['ramp] -- havoc: neues Album am 05.05.2024 (Dark Bielefeld School)

Nun lassen wir aber Stephens hervorragendem Werk wieder den nötigen Respekt zukommen.
 
Ich habe sogar mein altes Lambada-Gestell wieder hervorgeholt!

Einen Korg Lambada hatte ich nie.

Spaß beiseite -- ich kann dieses Lambada-Lied von 1989 nicht hören, ohne daß mir ganz unangenehme Assoziationen in den Sinn kommen:

Der Hausmeister der Moerser Musikschule, wo ich seinerzeit Musikunterricht hatte, verging sich zu jener Zeit (Ende 1989) an der Tochter eines unserer Musiklehrer (bei dem ich gelegentlich mal Aushilfsunterricht hatte), und als sie sich weigerte, mit ihm Lambada zu tanzen, brachte er sie um.

War damals ein ziemlicher Schocker, da der Hausmeister recht beliebt war -- er wurde dann mit weiteren ungeklärten Mädchenmorden im Raum Moers in den 1980ern in Verbindung gebracht.

Unser Musiklehrer war danach nicht mehr derselbe.

Tragische Geschichte, das.

weiss man ueberhaupt, ob der Stil "Dark Bielefeld School" wirklich existiert?

Jetzt ja.

Sowas kann man sich nicht ausdenken.

Stephen
 
Das mit dem Hausmeister von der Musikschule hatte mir mein Chef vom Moerser Musikladen mal erzählt, fällt mir gerade ein.
 
Was soll ich nur zu diesem Album nach dem ersten Anhören sagen? Vielleicht erst einmal nur dies: das Album hat mir so gut gefallen, dass ich bei der beim Hören angefangene Rezension feststellen musste, einmal hören reicht einfach nicht, um eine Rezension zu schreiben. Also werde ich wohl wiederholen dürfen.
 
Gut zuhören hilft immer -- idealerweise erschließen sich einem beim mehrmaligen Hören Details, die beim ersten Durchgang noch gar nicht aufgefallen sind (vorausgesetzt sei natürlich, daß es mir gelungen ist, solche Details überhaupt einzubauen).

Hier schon eine der ersten Rezensionen:


Von: Achim Breiling @

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havoc is for mark (ja, aber nur das Titelstück, die Red.)

Das Anfang Mai erschienene vierzehnte (in physischer Form veröffentlichte) ['ramp]-Album ist dem im Sommer 2022 verstorbenen Mark Shreeve gewidmet, der Kopf von Redshift, Teil des Duos ARC und auch solistisch aktiv, und ganz allgemein, bis zu seinem zu frühen Tod, eine prägende Persönlichkeit der britischen (Retro)Elektronik der letzten 40 Jahre war. Zudem war Shreeve eine wichtige Inspirationsquelle für Stephen Parsick, nun schon seit längerer Zeit der einziger Macher hinter dem Projekt ['ramp]. Auf dem Album "steel and steam" ist er sogar als Gastmusiker zu hören.

Das einleitende "fallen giants" erinnert in der Tat ein wenig an die Musik von Redshift, mit kräftig hallenden E-Pianomustern, einem voluminös pulsierenden Moogbass und fast sakralen Mellotronschüben. Ansonsten gibt es die typische hochklassige ['ramp]-Elektronik zu hören, erzeugt vorwiegend mit analogen Synthesizern
(auf dem Album sind ausschließlich analoge Synthesiser zu hören, die Red.) und weiterem Vintage-Equipment. Und ewig hallt das Mellotron.

Im langen "wreak" wogen die Klänge lange frei dahin, getragen von getragen mäandernden Synthesizer- und Mellotronklängen, zirpenden Sounds und verfremdetem Meeresrauschen. Eine gewisse ozeanisch-tropische Atmosphäre verströmt das Stück, ehe nach gut zehn Minuten sich wieder Bassmuster einklinken und die Nummer begleitet von allerlei Fiepen, Hallen, Heulen und Dröhnen voran treiben, ehe das ganze kosmisch-schwebend ausklingt. Etwas lang ist das Stück allerdings geraten, tut sich über die lange Dauer doch stellenweile nicht allzu viel.

Das abschließende Titelstück beginnt erst beschaulich-schwebend, ehe sich dynamische Sequenzermuster nach vorne Arbeiten und die Nummer in Richtung klassische Berliner Schule bewegen, wenn auch etwas kerniger pulsierend als das sonst im Genre üblich ist. Mit fast hymnischen Mellotronchören und elegischen Synthesizerteppichen klingt das vorher minimalistisch-repetitiv wogende Stück sphärisch aus.

Mit "havoc" legt Stephen Parsick das dritte ['ramp]-Album in ebenso vielen Jahren vor (siehe "happy days are here to stay" und "arp-en-ciel"). Jedes bietet erstklassige progressive Elektronik, jeweils mit etwas anderem Charakter, eher düster auf "happy days are here to stay", luftig und rund auf "arp-en-ciel" und kernig und komisch (und etwas tropisch) hier. Genrefans brauchen natürlich alle drei Scheiben. Wie die beiden Vorgänger gibt es "havoc" in kleiner Auflage als CD und natürlich als Download.


(https://www.babyblaue-seiten.de/album_21633.html#oben)

Woher er allerdings das ozeanische Meeresrauschen hat, bleibt mir ein Rätsel -- das sind VCS-3-Klänge in Kombination mit Urwaldgeräuschen, wie man sie auch aus diesem einen Film kennt... der, wo Leute mit Lastern voll Nitroglyzerin durch die Pampa brettern... wie hieß der nochmal?

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
wie man sie auch aus diesem einen Film kennt... der, wo Leute mit Lastern voll Nitroglyzerin durch die Pampa brettern... wie hieß der nochmal?
"Le salaire de la peur" bzw. "Wages of Fear" bzw. "Lohn der Angst". Ein Remake in den Siebzigern wurde von so einer komischen Combo aus Berlin vertont. Da war aber der Filmtitel geändert worden. Der hieß dann so, wie das TD Album "Sorcerer" ;-)

Ein gelungenes Album, das von dir.
 
Bob Rusche hat dich übrigens auch schon gewürdigt:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo allerseits,

gestern ist das neue ['ramp]-Album havoc offiziell erschienen -- es war ja schon andernorts angedroht worden, daß da was kommt:


Stilistisch spinnt es den Faden weiter, der mit happy days begonnen wurde -- also ein Strauß bunter Melodien für die ganze Familie, zum Mitwippen, Mitpfeifen, Mittanzen, Mitklatschen, Mitpo.... sieren. Die Stimmung steigt ins Uferlose, es gibt kein Halten mehr.

Überraschenderweise ist gestern auf Anhieb schon mehr als die Hälfte der Auflage von 111 CDs über Bandcamp weggegangen -- wer also ein Exemplar haben möchte, kann es auch gerne direkt bei mir bestellen (Bezahlung per Paypal für Freunde und Familie), solange der Vorrat reicht; auf Wunsch lege ich auch einen Download-Code bei, damit man das Album unbegrenzt streamen bzw. herunterladen kann bei Bandcamp. Anfragen gerne per PM -- da ich momentan bis über beide Ohren in der Versandlogistik stecke, kann es etwas dauern mit der Antwort.

Am 29. Mai gibt es auch was zu hören bei Ecki Stieg in den Grenzwellen.

In dem Sinne: Danke für's Lesen.

Stephen
Sagt mir nichts, der interpret. Hört sich aber gut an, was ich so beim durchskippen gehört habe.
Hör ich mal rein.

Deine Beschreibung ist als Witz gemeint, oder? Das klingt für mich überhaupt nicht bunt oder heiter, sonder grau und ernst.
Aber steh ich drauf.
 
Haha, ich stand etwas auf dem schlauch. Hab nach dem künstler ramp geschaut und gab diverse gefunden, zum beispiel in kanada.

Your tracks - na klar.
Hört sich jedenfalls gut an, das snippet.
Ist es dein bestes Album? 🤪
 
Der Teaser klingt schon mal sehr gut! Und auch wenn Du keinen technoiden Kram magst, zumindest den letzten Teil davon könnte ich mir zusammen mit einschlägigen Drums auch als coolen Trance-Track vorstellen...
 
[ :school: ]Und man hört nur Computer, oder was auch immer das ist! [/ :school: ]

:harhar:

Danke fürs Teilen!

Wie ich schon weiter oben schrieb: Nichts geht über bewußtes Hören.

Der Teaser klingt schon mal sehr gut! Und auch wenn Du keinen technoiden Kram magst, zumindest den letzten Teil davon könnte ich mir zusammen mit einschlägigen Drums auch als coolen Trance-Track vorstellen...

Daran habe ich auch schon gedacht, aber irgendwie eine 808 mit 4/4-Kick drunterlegen...

Vielleicht mache ich das, wenn ich mal alt bin und restmodern klingen möchte. Kommen dann gleich noch ein paar Tracks von der Synchronize or Die dazu, dann klingt das nicht mehr wie Computer und so.

Sagt mir nichts, der interpret. Hört sich aber gut an, was ich so beim durchskippen gehört habe.
Hör ich mal rein.

Dafür sind sie da, die Snippets.

Deine Beschreibung ist als Witz gemeint, oder?

Obwohl ich in England als Mr. Parsley, the friendly Hun bekannt bin, kann ich als Deutscher unmöglich Sinn für Humor haben.

Das klingt für mich überhaupt nicht bunt oder heiter, sonder grau und ernst.
Aber steh ich drauf.

Musik für die ganze Familie, Hund und Katze und Wellensittich. Alle stehen drauf.

Haha, ich stand etwas auf dem schlauch. Hab nach dem künstler ramp geschaut und gab diverse gefunden, zum beispiel in kanada.

Der Typ weiß offenbar nicht, daß der Bandname international urheberrechtlich als Marke geschützt ist.

Leider würde der zu erwartende Gewinn aus einem Markenrechtsprozeß den Aufwand nicht wirklich rechtfertigen.

Your tracks - na klar.
Hört sich jedenfalls gut an, das snippet.
Ist es dein bestes Album? 🤪

Die sind alle gut.

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Obwohl ich in England als Mr. Parsley, the friendly Hun bekannt bin, kann ich als Deutscher unmöglich Sinn für Humor haben.
Natütlich.
Musik für die ganze Familie, Hund und Katze und Wellensittich. Alle stehen drauf.
Ja, wenn deine Familie mit Nachnamen Addams heißt und neben dem friedhof der Kuscheltiere wohnt.😄
Der Typ weiß offenbar nicht, daß der Bandname international urheberrechtlich als Marke geschützt ist.
...
Leider würde der zu erwartende Gewinn aus einem Markenrechtsprozeß den Aufwand nicht wirklich rechtfertigen.
Kommt sicher noch, wenn du so weiter machst.
Die sind alle gut.

Stephen
Gute Antwort.
Wenn ich nach den Aussagen anderer Künstler gehe ist ihr letztes Album immer das Beste.
Ich sehe das oft anders, aber ich hab auch keine Ahnung. Das sind oft sehr erfolgreiche Berufsmusiker, die Expertise besitzen, die sie immer nur sehr selbstkritisch äußern und durch ihren Erfolg auch keinen Grund zum lügen haben.
Ich mach jetzt noch etwas Pilates zum neuen tailor swift album. Ehre wen Ehre gebührt.
 
[...] Das sind oft sehr erfolgreiche Berufsmusiker, die Expertise besitzen, die sie immer nur sehr selbstkritisch äußern und durch ihren Erfolg auch keinen Grund zum lügen haben.

Expertise ist das, was man mir immer wieder gerne abspricht, und Berufsmusiker darf ich nicht sein, weil ich ja nicht exklusiv mit meiner Musik meinen Lebensunterhalt verdiene.

Ist typisch dummdeutsche Denke. Wobei denken da sicherlich keine große Rolle spielt.

Sowas ignoriere ich mittlerweile.

Ich mach jetzt noch etwas Pilates zum neuen tailor swift album. Ehre wen Ehre gebührt.

Jede Platte bekommt das, was sie verdient.

Würde ja wohl auch keiner zugeben wollen: "Ja, mein neues Album ist leider nur mittelmäßig geworden, so gut wie bei meinem zweiten werde ich wohl nie wieder werden, der Zug ist abgefahren..."

Ich denke, vielen Leuten stünde ein wenig mehr Selbstkritik gut zu Gesicht, gepaart mit ein bißchen Realismus: Es dürfte auf der Hand liegen, daß man mit 50 andere Musik macht als mit 25, weil man ein anderer Mensch ist und die Lebensumstände andere sind.

So gut wie 2001 werde ich nie wieder sein, weil die Umstände von 2001 nicht mehr da sind, die die Arbeit damals maßgeblich beeinflusst haben. Andererseits: Wenn ich für mich selbst einen Maßstab gesetzt habe, was hält mich davon ab, diesem Maßstab entsprechen zu wollen und so gut zu werden wie 2024?

Bei meiner Arbeit gibt es eine ganz einfache Grundregel: Ich veröffentliche nur Alben, die ich selbst kaufen würde -- und auch noch anhören!

Bin ich bis dato immer sehr gut mit gefahren.

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn es jetzt etwas abdriftet: Welches DM Album gilt denn unter Connaisseu(r/s)en als das beste? Ich konnte der Truppe nie was abgewinnen, was vielleicht an den falschen gehörten Alben lag, dir mir in den 90ern mal zugeschanzt wurden.
 

Danke für den Hinweis -- die hätte womöglich das Thema sachfremd entgleisen lassen.

Ich für meinen Teil bin nie Depeche Mode Fan gewesen -- es gab immer einzelne Titel, die ich bestenfalls nett fand, aber für meinen Geschmack war das immer zu sehr Pop und Elektroschlager, und das wollte ich nie sein. Und auch nicht hören. Lediglich I want it all von der Playing The Angel war ein Stück, das am Ende eine Wendung nahm, von der ich dachte, genauso hätte ich ein ['ramp]-Stück produziert.


Findet sich in der Cambrium im Titelstück wieder.



Martin Gore kann ich immer noch nicht leiden, weder stimmlich, noch menschlich. Seltsame Type.

Stephen
 
Zuletzt bearbeitet:
Mittlerweile habe ich es komplett durchgehört, inklusive des Supplements - es gefällt mir sehr gut!!! TD lassen sich nicht verleugnen, aber es ist schon was anderes. Sehr schön. Und die Länge der Stücke ist auch OK, sowas entfaltet sich nicht in 5 Minuten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Rezensionen sind momentan eher verhalten -- vermutlich sind alle mit anderem beschäftigt, aber trotzdem gab es bei meinem polnischen Vertrieb eine überaus nette Besprechung (automatisch aus dem Polnischen übersetzt):

Ich verfolge das Ramp-Projekt (eigentlich ['ramp]) seit wahrscheinlich 20 Jahren, früher ein Duo, jetzt ein Soloprojekt von Stephen Parsick. Stephen erkundet gekonnt die Berliner Stimmung, schwankt leicht von der Inspiration durch Klaus Schulze bis hin zu Tangerine Dream, hat aber auch seinen eigenen Stil unter diesen Ikonen. Fallen Giants beginnt feierlich im Stil des ersten, langsamen, elegischen Abschnitts von Ricochet Teil 1 von Tangerine Dream - so gleiten die Mellotron bewaffneten Surmen der alten Armeen majestätisch in der tiefstehenden Sonne, Fahnen flattern im dicken Staub... Ähnlich wie bei seinen früheren Berlin-Alben No Sleep Till Wilmersdorf oder Happy Days Are Here To Stay ist der Sound leicht verschwommen, es gibt viele entfernte Ebenen, die Kanten der Sounds sind geglättet, es ist sehr traumwandlerisch. Das halbstündige Wreak beschwört sofort den dampfenden kambrischen Wald herauf, den man aus Tangerine Dreams Fauni Gena von 1973 kennt, die Stimmung des Grauens gleitet leise unter Kleidung, die von tropischer Feuchtigkeit nass ist... das Mellotron ist nie weit entfernt, sein Spinnengesang versetzt uns in eine Trance, von der wir wissen, dass sie zum Tod führt, aber so süß überwältigend ist... Nach vielen Minuten Umgebungsgeräuschen wächst aus den Nadeln ein knorriges, wackeliges Ostinato, das den Kern dieser seltsamen Pflanze bildet, wie ich mir dieses Stück vorstelle...

Ausgezeichnete Stimmung und volle Hypnose, was für eine Musik! Das letzte Stück Havoc ist ein weiterer Ast dieses Baumes, diesmal 25 Minuten lang. Er breitet sich bei Sonnenuntergang in atmosphärischen Pads aus, nur um bald mit einer leichten, schnellen Sequenz zu nieseln, die allmählich in regelmäßigen Regen übergeht. Dieser Track ist ein definitiver Triumph von Sequenzen, die wie ein Gebirgsbach perlen, und erst am Ende haben wir klassische Chöre von Unterwasserrittern, und das Album verschwindet langsam in der Ferne. Die Klangpalette dieses Albums ist in den von Rubycon, Atem, Ricochet und Epsilon in Malaysian Pale bekannten Farben gehalten, aber es ist kein kruder Abklatsch im Stile von Syn, im Gegenteil, es ist ein entzückendes Album, das einen weiteren noch nie dagewesenen Sonnenschatten auf staubige Berliner Altäre wirft. Ich kann es nur empfehlen. M.Ż.


(https://www.generator.pl/p,ramp-havoc,6537.html)

"Ein entzückendes Album, das einen weiteren noch nie dagewesenen Sonnenschatten auf staubige Berliner Altäre wirft." -- das muß ich erstmal verdauen :).

Stephen
 
Ich nähere mich bei meinem abzuarbeitenden CD-Stoß so langsam in Richtung havoc. Die Rezensionen lassen erahnen, dass ich das Album sehr mögen könnte.
 
Und nochmal etwas von den Nachbarn ein Stückchen weiter östlich (in automatischer Übersetzung):

['ramp] (Ramp) ist eine Band (seit 2009 ein Soloprojekt von Stephen Parsick), die vor fast 30 Jahren die elektronische sequentielle Musik irgendwie aufgefrischt (und modernisiert) hat. Die Musiker ließen sich von der Arbeit der frühen Tangerine Dream (Zeit mit Baumann) und Redshift inspirieren. Es stellt sich heraus, dass diese Inspirationen auch heute noch lebendig sind. Der Beweis dafür ist das neueste Album/Material namens havoc. Obwohl der Name des Projekts auf Niederländisch ... Eine Katastrophe, aber wenn man die Errungenschaften von ['ramp] bedenkt, scheint es eine Art Augenzwinkern für den Hörer zu sein (nein, absolut nicht, die Red.).

Das Material für das Album entstand zur gleichen Zeit wie die Kompositionen auf arp-en-ciel und happy days are stay. Wie der Komponist selbst zugibt, war es ungewiss, welcher Song auf welchem Album landen würde. Erst Ende 2022 wurde deutlich, welche Elemente zusammenpassen und so ein stimmiges Ganzes entsteht. Der Hauptteil der Verwüstung besteht aus vier Kompositionen. Die restlichen Tracks sind Boni (andere Versionen von Wreak, meiner Meinung nach unnötig, verderben den endgültigen Empfang) und ein Kauf-"Anreiz". Der Kern und die treibende Kraft des Ganzen sind nur zwei Kompositionen: Gefallene Riesen und Verwüstung. Das erste beschwört unvergessliche Atmosphären aus den frühen Jahren der Arbeit von Tangerine Dream herauf. Der zweite ist ein sequentieller Galopp, der an Redshit's
(in diesem Falle schnellstens den Arzt aufsuchen, die Red.) Arbeit erinnert. In beiden hören wir den "fleischigen" Bass des Sequenzers (allerdings ist es nicht der Moog 3C wie bei Redhift) und fesselnde Mellotron-Klangfarben. Sie sind durch einen beruhigenden Wreak getrennt, der stilistisch nicht ambient ist. Es ist eher eine verlangsamte Berliner Schule (wir finden hier gedämpfte Sequenzen), ein wenig traumwandlerisch in ihrer Bedeutung. Im Allgemeinen ist Havoc sequentielle elektronische Musik mit etwas, das man als "Klaue" bezeichnen kann. Einige Hörer mögen es ein wenig aufgewärmt finden, aber SP modernisiert es so sehr, dass das aus der Vergangenheit bekannte Gericht interessante neue Geschmacksrichtungen annimmt.

2022 war ein trauriges Jahr für die elektronische Musik. Neben so großen Künstlern wie Vangelis und Klaus Schulze sind auch Thomas Fanger (bekannt aus der Analog Overdose-Reihe) und Mark Shreeve (Redshift) in eine bessere Welt aufgebrochen. Havoc sollte keine Hommage an diesen Künstler sein, aber Stephen Parsick möchte, dass das Album als solche wahrgenommen wird. Unabhängig von den Absichten des Komponisten sollten Fans sequentieller elektronischer Musik nicht enttäuscht werden.

Grzegorz Skwarliński

P.S. Das Album ist auf Bandcamp in Form von digitalen Dateien erhältlich. Es ist auch eine physische Version erhältlich.



Alles nur geklaut.

Stephen
 
Nach einer Weile gab es neulich eine Rezension an nicht ganz erwarteter Stelle (https://schallwen.de/):

Anfang Mai 2024 erschien das Album „havoc“ von ['ramp], wieder als Solowerk von Stephen Parsick. Stephen vermerkt dazu, dass der Großteil der Musik zur gleichen Zeit entstand wie die Titel der letzten beiden erschienenen Alben „happy days are here to stay“ und „arp-en-ciel“. Die Fertigstellung von „havoc“ wurde überschattet vom Tod Mark Shreeves.

Optisch ist das Album „havoc“, was soviel wie Verwüstung, Unheil oder Chaos bedeutet, im gewohnten Stil von Stephen Parsick gehalten, wie auch die beiden Vorgängeralben: schwarzer Hintergrund, darauf ein Schwarzweißfoto von einer verlassenen Lagerhalle oder ähnlichem, das Bild etwas „kratzig“, der Schriftzug „RAMP“ ist zu erkennen. Ein direkter Bezug zu der Musik oder den Titeln des Albums scheint auch hier nicht zu bestehen. Aber es wirkt halt düster - Stephen nennt seine Musik und das Label nicht umsonst „Doombient“. Die Titel der einzelnen Musikstücke des Albums vermitteln eine entsprechende Düsternis: „Fallen Giants“, „Wreak“ (zu deutsch: anrichten, zerstören, angreifen) und „Havoc“ (Verwüstung, Unheil). So brutal, so drastisch und dunkel empfinde ich die fast 80 Minuten Musik von ['ramp] allerdings nicht. Das geht mir zugegebenermaßen aber auch so mit den meisten ['ramp]-Alben, die ich kenne.

Wenn man sich die Musik nun ein wenig näher anhört, ist „Fallen Giants“ wie eine dunkle Hymne, und hat man das Thema von „Fallen Giants“ einmal gehört, hat es sich auch schon eingeprägt. Ich stelle mir bei dem Stück eine riesige Halle vor (Giants!). Gäbe es das Werk „Peer Gynt“ von Edvard Grieg nicht schon, würde sich „Fallen Giants“ für „Im großen Saal des Bergkönigs“ anbieten. Große Teile nicht nur dieses Openers, sondern des ganzen Albums werden von tollen Sequenzen getragen. Und was ich nie bei ['ramp] erwartet hätte: Es tauchen etwa vier Minuten vor dem Ende der „gestürzten Riesen“ ein paar wenige Klänge auf, die mich tatsächlich an „Spiral“ von Vangelis denken lassen.

„Wreak“ nimmt in den ersten Minuten eine Melodie auf, die ein wenig an „Fallen Giants“ erinnert, aber deutlich zurückhaltender ausfällt. Sie wird von vielen anderen Klängen wie Zirpen, Rauschen usw. überlagert, währenddessen sich andere Elemente wie Mellotron und Sequenzer wieder durchsetzen. Das ganze bleibt sehr ruhig; bei dem Stück kann man seine Gedanken schweifen lassen, bis im letzten Drittel die Sequenzer für eine gewisse Zeit druckvoller und kräftiger werden. Die letzten sieben Minuten von „Wreak“ sind wieder schön, harmonisch und positiv.

Nach den ersten sehr ruhigen Minuten bietet „Havoc“ herrliche Sequenzen. Die Musik vermittelt mir höchstens ansatzweise das Gefühl, das der Titel transportiert. Stephen schreibt auf seiner Bandcampseite dazu, er sei sicher, dass Mark Shreeve dieses „massive sequencing-meets-mellotron thing“ mögen würde. Ja, das kann ich mir auch gut vorstellen. Denn ähnliche Dinge mach(t)en eben außer ['ramp] auch Mark Shreeve, ARC und vor allem Redshift. Das trifft sicherlich auch auf den Track „Fallen Giants“ zu mit seinen starken Sequenzen und der melancholischen Melodie, die unter die Haut geht.

Das ['ramp]-Album „Steel And Steam“ wurde zur Hälfte im Jahr 2002 gemeinsam mit Mark Shreeve eingespielt, Marks und Stephens Musikstil ist dem jeweils anderen also durchaus nahe. Wäre es nicht großartig, wenn Marks musikalischer Geist ein Stück weit in der Musik von ['ramp] fortlebte? Nein, ich meine nicht, das Stephen ein Ersatz für Mark sein sollte. Aber immer mal wieder eine Ahnung von dem zu haben, was Mark Shreeve vielleicht noch an Musik geschaffen hätte, wäre er nicht viel zu früh gestorben, das wäre schon toll. Bei „Havoc“ habe ich diese Ahnung. Wie passend ist es da, dass Stephen Parsick sein Album, im Speziellen aber das Titelstück, als eine Art Huldigung an Mark und was er von ihm gelernt hat, beschreibt.

Und wenn ich nun noch einmal auf die gleiche Entstehungszeit der Alben „happy days are here to stay“, „arp-en-ciel“ und „havoc“ zurück komme: Diese bilden für mich einen wunderbaren „Dreiklang“ und gehören in ihrer unterschiedlichen Charakteristik für mich einfach zusammen.

Andreas Pawlowski


Das zu lesen freut natürlich einen alten Mann.

Stephen
 
Und just heute habe ich endlich mal in havoc reinhören können. Im Bus auf der Rückfahrt von Duisburg Homberg habe ich bis zum Hauptbahnhof in Gänze und ungestört das erste Stück "Fallen Giants" genossen. Die beiden anderen Stücke folgen asap.

Ich finde den Klang mit dem BASF-Tonband phänomenal. Ich weiß nicht, ob es dich adelt oder abschreckt, wenn ich es mit der Tonqualität der frühen (1985) CD-Pressung von Simple Minds' Sons Of Fascination (includes Sister Feelings Call) (CDV 2207) vergleiche, ein Album, das Steve Hillage produziert hatte. Seit meiner Jugend liebe ich diesen Sound mit diesen paar Mittenfrequenzen, die sich förmlich in den Gehörgang fräsen.
 


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