Re: Modulus 002 - New British Polysynth
Der Modulus ist inzwischen bei Digital AudionetworX in Berlin gelandet und ich hatte gestern die Gelegenheit, für 2 Stunden darauf zu spielen. Hier meine Eindrücke:
Qualität der Hardware: Alles macht einen sehr wertigen Eindruck. Von den Lederseitenteile, über die Aluminiumknöpfe bis zu dem superscharfen Display. Aber vor allem: Die Tastatur spielt sich ausgesprochen gut. Das ist eine große Freude für mich, weil minderwertige oder zu leichtgängige Tastaturen bei mir ein absoluter Dealbreaker sind. Die Regler sind sehr leichtgängig und damit etwas gewöhnungsbedürftig. So muss man zum Beispiel aufpassen, dass man nicht versehentlich die Tonhöhe verstellt, wenn man am Sequencer durch Knopfdruck einen Step an/abschaltet. Ich glaube, man kann sich aber darauf einstellen. Der Joystick ist sehr hochwertig. Mir persönlich liegen Modulationsräder mehr, aber auch darauf wird man sich wohl einstellen können.
User Interface: Es gibt ein paar kleine Ungereimtheiten wie zum Beispiel die etwas umständliche Anwahl von Patches aber insgesamt kann ich sagen, dass ich noch keinen Synthie unter den Finger hatte, der einfacher zu bedienen war. Es war für mich (ohne Handbuch. Gibt es überhaupt ein Handbuch?) völlig unproblematisch, neue Sounds zu erstellen, da alle Funktion klar auf dem Bedienpanel ausgebreitet sind und das Display noch zusätzlich informiert (zum Beispiel das Mischungsverhöltnis zwischen Oszillatoren und Suboszillatoren darstellt etc.). Ein paar Kleinigkeiten hätte ich mir vielleicht anders gewünscht. Zum Beispiel wäre es schön, wenn die LFOs die eingestellte Frequenz durch passendes Blinken anzeigen würden. Aber insgesamt: Daumen hoch!
Sound: Das ist wie immer der schwierigste Teil. Auf dem Gerät sind derzeit 100 Patches vorinstalliert. Diese klingen für mich zum Teil sehr schön und sind (strukturell) auch sehr unterschiedlich. Aaaaaaber: Ich werde irgendwie das Gefühl nicht los, dass alle Patches (Factory oder auch die von mir auf die Schnelle gebastelten) ein sehr ähnlichen Grundcharakter haben, den ich schwer beschreiben kann. Irgendwie "britzelig" oder granular. Dieser Grundklang klingt interessant, es könnte aber sein, dass es sehr schwierig (oder unmöglich) ist, etwas rundere Klänge (z.B. Moog-artig) zu erzeugen. Ich vermag nicht zu sagen, woran das liegen könnte, eher an den Wellenformen der Oszillatoren oder am Filter. Falls hier im Forum ein glücklicher Besitzer des Modulus herumspringt, würde ich mich sehr gerne vom Gegenteil überzeugen lassen.
Inspiration: Das ist natürlich sehr subjektiv, aber für mich eigentlich das Wichtigste. Ein Synthesizer muss mich fesseln und das tut der Modulus ganz klar. Es ist die Kombination aus handbuchfreier Programmierung, guter Tastatur und Hardware insgesamt und dem Klang, der mich sehr anspricht. Oder anders gesagt: Ich hätte noch viele Stunden weiterschrauben können, ohne dass Langeweile aufgekommen wäre.
Sonstiges: Bei dem Ausstellungsgerät war der Kopfhörerausgangspegel extrem niedrig. Kann das jemand bestätigen? Ich habe bei Modulus nachgefragt, ob es da ein generelles Problem gibt.
Unterm Strich: Wenn ich (durch Beispiele) überzeugt werden kann, dass der Modulus eine breiteres Klangspektrum abdeckt als das in den Factorypresets und den nicht sehr reichhaltigen Soundcloud/Youtube-Beispielen, könnte ich möglicherweise schwach werden ...