tim schrieb:
Dass die Entstehung von Techno und artverwandter Musik von den erwähnten analogen Instrumenten (Juno, TR, TB etc.) massgeblich beeinflusst wurde, lag nicht daran, dass sie analog waren sondern dass man sie damals drecksbillig kaufen konnte. Die Urväter des Techno kamen ja aus dem völlig verarmten und verlottertem Detroit.
Das ist einfach Deine These, die sich im Nachhinein weder widerlegen noch beweisen lässt. Fakt ist, die erste Generation von Synths (1970-1985 gebaut) war nun mal analog und hatten - v.a. die ganze Roland- Garde - einen genialen Sound, der bis heute nur annäherungsweise von Software nachgemacht werden kann.
Daher greift das Argument "Ohne Analog kein Techno" nicht, da Analogklang nicht das entscheidende Kriterium war sondern die Erschwinglichkeit. Heutzutage wäre diese Musikbewegung daher zweifellos auf dem Rechner entstanden, mit Freeware und Cracks. Techno war/ist ein Zeitgeist, eine Lebenshaltung, ein Spirit. Und diese Dinge sind im Kopf und im Herzen, nicht im Gear.
"Zweifellos" ist zu übersetzen mit "meiner Vermutung nach". Fakt ist aber, Techno, House und Ambient sind aber maßgeblich mit analogen Synthesizern entstanden. Wie es anderweitig gewesen wäre, wird nie herausgefunden werden. Alle prominenten Vertreter elektronischer Musik verwenden - was für ein Zufall - bis zum heutigen Tage analoge Klangerzeuger, wo sie doch so einfach VSTis nehmen könntne. Lies dir die Story des neuen Depeche Mode Albums durch, Martin Gore sammelt leidenschaftlich das Zeug, bei den meisten bekannten und innovativen Elektro- Acts stehen die Kisten im Studio herum.
Ansonsten: "spirit", "Lebenshaltung" usw. naja. Das war in den 90igern ein Marketing- Klischee, dass die Partyveranstalter zu Geld gemacht haben. "Only for those who know" - harharhar.
Die Lebensweisen und der "spirit" der Macher von elektronischer Musik dürfte so verschieden sein wie ihrer Nachnahmen und Haarfarbe.
Psychoakustisch macht die ganze D/A-Debatte sowieso keinen Sinn. Dass das Gehör Analogklang als angenehm empfindet, ist reiner Zufall. Ob im Instrument Elektronenflussgleichgewichte, Bits und Bytes oder singende Marsmännchen ihr Werk verrichten ist dem Ohr schnurzpiepegal.
Was für ein WOrtgeklimpere. Ich weiß nicht, ob die Debatte "psychoaktustisch" geführt wird, Fakt ist aber, wie du ja selbst sagst, DASS das Ohr Analogklang als angenehm empfindet. Es ist einfach so. So wie die Haut gerne Holz und natürliche Materialien, und ungern Plastik berührt. Insofern ist es dem Ohr eben gerade *nicht* egal, wie der Klang entsteht, ob die Verzerrung analog oder digital ist. Eine der beiden Varianten klingt einfach mal besser als die andere. Die singenden Marsmännchen würden nach meiner Vermutung vielleicht "überraschend" (Thread- Titel), aber vermutlich auch sehr analog klingen.
Der Kopf hört definitiv mit. Und das Auge erst recht. Darum klingen Holzseitenteile auch wärmer als eine Pappschachtel mit einem License-Key, und das Clavia-Rot ist sowieso total daneben.
Nö. Mein DSI Mopho ist hässlich und aus Blech, dennoch klingt er besser, ich korrigiere mich, viel besser im Grundsound als der daneben stehende Virus mit Holzseitenteile. Diese These ist hiermit schon mal widerlegt.
Und den musikalischen Überraschungseffekt am Klang festzumachen, finde ich persönlich sowieso eine musikalisch fragwürdige Herangehensweise. Das primäre Abzielen auf "Überraschung" als künstlerische Maxime ist mir äusserst suspekt.
Viel heiße Luft um recht wenig! Niemand hat hier "künstlerische Maximen" aufgestellt und "primär auf was abgezielt". Es wurde ganz banal gefragt, ob Analogklang heutzutage noch überraschen kann.
Meine Antwort war übrigens: Überraschen eher nicht mehr, es sei denn durch die Erfahrung, um wie viel angenehmer und reicher er klingt als Digitalklang, also durch seine schiere Qualität.
Gruß
bernhard