@ Summa
Zur Sache mit der Muffigkeit, bzw. wie du sagst, dem "muffigen Grundklang der Synth-Engines":
Am Anfang fand ich das auch. Der Eindruck hat sich beim Selber-Sampeln und Soundprogrammieren aber komplett verflüchtigt. Ich denke, der Ersteindruck hat mit den Presetklängen zu tun (besonders: Bank 1 und Bank 2). Ich glaube, da wurde der Fusion betont "amerikanisch" programmiert. Man merkt auch, dass regelmäßig der EQ ziemlich brutal eingesetzt wurde - mit sanfteren Einstellungen (und: Eher Ent-zerren als EQ reindrehen) bekommt man dann schon mal bessere Ergebnisse, veränderte FX-Einstellungen sind auch was wert - und schon fangen muffige Fusionklänge an zu klingen!
Hatte ich tatsächlich ein paar Mal.
Und noch mal anders ist es, wenn man selber sampelt oder programmiert, wobei ich allerdings finde, dass die FM-Abteilung (ich finde das inzwischen sogar gut!) grundsätzlich "amerikanisch" klingt, ansatzweise fast schon analog. Man bekommt bei der Fusion-FM aber - nach meiner Erfahrung - die Obertöne doch gut ganz gut rein, auch wenn die ersten Ergebnisse Brillanz vermissen lassen.
Beim Sampling ist es anders - hier war ich positiv überrascht, einmal über die Dynamik, aber auch "oben rum". Zum Spaß habe ich einige Digital-Sounds z.B. sehr lang und mit viel FX- und Hall-Klang gesampelt. Nun: Das Ergebnis auf der Fusion stimmte immer! Da klingt nichts muffig.
@ KPR
Jau, ich hab inwischen eine ganze Menge mit dem Fusion gesampelt. Der fehlende Crossfade-Loop ist ein Manko, aber was die Switches auf Sample-Ebene angeht: Man könnte sogar 100-fache Velocity-Switches für sein Multisample veranstalten...
(außerdem gehöre ich zu den Dinosauriern, die ganz gern mal direkt am Gerät programmieren)
Bei der Sample-FM (mit der ich immerhin ein paar Mal richtig sinnvolle Dinge anstellen konnte), muss man ein wenig Glück haben, sowie ein normalisiertes, mittiges und lautes Sample zur Grundlage. Der Fusion ist leider so eingestellt, dass bei Sample-FM die FM bei Vollaussteuerung nur einen Maximalwert von 25 Prozent erreicht. Und die Auflösung der Sample-FM scheint auch eher ziemlich grob zu sein. Aber trotzdem gut, dass es beim Fusion Sample-FM gibt.
Was das "Resonanz-Problem" bei Fusion angeht: Leider gibt es vor dem Filter beim Fusion keine Sättigungsstufe oder einen sättigenden Kompressor. Der Witz ist nämlich, dass oft erst ein (ggf. mit Tricks) laut gemachter Sound (im Bereich Sample - bei FM und VA sehe ich wenig Probleme) eine schöne Resonanz entwickelt. Es hängt auch nicht selten am Basismaterial - da sind durchaus auch sehr schöne Filtersweeps drin.
Die Entwickler bei Alesis hatten - das ist meine Vermutung - Angst vor Übersteuerungen, und daher den Filter etwas gezähmt. Wenn man - und sei es aus Neugier - mal zur Abwechslung bzw. Ergänzung die Filter der Effekt-Abteilung einsetzt, wird man mitunter von einem besonders schönen Filter-Klang überrascht. Trotzdem: So hundertprozent zufrieden bin ich mit dem Fusion-Filter nicht (und ausgerechnet im Drum-Modus, wo ich mich wie ein Kind darauf gefreut habe, da haben sie es gründlich verkackt - ein echt übler Programmierfehler, bislang auch in den Fusion-Foren undokumentiert. Vermutlich kam vor mir noch niemand auf die Idee, sich im Drum-Modus mithilfe von Rausch-Fahnen und Rausch-Oszillatoren eigene, quasi "analoge" Drumsounds basteln zu wollen. Schade - wie auch das Fehlen eines pro Dum-Oszillator einstellbaren FX-Parameters.)
Garnicht selten sample ich darum Filtersweeps (sogar aus dem SY99) - und lege das Fusion-Filter drüber. Die Ergebnisse (quasi "Doppel-Filter-Technik) sind dann ganz wunderbar und bezaubernd.
Das Fusion-Filter, liebe Noch-nicht-Fusionisten, bitte nicht falsch vestehen: ist garnicht übel, ziemlich flexibel - und z.B. deutlich besser als der SY99. Manchmal ist es auch wirklich Top - aber ich bin in Sachen Filterklang extrem verwöhnt - und für mich ist da der Maßstab z.B. ein OSCar-Filter. Mit der "Doppel-Filter-Technik" (s.o.) kommt man da aber ganz nah ran.
Was ich am Fusion total mag, ist die Einfachheit und Geschwindigkeit, mit der man auf Sound-Ebene Klänge schichten und anpassen kann. Und zusätzlich kann man der Sache dann mit Modulationen allerhand Dreh geben - das nimmt sich mitunter wie ein Sample-Modular-Synthesizer aus. Abgesehen von drastischen Sachen liebe ich da auch die subtilen Möglichkeiten, z.B. ein sanftes Modulieren der Envelopes durch einen langsam laufenden LFO. Hat man sich an das Modulationskonzept vom Fusion gewöhnt (geht schnell!), ist das auch schnell und bequem zu bedienen. Manche Details am Fusion, die man sich erst später erschließt, erstaunen auch in Hinblick auf ihre klanglichen Möglichkeiten, z.B. die Anpassbarkeit des Kurvenverlaufs von Envelopes in jeder einzelnen Phase. Auch finde ich, dass das Portamento (vielleicht bin ich der einzige Mensch auf der Welt, der darauf achtet) vom Fusion besonders gut klingt und recht schön einzustellen ist.
Je länger man den Fusion hat, umso mehr entdeckt man. Echt geil. Das ist ein bisken so, als ob man alle paar Monate einen neuen Synthesizer bekommt.