Ich habe zwei verschiedene Sichten auf das Thema:
1) Ich bin ein Kind der 80er, ich mag die Analogen, nicht nur wegen ihrem Sound, auch wegen deren Physis. Dazu haben die Geräte über die Zeit Charakter entwickelt, das sind Persönlichkeiten. Ähnlich z.B. einem Violinisten habe ich eine Art von persönlicher Beziehung zu meinen Analogen. Letztlich fliesst beim Musizieren viel von mir als Person ein und ich fühle mich besser, kreativer mit den alten "Kollegen". Ich finde, das höre ich, spüre ich. Wenn jemand richtige Klone baut, die also nicht nur klanglich sonder auch physisch den alten Analogen entsprechen, finde ich das gut, weil damit, gerade in Zeiten von komplett absurden Preissteigerungen, diese Geräte vielen Leuten zugänglich gemacht werden.
2) Auf der anderen Seite sind die alten Analogen seit 35, 40 Jahren im Markt. Vieles wurde mit ihnen gemacht, einige Geräte haben neue Musikrichtungen inspiriert, man denke an die 303 und die 808. Solches war nur mit neuartigen Geräten möglich, damit wurden ganz neue Klangräume geschaffen. Und obwohl ich denke, dass mit ihnen noch nicht alles gemacht wurde, was man mit ihnen machen kann, würde ich mich auch auf neuartige Geräte freuen, die Neues ermöglichen. Insofern finde ich es gut, wenn die grossen Hersteller nicht alten Tagen nachrennen, sondern in die Zukunft schauen.
Allerdings, und das enttäuscht mich seit vielen Jahren, haben Firmen wie Roland es nicht geschafft, wirklich etwas Neues zu bringen. Plugout Synthis zu bauen, die Analoge emulieren, schafft eben keine neuen Klangräume. Es ist nur der Versuch, Bestehendes zu digitalisieren um es in der Produktion günstiger zu machen, um höhere Stückzahlen bei gleichzeitig höheren Margen zu verkaufen. Hier fehlt mir die Innovation.
Insofern finde ich die Strategie von Behringer konsequent: Wenn du nicht innovativ bist, dann musst du den Markt spüren, günstiger sein und Gutes gut clonen. Und das macht Behringer meiner Ansicht nach nicht nur gut, sondern auch viel besser als Roland mit ihren digitalen Clones.