Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass sich Notebooks von Dell oder Lenovo nicht genauso gut zu diesem Zweck eignen.
Hardware ist heute eigentlich nicht mehr so das Thema (auch wenn pausenlos drüber geredet wird ... was natürlich auch der Modelleisenbahner-Mentalität vieler PC-Schrauber geschuldet ist). Klar, es gibt gute und schrottige Displays, leise oder laute Lüfter und alle möglichen Ausstattungsvarianten. Darüber muss man sich eben – wie auch beim Kauf eines Synths – vorher informieren.
Wirklich kriegsentscheidend sind nur noch die Energieeinstellungen und die Qualität des Audiotreibers – nur das liegt eben nicht in der Verantwortung des PC-Herstellers. Nach meinen Erfahrungen ist ein nacktes Windows 10 auf aktueller Hardware "out of the box" bereits DAW-tauglich. Alles andere ist Schmuck am Nachthemd. Oder eben für Freaks/Zocker, bei denen Tuning immer auch ein wenig Selbstzweck ist. Dass es nicht immer so einfach war und viele in unserem Alter schon viel Lebenszeit mit dem ganzen Scheiß verbraten haben, weiß ich selbst am besten
Mit Windows 10 habe ich die besten Erfahrungen gemacht, indem ich es "nackt" installiert, die Energieeinstellung "Höchstleistung" vorgenommen, einen gescheiten Browser installiert und das System dann in genau diesem Zustand belassen habe. Keine Virenscanner (bringt Windows 10 sowieso mit), noch nicht einmal Grafikkarten-Software, nix. Wenn Windows 10 was braucht, zieht es sich das von den Microsoft-Servern runter. Dienste abschalten, Hintergrunddienste priorisieren ... das ist alles altes Zeug, das man heute nicht mehr tun muss. Soweit jedenfalls meine Erfahrungen im Kontext meiner eher bescheidenen Use Cases (DAW, Office, gelegentliche Foto- und Videobearbeitung).
Das kommt alles hin, warum auch nicht. Es ist nur so, dass es die Seite des Zuhörenden gibt, der nicht nur deine Auffassung hört, sondern die einer ganzen Reihe von PC Experten. Und diese Äußerungen unterscheiden sich von deinen. Das macht die Sache einfach ziemlich unübersichtlich anstatt zielführend, wie das ein Musiker braucht.
Man ist nämlich alleine beim Computer mit mehreren Faktoren konfrontiert: Computer, Soundcard, Software, wobei letztere noch regelmäßig das Autorisierungsverfahren und Updatehunger kennt. Sicher hat sich das in all den Jahren etwas verbessert, aber selbst Tutorials für Soundcards eiern ein klein wenig rum, wenn es um grundsätzliche Dinge wie Sample Buffer und Latenz geht. Ich erinnere mich lange mit einem Produktspezialisten befasst zu haben, bis der in der Lage war, mit klare Angaben zu geben. Heute gibts wenigstens schon beim großen T sowas zum nachlesen, wenn auch immer noch etwas unscharf, man ist also gezwungen, etwas "auszuprobieren".
Das heißt aber immer noch nicht, dass es troublefree abläuft. Schon mal einen Moment erlebt, wo die Soundkarte nach einem Windows 10 Update, der zum Glück selten vorkommt, einfach nicht mehr mitspielt? Um dann nach längerer Google Arie rauszufinden, dass es einen Treiber Update gibt, von dem man nix wusste. Um dann obendrein zu merken, dass Syncrosoft auch nicht mehr klappt, weil auch die in der Zwischenzeit einen Update rausgegeben hatten, von dem man auch nix wusste? Wenn das mitten in der Produktion passiert, freut sich der Musiker. Nein, er hasst das
Wenn dann unterwegs, ja es werden auch außer Haus Recordings gemacht, ein Programm plötzlich nicht mehr will, weil es ihm einfällt, einfach mal nach der originalen CD (ja, sowas gibts noch trotz Downloadverfahren) zu fragen, bevor es seinen Job macht, man die aber natürlich nicht dabei hat und froh ist, einen zweiten Laptop dabei zu haben, den mal als Plan B nehmen kann.
Oder man ein neues Programm installiert hat und es ohne zu fragen die automatische Zuordnung eines Treibers oder Soundcard auch für andere Programme geändert hat. Und man erstmal nach diesem "Fehler" suchen muss, weil die Aufnahme plötzlich ruckelt, und das dann wieder ändern muss.
Kollege Ollo meint, man müsse sich mit Computern auskennen, wenn man Musiker ist. Ja, das meine ich auch. Aber wo ist die Grenze? Muss ein Autofahrer nur einen Reifen wechseln können, auch wenn die Muttern betonhart mit der Maschine festgezogen und man nur einen Kreuzschlüssel im Format 20 x 20 cm hat? Oder hat er einen Laptop immer dabei zu haben, wo die Software drauf ist, mit der man den Fehlerspeicher auslesen kann, mitten in der Wüste von Nevada?
Es ist also nicht gerade abwegig, nach entsprechenden zeitraubenden und auch nervigen Erfahrungen sich auf ein System einzuschießen, das wirklich out of the box funktioniert, und zwar fast alles (außer den genannten Software- und Soundcard-Hürden). Ob es dann auch allgemein mit einem Dell o.ä. klappen könnte, ist mir jedenfalls dann komplett gleichgültig, solange der Hersteller einem die Garantie gibt, und zwar schriftlich, dass es keine Audio Probleme damit gibt. Welche Dienste man dann abschalten soll, und welche nicht, ist dann aber immer noch nicht exakt geklärt