bei mir ist so ziemlich alles abgedeckt mit Harrison Mixbus32c internen Prozessoren. EQ und Dynamics ist in jedem Kanal fest eingebaut, es braucht nur ein Mausklick oder ein Tippen auf dem Lemur-Controller und es ist da was man will. So wie bei einem echten Mischpult bzw. Konsole. Keine Pluginfenster die man herumschieben oder hervorholen muss, der Platz bleibt stets frei für das Wesentliche. Das ist die Zukunft der Digital Audio Workstation, sieht man auch daran, dass Cubase, Studio One, etc. das mehr und mehr auch implementieren.
Satin finde ich hervorragend, doch das Mehrkanalsetup (erst da beginnt Satin seine besondere Wirkung zu zeigen) braucht etwas Geduld. Man muss ein Preset kennen oder erstellen, speichern, in jeden Kanal laden, dann zur selben virtuellen Bandmaschine zuordnen. Um dies zu bewerkstelligen kommt man nicht darum herum, diverse Pluginfenster zu öffnen und zu schliessen. Das ist eine Aufgabe, die man mit höchster Aufmerksamkeit verrichten muss, denn wie schnell hat man etwas nicht richtig zugeordnet oder sich im Pluginfenster (bin ich jetzt im Plugin vom Kanal 13 oder 14?) verirrt. Und dies gilt es bei jeder Session zu wiederholen. Klar, man kann ein Setup in der DAW als Template speichern und bei einer neuen Session wieder laden, dann muss man so ein Setup nicht wiederholen, aber wenn sich das Projekt zu sehr unterscheidet vom erstellten Template muss man ein weiteres Template erstellen, etc.
Ich bin seit ich zu Mixbus gewechselt habe froh, all das nicht mehr machen zu müssen. Ein Mausklick und der Kanal ist auf den Mixbus (in anderen DAWs Subgroup) geroutet, der standardmässig eine regelbare Bandsättigung hat. Ist einfach alles viel direkter, simpler, und definitiv schneller. Ich kann jeweils bei jedem Projekt bei komplett Null anfangen, Kanäle erstellen, alles bereit zur Aufnahme oder Session ohne Recording, innerhalb von Minuten. Ist sicher alles auch möglich mit Cubase etc. so schnell zu arbeiten, braucht aber ziemlich Geschick im Umgang.
Hall und Echo sind Effekte wo ich mich nie festlegen kann scheinbar. Sind aber nicht wichtig für meine Arbeit, da ich nur spärlich Hall verwende. Möglicherweise als Gegenreaktion zum heutigen Trend, alles im Reverb zu verwaschen, oder vielleicht eher aus ökonomischen Gründen im Sinne von weniger ist mehr. Aber auch generell, schon in meinen Anfängen mit einem Alesis Midiverb 3 oder dem Lexicon LXP5 war ich stets sehr sparsam. Der Regler am Mischpult für Hall ist stets sehr fein einzustellen. Ein bisschen zuviel zerstört alles. Zu wenig gibt keinen Raum. Da muss man Chirurg werden um den Hallkanal einzustellen, das ist Millimeterarbeit.
Für Echo kann ich Eurorackmodule oder Gitarrenpedale einschleifen, oder irgendein simples Plugin nehmen. Das PSP42 hatte ich lange Zeit gern gebraucht, es repräsentierte fast genau ein Gerät das ich in der Jugend intensiv nutzte und wegen Diebstahls nicht mehr im Besitz bin (wohl ein Nachbau eines Lexicon Delay, Vertax oder so hiess die Firma).
Presswerk von u-he ist ein Plugin das ich - Schande über mich - zwar gekauft, aber nie richtig verwendet habe. Hat eben damit zu tun, dass sich der Kauf zeitlich mit dem Wechsel zu Mixbus überschnitten hat (ähnlich die Situation mit Satin). Hätte ich Mixbus besser gekannt hätte ich mir die Presswerklizenz wohl gespart. Aber es ist immer gut, alternative Möglichkeiten zu haben. Ich dachte mehrmals darüber nach, die Lizenzen von Presswerk und Satin zu verkaufen, bin aber davon abgewichen. Diese Plugins sind gut, sie behalten ihren Wert. Und wer weiss, vielleicht werden sie noch gute Dienste leisten, die ich mit Mixbus alleine nicht hinkriege.
Mir scheint, dass es mit den Plugins nicht mehr um so viel geht. Die nativen Lösungen in einer DAW Software waren früher schon brauchbar bis gut, heute habe ich den Eindruck dass praktisch jede DAW gute bis exzellente Plugins bereitstellt.
Verzerrung mache ich jeweils mit einem Peavey Röhrenvorverstärker, aber recht selten. Hat viele Regler und Schalter für diverse Sounds. Ist gut sowas zu haben, selbst wenn nur selten im Einsatz. Aber was ich sagen wollte ist dass im Vergleich die Software-Emulationen sehr eindrucksvoll sind, was mich immer noch überrascht. Ein Freund von mir hat mal einen Gitarrenverstärker mit digitalen Effekten inklusive Verzerrung gekauft, und ich musste im Internet nachforschen, ob die Verzerrung analog oder digital sei. Ich konnte beim besten Willen den Unterschied nicht hören. Die Verzerrung dieses Gitarrenverstärkers ist komplett digital. Selbst vor Jahren staunte ich über iPhone Apps die verdammt rockig klingen. Scheint also technisch kein Problem zu sein, Übersteuerungen von analogen Vorverstärkern softwaremässig glaubhaft nachzubauen.
Phaser: hier habe ich, im Kontrast zum vorher Gesagten über Verzerrung, noch nie eine gute Emulation gehört. Also für mich gilt nach wie vor, Phasereffekte stets mit Hardware zu machen.
Feedback: das ist prinzipiell auch etwas, was man besser mit einem Mischpult macht, im Modularsystem, oder sonstwie auf eine Art, mit Mikrophon z.B.
Reamping: versteht sich von selbst, geht auch nur mit Mikrophon, Lautsprecher, Mischpult, etc. Lässt sich aber möglicherweise wirkungsvoll mit Emulationen machen, oder Impulse Responses. Ist dann einfach nicht so flexibel, aber wenn der Klang stimmt muss man das virtuelle Mikrophon auch nicht verschieben. Habe ich noch nie probiert, weder echt noch mit Emulation. Ist aber etwas, was man tontechnisch verfolgen sollte. Ich lese gerade in einem Buch von Kenneth Womack über die Produktionen der Beatles, und bin überrascht, dass diese Technik so ab 1966 recht oft eingesetzt wurde, oft für Zwecke der Verhallung (akustischer Hall anstatt Plattenhall). Die Studios in Abbey Road waren gut verkabelt, man konnte eine Spur des Tonbands in einen anderen Raum mit Lautsprechern schicken und das Signal vom Mikrophon wieder zurückleiten und direkt aufnehmen, was die erstaunlichen Raum- und Halleffekte erklärt.