SynthUser0815 schrieb:
Nein, das ist nicht richtig. Und sorry, aber Du hast es nicht verstanden. Das Problem des digitalen Formats ist es, dass auch kleine, kurze Pegelspitzen niemals 0 DB überschreiten dürfen, da sonst sehr hässliche Verzerrungen entstehen. Also hat man die Wahl: entweder man lässt diese Pegelspitzen im Material drin, dann wird das Ergebnis aber in der wahrgenommenen Lautheit gegenüber anderen Produktionen notwendigerweise abfallen
*Genau das* meinte ich mit Leuten, die relativ einfache Grundlagen nicht begreifen wollen.
Du setzt voraus, dass die Wiedergabeverstärkung konstant ist. Das ist aber fast nie der Fall.
Die meisten Hörer können den Lautstärkeregler bedienen.
Im Radio gibt es einen Sendekompressor.
Viele Audio- und Video-Portale normieren (inzwischen) die Pegel auf LU (oder mittels Replay Gain, was bei der meisten Musik fast das gleiche ergibt).
Es gibt zwei Fälle, für die die üblichen CD-Master tatsächlich vorteilhaft sind:
* wenn die CD direkt im Auto wiedergegeben wird. Hier ist der psychoakustische Effekt, dass der optimale Wiedergabepegel knapp über dem Hintergrundgeräusch liegt, und man dann immer noch alles hört, durchaus von Vorteil.
* wenn die CD auf sehr billigen Anlagen (Kinderzimmer, PC-Brüllwürfel, Party-PAs ) wiedergegeben wird. Also "Anlagen" mit Endstufen und Schwingspulen, die völlig unterdimensioniert sind. Da ist die psychoakustisch optimierte Crestfaktorreduktion eines professionellen Masters dem Übersteuerungsverhalten dieser billigen Technik natürlich deutlich überlegen.
Das letztere bringt mich dann noch auf einen weiteren Punkt: deine Vorstellung von Clippen und den dadurch eingebrachten Klangartefakten erweckt den Eindruck angelesenen Halbwissens. Probiere da besser mal selber herum, im echten Leben ist das meiste, was man darüber liest nicht so ganz nachvollziehbar.
Ein psychoakustisch wesentlich sinnvolleres Modell, ist es das Clippen als *zufügen* eines Störgeräuschs zu betrachten. Dann erkennt man z.B. sofort, dass es nicht hörbar sein kann, wenn es in der Verdeckung durch das Nutzsignal liegt. Was dann den Sound moderner, hoch gepegelter Produktionen in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt: die sind offensichtlich schon so arrangiert, dass es genug Verdeckung gibt, um die Artefakte der späteren Pegelschinderei zu verbergen.