Die klanglichen Unterschiede zwischen MM Originalen untereinander werden überbewertet. Das Thema kam auf, als die ersten Clones auf den Markt kamen. Unter anderem, weil man als Clonemacher natürlich ein Instrument braucht, um das Vorbild direkt vor Ort zu haben. Die Gründe für diese Unterschiede haben dann Techniker auch erläutern können. Von Instrumentenbesitzern kam dann noch ergänzend der Hinweis, dass Strom fließt und es durchaus drauf ankommt, wie lange und wie oft das passiert. Ein mehr oder weniger stillgelegtes Museumsstück klingt also anders als einer, der täglich 2 Stunden bespielt wird.
Auch hat man rausgefunden, an welchen Stellen genau Unterschiede überhaupt wahrgenommen werden. Hier kommt das Gehör ins Spiel, denn es ist auf Bewegung und Differenzierung A <> B trainiert. Kann man auch austricksen, aber das ist eine andere Geschichte.
Weil es Leute gibt, denen Orientierung fehlt, wurde das alles verbal multipliziert. Hat nicht viel geholfen, Audio musste her. Wenn jemand aber nicht weiß, wo genau die kritischen Parameter sind und welche Einstellungen es sind, die das überhaupt rausstellen, kam es zu Fallbeispielen der Kategorie "Hör mal hier, hörst du es?", ohne dass man was hören konnte. Zu suggestiv also und mit zuwenig Sachlichkeit. Denn Gehör ist wie Sehvermögen individuell ziemlich unterschiedlich. Man denke an Farbenblinde, die ein Erdbeerfeld sehen. Und keine Erdbeeren, obwohl welche da sind.
Ein Reissue wird also erstmal ein paar Jahre auf der Weide verbringen müssen, um genauso abgerockt wie ein nicht oft gewarteter MM von 1977 zu klingen, ist ja irgendwie nachvollziehbar, nicht wahr?
Dennoch, das spielt sich alles im Bereich bestimmter Parameter und dort nur innerhalb einer speziellen Range ab. Nun kommt es auch drauf an, was jemand mit dem Instrument anstellt. Knochentrockene Bässe gespielt mit Power oder sanfte Low Range Lines mit Chill Faktor. Sentimentale Leadsynthlines mit viel Pitch Bend oder Legato Melodien fürs Einschlafprogramm. Alles ohne Wertung. Hat aber Einfluss auf den zuhörenden Rezipienten. Ganz wissenschaftliche Herangehensweise mit puren Waveforms, dachten sich welche. Holzweg, da hört wirklich nur der Eingeweihte was und außerdem ist diese Lupensicht völlig unmusikalisch und führt nicht zur besonderen Erkenntnis. Seit etwa 2003 geht das so, als die ersten wirklich brauchbaren MM Clones zu kriegen waren.