Die Zukunft von Musikern

Ich halte mich da an John Searle: ein Computer kann nur Syntax, aber keine Semantik. Da kommt nichts raus, wenn wir es da nicht hineingetan hätten. Dass sich der Begriff von Kreativität unter den Bedingungen technischer Komplexität und Computerisierung vollkommen anders stellt, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Eins ist klar: heute so und morgen anders
 
Searle hat neuronale Netze nicht verstanden, und auch sonst einiges nicht.
 
Ok. Das müsstest du erläutern. Vielleicht ist das Argument von Searle zugespitzt. Dennoch glaube ich daran ! So wie viele an Gott glauben, was mir völlig unverständlich ist. Die Frage kann sein, ob man diese Sinnfragen in reine Rationalitätsphären überführen sollte und was das dann bewirkt.

Hatte letztens Sternstunde Philosophie gesehen. Dort war Searle eingeladen. Er hat sein Argument so apodiktisch vorgetragen, dass ich es stimmig fand. Ich habe auch noch keinen Algo weinen oder lachen sehen.

Ich glaube schon, dass die Diskussion schwieriger geworden und die Sache wahrscheinlich in ihren Sinndimensionen selbst heterogener geworden ist. Dennoch kann meines Erachtens ein neuronales Netzwerk kein Sinn, kein Gefühl empfinden, so wie ich es mir einbilde zu können.

Weder Computer, noch neuronale Netzwerke brauchen Dramen oder Gefühle. Warum auch?

Wovon oben gesprochen wurde, betrifft ja vor allem die Sphäre der Produktion. Das ist wichtig, aber nicht der einzige Kontext.

Ich lerne aber gerne dazu.
 
Kennst Du Conways Game Of Life?

Es hat 4 Regeln die sich auf 2 reduzieren lassen:

Eine leere Zelle mit 3 vollen Nachbarzellen wird voll.
Eine volle Zelle mit weniger als 2 oder mehr als 3 vollen Nachbarn wird leer.

Das ist alles was man der Programmierer an Regeln "hineintut".

Das Programm ist zu äußerst komplexen emergenten Mustern und Verhaltensweisen fähig.

Tatsächlich lässt sich mit diesem Spiel, ein entsprechendes Anfangsmuster vorrausgesetzt, das Spiel selbst simulieren.
Und noch mehr, es lässt sich damit jedes berechenbare Computerprogramm simulieren
(dh es ist Turing complete), einschließlich neuronaler Netze.

Hier ein paar Muster die sich aus den 3 Spielreglen ergeben:



Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=C2vgICfQawE



Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=3NDAZ5g4EuU



Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=xP5-iIeKXE8
 
ein entsprechendes Anfangsmuster vorrausgesetzt,
Genau das ist der Punkt. Die ganzen eindrucksvollen Beispiele entstehen nur, wenn man mit viel Know-How ein entsprechendes Anfangsmuster bastelt.
Ein Zufallsmuster gerät meistens sehr schnell in einen stationären Zustand. Der Computer kann nur Regeln befolgen, kreativ ist er nicht.
 
Der Computer kann nur Regeln befolgen, kreativ ist er nicht.
Kategorie-mismatch. Ein Atom kann auch nicht kreativ sein sondern nur Regeln befolgen.
Und auch für das Hirn gilt das - es ist von selbst nicht kreativ.
Das Programm kann kreativ sein. Gibt keinen Grund warum es das nicht könnte wenn es entsprechend gestaltet ist.
 
Atome sind nur das Material und nicht die Information die damit entstehen kann. Theoretisch könnte ein Computer bestimmt kreativ sein, was auch immer Kreativität genau ist, selbst da gehen ja die Meinungen auseinander. Die KI, die heute existiert, ist nix wirklich selbst denkendes und von einem Bewusstsein, wie in SciFi, sind wir ja weit entfernt. Viel wichtiger ist aber, was wir der KI von heute und morgen anvertrauen. Das ist aber ein generelles Problem, was von der KI unabhängig betrachtet werden sollte. Was automatisieren wir und was lassen wir lieber.
 
Danke für das Beispiel.

Mich beeindruckt am meisten die Kreativität des Menschen und der menschlichen Kultur eine derartige Maschine und, davon niemals unabhängig zu betrachten, eine Computerkultur dieser Art hervorgebracht zu haben. Das bringt mich zum Staunen. Ob der Computer dem Sinn zu messen kann, mag ich fachlich nicht beurteilen. Ich glaube aber, dass es für ihn keinen Unterschied macht, ob er diese oder jene Regel befolgt oder zu Emergenz fähig ist. Er kann an und für sich die Regel und den Telos "Kreativität" im Rahmen bestimmter Maßgaben und Voraussetzungen "erreichen". Für den Menschen in seiner Gesamtheit ist das nicht so verengt.
 
Ob der Computer dem Sinn zu messen kann, mag ich fachlich nicht beurteilen
Der Computer auf dem das läuft kann das natürlich nicht.
Aber ein entsprechendes Programm mit entsprechender Sensorik auf einer entsprechend leistungsfähigen Maschine könnte das.
Im Mensch ist es auch nur das "Programm", besser gesagt der Hirnzustand, der Kreativ ist, Handlungen plant und vornimmt,
sich bewusst ist usw.
Der "Hirn"zustand dieses simulierten Wurms unterscheidet sich am Ende vermutlich nicht mehr maßgeblich von dem eines lebenden Wurms.

Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=SaovWiZJUWY

Er hat dann auch Intentionen, "bewegt sich" "von selbst", usw. - in dieser Simulation noch nicht,
auch wenn es so aussieht, das ist nur ein Schritt hin dazu - aber nicht der Computer will sich fortbewegen sondern der Wurm "im" Computer.
Sowas funktioniert auch noch nicht in Echtzeit.
Aber es gibt keinen Grund anzunehmen daß das prinzipiell unmöglich ist, oder daß ein biologisches Hirn notwendig wäre
"Wetware" wie Searle das nennt.
 
Im Grunde ist nicht die Technologie gefährlich, sondern der Mensch der sie unterm Strich destruktiv einsetzt.

Der Computer an sich ist für mich seit den 80er das faszinierendste Kreativwerkzeug unserer Zeit. Klar, dass der Mensch auch damit versucht eine Art Leben zu erschaffen, wir spielen ja anscheinend gerne Schöpfer.
 
Das ist alles beeindruckend. Doch es ändert sich an meiner Meinung nichts. Diese Maschinen werden zu können vermögen, was der Mensch ihnen mit auf den Weg gibt und wahrscheinlich sagt es mehr über diesen als jene Maschinen aus. Insofern erstaunt mich der Mensch mehr als die Maschine. Vor allem die Tatsache sich eine eigene Welt zu schaffen und in dieser maßgeblich kreativ, freiheitlich und unter der Prämisse eines positiven und negativen Weltbezugs tätig zu sein.

Das sehe ich bei einer Maschine nicht. Sie hat keinen Zwang leben zu wollen und zu müssen und sich derart an ihrer Umwelt abzuarbeiten. Die existentielle Bedrohung wäre so beispielsweise ein Motor für Kreativität. Wozu mache ich denn überhaupt eine Musik? Das ist der Bereich "Semantik" wie ihn Searle in dem von mir gemeinten Gespräch benannte.
Das sehe ich bei einer Maschine nicht. Sie hat grundsätzlich die Frage des "Warum" nicht zu bearbeiten. Diese Begrenzung ist fundamental. Insofern ist die sekundäre / abgeleitete Intelligenz beeindruckend, aber im Kern, gerade in Bezug auf die anthropologische Konstante, nichts anderes als eine elaborierte und hochgradig von komplexen Interaktionen technischer Systeme abhängige Dampfmaschine.

Das ist vielleicht überheblich von mir gedacht, aber so wie es keinen Ersatzplaneten gibt auf dem wir je so bequem leben können, wird es auch keinen Ersatzmenschen geben, den wir zur Überwindung unserer existentiellen Gattungseinsamkeit zu erschaffen vermögen. Davon bin ich überzeugt.
 
Außer Computer/Internet/Cloud/Cluster/KI/.. sind auch neuere Techniken nützlich, unerforscht. Dann würde auch dank besserer Schnittstelle das menschliche und das maschinliche verschmelzen.
Nanoroboter: Maschinen in der Blutbahn
https://www.futurezone.de/science/article211935613/Nanoroboter-Maschinen-in-der-Blutbahn.html
DNA-Computer
https://de.wikipedia.org/wiki/DNA-Computer
Quantencomputer
https://de.wikipedia.org/wiki/Quanten-Computer
Seele, evt. eine etwas andere Seele wie wir es und vorstellen würden dürfte es entwickeln. Verschmelzen mit dem Mensch auf jeden Fall. Das wäre auch gut für die Prozessorverteilung, so global.
 
Die existentielle Bedrohung wäre so beispielsweise ein Motor für Kreativität
Warum sollte eine Maschine die nicht erkennen können und entsprechend handeln?
Dafür gibt es keinen bekannten Grund der das ausschließen würde - im Gegenteil.
Vielleicht sprichst Du dem Wurm ab daß er existentielle Zustände hat, aber einer Katze - auch einer simulierten Katze - kann man das schon nicht mehr absprechen.

Was würdest Du sagen wenn ich ein Katzen"connectom" bis aufs Jota simulieren würde, samt Körper, Schmerzzellen und allem,
und das dann virtuell quälen würde?
Wäre das in Ordnung, und wenn nein, warum nicht?
Wäre es Dir recht wenn man den Versuch mit einer Kopie von Dir machen würde?

Es spricht nichts dagegen und alles dafür daß es der Katze dann genau so gehen würde wie einer "echten" Katze.
Sie würde sich genau so fühlen. Für die Simulation wäre es nicht unterscheidbar ob sie "echt" oder "unecht" ist.
im Kern, gerade in Bezug auf die anthropologische Konstante, nichts anderes als eine elaborierte und hochgradig von komplexen Interaktionen technischer Systeme abhängige Dampfmaschine.
Das hat man im 19ten Jahrhundert auch vom Mensch so erzählt.

Das ist wie wenn ich sage Du bist nur eine verwickelte Anordnung von C,H,O, N und ein paar Spurenelementen,
hauptsächlich totes Wasser.
Was unterscheidet Dich von einer frischen Leiche?
 
Ich habe absichtlich angeführt, dass ich von meinen Annahmen überzeugt bin. Wer weiß, was ich noch lernen muss, um darüber anders zu denken.

Meine Annahmen mögen unzureichend sein, sind aber für mein Handeln und Denken momentan maßgeblich und ausreichend. Es ist auch wenig hilfreich sich an dieser Stelle darüber tiefgehend auszulassen, weil das nur zu einem Überzeugungsstreit ausartet, der schriftlich geführt mühsam und irreführend sein kann und diverse Kontexte unbeachtet lassen würde.

Ich sage mal so: Alle Maschinen und Computer mit denen ich im Leben bisher Kontakt hatte, haben sich den Anschein gegeben, die von mir genannten Kerneigenschaften nicht aufzuweisen. Sie waren mehr oder weniger offensichtlich Werkzeuge und Instrumente. Selbst wenn Sie diesen besagten einzigartigen Willen oder ein Bewusstsein gehabt hätten, hätte ich mehr Respekt vor den modernen Urgöttern (den Menschen also), die diese "Wesen" erschaffen haben. Ich denke dahingehend aber sicherlich viel zu kulturgeschichtlich und anthropozentrisch usw.

Die Geschichte der Computergesellschaft ist in Relation zur sonstigen Menschheitsgeschichte ebenso recht überschaubar. Insofern ist die Geschichte der Intelligenz des Menschen in der räumlichen und zeitlichen Breite und Tiefe mit ihren heterogenen Ausprägungen durchaus einzigartig. KI sitzt da für mich im Prinzip nur oben drauf. Wenn es Computer und KI gibt, die sich über diese kulturellen Zeiträume hinweg behaupten und entwickeln, dann ist es in Erwägung zu ziehen, eine Ebenbürtigkeit anzunehmen. Falsch ist es anzunehmen, dass sich Intelligenz nur in Rationalitätstypen auszudrücken vermag.

Nichtsdestotrotz, es war der Mensch, der sich sagte, dass die Erde im Zentrum des Universums "steht" und es war der Mensch, der sich sagte, dass es wohl doch die Sonne sein müsse, die im Zentrum steht. Das nur als Metapher. Der Computer kann helfen, die phänomenologischen Anschauungen noch mehr zu verkomplizieren. Wer weiß zu welchen spekulativen Gedanken man dabei noch kommt.

Für uns heute sind Lebende sind die Entwicklungen durchaus beeindruckend und stilprägend, aber auf lange Sicht kann sich das auch schnell erledigt haben. Man wird sehen. In jedem Fall ein neues Stadium in der Frage nach der Selbstvergewisserung des Menschen und was er in seiner Vorstellung für sich sein will und was er anderen aufprägt sein zu sollen in seinen Augen. Ich bin froh dann doch nicht genug zu wissen, um für die Beantwortung dieser heiklen Fragen verantwortlich zu sein.
 
solche Simulationen werden nie möglich sein. denn es wird immer mit gerundeten Werten gerechnet. genauso könnte man versuchen, das Wetter vorauszuberechnen. man muss nur unendlich viele Werte mit unendlicher Auflösung haben...

Nein das muss man nicht.
Warum auch?
Neuronen feuern Impulsfolgen, weder braucht man unendlich viele Werte, noch unendliche Auflösung.
Synapsen haben auch keine unendliche Auflösung, und kein unendliches Reservoir an Neurotransmittern.

Selbst wenn dem so wäre, sagt das nichts über die Qualität der Gefühle in einem digitalem Netz aus.
Und schließlich lassen sich neuronale Netze auch in Hardware gießen, u.a. auch mittels Memristoren
die im Gegensatz zur Nervenzelle "uendlich" viele Werte zulassen.
 
Ich sage mal so: Alle Maschinen und Computer mit denen ich im Leben bisher Kontakt hatte, haben sich den Anschein gegeben, die von mir genannten Kerneigenschaften nicht aufzuweisen
"Eine Kutsche wird niemals ohne Pferd fahren können"
Das ist ein "schwarzer Schwan" Argument. Alle Schwäne hier im Dorf sind weiß, ergo kann es keine schwarzen Schwäne geben.
aber auf lange Sicht kann sich das auch schnell erledigt haben
Auf kurze Sicht meinst Du. Oder langsam.

Man kann übrigens Spiele wie Go nicht algorithmisch lösen, bzw gewinnen.
D.h. es gibt keine Regeln und kein Buch an Regeln oder schon gespielten Zügen nach dem nan das könnte, und es geht
vor allem auch nicht, indem man einfach jeden möglichen Zug ausprobiert und die Folgen an Zügen vorausberechnet
bis man den besten gefunden hat.

Kann ein Computer Go gewinnen, und ja, wie?
 
weil das nur zu einem Überzeugungsstreit ausartet, der schriftlich geführt mühsam und irreführend sein kann und diverse Kontexte unbeachtet lassen würde.
Mir geht es eigentlich eher darum Dir Dinge zu erklären als Dich zu überzeugen.
Du glaubst nicht an Gott, es wäre sinnlos Dich davon zu überzeugen, aber ich könnte Dir erklären was ich glaube und warum, zB..
Ich finde Foren dafür nicht schlecht, es ist allerdings ein bischen OT aber nicht zu sehr denn es gehört ja auch mit zum Thema.
 
. Verschmelzen mit dem Mensch auf jeden Fall. Das wäre auch gut für die Prozessorverteilung, so global.
Wir sind ja jetzt schon fast damit verschmolzen - ob das Handy implantiert ist oder immer in der Hosentasche und nachts neben dem Bett spielt ja nicht mehr soo ne große Rolle.
 
Ich versuche den Erklärungen zu folgen. Bin aber jemand, der gerade nicht von der technischen, herstellenden (erklärenden) Seite her kommt. Das wird dann insgesamt schwierig, weil die Voraussetzungen zur Diskussion sehr unterschiedlich sind und von anderen Wissensstrukturen "determiniert" werden.

Ich bin dahingehend demütig und kann nur von dem ausgehen, was ich weiß, deswegen das simple Beispiel aus meinem Alltag. Die Falsifikationsproblematik kenne ich. Popper würde mir empfehlen meinen Annahmen zu folgen, solange es nicht eine bessere zeitgemäße Annahme gibt. Das ist ja gerade die Kernfrage der Diskussion. Eine Möglichkeit war das auch wie einen Kaugummi in die Länge und Breite zu ziehen - also die Geschichtlichkeit des Menschen einzubeziehen. Diese Art von kulturellem Gedächtnis und der Vergewisserung und zugleich Verfehlung dessen, was der Mensch in diesen narrativen Strukturen ist, ist für mich beispielsweise eine Metapher für Intelligenz, die eine KI noch nicht haben kann - mir fällt spontan Blade Runner ein. Ich sage aber nicht, dass es unmöglich ist, dass KIs sich eine eigene Geschichte machen. Es gibt oftmals gute Gründe apodiktische Überzeugungen zu vermeiden. Ebenso kann man als gutes Argument akzeptieren, dass eine Simulation von oder eine Intelligenz zweiten Grades einer sich "originär" denkenden Intelligenz ebenbürtig ist. Eine Art Computerrassismus wollte ich ebenso vermeiden. Wenn wir nämlich Pech haben, trudelt sich die ganze Angelegenheit wieder in das bekannte Schema von "Wir" und "die Anderen" ein.

Für die demokratische Frage wird das mit der KI dann insgesamt spannend; wer darf mitentscheiden und in einem deliberativen Diskurs die gesellschaftlichen Belange diskutieren und machtvoll prägen?! Schade, dass wir "diejenigen", die die Frage ebenso betrifft, nicht fragen können, was sie von unseren Konstrukten und Annahmen halten, denn in der modernen Welt ist die Zubilligung und Durchsetzung von Rechten das zentrale Moment einer Akzeptanz von Leben bzw. Lebensweisen in Gesellschaften.

Vor 100 Jahren wurde in dem Bereich, den man heute BRD nennt, das Frauenwahlrecht eingeführt. Wer weiß, was in 100 Jahren sein wird?! Dahingehend wirklich schade, dass ich meine Neugier nicht befriedigen darf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ebenso kann man als gutes Argument akzeptieren, dass eine Simulation von oder eine Intelligenz zweiten Grades einer sich "originär" denkenden Intelligenz ebenbürtig ist.

Oder auch um Größenordnungen überlegen.
Als Beispiel nochmal zum Go:

Go lässt sich nicht algorithmisch so programmieren daß der Computer gewinnt
indem er alle oder viele Züge vorausberechnet ("brute force").
Dazu ist der Spielverlauf zu komplex.
Dennoch: ein Programm schlägt heute den besten Go Spieler.
Das Programm wurde nicht algorithmisch programmiert sondern ist ein neuronales
Netz das mit Spielsituationen traniert wurde.
Solche Netze können in der richtigen Anordnung die Reglen implizit selbst aus den Trainingsdaten lernen.
Niemand programmiert die Regeln ein, und niemand weiß wie bzw warum das Programm gewinnt.
Es antwortet einfach auf Input "Spielsituation A" mit Output "Spielsituation B" = nächster Zug - und diese Züge gewinnen gegen alle.

Das spezialisierte Netz schlägt also den weltbesten menschlichen Spieler.
Aber nicht nur das - man hat das Netz gegen sich selbst trainiert und
eine verbesserte Version schlägt heute die damalige Version um den Faktor 100.

Das heißt auch, daß die KIs unter sich andere -komplexere- Partien spielen als menschliche Spieler spielen.
"So spielt nur eine KI". Und zwar dem Menschen um Größenordnungen überlegen,
nicht dank Rechenkraft, sondern dank "neurlogisch tieferem Verstehens" des Spiels.

Bestimmte Formen von KIs die man in natürlicher Sprache "kommunizieren" ließ
entwickelten (Problemdesignfehler) neue Symbole ("eine Sprache") die unverständlich ist.
Bedeutungsloser Kauderwelsch, einerseits, eine unvorhersehbare Drift, andererseits.
Für die Maschinen hatten die Symbole "Bedeutung" in dem selben Sinn wie die Worte
natürlicher Sprache die sie eigentlich austauschen sollten.
Sie haben sozusagen Worte erfunden. (Natürlich verstehen diese Mechanismen -noch- nichts. Dennoch sind sie komplexer als zB das Connectom des Fadenwurms der nur ~300 Neuronen hat.)

Nichts kann einen Verstand - KI oder anderweitig - daran hindern ein Symbol zu erfinden
dessen Bedeutung zwischen "flach-grün" und "kalte Uhrzeit" liegt.
Ein Mensch der sowas tut wird schnell einsam (oder berühmt).
Likeminded KIs könnten sich aber in solchen Symbolen unterhalten, und Dinge tun die uns unverständlich bleiben.
Und tun das bereits, wenn auch noch ohne Verhalten zu zeigen dem man Bewusstsein zusprechen würde.
Aber hat der Fadenwurm ein sei es noch so rudimentäres oder fremdartiges Bewusstsein? Man weiß es nicht.
Ähnliches gilt für die KI, heute.

Und, einen Mensch kann man nicht teilweise durch eine verbesserte Version seiner selbst ersetzen,
jedenfalls nicht die Psyche, oder wenn dann nur in einem langsamen Prozes und nur sehr bedingt.
Bei einer KI ist das anders, vor allem wenn sie kein Bewusstsein hat, aber auch mit Bewusstsein
ist es denkbar, sogar wahrscheinlich, daß ein steter Verbesserungsprozess die Folge ist.
 
Man darf nicht vergessen, dass KI und die menschliche Seele mit Bewusstsein etc. in der heutigen Zeit rein gar nichts miteinander zu tun haben. Mit neuronalen Netzen hat man nur ein Teil der Materie eines Gehirns virtualisiert. Selbst wenn wir neuronale Netzte in der Größenordnung des menschlichen Gehirn entwickeln, so wird sich nicht einfach von selbst eine Seele darin bilden. Dieses ganze Thema KI kommt in der Bevölkerung völlig falsch an, habe ich das Gefühl. Hollywood und die Realität sind da ja oft sehr weit auseinander.
 
Der Mensch kann bis heute nicht genau erklären was ein Gehirn ist und wie es funktioniert (Gedanken/Gefühle/...) noch kann er so abstrakte Dinge wie "Seele" genau definieren und erklären und nachvollziehbar beweisen.
Wie will der Mensch dann was rein auf der Logik beruhend beurteilen (KI hat/hat_keine Seele) von Dingen die er selbst nur ansatzweise versteht, eher glaubt?
Ich glaube, also bin ich.
Das Gehirn hat sich über die Zeit entwickelt, also nicht: Das ist das "Gehirn!" (gradlinig entwickelt) sondern mehr ~zufällig (schlechtes Wort, besser vorfällig) angepasst/gebildet, da ist evt. auch nicht alles optimal gelaufen, funktioniert aber. Bei dem geliebten "selbständigen Denken / erkennen, Gefühle, ..." und der geliebten "Seele" (Was ist das?) frage ich mich ob das sinnvolle evolutionäre Errungenschaften sind wenn ich mir unsere erschaffenen Umwelt anschaue. ;-)
Nur als Nebengedanken.
Und ich vermute das da viele verschiedene wissenschaftliche Disziplinen zusammen etwas ansatzweise lebendiges/beseeltes gebären können, das was wir haben/können muss ja nicht das vollkommene sein. Es kann sich ja auch um Nuancen anders entwickeln und ähnlich funktionieren oder sogar effektiver sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Selbst wenn wir neuronale Netzte in der Größenordnung des menschlichen Gehirn entwickeln, so wird sich nicht einfach von selbst eine Seele darin bilden.

Warum nicht? Was ist denn „Seele“ überhaupt? Ist „Seele“ nicht vielleicht einfach nur die Bezeichnung, die ein hinreichend komplexes neuronales Netz sich selber gibt?
 
Soweit ich weiß ist nicht mal erforscht wie das alles funktioniert mit Bewusstsein und Seele, also im Detail. Ein Neuronales Netz wird ja immer nur trainiert, von selbst passiert da gar nichts. Ein Neuronales Netz Künstliche Intelligenz zu nennen ist meiner Meinung nach ein großer Fehler, das verwirrt mehr und macht den Menschen Angst.

Ist so ungefähr wie die Entstehung von Leben, selbst wenn man alle Zutaten und die Anfangsbedingungen kennt, so gelingt es immer noch nicht einfachstes Leben zu erschaffen.
 
Nein das muss man nicht.
Warum auch?

Erstmal: Blauton hat hier dementiert, dass man "unendlich" viele Computer für eine Simulation des Lebens brauchen würde.

Unendlich ist nicht zwingend die richtige Vokabel, aber für die Praxis kommt das schon gut hin. Sobald wir davon ausgehen, dass ein Zustand kontinuierliche Werte annehmen kann, wäre es zwar auch faktisch richtig, aber wir gehen der Einfachheit zuliebe mal von einem vollständig diskreten System aus. Aber selbst dann ist die Anzahl der Freiheitsgrade eines Systems von der Größe eines Sandkorns bereits so groß, dass alle Computer der Erde zusammengeschlossen bei weitem nicht genügend Speicher hätten, um einen Zustand eben dieses Sandkorns exakt abzubilden.

Ich könnte mir gut vorstellen, dass um ein System der Größe "Maus" vollständig simulieren zu können, alle Ressourcen des Universums um sehr viele Größenordnungen zu klein wären.
 


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