalen Daten gar nicht mehr lesen können. Gab dazu, also was diese Lesbarkeit/Verarbeitung anbelangte, mal eine Doku die ich gesehen habe. Weiß leider nicht mehr wie die hieß, sonst hätte ich die verlinkt.
 
für mich ist Rock auch eher ein Schimpfwort.
ich leider eher, wenn die gefühlte Inbrunst fehlt oder das alles nur Handwerk ist. Als ich jung war gab es sehr viele technisch gute Bands - aber vieles war um "des Spielens Willen" gemacht - und klanglich oft etwas kläglich.

Das hat sich gewaltig geändert, es gibt sogar inzwischen endlich nicht mehr diesen Graben "kann spielen vs. die Sounds sind ok".
Man macht es anders und verlässt bestimmte Pfade und das ist gut. Schema F langweilt, keine Message und nur "will fun haben" reicht mir meist nicht und so weiter - will sagen. Ja, auf verschiedene Weise haben wir Ziele und Wünsche und ich bin sicher - es kommt wieder was was wirklich super ist. Allerdings nicht so sehr in den Medien, das kommt irgendwo vorbei. Aber wir werden sehen.

Handwerklich und so - ich muss darüber mal nachdenken - es gibt ne Menge Acts die gerade live auf Nummer Supersicher gehen und ihr Ableton Set dahren - das kann unfassbar langweilig sein. Das ist aber Performance und mit der kann man schnell uneins sein.
Ich find es zugegeben gut, wenn man merkt, dass der Musikant da was tut, aber eigentlich ist es auch ok wenn er nur irgendwelche Regler dreht oder sogar nur drehen lässt wie Stockhausen.

Es muss ansprechen, es ist denkbar, dass es durch den Gehalt anspricht, durch das Handwerk selbst ..
Aber ich fühl mich auch von manchem underwhelmed, auch von nicht aktuellen Sachen *G*
Aktuelle Musik - da finde ich schon hier und da was - es gibt aber ausklingende Genres und Acts wo man merkt - ja, ganz gut, aber es ist eben nicht sonderlich innovativ - es fährt halt den Genrebus weiter westwärts.

Frühere Acts hatten ggf. knappe Zeit im Studio, man musste sich mehr überlegen was man tun und irgendwas mit Geld. Das alles ist heute weg oder weitgehend weg oder weniger. Zugang zu Instrumenten und Co ist heute liberalisiert - gut finde ich das.
Heutige Leute kommen auf andere Ideen und manchmal muss man da suchen, man musste das immer schon - 90% ist unerträglicher Käse, weil - es einen nicht angeht oder weil man damit nichts tun will oder kann oder es einfach die falsche Zeit ist. Für einen Teil kann der Musiker und Zeitgeist nichts. Das was übrig bleibt ...

Aber - eins will ich sagen - früher waren sie alle besser gildet_nich™ - wie wir als Kinder gesagt haben, dh die ungebildeten natürlich nur. Wiiiiir waren ja cool. Das is nicht dem Markus seinen Würfel, das ist seiner.
Herr J Nochmal. Und jetzt wieder 70&80er Zeug hören.
Nee, das wäre schlimm. Das passiert mir hoffentlich nicht.

Laute Gedanken - hoffentlich sinnvoll für irgendwen.

Harter Vater e.V.
Blumen Group.
 
Zuletzt bearbeitet:
handgespielte instrumente ob elektronisch oder nicht haben mehr "live" karakter, normal, als abgespielte loops, die meisst eher statisch klingen. so what

This.
Es gibt einen Grund warum Questlove als wichtigste Basis von The Roots bezeichnet wird, warum viele qualitativ hochwertigere Rapper mit Band oder zumindest echtem Schlagzeug & Bass unterwegs sind und händische Electro-Acts im Bandformat momentan im Kommen sind... Mensch groovt einfach mehr als Maschine. Merkt man z.b. ganz gut bei Stromae:
Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=I994LfLZu7I
(ist jetzt einer der "saitenlastigeren" Tracks, geht aber auch ganz gut bei Keyboard-Only-Zeug (ganzes Konzert auf der Röhre)


Im übrigen finde ich, dass Bandcamp, Youtube etc. auch heute voll ist mit riesigen Talenten und großartigen Musikern. Man muss sich nur die Mühe machen, danach zu suchen. Radio und Fernsehen servieren einem diese nicht. Der richtige Mainstream ist größtenteils wirklich unhörbar

Auch hier: this.
Selbst wenn mal was hochkommt, das etwas mehr drauf hat als der übliche Shit, wird es von der maistreamen Musikfütterung kleingehalten. Man nehme mal die britische Alternative-Popband "The 1975", die eine wirklich spannenden eigenen Sound spielt (handwerklich top, sauber produziert, gutes Sampling, ordentliche Songs, stilistisch erstaunlich grosse Vielfalt) - und die zehn Jahre unbekannt durch die Gegend tingelten, gegen Ende dann schon eine halbe Underground-Ikone waren, von einigen Duzend Labels abgelehnt wurden, dann gründete der Manager angepisst n eigenes Label, das Debütalbum kam raus, verkaufte sich zwei Millionen Mal, riesige Tour, zweites Album, riesige Tour, mehrere Male die o2-Hall in London ausverkauft, inzwischen dreht das halbe Millenial-Internet regelmässig durch wenn irgendwas neues geteasert wird -

- und trotzdem hab ich von denen noch nicht mal die Smash-Hits im Radio gehört, geschweige denn der verkopftere Stuff wie z.b. das hier:

Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=3p2-sp0LHng


Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=khz9zDoQlcA


Wenn sowas, das wirklich Erfolg hat (und von einigen als die Popband der 10er-Jahre lobgepriesen wird), kein massives Airplay erfährt, ist auch Erfolg kein Massstab dafür. Für die Dauerrotation musst du ein angepasster Klon sein, irgendwas aus der Forster Hitfabrik.

Man stelle sich mal einen ESC vor, bei dem nicht drei Viertel der Songs von ein und demselben Schweden geschrieben wird. Abwechslung hurra.
 
90% ist unerträglicher Käse

Aber natürlich:
"...
In other words, the claim (or fact) that 90% of science fiction is crap is ultimately uninformative, because science fiction conforms to the same trends of quality as all other artforms
..."
https://en.wikipedia.org/wiki/Sturgeon's_law

Für den 'alten Scheiß' isses so, dass man die schlechten Sachen vergiss/verdrängt, so eine Art Verklärung; die guten Sachen bleiben verhaftet. Für die Gegenwart steht dieser Prozess noch aus. Von daher: normale Härte.

Wer hört sich heutzutage ernsthaft Kunstmusik des 20. jahrhunderts an? Bei den meisten ist bei Schönberg von 1909 ja schon zu viel:



Grüße
Omega Minus
 
Kunstmusik sagen die Komponisten aber auch eher nicht. Also ich finde, da gibt es interessante Sachen, wenn "Neue Musik" gemeint sein sollte.
Da lohnt sich auch der ganze Mehrkanalkram und hohe Samplingraten noch.

Gelegentlich auch wegen der Dynamik. Gabs ja auch schon mal in Musik.
 
@ckoehler

Vielleicht werden die Kunsthistoriker der Zukunft auch nix zum studieren haben, weil sie die digitalen Daten gar nicht mehr lesen können. Gab dazu, also was diese Lesbarkeit/Verarbeitung anbelangte, mal eine Doku die ich gesehen habe. Weiß leider nicht mehr wie die hieß, sonst hätte ich die verlinkt.
Alles möglich bei den Sachen die außerhalb der Cloud/Servern gespeichert werden. Wenn man nur was auf externen Datenträger hat, dann leben diese nicht lange genug. Die Rechenzentren hingegen kopieren ja ihre Daten immer wieder auf neuste Technologien um, damit muss man sich als Clouduser zum Glück nicht kümmern. Man wird bestimmt nicht alles über Jahrhunderte mitschleppen, aber es wird viel mehr aufgehoben werden als noch in der Papier und VHS/CD/DVD-Zeit.
 
@ckoehler

Also alles was für mich wichtig ist, passt bei mir auf einen USB-Stick. Cloud nutze ich nicht.
 
Das ist bei mir ähnlich. Ich habe meine Sachen sowohl in der Cloud als auch ab und an eine Sicherung auf Blurays. Ich mag meine Cloud mittlerweile, ist ein schönes Arbeiten. Kann ja jeder nutzen was er mag. Die Vielfalt heute ist doch schön.
 
Das Tolle heutzutage ist doch die Möglichkeit alles hören zu können was man will und wann/wie.
Dank Internet entdecke ich heute noch Perlen aus vergangenen Jahrzehnten die mir zeitlebens unbekannt waren.
Wüsste gar nicht, warum ich mich krampfartig mit Zeitgeist-Musik beschäftigen soll wenn ich doch die Möglichkeit habe noch so viel aus Dekaden zu entdecken deren Sound/Stil ich liebe.

Oder fühlen sich manche Leute abgehängt wenn sie es nicht schaffen mindestens 50% ihres täglichen Hörkonsums mit aktueller Musik zu decken? Kommt mir manchmal so vor.
 
"Über Musik zu schreiben ist wie über Architektur zu tanzen ..."


(“Writing about music is like dancing about architecture“
- Frank Zappa)


 
Selbst Klaus Schulze macht wieder was.





...von "Leiden" kann man da jetzt wirklich nicht sprechen...
 
Also ich hoffe nicht ich komm da jemandem zu nahe, aber genau da würde ich wiederum empfinden, was Horn im ersten Beitrag so sagt. Genau über das was hier im Video zu hören ist.

Wer schlägt mich jetzt?
 
Aber natürlich:
"...
In other words, the claim (or fact) that 90% of science fiction is crap is ultimately uninformative, because science fiction conforms to the same trends of quality as all other artforms
..."
https://en.wikipedia.org/wiki/Sturgeon's_law

Für den 'alten Scheiß' isses so, dass man die schlechten Sachen vergiss/verdrängt, so eine Art Verklärung; die guten Sachen bleiben verhaftet. Für die Gegenwart steht dieser Prozess noch aus. Von daher: normale Härte.

Wer hört sich heutzutage ernsthaft Kunstmusik des 20. jahrhunderts an? Bei den meisten ist bei Schönberg von 1909 ja schon zu viel:



Grüße
Omega Minus


Zum Einstieg vielleicht was leichter zugängliches ;-) Laut Wikipedia nennt sich das "Neue Musik"...



 
Zuletzt bearbeitet:
Kunstmusik sagen die Komponisten aber auch eher nicht.

Naja, sagen wir mal so: Wenn 08/15-Chartmucke hört, wäre das der Gegenpol "Kommerz".

Ich finde die Unterteilung "U-Musik" und "E-Musik" Banane.
"Helene Fischer" ist U-Musik, unterhält mich aber nicht.
Schönberg gilt als "E-Musik", aber sie unterhält mich.

Also ich finde, da gibt es interessante Sachen, wenn "Neue Musik" gemeint sein sollte.

Oh, ja! :)

"The Rest Is Noise: Listening to the Twentieth Century"
Alex Ross
War meine Lektüre, als ich vor ein paar Jahren im Krankenhaus lag.

Grüße
Omega Minus
 
Zum Einstieg vielleicht was leichter zugängliches ;-) Laut Wikipedia nennt sich das "Neue Musik"...

"Lux Aeterna" hat ja (fast) jeder schon mal gehört: "2001: Odyssee im Weltraum"

"Neue Musik", stimmt, das ist so der Titel. Komischer Titel. Den hatten wir in der Musikgeschichte schon öfters:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ars_nova_(Musik)

Fällt mir noch ein:
"Oh, diese modernen! Das soll noch Musik sein?"
(Zitat aus dem "Speculum musicae" des Jakobus von Lüttich, anno 1350)

Grüße
Omega Minus
 
...
Wer hört sich heutzutage ernsthaft Kunstmusik des 20. jahrhunderts an? Bei den meisten ist bei Schönberg von 1909 ja schon zu viel:
...

Ist ja nicht so, daß es von da an nur noch 12-Ton-Musik gab. Da gibt´s ja zum einen noch schöne spätromantische Sachen (z.B. Richard Strauss) und genauso moderneres was sich je nach Geschmack auch gut anhören läßt (Strawinsky, Schostakowitsch...). Wenn man gerne klassische Musik hört, ist der Weg dorthin nicht weit, ja selbst in Konzerten wird das auch gerne gemischt.
 
Wenn man über 100 Jahren nach deren Veröffentlichung Stücke hört, die immer noch "modern" klingen, dann weiß man absolut-objektiv, was Qualität ist. Also sollten wir 100 Jahre warten und dann z.B. Helene Fischer noch mal anhören. Nichts gegen HF, die ist so eine Eierlegende Wollmilchsau, die alles halb-gut macht. Besseres, allgemein-akzeptiertes Pop-Entertainment gibt es in Germany halt nicht. :) (Wenn man Geschmack hat, würde ich natürlich sowas wie Deichkind vorschlagen!!!!)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist ja nicht so, daß es von da an nur noch 12-Ton-Musik gab. Da gibt´s ja zum einen noch schöne spätromantische Sachen (z.B. Richard Strauss) und genauso moderneres was sich je nach Geschmack auch gut anhören läßt (Strawinsky, Schostakowitsch...). Wenn man gerne klassische Musik hört, ist der Weg dorthin nicht weit, ja selbst in Konzerten wird das auch gerne gemischt.

Tchaikowski, Grieg, Mussorgski, Orf - waren in den 80ern unter anderem ein muss für gute Orchestra Samples ;-)
 
Schlagertechno wird wohl very 90's klingen, gibt ja Leute die auch das mögen.
Aber Tiefe und handwerklich gut - das ist wohl da auch schwer - aber vermutlich gibt es sogar im Schlager gut gemachte Sachen. Eigentlich ist es ja nur die Popmusik der einfachen Leute in einer Region. Auch heute sollen ja Bands Mundart aufnehmen und sind komischerweise nicht in dem Genre Schlager - zB BAP, obwohl es genau so furchtbar ist *G*

Aber für 1000€ Jürgen Marcus würde ich dann doch lieber France Gall zurück holen. Wenn schon..

Aber mal so generell - gibt es denn da etwas, was nicht subjektiv ist? Ich glaube fast jeder hat Bereiche, wo man mit dem was Horn sagt gut mitgehen kann - aber hat die Stellschrauben an leicht anderer Ecke -zB zu doof, zu glatt, zu wenig Tiefe.. also gerade bei Elektronischer Musik gibt es ja leider auch verdammt viel Gebrauchs/Funktionsware und auch einfach belanglose Dinge - aber nicht weil das elektronisch ist, sondern weil es eben sehr speziell in ein Genre passen muss. Ich hab nicht mal Beatport weil mich die hundertste Kopie einiger bekannter Stilmittel in Tanzrichtung X nicht so interessiert. Dennoch gibt es ja schon sehr ausgefeilte und tolle Tanzsachen - auch solche von Qualität und Tiefe.



Ansonsten - wem ist das handwerkliche direkt wichtig oder ist das am Ende vorgezogen? Das fänd ich schon interessant, fast so als Umfrage - um einschätzen zu können wie die Schwächelnden so eingeschätzt werden und mit welchen Vokabeln.

zu glatt, ohne "Seele" (man wundert sich was da eine Wirkung hat und was nicht), zu viele Stilmittel die absolut "in" sind. Und eine Attitüde die einfach mal nicht zu mir passt oder seltener als selten passen könnte, abgesehen von schlecht gemacht, Schlimme Sounds - das kann falsche Instrumentenwahl, schlechte Sounds (Fx, Synths), schlechtes Handwerk bei Mix, Mastering und vieles mehr sein - da wäre es interessant, was davon und weshalb positiv ist und was und wann ausreicht, um es einfach nicht zu mögen und "warum".

Was ist also Qualität für jeden? Was macht das aus?

Ich denke, dass da wohl viele Leute dabei sind - viele Stunden investiert wurden, da kann man oft von einer guten Produktion ausgehen. Aber was die machen und wieso und so - wie wichtig sind diese mechanischen Skills? Also die Dinge die gerade ein geschulter Elektroniker als Conductor-Philosophie kennt eher ignoriert. Ein Werk muss ja nicht schlecht sein, nur weil es nicht virtuos gespielt wurde - sogar komplett oder teilweise von Algorithmen oder einem Patch dominiert wird oder ist. Mich stößt das nicht ab, ist sogar interessant - aber ich kenne natürlich auch langweilige Beispiele dazu. dh - die vergesse ich dann auch wieder.
 
Also ich hoffe nicht ich komm da jemandem zu nahe



...Raus hier! :wech:



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:mrgreen:
 
Ansonsten - wem ist das handwerkliche direkt wichtig oder ist das am Ende vorgezogen? Das fänd ich schon interessant, fast so als Umfrage - um einschätzen zu können wie die Schwächelnden so eingeschätzt werden und mit welchen Vokabeln.

Mich haben zeitlebens Kommentare wie "das ist zwar nichts Besonderes/nicht originell/nicht sonderlich spannend, aber echt ganz gut gemacht" irritiert, also diese Trennung von Inhalt und Handwerk, die dann an manchen Stellen dazu genutzt wird, auch noch Mittelmaß irgendwie zu rechtfertigen. Dabei geht's mir gar nicht so sehr darum, was da im Einzelfall auf diese Weise begutachtet wird – Vorlieben sind ja nun mal verschieden –, sondern dass überhaupt so argumentiert wird.
 
Gestern Abend war mir langweilig. Ich hatte alles Tagwerk erledigt und landete beim Zappen auf 3Sat. Live-Übertragung der Band "Muse" bei "Rock am Ring". Nun wird man sagen, dass "Rock" eigentlich tot ist, aber diese postmortale Version von "Rockmusik" hatte es dennoch in sich. Alle Instrumente waren offensichtlich tatsächlich live gespielt, aber niemand in der traditionellen g/b/k/d-Besetzung spielte mehr ein ausschließlich elektroakustisches Instrument. Abgesehen davon, dass der Keyboarder natürlich Synthesizer spielte, nutzte der Gitarrist sehr oft einen Gitarrensynthesizer mit einem Touch-Pad-Controller und der Bassist einen Double-Neck-E-Bass mit einem E-Bass-Synth-Controller für den oberen Hals und einer traditionellen elektrischen Bassgitarre für den unteren Hals. Der Drummer hatte neben traditionellen akustischen Drums ein ganzes Arsenal an Trigger-Pads zur Verfügung und selbst der Gesang wurde durch mannigfaltige "synthetische" Harmonizer-Effekte manipuliert.

Die Musik war bombastisch. Und obwohl der Stil "Rock" eigentlich antiquiert ist, erschien mir diese Spielart des "Rock" in vielerlei Hinsicht moderner als so manches, was als "EDM" auf dem Markt ist. Noch dazu war dabei alles immer noch ganz offenkundig "live" gespielt.

Dann war das Konzert vorbei und ich schaltete auf BBC1 Northern Ireland - zu einem Live-Konzert in Belfast. Da waren gerade die letzten Züge einer Darbietung von "Orbital" zu hören. Mühselig als "live" verkaufte Loops aus den Lieblings-Synthesizern auch diesen Forums bildeten dort den musikalischen Inhalt. Wenig war wirklich "selbst" gespielt. Hauptsächlich sah man Publikumsanimation zu Drehbewegungen der "Musiker" an Cutoff-Reglern.

Insgesamt haben mich diese Eindrücke sehr traurig zurückgelassen. Traurig gleich in dreierlei Weise. Zum Einen ist alles, was ich da gehört habe, viel professioneller als meine eigenen bescheidenen Versuche, zum anderen wirkt alles, was ich da gehört habe, trotzdem irgendwie so "hohl" auf mich. Zum Dritten habe ich immer öfter das Gefühl, dass all diese Pop-Musik mit klassischer Musik einfach in keiner Weise Schritt halten kann. In x-beliebigen fünf Minuten aus einer x-beliebigen Beethoven-Sinfonie stecken für mich mehr musikalische Einfälle als im Gesamtwerk von Muse oder Radio Head oder wem auch immer ...

Kann hier jemand diese Gedanken nachvollziehen?
Jup, ein Grund warum ich schon vor Jahren aufgehört habe Mainstream Musik anzuhören. Heutzutage muß man sein eigener Programmdirektor sein. Ich bin unregelmäßiger Gast beim "Bandcamp Weekly", da findet sich eigentlich immer in jeder Folge eine Perle die mir gefällt, so daß ich mir den entsprechenden Künstler gerne dann auch mal näher anschaue. Oder ich stöbere ab und zu durch Youtube. Da findet man über die Schlagwortsuche gelegentlich auch sehr schöne Sachen. Oder hier oder bei den Elektronauten im Forum zeigen auch ab und an Leute ihre Sachen, die mir wirklich gut gefallen. Es geht also was, aber weder im ÖR noch auf irgendwelchen Privatsendern. Das dort Präsentierte ist halt nur Fertigsauce von Knorr in 100 Geschmacksrichtungen.
 
Jup, ein Grund warum ich schon vor Jahren aufgehört habe Mainstream Musik anzuhören. Heutzutage muß man sein eigener Programmdirektor sein. Ich bin unregelmäßiger Gast beim "Bandcamp Weekly", da findet sich eigentlich immer in jeder Folge eine Perle die mir gefällt, so daß ich mir den entsprechenden Künstler gerne dann auch mal näher anschaue. Oder ich stöbere ab und zu durch Youtube. Da findet man über die Schlagwortsuche gelegentlich auch sehr schöne Sachen. Oder hier oder bei den Elektronauten im Forum zeigen auch ab und an Leute ihre Sachen, die mir wirklich gut gefallen. Es geht also was, aber weder im ÖR noch auf irgendwelchen Privatsendern. Das dort Präsentierte ist halt nur Fertigsauce von Knorr in 100 Geschmacksrichtungen.
Ganz abgesehen davon, dass ich die Kritik am öffentlich rechtlichen Rundfunk nicht teile, finde ich das eine furchtbare Perspektive. Dann ist nämlich jeder irgendwann (und manche schon jetzt) nur noch in seiner eigenen Social Bubble unterwegs. Musik, Kunst, Kultur verlieren dann ihre sinnstiftende, gemeinschaftsbildende Funktion für die Gesellschaft. Die Gesellschaft bricht auseinander, die Unzufriedenheit wächst. Die Anzeichen dafür sind bereits jetzt überdeutlich.

Wir brauchen eine „Mainstream-Kultur“, die eine Relevanz hat, wir brauchen Kunst, Musik und Literatur, über die wir uns mit den Kollegen am Arbeitsplatz oder in der Schule unterhalten können, wir brauchen Kunst, Musik und Literatur, die unsere gesellschaftliche Entwicklung einerseits wiederspiegelt und andererseits utopisch nach vorne denkt. Wir sind dabei, das zu verlieren, wenn jeder nur noch als sein eigener Programmdirektor vor Youtube sitzt.
 
Find ich gar nicht so falsch - aber so eine Kultur der allgemeinen Verkopplung kam durch 3 TV Sender, wenige Radiosender und sonst nichts - der Rest war Platten-kaufen, später Tapes.
Und ich hab sehr sehr früh begriffen - da findest du nichts, du musst in den Laden und rumlaufen und da fand ich das dann auch alles. Die Medien haben faktisch alles was ich liebe ewig boykottiert oder klein gehalten. Fast alles.
Daher - ich glaube das wird nicht kommen können. Aus vielen Gründen. Wir haben keine solche Mainstream-Versorgung.
Die Medienmacher vom TV sagen alle - was wir hier machen ist für ein schrumpfendes Publikum, kürzlich ausgesprochen von F.Küppersbusch (TV Macher). Denke, dass da wirklich immer mehr ins Netz geht und das verteilt sich eben nicht gleichmäßig, es gibt ganze Szenen die total versteckt bleiben oder einen nichts an gehen.

Der Weltuntergang ist es nicht, man kann nur nicht mehr so schnell und einfach "berühmt" werden, zudem habe ich den Eindruck, dass es auch weniger Fans gibt, also das wo der Name passt - Leute die Musik mögen gibt es auch - vielleicht mehr? Keine Ahnung - aber alle ein Geschmack? Das ging noch nie - aber früher konnte ein Song ein Hit werden weil es in der großen Samstagabendshow lief. Frag mal heute rum, wer alles heute kein Tv mehr hat oder nicht rein guckt? Das war früher Exotenkram, heute höre ich das sehr sehr oft.

Wie du deine und tolle Musik bekommst - vielleicht durch Empfehlungen und offene Ohren? Ich glaube anders geht's nicht - ist auch schwerer weil es mehr gibt aber auch leichter,weil es eben mehr Möglichkeiten gibt.

Tiefe und gute Musik finden - wäre ich dabei.
Wir werden uns aber total streiten - unterstelle ich uns mal, weil das normal wäre.

Bin gespannt, was kommt - aber eine Playlist von dir wäre da mal cool, weil - inspirieren ist super. Playlists von allen hier - wären toll, dafür gibts ja die Artist-Sektion.
Also jeder sollte eine machen. Ggf. beschriften - "Durchlauf", "Heavy Rotation", etc.
 


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