Im Jahr 2012 hab ich gedacht, kauf mir mal nicht den langsamsten uns sparsamsten Rechner, sondern einen, der auch ein wenig Dampf hat, dann kannst du auch mal versuchen, Musik damit zu machen. Also mit Core i5, 16 GB RAM und SSD nicht ganz nach oben gegriffen, aber doch was Brauchbares gekauft. Dazu erst ein M-Audio Fasttrack Pro, was nicht dauerstabil lief. Danach ein Focusrite Scarlett 2i2, das hat sich dann bewährt.
Wenn ich nur Synthkram gemacht hätte, hätte ich kein Audiointerface gebraucht, da hätte es der Digitalausgang des Onboard-Sounds und ein günstiger D/A-Wandler auch getan, aber ich wollte ja auch ein Mikrofon anschließen, und dass es brauchbare USB-Mikrofone gibt, wusste ich damals noch nicht. War ja alles neu seit meinen seligen Atari-ST-Zeiten.
Da ich Linuxer war, wollte ich natürlich auch mit Linux Musik machen. Die größte Hürde war, den JACK zum Laufen zu bringen und da drauf den Pulse, und den zu bändigen, dass er nicht vorher startete. Mein erster Sequencer war Rosegarden, den ich recht intuitiv fand. Qtractor bot mir dann mehr an Audiorouting und Plugins (Rosegarden kann kein LV2).
Ich war nie so der modulare Typ und hab auch festgestellt, dass Synth-Plugins in der DAW noch etwas kürzere Latenzen haben als wenn man verschiedene Programme per JACK verstöpselt. Das ist in erster Linie bei Drums hörbar.
Generell bin ich sehr zufrieden mit Linux und Musikmachen. Ich könnte mir durchaus ein Windows und Kommerzware leisten, aber erstens brauche ich sie nicht, zweitens mag ich nicht umbooten, nur weil ich schnell mal was ausprobieren will, und drittens lege ich Wert auf den Quellcode. Ich kompiliere wichtige Programme selbst, stehe mit den Autoren in Kontakt und kann so gut Bugs reporten, Fixes austesten oder (ganz selten) auch mal selber einen Fix beisteuern. Außerdem kann ich kleinere Änderungen gleich mal selber durchführen ohne auf die Gnade des Autors angewiesen zu sein.
Insofern werde ich kein Windowser, nur um Musik zu machen. Unter Linux gibt es alles, was man braucht, um gut klingende Musik zu machen. Dass meine Songs keine Welthits sind, liegt definitiv nicht daran, dass ich nicht genug kommerzielle Plugins gekauft habe. Natürlich gibt es noch ein paar offene Wünsche wie z.B. automatische Plugin Latency Compensation in Qtractor, was ich selbst nicht hinbekomme und dafür immer wieder den Autor nerve

Ein paar Wünsche hat er mir schon erfüllt, so ist das mehrreihige Mixer-Layout in Qtractor schon klasse und in gar nicht so vielen DAWs zu finden:
http://www.marzen.de/tmp/qtractor_mixer_optimized.png
Was gibt es nicht unter Linux?
- Melodyne (ein brauchbares Autotune gibt es durchaus, zita-at1, von falktx auch als lv2-plugin)
- So perfekte Samplebibliotheken wie in der Windows-Welt, obwohl man mit sfz-Soundfonts selbst auch viel machen kann
Aber an Synths, Sampleplayern und Effekten herrscht kein Mangel: EQ, Kompressor, Limiter, Vocoder, Transient Designer, Faltungshall bis zum Exciter, alles da in sehr guter Qualität
Mit NetJACK kann ich sogar VMs einbinden. Ich weiß nicht, ob das mit Windows überhaupt geht.