...
ob Universalien eine
ontologische Existenz beigemessen werden kann (
Realismus) oder ob es sich um rein verstandesmäßige
Begriffsbildungen handelt (
Nominalismus). D
..."
Das ist m.E. der springende Punkt.
Damit kann ich nichts anfangen.
Meine Vorstellung von Realismus ist eine andere, die klappt auch ohne Rückgriff auf Ontologie. Wer sich schon mal die Finger verbrannt hat, weiß dass Temperatur keine rein verstandesmäßige Begriffsbildung ist. Unser modernes Verständnis von Temperatur ist gerade mal 200 Jahre alt. Salopp gesagt hat sich die Ontologie von Temperatur gewandelt. Aber Hitze schmerzt unabhängig von unseren Kenntnissen der Thermodynamik wie zuvor.
Als grundsätzlichen Einwand: wie könnte man die beiden Behauptungen im Zitat belegen oder widerlegen? Geht nicht, weil sie nichts Konkretes behaupten. Es gibt keinen Satz, der so ginge: "Weil Nominalismus wahr ist, folgt dass ..." Oder "Weil Realismus wahr ist, folgt dass ..."
Mit den Worten von Popper: was im Zitat behauptet wird, läßt sich nicht falsifizieren.
Siehe zweiter Satz:
"...
Als Universalien werden Allgemeinbegriffe wie beispielsweise „Mensch“ und „Menschheit“ oder mathematische
Entitäten wie „Zahl“, „Relation“ und „Klasse“ bezeichnet. E
..."
Der "Mensch" ist ein gutes Beispiel. Wir kennen den Homo sapiens, den Neandertaler, den habilis, den erectus und so weiter. Wir haben diese Namen zu unserer Bequemlichkeit erfunden, sonst müßten wir von konkreten Fundstücken wie Lucy oder Serengeti #23-A sprechen. Also sortiert man die Fundstücke in Gruppen. Wenn man's drauf anlegte, könnte man wohl auch anders abgrenzen, mit weniger oder mehr Arten.
Hier versteckt sich ein schöner Dualismus.
Der Neandertaler ist eine andere Menschenart als wir, immerhin hat er einen eigenen wissenschaftlichen Speziesnamen. Andererseits sagt Ernst Mayr, Individuen gehören zur selben Art, wenn sie fruchtbare Nachkommen zeugen können. Offensichtlich ein Widerspruch, der Neandertaler ist keine eigene Art, aber im Kontext wissen alle, was gerade gemeint ist.
Es ist also gar nicht so schwer, widersprüchliches gleichzeitig im Kopf zu haben.
Ein Elektron ist wie alle Elementarteilchen ein mathematischer Punkt. Sagt man wenigstens, Stand 2025. Wie könnte ein Punkt Masse oder Ladung haben?
Beide Möglichkeiten sind für den Newton-Verstand eine ziemliche Zumutung. Stelle ich mir das Elektron als Kugel vor, halse ich mir etliche Probleme auf. Dann muß ich erklären, aus was diese Kugel besteht, wie sich Kräfte in ihr ausbreiten, usw. Die Punktvorstellung hat ebenfalls ihre Tücken. Die elektrische Kraft bei Radius 0 ist unendlich, wenn ich von 0 bis Unendlich integriere, erhalte ich ein unendlich großes Potential. Die Unendlichkeiten müssen in einem Schritt namens
renormalization wieder herausgerechnet werden. Und jetzt?
Angesichts dieser Zumutungen finde ich es erstaunlich, dass der Millikan-Versuch für alle Zukunft wahr bleibt. Das reicht mir, um fernab vom Universalienstreit von etwas Realem zu sprechen.
Alles, was Du schreibst, weisst Dich als einen Nominalisten auf.
Ich habe lediglich versucht zu erhellen, was Nominlaismus bedeutet.
Bei Nominalismus kann ich nicht mitreden. Recht wohl fühle ich mich in der Ecke nicht. Was mich überzeugen würde, Nominalist zu sein, wäre, wenn all meine Einwände zum Standardrepertoire der Nominalisten gehören.
Analoge Frage:
Ist Mathematik gefunden, a,so schon da, unabhängig vom Menschen, sie juss nur entceckt werden?
Darüber läßt sich endlos philosophieren. Ein Beispiel pro Entdeckung: als Euler sein e^(î*pi) = -1 fand, wird er ziemlich gestaunt haben.
Mehr zu Mathematik später.
Ein Katholik muss eigentlich *) glauben, dass sich das Brot und der Wein verwandelt. Das funktioniert nicht, wenn man Nominalist ist.
Wenn man Realist ist, funktioniert das ebenfalls nicht.
