Wenn Träume verfügbare Realität werden.

Als ich in jugendlichen Jahren (ich war so um die 14) zum ersten mal "Origin of Supernatural Probabilities" von Tangerine Dream hörte war es um mich geschehen - ich wusste, sowas in der Art will ich /muss ich auch mal machen. Es hat halt irgendwas in meiner Seele getroffen. Leider blieb es für viele Jahrzehnte ein Traum - die Geräte mit denen so etwas machbar war waren weit ausserhalb meiner finanziellen Möglichkeiten. Aber der Traum blieb.

Kaum dreißig Jahre später wurden mir meine Instrumente gestohlen, und nach jahrelangem Rechtsstreit bekam ich eine überraschend hohe Entschädigung. ich konnte mir endlich ein paar Synthesizer kaufen und loslegen ...

Was kam dabei raus?

Ich spiele heute in einer Art "Avantgarde"-Band in der ich sehr weitgehende Freiheiten habe was das musikalische Material betrifft - ok, es ist nicht Tangerine Dream o.ä. geworden aber ich zitier mal ein Presseecho:

"Frank Zappa schaut von oben zu, die Band 'Kraftwerk' bringt die elektropoppige Energie, und Tangerine Dream strömt durch alle Saiten. Es ist, als ob Wutbürger mit viel zu kleinen Hüten und Clowns mit viel zu großen Herzen schon mal dagewesen wären und nur mal kurz nach Hause telefoniert hätten. Es ist ein intergalaktisches Spektakel gigantischen Tonumfangs, bei dem das Golden Deutsch Trio das Absurde umkreischt. "Balle, Balle, Knalle" - mehr braucht man nicht zu sagen."

Na wenn das so ist :)

Ich kann sagen dass mein Traum sich erfüllt hat, wenn auch etwas anders als gedacht. Man muss halt etwas flexibel sein mit seinen Träumen ;-)
Und dass die "Erfüllung" halt nicht in Stasis endet, sondern in einer begeisterten Nutzung der jetzt vorhandenen Möglichkeiten.

Einziger, wenn auch winziger Schatten: In den Zeiten in denen ich aus meinen Gitarren-Effekten absolut abgedrehte Sounds herausholte war ich im Sound-Design kreativer. Das fehlt mir manchmal ein bisschen: "nehm ich halt nen Synthesizer, ist das alles einfacher". Ja schon, aber die "Happy Accidents" waren früher halt krasser.

So what. Ich bin alt genug um glücklich zu sein mit dem was ich habe (gelegentliche G.A.S. Anfälle sind ok). Meine Träume sind nicht zu 100% in Erfüllung gegangen, aber 80% sind auch ok. Damit kann ich leben.
 
da gibt es natürlich viele Beispiele dazu. Jedoch gibt es auch Beispiele, die das Gegenteil beweisen. Dass man z.B. einen Menschen so und so einschätzt, und es sich dann herausstellt, dass dieser Mensch eine Wundertüte ist, mit viel grösserem Potential, Talent, Witz, Lebensfreude, als man angenommen hat. Vielleicht ist das Peter Bichsel in seinem Leben entgangen. Das kann sein. Ich habe Bichsel als eher weinerliche Person in Erinnerung.

Das Gegenteil trifft auch auf Instrumente und Geräte zu. Dass man erst später eine weitere Möglichkeit entdeckt, von der man vorher noch nicht mal was geahnt hatte. Z.B. Feedbackeffekte mit einem normalen Mischpult, Obertöne erzeugen mit Saiteninstrumenten, etc.
Da gebe ich dir recht. Aber das sekundäre Leben, wie es Peter Bichsel meint, ist gedacht, daß man es sich eben schön ausmalt. Es geht dabei nicht um die Beurteilung von Menschen oder Gegenständen.
Daß er eher weinerlich daherkommt mag sein.
 
Jeder Traum, der erfüllt wird, hinterlässt Leere, wenn er falsch war. Diese Leere ist Nährboden für neue Träume, darunter womöglich noch mehr falsche, da gilts aufzupassen.

Jeder Traum, der erfüllt wird, führt aber zu Fülle, wenn er ausnahmsweise richtig war.

Leider scheitere ich mein Leben lang daran, bei einem Traum festzustellen, ob es wohl ein richtiger oder ein falscher Traum ist. Habe schon manchen richtigen Traum begraben, da mir seine Erfüllung als zu teuer und obendrein sinnlos erschien in der Welt, in der wir heute leben.

Musikmacherei war ein alter Kindheitstraum, aber verkennt die Tatsache, dass ich dazu kein Talent besitze oder dass ein Talent, das ich evtl. einmal hatte, aus praktischen Gründen nie entwickelt wurde, Anlagen dazu durch die Zeit heillos verschüttet und verkümmert sind. Und irgendwann ist das Entwicklungsfenster eben zu. Was ich heute mache, ist ein seelenloses Substitut für Musik, eine Ausgabe- und Prüfform für "richtiges" Programmieren. Normalerweise ist ja das native Ergebnis des Programmierens ein profanes Computerprogramm oder ein Spiel. Es kann aber eben auch ein Generat sein, dass ein Video- oder Musikprogramm, Bildverarbeitung oder ein CAD-Programm weiterverarbeiten werden könnte. Dürfte niemandem hier neu sein.

Eine Maßnahme richtige Träume von falschen zu scheiden ist vermutlich, dass man sich fragt: Was ist die Essenz, das Motiv meines Traums, meines Wunsches? Aufwandsvermeidung? Leichter und näher an etwas herankommen können als andere? Falsche Träume, die aus Neid und Missgunst herrühren, hinterlassen Leere. Wenn der Musiker, dem ich hinterhereifer, von heut auf morgen das Interesse daran verlieren würde – wäre ich daran noch interessiert oder würde das auch erlahmen?

Richtige Träume sind diejenigen mit der längsten Entwicklungszeit, denen wir über Jahrzehnte treu bleiben. Musikmacherei kam bei mir zu spät, dass es ein Kindheitstraum war, könnte falsche Erinnerung sein.

Maschinen aus Gedanken, Maschinen aus Information, der Traum davon ist älter. Ich programmiere weniger um Musik zu machen, als dass ich Musik als Programmierziel mache, weil Computerspiele mir regelmäßig zu nerdig gelingen, selbst für mich zu öd. Komponierte Musik kann ich immerhin aus gemeinfreier Literatur klauben, das genügt mir.

Irgendwas ernsthafteres mag ich nicht machen, weil entweder dann Leute mit Wünschen kommen und das artet ja bald in Arbeit aus, oder die Konzepte dahinter wären zu andersartig, verkennten die bisherigen Entwicklungen, dass ich auch dann ebenso der einzige Benutzer wäre.
Zumal die kapitalistischen Besitzer der Rechenzentren mir moralisch suspekt sind; dagegen die Leute, die sich für Smartphones und Apps und Medien interessieren, Musiker für eye-candy VST-Plugins, die sind mir einfach zu ... anders orientiert im Leben. Umgebe mich lieber mit Leuten, die nicht nur computerkundig sind, sondern sogar die Implikationen technologischer Abhängigkeit verstanden und damit reflektiert umgehen können. Die wissen, was in diesen nüchternen Kästen für Potenziale schlummern. Die Programmieren nicht mit der Anwendung irgendwelcher halbherzig herbeirecherchierter Frameworks und Toolkits verwechseln, sondern diese finden, evaluieren und abwägen, ob der Mehrwehrt die Abhängigkeit lohnt. Die wissen, dass auch jede eigentlich unnötige Berechnung Kohlenstoffdioxid freisetzt. Schicke Benutzeroberflächen, KI-Bots sind für mich pure Verschwendung.

Langer Rede kurzer Sinn: Es geht nicht darum Träume zu leben, sondern die richtigen zu verwirklichen; sich von den falschen zu lösen.
 
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Bei angebern muss alles immer meistens amtlich sein sonst bist du raus.

Weil sich in der Szene der elektronischen Musik eben auch viele befinden, die Mix und Master als Teil eines qualitativen Tracks ansehen. Es gehört zum Skillkomplex dazu und auch, wenn du oldschool klingen möchtest, kann es doch hochwertig sein.

Wenn man sich in diesem Anspruch nicht einig wird, ist die Diskrepanz in diesem Forum so hoch, dass man es auch aufteilen könnte, in jene, die rumdaddeln wollen und jenen mit höherem Anspruch an sich selbst, völlig unsbhängig davon, ob sie diesen erreichen.

Was bringt mir eine Meinung von jemanden etwas, dem der Sound eigtl scheissegal ist?!? Da geht die Grundhaltung weeeit auseinander
 
Weil sich in der Szene der elektronischen Musik eben auch viele befinden, die Mix und Master als Teil eines qualitativen Tracks ansehen. Es gehört zum Skillkomplex dazu und auch, wenn du oldschool klingen möchtest, kann es doch hochwertig sein.
Bleibt die Frage was unter hochwertig. zu verstehen ist.
Welcher Maßstab auf dem sich alle einig sind.
Wenn man sich in diesem Anspruch nicht einig wird, ist die Diskrepanz in diesem Forum so hoch, dass man es auch aufteilen könnte, in jene, die rumdaddeln wollen und jenen mit höherem Anspruch an sich selbst, völlig unsbhängig davon, ob sie diesen erreichen.
Da war schon immer Uneinigkeit.
Je nachdem was wer macht und welcher Szene er unterwegs ist mit seinem style halt.
Was bringt mir eine Meinung von jemanden etwas, dem der Sound eigtl scheissegal ist?!? Da geht die Grundhaltung weeeit auseinander
Nur weil jemand nicht amtlich mitziehen will bedeutet es nicht das ihm selber sein sound scheißegal ist.
Ich muss zb. auch als 90er miterlebter immer schmunzeln wenn Leute heute sagen ihre Musik klingt weiterentwickelter wie die 90er.
Darüber hinaus bewegt sich ja dieses amtlich sein müssen in jeden style und scene nach einem anderen selbst ernannten Maßstab.
Die Angeber sind sich ja selbst noch nicht mal einig nach welchem.
 
Bleibt die Frage was unter hochwertig. zu verstehen ist.
Welcher Maßstab auf dem sich alle einig sind.

Eine berechtigte Frage, bei der sich Tontechniker in ihrer Meinung näher sind, als die Antwort, die du hier gerne hättest.

Mit subjektivem Geschmack kannst du jeden Müll rechtfertigen. Macht das Sinn? ich denke nicht.

Der Maßstab in erster Instanz ist deine Referenz. Mit der kann man in deinem Sinne am objektivsten vergleichen
 
Darüber hinaus bewegt sich ja dieses amtlich sein müssen in jeden style und scene nach einem anderen selbst ernannten Maßstab.

Amtlich bezieht sich nicht auf Soundauswahl, sondern bedeutet nur, dass sich der Titel in sein Genre gut einfügt, ohne negativ aufzufallen.
 
Was bleibt übrig wenn Träume verfügbare Realität wurden?

Dazu gibt die Psychologie eine klare Antwort:

Du wirst eine gewisse Zeit lang glücklich sein, und dann sinkt Deine Zufriedenheit wieder auf das vorherige Niveau ab. Da ist es auch egal, ob Du Musikequipment kaufst, Deinen Traumpartner kennenlernst, Milliardär wirst oder den Nobelpreis verliehen bekommst.
 
Dann ist dein Traum doch in Erfüllung gegangen? Ist es nicht das, was man möchte im Leben? Und wenn man (für mich schwer vorstellbar) ansonsten keine Träume mehr hat, dann hat man doch alles was man sich erträumt hat und müsste glücklich sein.

Nicht? Dann fehlt wohl doch noch was.

wie du schon sagtest: wenn der traum in erfüllung ging, dann ist er weg und man steht mit leeren händen da.
 
Hat man sich einen Synthitraum 'erfüllt', fällt dann in ein Loch und leidet daran, dann war es keine Erüllung, sondern wohl doch nur ein Loch. Nur so eine Theorie.
 
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Dazu gibt die Psychologie eine klare Antwort:

Du wirst eine gewisse Zeit lang glücklich sein, und dann sinkt Deine Zufriedenheit wieder auf das vorherige Niveau ab. Da ist es auch egal, ob Du Musikequipment kaufst, Deinen Traumpartner kennenlernst, Milliardär wirst oder den Nobelpreis verliehen bekommst.
Die Psychologie kann mich mal.
Ich bin seit über 10 Jahren mit meiner Traumpartnerin zusammen und bin was den Punkt betrifft über alles glücklich!
 
Dazu gibt die Psychologie eine klare Antwort:

Du wirst eine gewisse Zeit lang glücklich sein, und dann sinkt Deine Zufriedenheit wieder auf das vorherige Niveau ab. Da ist es auch egal, ob Du Musikequipment kaufst, Deinen Traumpartner kennenlernst, Milliardär wirst oder den Nobelpreis verliehen bekommst.
Das stimmt und dann führt es zur Lust was neues zu kaufen weil du das gefühl hast einen Tapetenwechsel zu brauchen.
Helfen kann dagegen ne Pause einlegen und mal was anderes zu machen.
Nach der Pause findest du das was du hast wieder richtig klasse wie grad frisch gekauft.
Meine Erfahrungen so bei Synthesizer.
Traumpartner ist aber wiederum was anderes.
Das verläuft bei jedem anders. ;-)
 
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Wenn es um Besitz geht, finde ich die buddhistische Sichtweise unglaublich beruhigend, sie holt mich immer wieder auf den Boden zurück. „Nicht der ist reich, der viel besitzt, sondern der, der wenig begehrt.“ Ich bin jedes Mal tief beeindruckt, wenn ich Menschen treffe, die so frei im Kopf und im Herzen sind, dass sie ihr letztes Geld in ein altes Wohnmobil stecken und einfach losfahren.
 
Eine sehr interessante Diskussion!!
Mit vielen Facetten.
Dann noch mein Senf dazu:
Ich habe mit Musik und Bands begonnen, als ich 15 war. Das ist nun schon 48 Jahre her. Und es war damals hart, überhaupt die Sachen zusammenzusparen, um einigermaßen Musik machen zu können. Aber es funktionierte! Und seit der Zeit, nicht bis heute, aber doch lange Zeit, war mein Gedanke: wenn ich dies oder das noch kaufen oder besitzen könnte, dann würde ich „richtig“ Musik machen können……. Heute habe ich mir eine Menge meiner Träume erfüllt, aber die Kreativität hat es keinesfalls beeinflusst. Und mein Fazit: erstens sind (für mich!) die Träume immer schöner gewesen als die Realität, wenn ich denn wieder was kaufen konnte. Zweitens macht mehr gear nicht zwangsläufig mehr Kreativität. Wohl eher im Gegenteil! Da muss ich immer an meinen genialen Musiklehrer aus Schulzeiten denken, der sagte: „die wahre Kunst besteht in der Reduktion!“
Da ist was dran. Bei all meinen tollen Teilen im „Musikzimmer“ lande ich doch oft am Ende wieder am Klavier. Andererseits: hätte es vor 48 Jahren schon Behringer Synths gegeben, es wäre viel leichter gewesen, loszulegen. Was auch immer sonst an Behringer kritisiert wird.
 
Und es war damals hart, überhaupt die Sachen zusammenzusparen, um einigermaßen Musik machen zu können.

es ist ohnehin ein klassisches missverständnis zu glauben, dass andere unter dem traumstudio das geiche verstehen wie man selbst.

der eine will möglichst teure geräte besitzen, der andere möglichst effektiv damit arbeiten, wieder andere haben viel mehr spass daran mangel zu verwalten und aus scheiße gold zu machen oder brauchen schlichtweg nix.

die einen hetzen von einem traum zu anderen und lassen sich danach neue träume verkaufen(sic) und die anderen haben ihre träume aufgegeben - und letztlich finden sie alle beide keine erfüllung darin. :)
 
es ist ohnehin ein klassisches missverständnis zu glauben, dass andere unter dem traumstudio das geiche verstehen wie man selbst.
Absolut. Ich habe meins aber.
die einen hetzen von einem traum zu anderen und lassen sich danach neue träume verkaufen(sic) und die anderen haben ihre träume aufgegeben - und letztlich finden sie alle beide keine erfüllung darin. :)
Es gibt da mindestens noch eine dritte Gruppe :D
 


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