Ich denk mal, Summa ist in Sachen Obertonverhalten so empfindlich wie ich z.B. früher mal bei Rauschen (übrigens: einige Fusionsounds rauschen ziemlich derb - obwohl das eigentlich der Rausch-freieste Synthie ist, den ich bisher hatte), und sieht die Dinge halt aus seiner Spezialisten- bzw. Expertensicht.
Dass die VA vom Fusion "muffig" klingt, halte ich allerdings für ein Gerücht. Auch hier - bzw. für diesen Ersteindruck - spielen m.E. die Presetklänge eine große Rolle. Ganz klare Ansage von mir: Bei der Fusion-VA ist kein Muff. Nicht in der Engine. Allerdings könnte man sagen, dass die VA ohne Einsatz der (durchaus Muffigkeit erzeugenden) EQs dazu tendiert (lässt sich aber durch geeignetes Programmieren, mit leichten Mühen, anders handhaben), ziemlich mittig zu klingen.
Ähem: Was meinem Soundgeschmack sehr entgegen kommt. Die Crossmodulations- bzw. Sync-Klänge des Fusion-VA sind <i>richtig geil</i> (auch meine selbst programmierten Sounds...
) und reichen von dezent bis brutal. Wenn es um Sync-Sound geht: Dann ziehe ich den Fusion vor jedem anderen Synthie vor, auch z.B. einem Microwave.
Ein Oberton-Problem bzw. "Muffigkeit" gibt es beim Fusion nicht, bzw. erst dann, wenn z.B. der ziemlich schwache Chorus eingesetzt wird (geradezu ein Muffigkeitsgarant), oder wenn die nur mittelprächtigen (aber dennoch teils extrem nützlichen) EQs stark eingesetzt werden. Dem grundsätzlich eher mittigem Klang der Fusion-VA wurden einige Analog-Sounds in den Presets dadurch auf "klassisch analog" getrimmt, dass mittels EQ die Bässe und unteren Mitten massiv reingedreht wurden. Im Ergebnis klingen derartige Sounds meiner Meinung nach - oft - leicht bis mittelstark muffig.
Es geht aber auch anders! Ein Beispiel für das, was ich beschrieb wäre z.B. der Hollow Sun (Soundbank) Sound L-8. Es kommt dem "typischen" Sweetspot der Fusion-VA ziemlich nah. Das klingt allemal analog, man hört den Effekt vom Sycn-Sound - und keinen EQ. Muffig klingt das mit Sicherheit nicht. Wem der Sound zu wenig brutal ist, der dreht sich einfach den Filter und ein wenig Resonanz in den Sound.
Für den klassisch analogen Soundcharakter sind derartige Kläge aber zu brillant. Im Fusion wurde das in den meisten Sounds dadurch gelöst, dass sehr intensiv mit dem Fusion-EQ gearbeitet wurde (meiner Meinung nach zu viel). Ich einer professionellen Aufnahme würde ich eher so vorgehen, dass ich den Fusion-EQ vorher weitgehend rausdrehe und die EQ-Bearbeitung dann am Rechner oder mit Outboardkrams erledige. Vielleicht bin ich da zu mäkelig, zumal sich der Fusion-EQ ja auch gut und sinnvoll einsetzen lässt - aber irgendwie mag ich diesen EQ halt nicht. Ich hab da immer den Eindruck, dass man sich den Klang damit verschmiert. Vielleicht habe ich mir das aber auch nur eingeredet, aber bei meinen selbst gesampelten Sachen fällt mir auf, dass der Klang immer dann abfällt (für meinen Geschmack), wenn ich den Fusion-EQ stark nutze.
Ich habe keine Ahnung, ob man das irgendwie objektivieren kann. Und ob meine persönliche Einschätzung in Sachen EQ viel taugt, ist auch nochmal die Frage. Beispielsweise mag ich die EQs von alten Soundtracks-Mischern sogar sehr. Objektiv gesehen sollen das aber eher "schlechte" EQs sein. Gleiches gilt z.B. für einen alten Kenwood GE 1100-Equalizer. Das Ding rauscht zwar verflucht, aber ich mag den Klang. Sehr viel teurere 31-bändige Studio-EQs kommen da nicht ran. Objektiv muss ich mich irren, aber mein Höreindruck ist doch jedesmal der gleiche.
Tja. Es sind halt meine Ohren - und jeder hört ein wenig anders.
Thema FM bei Fusion:
Die Parametrisierung ist komplett anders als beim SY99 - und wenn man ein echter FM-Spezialist war, muss man zunächst beim Fusion leicht unglücklich werden, denn: der reagiert einfach anders - und klingt auch anders. Bis man soweit ist, z.B. den Vorteil der bis zu 32 Tables zu erkennen (gerade für die FM!), bis man die besonderen Möglichkeiten schätzen lernt (z.B.: praktisch jeder FM-Parameter lässt sich via LFO synchronisieren - 8 LFOs, 8 Hüllkurven mit formbaren Flanken usw.), bis dahin ist für echte FM-Kenner wohl eine gute Frust-Strecke zu überwinden.
Das sag ich als FM-Anfänger. Ich meine, ich könnte es gut verstehen. Wenn man sich auf seinem Yamaha-FM-Synth so seine Tricks und Gewohnheiten erarbeitet hat, dann <i>muss</i> es einfach frustierend sein, wenn diese Möglichkeiten zunächst fehlen bzw., wenn die Fusion-FM oft anders reagiert. Und wenn man dann erst mal frustriert ist, wird einem der seidige Klang von "Sine Warp" vermutlich erstmal wenig trösten. Einiges, was z.B. beim SY99 ganz selbstverständlich funktioniert (z.B. das sehr praktische Arbeiten mit Ratios), das muss man sich erst mal für die Fusion übersetzen (bei mir klebt eine kleine Tabelle auf dem Fusion), manches geht garnicht (z.B. das Microtuning oder Loop-Points innerhalb der Hüllkurven), anderes fehlt ohne größeren Verlust (z.B. die Panorama-Presets).
Ich würde - bislang - durchaus sagen, dass die Fusion-FM eine Tendenz zur Muffigkeit hat oder ziemlich schnell zur Überreaktion und dann Krach neigt. Es ist insgesamt leichter, so ist der Eindruck für mich, die Yamaha-FM zu bändigen. Woran auch immer das liegen mag.
Ein wichtiger Faktor beim FM-Vergleich ist auch die Effektabteilung. Die von Yamaha (bei meinem SY99) klingt einfach brillanter, gerade auch im Zusammenspiel mit der FM-Synthese und der Choruseffekt beispielsweise unterscheidet sich gewaltig - Chorus ist für FM m.E. nicht gerade der unwichtigste Effekt.
Dazu kommt, dass man beim Aufbau eines Sounds nicht einfach einen Yamaha-FM-Sound nachbauen kann bzw. besser gesagt: sollte. Das funktioniert nur bei einfacheren Klängen, aber bei komplexen Verschaltungen merkt man sehr deutlich, dass die FM-Engines einfach anders reagieren.
Andererseits merke ich beim Herumprobieren, dass meine ersten Vorurteile nicht stimmen. Einerseits gelingen mir mit der Fusion-FM Dinge, die auf dem SY99 nicht (und zwar garnicht) gehen und dann ist da oft ein gewisser "voller", "organischer" und mitunter analog anmutender Klangeindruck, den man mit der Fusion-FM recht einfach realisieren kann, wo es bei Yahama deutlich schwieriger ist. Besonders schneidende und helle Klänge habe ich der Fusion-FM am Anfang auch nicht zugetraut. Ich muss sagen: Ich habe mich geirrt. Andererseits gelingen "glasige" und gehauchte Klänge mit der Yamaha-FM deutlich eher.
Auch sollte man nicht vergessen, dass man am Fusion viel einfacher und mit deutlich mehr Leistungsvermögen Klänge (z.B. VA+FM oder FM + Sample) mischen kann, was ja schon ziemlich prima ist, und dann ist da halt noch diese sehr geniale 32-fache Modulationsmatrix beim Fusion.*
Ähem: Das so in etwa ein Zwischenstand meiner "Forschungstätigkeit".
Spätere Meinungsänderungen: garantiert!
* Ich behaupte: Wenn Yamaha einfach eine modernisierte Neuauflage ihres DY7 machen würde, mit aktuellen Audiostandards, 24bit-Dynamik - ergänzt mit der Fusion-Modulationsmatrix und mit einem 50-stimmigen VA - dann würde das am Markt funktionieren und eine Reihe von Leuten erfreuen. Man kann das bestätigt finden, finde ich, mit dem Preistrend und der zunehmenden Beliebtheit vom AN-200.