Mein Senf dazu:
Ich bin kein Sammler (mehr) bzw. habe die Ambitionen, was das Sammeln angeht, aufgrund meiner Lebensumstände völlig aufgeben müssen. Zum Sammeln gehören a) viel Platz, b) viel Geld, c) viel Zeit und d) ein guter Draht zu einem guten Techniker. All das ist bei mir Mangelware. Soviel dazu, damit man meinen Status einschätzen kann.
Für mich muß ein Gerät nicht in perfektem Zustand sein. Wenn es eine Rarität ist, die ich schon seit Jahren suche und die nur unter großen Mühen -- wenn überhaupt -- zu bekommen ist, dann bin ich gerne bereit, ein Auge zuzudrücken und über technische oder kosmetische Unzulänglichkeiten hinwegzusehen und zu einem gegebenen Zeitpunkt Geld und Zeit in die Reparatur des Gerätes zu stecken (so geschehen bei meinem CS80 oder meinem ARP 2600), um es wieder nahe an den Zustand der Perfektion zu bringen. Da ist es dann wichtig für mich, den Zeitfaktor, der sonst auf die Suche verschwendet worden wäre, anderweitig nutzen zu können. Dazu bin ich aber nur bereit, wenn es sich um ein für mich erstrebenswertes Gerät handelt; ich würde nie solche Mühen auf mich nehmen, um z. B. einen kaputten Jen SX-1000 oder einen EKO Synth P15 wieder fit zu machen. *Sowas* nehme ich allenfalls geschenkt, damit ich es gegen etwas Nutzbringenderes eintauschen kann (oder weil ich Potikappen für einen EMS VCS-3 bräuchte
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Ich kaufe auch Geräte, wenn sie in völlig abgerockten Zustand sind und die Möglichkeit besteht, sie mit einigermaßen überschaubarem Aufwand wieder zum Leben zu erwecken. So geschehen bei diversen Roland RE-201 Echos in der Vergangenheit (eines von einem russischen Kreuzfahrtschiff mit festgebackenem Motor). Oder wenn ich mir denke, bei mir wäre es in guten Händen. Nichts ist befriedigender, als ein Wrack wieder einsatzbereit zu sehen. Phönix aus der Asche... oder gutes Karma, das da produziert wird
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Derzeit läuft ein ähnliches Unternehmen bei mir: Ich habe einen völlig abgerockten Prophet 5 gekauft, den ich ursprünglich sofort auf eBay weiterverkaufen wollte (Monatsmieten und volle Kühlschränke sind mir wichtiger als alte Knallapparate). Zu meiner Überraschung stellte sich jedoch heraus, daß er tatsächlich noch einen Ton sagte. Da der EK sehr niedrig war, habe ich nicht gezögert, den Prophet bei einem Techniker unterzustellen, um ihn komplett durchsehen zu lassen, bei Technology Transplant neue Potis und Potikappen zu ordern sowie bei Virtual Music ein Keyboard Upgrade. Wenn alles soweit am Start ist, werde ich das Gehäuse entweder aufarbeiten oder komplett nachbauen lassen. Mit allen Kosten liege ich noch weit unter dem regulären VK für einen einigermaßen gepflegten Prophet. Ganz pragmatisch betrachtet sind solche Artefakte auch Wertanlangen, die mir eines Tages -- wie schonmal in meinem Leben geschehen -- den Kopf aus der Schlinge ziehen können bzw. dereinst zur Sicherung (?) meiner Rente dienen können.
Wenn das Faß allerdings droht, bodenlos zu werden, stoße ich diese Teile wieder ab bzw. überlasse sie jemandem, der leidensfähiger ist als ich. Ich versuche, Musik auf semprofessioneller Basis zu machen und kann es mir von der Warte aus nicht mehr leisten, ein Werkzeug erst reparieren zu lassen oder ständig instandsetzen lassen zu müssen; die Zeit, in der ich das Werkzeug nicht benutzen kann, ist für mich Totzeit.
Ich bin der Meinung, daß man, wenn man sich mit dieser Art von Geräten beschäftigt, auch dazu verpflichtet ist, das Instrument -- denn das ist es schlußendlich immer -- in Schuß zu halten und nachfolgenden Generationen spielbereit zu überlassen. Sammeln ohne den *konservativen* Gedanken im Sinne von Pflege, Instandhaltung/-setzung und Werterhalt ist meines Erachtens völlig sinnfrei. Man beschäftigt sich -- gerade im Vintage-Sektor -- mit Artefakten, die *so* nicht mehr gebaut werden und deren Vision *so* in dieser Form nicht mehr umgesetzt wird.
Ich bin kein Purist, was Modifikationen angeht; eine Modifikation mit musikalisch-technischem Sinn ist in Ordnung, solange sie das Gerät nicht in einem nicht mehr reparablen Maße beschädigt. Eine Modifikation sollte vielmehr entweder die Performance des Gerätes verbessern, seine Funktionstüchtigkeit oder seine Langlebigkeit (bessere Netzteile, Austausch störanfälliger Komponenten, Stabilisierungen etc.). Ich habe z. B. meinen EKO Compute Rhythm mit Sync-Eingängen versehen lassen, damit ich ihn mit anderen Geräten aus der Rhythmusabteilung verbinden kann. Die Modifikation erhöht den musikalischen Nutzwert enorm, ohne den kosmetischen Wert zu verringern.
Ich für meinen Teil bin der Meinung, diejenigen, die ein Kenton-MIDI in ihren CS80 reinhacken lassen -- schlußendlich ist diese Modifikation technisch wie kosmetisch nichts anderes --, sollten mit Synthesiserverbot bis an ihr Lebensende bestraft werden. *Das* halte ich für eine Sauerei. Selbiges gilt für miserabel ausgeführte MIDI-Interfaces in TR-808, Mini Moog, ARP 2600, was auch immer. *Das* verschandelt diese Instrumente unwiederbringlich. Und ein CS80 mit MIDI ist ungefähr so pervers wie ein Rolls Royce Silver Ghost mit Pommestheke am Heck...
Meine Gedanken zum Thema,
Stephen.