Besuch WDR Studio für Elektronische Musik, Köln (5.2. +19.3. 2011)

Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Gibt es vielleicht von dir zum Elektronischen Studio in Köln, der Geschichte und Entwicklung der Elektronischen Musik, den Komponisten, der Technik etc. irgend etwas Konstruktives zu sagen, was die Diskussion inhaltlich bereichen könnte?
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

marv42dp schrieb:
mookie schrieb:
Ich finds schade dass hier was wirklich Interessantes so kaputt diskutiert wird.
Stockhausen Anhänger sind das Eine, aber aber auf Gedeih und Verderb überzeugen zu müssen und wenn es nicht klappt die nicht Stockhausen Fans als dumm hinzustellen ist kontraproduktiv.

Ja, kontraproduktiv und dumm.

kontraproduktiv und dumm finde ich eure Hetzerei! Geht doch bitte im FII rumtrollen und macht diesen herausragenden Thread nicht kaputt! Danke!
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Bernie schrieb:
Elektrokamerad schrieb:
Als nächstes einen Impulsgenerator und eine Revox. Dann kann man sich den ganzen Buchla Mist in den Allerwertesten stecken.
Nee, keine Revox, gleich was richtiges:

http://cgi.ebay.de/TELEFUNKEN-M15A-gros ... 2eadabe2f4

http://cgi.ebay.de/Telefunken-M15A-Stud ... 3a5abc8ae5

http://cgi.ebay.de/Telefunken-M15A-Stud ... 3a5ab47813

2 Stück davon und es kann lodgehen.
Super Tip :doof: Hat ja nicht jeder sooooooooo viel Platz wie du.

Mit einer Bandmaschine, z.B. einer Revox, wird man nichts anfangen können, oder?
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

nanotone schrieb:
Bernie schrieb:
Super Tip :doof: Hat ja nicht jeder sooooooooo viel Platz wie du.

Mit einer Bandmaschine, z.B. einer Revox, wird man nichts anfangen können, oder?

doch kann man auch! eine Telefunken wäre schön, weil sie in der Qualität besser ist - aber eben halt auch teurerer und mehr platz brauch.
man kann auch den digitalen weg gehen!
es ist hierbei wie bei den synths auch - nicht die maschine macht die musik, sondern der mensch der sie bedient!
(oder war das ironisch gemeint?)
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

Elektrokamerad schrieb:
Dennoch wäre ein Werkzeug hoch interessant, das - in Anlehnung an die weiter vorne im Thread beschriebene Springer Machine bzw. Tempophon - eingehendes Klangmaterial beliebig transponieren kann (normal) und jetzt (aufgepasst!) jederzeit davon das gerade zu hörende Klangereigniss stationär macht, um es dann quasi wie jede andere Klangquelle im Synthesizer weiter verarbeiten zu können. Dekonstruktor.

Der Effekt, in Echtzeit zu bedienen, aber mit eingeladenen Samples, also nicht "on the fly", ist m.W. mit dem V-Synth möglich. Damit sollte man das prinzipielle Problem dieses Ansatzes auch praktisch erfahren können.

Es gibt prinzipiell kein, dem fotografischen Blitz entsprechendes, Einfrieren einen Audiosignals. Wenn ich einen Klang beschleunige, lasse ich Information weg, wenn ich einen Klang verlangsame, fehlt Information. Die muss der Algorithmus dazu erfinden. Das ist offensichtlich-plausibel nur für Signale möglich, die relativ stationär sind. Beim Tempophon ist das ja sogar mechanisch zu sehen: das Signal darf sich während der Abschnittsdauer nur gering verändern. Heute nennt man diese Abschnitte "Grains". Deren Dauer ist der Abstand der Tonköpfe geteilt durch die Relativgeschwindigkeit zwischen Bande und Tonköpfen.

nanotone schrieb:
Mit einer Bandmaschine, z.B. einer Revox, wird man nichts anfangen können, oder?
Wenn du vergleichbare Klänge, die ja ganz erheblich, teilweise praktisch ausschließlich, auf den Artefakten der historischen Apparate basieren, erzeugen möchtest, dann hilft dir ein Bandgeräte schon weiter, denn die Fehler der vielen Bandgenerationen kann man damit - und einiger Geduld - durchaus nachstellen. Die historische Arbeitsweise kannst du damit allerdings nicht nachvollziehen.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

sadnoiss schrieb:
kontraproduktiv und dumm finde ich eure Hetzerei!

Wir äußern unsere Meinung. Wenn das Hetzerei ist, dann sind Dirks Dudelattacken das auch. Der Hinweis auf die Schädlichkeit solcher Aussagen für das Thema muss erlaubt sein.

Geht doch bitte im FII rumtrollen und macht diesen herausragenden Thread nicht kaputt! Danke!

"Kritik bitte am runden Briefkasten nebenan einwerfen...".
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

mik93 schrieb:
nanotone schrieb:
Mit einer Bandmaschine, z.B. einer Revox, wird man nichts anfangen können, oder?

doch kann man auch! eine Telefunken wäre schön, weil sie in der Qualität besser ist - aber eben halt auch teurerer und mehr platz brauch.
man kann auch den digitalen weg gehen!
es ist hierbei wie bei den synths auch - nicht die maschine macht die musik, sondern der mensch der sie bedient!
(oder war das ironisch gemeint?)
Die Betonung meiner Aussage lag auf "einer". Meines Erachtens benötigt man für die meisten Effekte (Delay, Ptichshifting, Timestreching, etc) zwei Bandmaschinen.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Natürlich kann man auch mit einer Bandmaschine was anfangen. Als ich mit im Studio war hat Herr Müller uns eine Bandschleife vorgeführt, bei der er Bandschnipsle auf ein Blindband (heißt das so? ein Band ohne Magnetbeschichtung) geklebt hatte. Beim Abspielen ergab das einen rythmischen Effekt.

Wichtig ist dabei, dass Du nach der Aufnahme nochmal abhören kannst (Hinterbandkontrolle)
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

sadnoiss schrieb:
Blindband (heißt das so? ein Band ohne Magnetbeschichtung) geklebt hatte
Vorlaufband. :)

sadnoiss schrieb:
Wichtig ist dabei, dass Du nach der Aufnahme nochmal abhören kannst (Hinterbandkontrolle)
Das haben die guten Maschinen (also ab Revox aufwärts) alle.

Ich bin bei den nächsten beiden Terminen leider verhindert. :sad:
Wer weiß ob es danach noch mal welche gibt. :sad:
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

nanotone schrieb:
Die Betonung meiner Aussage lag auf "einer". Meines Erachtens benötigt man für die meisten Effekte (Delay, Ptichshifting, Timestreching, etc) zwei Bandmaschinen.

ahh... okay - 2 oder 3 wären natürlich besser - aber auch schon mit einer lässt was machen.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Jörg schrieb:

19,05 cm/s Blau - Weiss Stereo Bandanfang

19,05 cm/s Blau Mono Bandanfang

19,05 cm/s Blau - Weiss - Schwarz Stereo + Timecode Bandanfang

38,1 cm/s Rot - Weiss Stereo Bandanfang

38,1 cm/s Rot Mono Bandanfang

38,1 cm/s Rot - Weiss - Schwarz Stereo + Timecode Bandanfang

76,2 cm/s Weiss Mono Bandanfang

76,2 cm/s Weiss-schwarz Stereo Bandanfang

Alle Geschwindigkeiten Gelb Mono und Stereo Bandanfang, Trennung, Ende

http://forum.magnetofon.de/index.php?topic=351.0
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Wenn man wirklich mit Band ARBEITEN und nicht nur aufnehmen will, sollte man natürlich lieber eine Telefunken M15 oder M20 oder eine Studer nehmen statt einer Heim-Revox. Das ist einfach viel praktischer. Das ganze Layout und die Dimensionen der Telefunken sind ja schon vorgesehen zum Bandschneiden, während das bei einer Heimmaschine eine elende Frickelei ist.
Ich möchte nur warnen vor übereilten Käufen. Natürlich sind solche Geräte oft billig zu haben. Aber wenn etwa Tonköpfe oder sonstige zentrale Komponenten altersschwach oder gar defekt sind, dann wird es teuer. Also erst mal die Historie des Geräts prüfen und wenn möglich das Ganze auch durchmessen lassen.
 
Re: 5.2.2011, Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln

nordcore schrieb:
Es gibt prinzipiell kein, dem fotografischen Blitz entsprechendes, Einfrieren einen Audiosignals. Wenn ich einen Klang beschleunige, lasse ich Information weg, wenn ich einen Klang verlangsame, fehlt Information. Die muss der Algorithmus dazu erfinden. Das ist offensichtlich-plausibel nur für Signale möglich, die relativ stationär sind. Beim Tempophon ist das ja sogar mechanisch zu sehen: das Signal darf sich während der Abschnittsdauer nur gering verändern. Heute nennt man diese Abschnitte "Grains". Deren Dauer ist der Abstand der Tonköpfe geteilt durch die Relativgeschwindigkeit zwischen Bande und Tonköpfen.
Bin ja absoluter Laie und hatte mir das so vorgestellt, dass in einer Livesituation Klangmaterial permanent in einen sehr kurzen, möglicherweise vom Anwender in der Länge bestimmbaren Loop-ähnlichen Speicher geladen und auf Befehl wiedergegeben wird, um das dann nach Belieben zu verarbeiten. Dass bei man kurzen Impulsen, um beim Beispiel Sprache und der Klangerzeugung mittels Buchstabeniteration zu bleiben, wie Konsonanten (t) die Wiederholung hört (t - t -t - t), ist selbstverständlich, bei Klängen mit stationörem Anteil, beispielsweise Vokalen (a) ließe sich ähnlich dem Tempohon ein Dauerklang (aaaaaa) bilden. Das Transponieren von Klangmaterial in Realzeit besorgt bekanntlich ein Harmonizer, mit dieser integrierten Funktion wäre ich dann zufrieden. Als Liveanwendung könnte ich mir durchaus spannende musikalische Ergebnisse vorstellen, die die Raffinesse der Studioproduktionen mit der Spontaneität der Live-Elektronik verbinden könnten. Ich bin kein Techniker und denke eher von der musikalischen Struktur her. Wenn das geht, würde mir was dazu einfallen.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Ich habe hier doch kürzlich das Konzert von Phillip Schulze bei uns in Aachen erwähnt.
Der arbeitet live so ähnlich, wie Dirk sich das vorstellt. Nur halt mit Laptop und seiner eigenen Software.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Also weder eine technisch noch musikalisch absurde und nicht zu realisierende Idee.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Nein, warum soll das absurd sein.
Live-Elektronik mit dieser Interaktion von "Mensch und Maschine" ist doch sehr spannend, alleine schon durch die nicht ganz vorhersehbare Komponente.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

eniac.jpg


Meine musikalische Vision war von Anfang an die von einem Maschinisten, der künstlerisch musikalische Transformationsprozesse in einer Live-Situation an Reglern und Schaltern ausführt.

... und erhielt schließlich 10% Rabatt auf den EMS Synthi A. Ohne Tastatur, klar, das lehnte er aus ideologischen Gründen rigoros ab.
http://www.elektropolis.de/ssb_vorgeschichte.htm
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Elektrokamerad schrieb:
Also weder eine technisch noch musikalisch absurde und nicht zu realisierende Idee.
Zum ganz starken Verlangsamen von Klangfolgen, könnte man ein analoges altes Tonbandgerät nehmen, da hier keine digitalen Artefakte auftreten. Bei digitaler technik ist man ja irgendwann beim einzelnen Sample, egal wie hoch die Auflösung auch sein mag.
Andere Dinge könnte man dann mit moderner aktueller Technik umsetzen.
Man kann ja heute das Beste aus beiden Welten nehmen und muß nicht erst die Instrumente erfinden und mühsam anfertigen, so wie es damals war.
Wir haben doch alles!
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Ich möchte, dass der Klang stehen bleibt, so wie es uns Herr Müller an Hand des Tempophon Beispiels erklärt hat: Das Band steht still, ein rotierender Tonkopf tastet das Band an einer Stelle ab, und mit Hilfe der Drehgeschwindigkeit des Tonkopfes kann dann die Tonhöhe des Klangs verändert werden.

Hier ein Beispiel aus Hymnen von Karlheinz Stockhausen, bitte auf den Gesang "brüderlich mit Herz und Haaaaaaaaaa..." achten. Ich find's sagenhaft. Haut mich jedesmal weg.


play / link
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Heute gibt es eine Menge Software wie Camel Alchemy oder div. NI Sachen und den VSynth. Damit kann man das machen, würde mich wundern wenn es nicht auch eine iPad App dafür gäbe. Keine Justagepflege, kein Stress mit Abnutzung von Tonköpfen und Justage/Einmessung. Außerdem kann man auch Samples schon in Samplern wie den Ensoniq Teilen div. Modulationstricks machen, um daran zu erinnern. Die Mittel sind allgegenwärtig.

ad2507b45a_37577811_o2.jpg

http://3.bp.blogspot.com/_rScBRKlTdoE/T ... 811_o2.jpg

vs

ipad-front.png

(ein iPad, Computerbild ... sowas)
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Mir ging es nicht darum, vorliegendes Klangmaterial per Software oder Sampler abzufeuern, sondern in Realzeit augenblicklich entstehendes Klangmaterial einzufrieren und sofort verändern zu können. Ich vermute auch, dass es so etwas gibt, bin aber da nicht auf dem Laufenden. Gerne lerne ich dazu und freue mich schon, so etwas nach bekannter Temopophon Methode - vielleicht in einem kleinen Videobeitrag? - oder persönlich vorgeführt zu bekommen. Gebe dafür dann auch gerne 'ne Kockka aus. Und ein Würstchen. Das obere Bild ist schön, das Klavier stört mein ästhetisches Empfinden. Aus Prinzip.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Genau DAS kann man mit den genannten Teilen machen, auch Kyma wäre zu nennen. Man kann diese Parameter modulieren und steuern. Auch Crusher-X arbeitet so. Du kannst hier sogar mehr machen, Ausnahme wäre natürlich nur alles, was mit Tape/Sättigung oder ähnlichem zu tun hat.

Wenn ich mal den Klapprechner mit habe oder Kyma oder so, führe ich das gern mal vor - oder jemand, der Lust hat. Allerdings gibts Artefakte, mal mehr oder weniger. Ich verstehe auch die Faszination der alten Technik. Diese Technik ist als Granular-Sampling oder Freeze / Variphrase durchaus üblich. Der beste Algorithmus den ich diesbezüglich gehört und gesehen habe war quasi ein Nebenprodukt von Prosoniq, lass dir das mal zeigen auf der Messe (wenn du da hin kommst).
Sogar ganz ohne digitales Nebenblubber. Die Springermaschine kenn ich nur von Bildern. In Aktion kann ich das also nicht unbedingt beurteilen.

Das mit der Tastatur verstehe ich, kannst du dir beliebig einteilen. Wollte damit nur gegenüberstellen.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Elektrokamerad schrieb:
Ich möchte, dass der Klang stehen bleibt, so wie es uns Herr Müller an Hand des Tempophon Beispiels erklärt hat: Das Band steht still, ein rotierender Tonkopf tastet das Band an einer Stelle ab, und mit Hilfe der Drehgeschwindigkeit des Tonkopfes kann dann die Tonhöhe des Klangs verändert werden.

Hier ein Beispiel aus Hymnen von Karlheinz Stockhausen, bitte auf den Gesang "brüderlich mit Herz und Haaaaaaaaaa..." achten. Ich find's sagenhaft. Haut mich jedesmal weg.


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:supi: :supi: :supi:
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Mich interessiert die alte Technik nicht die Bohne, verstehe auch nicht, wie du darauf kommst. Ich habe bestimme musikalische Vorstellungen von Transformationsvorgängen und suche Möglichkeiten, diese im Gegensatz zu den damaligen primitiven Möglichkeiten im Studio, heute elegant live zu realisieren. Womit ist mir echt schnuppe.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Prima, dann passt es ja. Probiere doch die Methoden (bei Interesse) mal. Demos davon gibts es idR kostenlos. Nutze das auch live, denn aus festgehaltenen Freeze-Elementen kann man mit dem Sequencer und Co. wieder neue Dinge aufbauen und quasi wieder zurückspringen oder Elemente herausnehmen. Sehr spannende Sache.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Klasse, sowas von kompetener Stelle zu erfahren. Könntest du bei Gelegenheit und sofern es deine Zeit erlaubt dieses Phänomen an Hand eine kleines Audiobeispiels demonstrieren? Ich stelle mir vor, dass du aus einem gesprochenen oder gesungenen Wort (Hollerie, du Dödel die) einen Klang extrahierst, den stationär machst und dann musikalisch interessant weiterentwickelst - einfach einen kleinen Transformationsprozess vorstellen. Das selbstverständlich live ohne Verwendung von vorher gespeichertem Klangmaterial. Nicht schummeln.

Man kann bestimmte Kriterien auf ziemlich simple und banale Weise musikalisch klarmachen, oder aber sie irgendwie so komponieren, wie es noch keiner gemacht hat, also sehr eigenartig und unerwartet. Dann wird es Musik, dann wird es etwas Künstlerisches. Im übrigen aber ist es nichts anderes als eine Öffnung und eine Erweiterung des Bewußtseins. Auf einmal ist man nicht mehr derselbe, wenn man begriffen hat, daß Töne ja nur innerhalb eines bestimmten Prozesses so sind, wie sie scheinen; daß ich aus jedem Ereignis irgend etwas anderes machen kann, also aus einer Tonhöhe einen Rhythmus, aus einem Rhythmus eine formale Einteilung, aus einer formalen Einteilung eine Klangfarbe; daß man also kontinuierlich durch die musikalischen Wahrnehmungskategorien hindurchkomponieren kann.
Und das ist eigentlich das Wesentliche, was in der neuen Musik stattgefunden hat im Vergleich zur alten Musik. Alte Musik - eine Perspektive. Man hatte eine Orientierung: so, jetzt höre ich rhythmisch-metrisch, und das Harmonisch-Melodische gehört dazu, aber in eine andere Kategorie, das Dynamische wieder in eine andere Kategorie. Man hatte immer das Problem, diese Kategorien zusammenzubringen, statt von einer einheitlichen Konzeption auszugehen und die Vielfältigkeit aus der einheitlichen Konzeption heraus zu entfalten und zu entwickeln. Das Podest ist umgestürzt. Der ganze Kompositionsprozeß ist umgekehrt worden und damit auch die Wahrnehmung.

Karlheinz Stockhauseen - Die vier Kriterien der Elektronischen Musik
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

open_studio_elekt_musik.jpg


50 Jahre WDR: Das historische Konzert 30. Mai 1956
Sendung vom 4.1.2006


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Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

zu: posting.php?mode=reply&f=36&t=53598#pr554546 (eins drüber))
Da wedelt aber der Hund mit dem Schwanz.
Die Notwendigkeit eines solchen Klanges sollte sich aus dem Kompositionsprozess ergeben, nicht die Komposition um die Möglichkeit eines solchen Klangeffektes herum gestrickt werden.
Dabei ist der Klang in Übereinstimmung mit der kompositorischen Notwendigkeit zu bringen. Das ist um so kritischer, je mehr dieser Apparat die zugrundeliegende Idee nur in einem sehr engen Klangspektrum abzubilden vermag.

Herumprobieren, gerade mit einem solchen "kritischen" Apparat verkommt da doch schnell zu kunsthandwerklichem Gedudel. "Oh, das klingt aber gut/interessant" ist natürlich auch in der Kunst legitim, muss sich im Sinne eines gezielten Kompositionsprozesses aber wieder hinten anstellen, d.h. wieder in Übereinstimmung mit der Notwendigkeit in der Komposition gebracht werden.
 
Re: Besuch Elektronisches Studio WDR, Köln (5.2.2011)

Die Idee mit dem "Einfrieren" und "Transformieren" durch Granularsynthese wird ganz gut im Buch "microsounds" von Curtis Roads
beschrieben (MIT Press). Curtis Roads arbeitete auch damals mit einer bekannten japanischen Synthieschmiede zusammen, um
das Konzept umzusetzen. Einen Prototypen gab's auch. Da nach "ökonomischen" Gesichtspunkten aber das Projekt wohl wenig
erfolgreich gewesen wäre, wurden die wesentlichen Parameter "versteckt" und der V-Synth ward geboren :fawk:
 


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