Traumstudios

rolandpower schrieb:
ppg360 schrieb:
Die Doku ist toll -- bis zu dem Punkt, wo Dave Grohl ganz offensichtlich vergißt, unter welchem Strauch er selbst mal hervorgekrochen kam und anfängt, über ProTools herzuziehen. "Alle doof, die ProTools nutzen, klingt alles scheiße, Untergang der Musikkultur, nur ich dick die Ahnung, weil ich Neve-Pult kaufe" -- das nimmt dem Ganzen ein wenig die Ernsthaftig- und Glaubwürdigkeit.

Stephen

Da gebe ich Dir recht..ich sage Dave Grohl ist ein proll!!! Der hat definitiv die NEVE 8028 nicht verdient. Wer weiß ob der die noch hat?? Ich glaube die steht nicht mehr in den Studios 606..aber genau weiß ich das nicht...falls der sie verzockt hat, wußte er die nie zu schätzen!!!

Und ProTools oder andere Systeme sind nun mal der Wandel der Zeit...Kaum einer hat die Budget´s um 24 Track Maschinen zu warten oder einzumessen. Kaum ein Kunde leistet sich 15 min. Aufnahmezeit bei 76 cm/s Speed. Ein 2" Band kostet ca. 400 Euro.

Dave Grohl hat die Neve definitiv nicht verdient, aber er hat definitiv genug verdient, um sich als reicher Rockstar ein Neve-Pult hinstellen zu können. Dann kommt noch Paul McCartney vorbei und ich bin berühmt. Super. So läuft das. Da vergißt man dann schnell mal, wo man herkommt.

Selbst ich, der ich Computertechnologie nicht mag, muß zugeben, daß ich keine Lust mehr habe, eine Tascam 38/58 warten und instandhalten zu müssen -- vom Bandmaterial ganz zu schweigen. Ein Freund von mir hatte jahrelang eine Studer A80 16-Spur im Studio... ich glaube, die ist mittlerweile ein Türstopper.

Da ist ProTools echt eine Offenbarung. Das Problem ist nur, daß Analogtechnik viel nachsichtiger ist, wenn man Scheiße baut und rumstümpert -- Digitaltechnik offenbart gnadenlos jeden Fehler und jede Ahnungslosigkeit als Tontechniker (was man ja beim einen oder anderen RHCP- oder Metallica-Album hören kann...).

Stephen
 
Erstmal vorab, Mädels und Jungs, ich glaube ich kann nicht mehr schreiben....brauche Ewigkeiten um ein Satz zu schreiben mit der Tastatur!!!

So, jetzt weiter:
wollte sagen, bei elektronischer Musik und alles was looporientiert ist, muß man nicht nachsichtig sein, da alles sowieso editiert wird....Das war mal früher, das eine Band ins Studio ging mit Ihren Instrumenten und in einem Take alles auf Band...
Bei mir, wäre es unmöglich alles auf band zu ziehn...hab ich früher gemacht auf acht Spur oder gleich auf Zweispur stereo. Meistens gleich auf Zweispur...man könnte es aber hinterher nicht mehr sauber mischen- ( tue ich mich heute noch schwer mit den Frequenzen und Pegeln richtig zu jonglieren, da ich Autodidakt bin ).
Durch die DAWS fühle ich mich aber trotzdem total eingeengt und ich jamme nicht mehr..alles muß perfekt und am ende verliere ich die Geduld, oder habe sie schon verloren..es macht mir kein Spaß mehr....
Ich muß wieder dort hin, wo ich einmal war...alles rudimentär..ohne nachzudenken, aber trotzdem sinnvoll...Kanäle auf, grob eingestellt das panning pegel und los....ich fühle mich zur zeit eingezwängt....
 
^ Naja, in den 90ern Loops von Hand zu editieren, war viel Arbeit - kein Spielraum für Nachsicht. Hat mir trotzdem genausoviel oder mehr Spaß gemacht als Band schnippeln.

Zu Dave Grohl: in der Doku kommt auch Trent Reznor zu Wort, den ich weiter oben schon gepostet hatte, und er beklagt, dass jüngere Musiker/ Produzenten mit Plugins hantieren, deren physische Vorbilder sie nie auch nur gesehen hätten. Da ist schon was dran. In einem anderen Interview letztes Jahr beklagt er, dass Loops Editieren mit Live so leicht bzw. automatisiert sei, während er früher Ewigkeiten dafür brauchte. Interessant im Vergleich zu beiden Statements finde ich halt: seine m.M.n. besten zwei Alben von '89 und '94 haben eben stark auf Samples, und zwar eben diesen eher grob bearbeiteten, basiert und waren im Bereich Synth-Programmierung eher schlicht und strack - kein Vergleich zu den modularen Schraub-Orgien seit With Teeth, die zwar cool tönen, aber oft etwas Beliebiges an sich haben. Die alten Sachen waren wie guter früher Hip Hop: kreativ mit wenig Ressourcen umgegangen; weder Schlafzimmer- noch Profi-Producer.

Ich ziehe aus solchen Storys und Beobachtungen für mich den Schluss, dass man von Traumstudios vielleicht besser nur träumt. ;-)
 
talkingdrum schrieb:
in der Doku kommt auch Trent Reznor zu Wort, den ich weiter oben schon gepostet hatte, und er beklagt, dass jüngere Musiker/ Produzenten mit Plugins hantieren, deren physische Vorbilder sie nie auch nur gesehen hätten. Da ist schon was dran.
Die Doku kenne ich zwar nicht, aber was soll da schon dran sein? Ein Compressor ist ein Compressor, ein EQ ist ein EQ usw. Man muss die Hardware nicht kennen um das Plugin einzustellen. Wichtig ist nur die Auswirkung der Parameter auf den Klang beurteilen zu können. Wenn man sagen würde echte analoge Hardware klingt besser als Plugins, ok. Aber "jüngere Musiker/ Produzenten" müssen die echte Hardware nicht unbedingt in echt gesehen haben, um mit Plugins zu arbeiten.
 
Michael Burman schrieb:
talkingdrum schrieb:
in der Doku kommt auch Trent Reznor zu Wort, den ich weiter oben schon gepostet hatte, und er beklagt, dass jüngere Musiker/ Produzenten mit Plugins hantieren, deren physische Vorbilder sie nie auch nur gesehen hätten. Da ist schon was dran.
Die Doku kenne ich zwar nicht, aber was soll da schon dran sein? Ein Compressor ist ein Compressor, ein EQ ist ein EQ usw. Man muss die Hardware nicht kennen um das Plugin einzustellen. Wichtig ist nur die Auswirkung der Parameter auf den Klang beurteilen zu können. Wenn man sagen würde echte analoge Hardware klingt besser als Plugins, ok. Aber "jüngere Musiker/ Produzenten" müssen die echte Hardware nicht unbedingt in echt gesehen haben, um mit Plugins zu arbeiten.


Ich wollte seine Klage ja auch eigentlich relativieren, und das sogar anhand seiner eigenen Musik als Beispiel. Das erste NIN-Album wurde mit 'nem Emax, nem Minimoog und nem Prophet VS aufgenommen - in Pro-Studios mit Produzenten. Das zweite war schon ein eigenes Studio, aber immer noch sehr klein und dünn ausgerüstet verglichen mit vielen hier geposteten. Heute hat er so ziemlich alles Denkbare an Klangerzeugern in seiner Garage, von der Modulartapete bis zur Folktek-Sammlung, und die Musik klingt weder besser noch ist sie origineller, im Gegenteil.

Ansonsten, wenn du die Doku über die von den Vorpostern genannte Studiolegende, die Dave Grohl gekauft hat, gar nicht kennst, zieh sie dir halt mal rein. Es ist schon was dran an dem Argument. Ich dachte auch mal, ich kenne mich mit Modularsynths aus, weil ich modulare SynthESE - in Software - 100%ig beherrscht und täglich praktiziert habe. Das erste analoge Gerät war aber doch was Anderes. Nicht "besser" oder "authentischer". Einfach eine andere Welt. Ein CAD-Designer ist ja auch kein Schreiner.

Noch mal... das soll KEIN Snobismus sein. Ich MAG Reduktion, Auskommen mit wenig, und Software-Instrumente.
 
Ja, nee, das würde mir sowieso nichts bringen, weil ich mir das teure echte Zeug eh nicht leisten kann. Das ist aber gerade ein sehr großer Vorteil der Virtualisierung: der Kostenvorteil. Ein weiterer Vorteil einer DAW-Lösung wäre Total Recall. Vorteil digitaler Hardware (spezialisierte Geräte): Haptik. Vorteile analoger Hardware: Haptik + Klang.
 
Michael Burman schrieb:
Ja, nee, das würde mir sowieso nichts bringen, weil ich mir das teure echte Zeug eh nicht leisten kann. Das ist aber gerade ein sehr großer Vorteil der Virtualisierung: der Kostenvorteil. Ein weiterer Vorteil einer DAW-Lösung wäre Total Recall. Vorteil digitaler Hardware (spezialisierte Geräte): Haptik. Vorteile analoger Hardware: Haptik + Klang.


Hehe, das sehe ich sogar anders als viele Analogfetischisten. Ich behaupte, Haptik und Sound in analog sind überbewertete Klischees.

Das Knöpfegrabschen ist oft schön, kann aber auch ein Nachteil sein - weil man nicht mehr alles im bildschirmformatigen Blickfeld vor sich hat und mit den Händen faul auf der Tastatur liegend zwischen Geräten bzw. Fenstern switcht. Und haptisch interessante Controller gibt's für Software ja nun reichlich - d.h. ich kann mir die Haptik sogar *aussuchen*. Bei meinem Modularsynth ist sie (bis auf die Potikappen) festgelegt. Und mal ehrlich, im Vergleich zu einem akustischen oder elektrischen Instrument ist eine Frontplatte mit Knöpfen ebenso eine Krücke wie GUI und Mausklick im Vergleich zur Frontplatte mit Knöpfen eine Krücke sind.

Der Klang - enthält auch in der Analogwelt Artefakte, nur andere als in digital. Hier Aliasing und Klirren, dort VCA-"thumps", Crosstalk und Bauteilabweichungen zwischen Stimmen. Ich finde beide Arten gleich interessant und gleich heikel. Je nach Situation.

Daher geht's mir bei Software um dein genanntes Total Recall, bei Analog um die "Lebendigkeit"/ größere Unvorhersehbarkeit und ansonsten - im Studio als Gesamtwerkzeug - um die fruchtbare Ergänzung beider Seiten.
 
Ja, wenn man Exaktheit im Klang wünscht, dann ist digital im Vorteil, sofern dort keine nicht abschaltbaren Zufallsalgorithmen mit im Spiel sind. Aber ich hatte da eher an so Sachen wie Kompressoren gedacht... Die sollen analog angeblich besser sein... Ich habe noch keine analogen Kompressoren...
 
rolandpower schrieb:
.Das war mal früher, das eine Band ins Studio ging mit Ihren Instrumenten und in einem Take alles auf Band...
Ich hab 1983 angefangen 24-Spurproduktionen einigermaßen professionell zu machen. Zumindest aus dieser Erfahrung muss ich sagen: sorry in meiner ganzen Laufbahn habe ich vielleicht zwei oder drei mal "alles in einem Take" aufgenommen (Ich erinnere mich an Gesangstakes mit Peter Alexander, der perfekt von vorne bis hinten durchsang).
Der Standard ist aber, dass nicht nur alles in Overdubtechnik Spur für Spur hintereinander aufgenommen wurde. Sondern tatsächlich ist man hundertfach in die Spuren eingestiegen. Da wurden zum Teil keine vier Takte zusammenhängend gespielt. Wenn man es sich spurmäßig leisten konnte, dann hat man versucht fünf oder sechs Spuren durchzusingen oder durchzuspielen, und danach haben sich Produzent und Toningenieur hingesetzt und haben aus den 6 Spuren in mühevoller Kleinstarbeit eine taugliche Final-Spur zusammenkopiert. Und das war auch bei wirklichen Instrumental-Heroen so.

Selbst extrem renommierte klassische Streichquartette machen mehrere Takes und schneiden dann die besten passagen zu einer optimalen Version zusammen.

Eine Band, die im Studio angeblich was durchgängig einspielt, hab zumindest ich immer nur in Studio-Fake-Aufnahmen für Promovideos erlebt.
 
@Michael: so weit ich weiß, haben analoge Kompressoren oft Optokoppler drin für einen sweeten, soften Sound und um die "thumps" anderer VCAs zu vermeiden. In der Synthwelt v.a. bekannt aus den lopass gates (Buchla, Wiard, Eurorack). Ich habe noch keine digitale Nachbildung von so was gehört, würde mich mal sehr interessieren, wie gut das geht.

@Florian: klingt gräßlich. Falls du es weißt: war das in den 70ern auch schon üblich? Falls nicht, würde es so einiges erklären. Auch wenn zur Zeit viel gejammert wird, populäre Musik wird ja nicht erst seit gestern immer steriler.

Da ich grad schon bei Reznor war: der hat angeblich - aber das glaube ich in dem Fall durchaus - bewusst Takes mit Mängeln behalten und sich geweigert, irgendwas unter 16 Takten reinzuschneiden. Betraf natürlich nur den Gesang, der Rest war bei NIN ja schon immer geloopt, um bewusst maschinell oder zumindest, bei nicht taktsynchronen Samples und Texturen, sonderbar zu klingen. Diese Einstellung mag ich, da ist nichts Prätentiöses dran, im Gegensatz zum Großteil des Mainstream.


@hertzdonut: geil!! Bei gutem Sound wahrscheinlich das Zweitbeste hinter einem intimen Jazz-Gig.
 
talkingdrum schrieb:
@Michael: so weit ich weiß, haben analoge Kompressoren oft Optokoppler drin für einen sweeten, soften Sound und um die "thumps" anderer VCAs zu vermeiden. In der Synthwelt v.a. bekannt aus den lopass gates (Buchla, Wiard, Eurorack). Ich habe noch keine digitale Nachbildung von so was gehört, würde mich mal sehr interessieren, wie gut das geht.
Nein, Opto ist bei Studiokompressoren eher die Ausnahme.

@Florian: klingt gräßlich. Falls du es weißt: war das in den 70ern auch schon üblich? Falls nicht, würde es so einiges erklären. Auch wenn zur Zeit viel gejammert wird, populäre Musik wird ja nicht erst seit gestern immer steriler.
Man kann sagen, dass ab 1970 die Technik soweit war, dass man das in Highend-Studios machen konnte. zB bei der Dark Side of the Moon, wurde sowas schon gemacht.
1974/75 wurde I'm not in love von 10cc produziert, das wirklich artifizielle Aufnahmetechnik bis zum gehtnicht mehr ist (gibts ein tolles Video dazu).
 
Seitdem es Sampler gab, war es wahrscheinlich einfacher die eingespielten Passagen per Sampler MIDI-mäßig zu triggern als die Takes am Band zu schneiden. Dazu bräuchte man nur die Trigger-Noten Timing-mäßig mit den ursprünglichen Aufnahmen auf dem Band abzugleichen. Weil das Feeling muss ja im Timing erhalten bleiben. Wenn man z.B. die Vocals per Hand neu triggert und es nicht mit der originalen Aufnahme im rhythmischen Kontext abgleicht, kann das ursprüngliche Feeling in Bezug auf Timing verloren gehen.
 
fanwander schrieb:
Eine Band, die im Studio angeblich was durchgängig einspielt, hab zumindest ich immer nur in Studio-Fake-Aufnahmen für Promovideos erlebt.
Komm doch mal bei uns vorbei. Wir machen das tatsächlich so, und recorden sogar nur in Stereo, obwohl wir im Studio alle Möglichkeiten hätten.
 
Bernie schrieb:
Komm doch mal bei uns vorbei. Wir machen das tatsächlich so, und recorden sogar nur in Stereo, obwohl wir im Studio alle Möglichkeiten hätten.
Ich spreche von einer großen Pop/Rockproduktion.
 
Michael Burman schrieb:
Seitdem es Sampler gab, war es wahrscheinlich einfacher die eingespielten Passagen per Sampler MIDI-mäßig zu triggern als die Takes am Band zu schneiden.
Ja, das dachten wir damals auch. Aber es zeigt sich, dass da jeglicher emotionaler Aufbau verloren geht. Vocals oder ähnliches "fliegen" (so nennt man das), das wurde ja schon in vor-Sampler-Zeiten mit synchronisierbaren 2-Track Maschinen gemacht - aber immer nur mit irgendwelchen unbedeutenden Backgroundtracks.
 
Zum Thema Punchen, Triggern etc:

Sound On Sound - Classic Tracks - Michael Jackson 'Black Or White'
http://www.soundonsound.com/sos/aug04/articles/classictracks.htm

Ausschnitt für Lesefaule:

"(...) Michael Boddicker played a stand-alone Roland sequencer part that was meant to sound like high-speed guitar segueing into and out of the heavy metal section. Bottrell's young musican friend, Kevin Gilbert, also contributed some high-speed sequencer.

"Michael Boddicker played synths and keyboards on several songs," Bottrell recalls, "and on 'Black Or White' he played really fast sequencer notes running up and down, and I recorded his MIDI out of that box into my Hybrid Arts. I then used that, put a guitar sample in my Akai and ran it through the Mesa Boogie amp in order to make it sound more like a guitar. (...)"

Dann noch Sachen wie verschiedene Mixkonsolen für Strophe und Refrain eingesetzt, etc... was für ein Riesenaufwand. Wobei ich bei MJ finde, das Resultat ist einfach gut genug, um die ganze Künstlichkeit irgendwie zu rechtfertigen, und vielleicht sollte sie hier einfach als Stilmittel betrachtet werden. Alles larger than life halt.

Ein absolut gegenteiliges Beispiel, wo ich gerne mal eine Back to the Roots-Bewegung sehen würde: im Bereich Metal wurde, soweit ich weiß (d.h. wieder ohne Gewähr, ich bin kein Profi), zuerst durch das Ersetzen (oft sämtlicher) einzelner Drumhits durch vom Original getriggerte Samples die Dynamik kaputt gemacht - bzw. natürlich "korrigiert", aber das heißt halt leider oft: leblos, und ab der Verbreitung von Audio-Editing im Rechner hat das (zusätzliche oder alternative) manuelle Geradeschieben von schlechten Drumspuren einem Schwall aus schlechten Bands ermöglicht, Zeug zu veröffentlichen, dessen authentische Produktion wahrscheinlich schon seit der zweiten Napalm Death-Scheibe kein Label mehr bezahlt hätte. Richtig schöne Metalproduktionen, die sowohl gut gespielt sind als auch trotzdem noch einen gewissen Schrammel-Charme haben, hab ich in den letzten 15, 20 Jahren kaum noch gehört. Leider sind viele junge Metalfans mit dem quantisierten, sterilen Breitwandsound aufgewachsen und finden kurioserweise dann die *alten* Sachen seltsam.
 
talkingdrum schrieb:
Leider sind viele junge Metalfans mit dem quantisierten, sterilen Breitwandsound aufgewachsen und finden kurioserweise dann die *alten* Sachen seltsam.
Wer auf eigene alte Aufnahmen zurückgreifen kann, dem wird das sicher auch so gehen. Ist zumindest bei mir so. Ich hab letzthin alte ADAT-Bänder wiedergefunden, die Kopien von 2" 24-Spur-Produktionen von mir waren. Also flugs in Logic importiert, und ..... mit Grausen abgewendet. Die Musik insgesamt finde ich noch immer gut (klar, ist ja auch von mir ;-) ). Aber die einzelnen Spuren ertrage ich heute nicht mehr. Ich hab dann kurz mal ein Stück ansatzweise nur als quantisierte MIDI-Synth/Sampler-Produktion aufgenommen, und fand das gleich tausendmal cooler und knackiger als die Originale. Musikalisch ist das Zeugs halt extrem altmodisch, daher verfolge ich das nicht weiter. Aber einfach mal so als Vergleich bezüglich der Veränderungn von Produktionsmethoden und entsprechenden Hörgewohnheiten von 1984 und 2014 war das schon interessant.
 
fanwander schrieb:
.... Aber einfach mal so als Vergleich bezüglich der Veränderungn von Produktionsmethoden und entsprechenden Hörgewohnheiten von 1984 und 2014 war das schon interessant.

bin ja nur son Fernsehfuzzi über 30 Jahre (SDR/SWR/ARD) gewesen, aber da lieber Florian, geb ich Dir Absolut (!) Recht! :supi: :nihao:

LG
&
schöne Feiertage & alles Gute für Dich fürs Neue Jahr :nihao:

LG

Hans Loch
 
Es kommt auf den Musikstil an. Hast du etwa Metal gemacht, Florian? Ich mag ja maschinelles Feel durchaus, von Synthpop über Hip Hop bis Techno, aber bei gewissen Musikstilen mit durchschnittlich vier bis sechzehn Bassdrumhits pro Sekunde finde ich Quantisierung unerträglich stupide, sowohl in Sachen Dynamik als auch Tempo. Ich stehe auf alten Death und Thrash bis ca. '92. Metallica, Megadeth, Slayer, Obituary etc haben jeweils einige Alben gemacht, die durchaus als zeitlos gut produziert angesehen werden können. Bestimmt *wurde* sogar eine Menge gepuncht und geschnitten. Trotzdem ist das vielen Kids heute zu dünn und einfach uncool, weil es nicht perfekt und maschinell genug ist. Ich empfinde das als ähnlich dekadente Erscheinung wie den Loudness War, eindimensionales "teal & coral" Color Grading im Actionkino oder "Fitness"-Wahn, statt einfach mal 'nen rundum fordernden Sport zu erlernen.

Um nicht abzuschweifen... wenn jemand mal eine Sorte Studio hier postet bzw. mich darauf hinweist, die möglichst wenig diesem Geist entspricht, freue ich mich.
 
fanwander schrieb:
Der Standard ist aber, dass nicht nur alles in Overdubtechnik Spur für Spur hintereinander aufgenommen wurde. Sondern tatsächlich ist man hundertfach in die Spuren eingestiegen. Da wurden zum Teil keine vier Takte zusammenhängend gespielt. Wenn man es sich spurmäßig leisten konnte, dann hat man versucht fünf oder sechs Spuren durchzusingen oder durchzuspielen, und danach haben sich Produzent und Toningenieur hingesetzt und haben aus den 6 Spuren in mühevoller Kleinstarbeit eine taugliche Final-Spur zusammenkopiert

Da gebe ich Dir recht!! auch das ist richtig. Man sieht es selbst in einem Grohl video, wie sie mit dem Sänger von Slipknot Takte für Takte einsingen.. Es ist mühselig und zeitraubend..was den Klang angeht, Bandmaschinen haben etwas mystisches ansich was physikalisch begründet ist. Der Dynamikbereich ist verhältnissmäßig klein zur heutigen Digitaltechnik.... die Bandsättigungseffekte.
Es ist wirklich Handwerkskunst, aber ich möchte das niemals machen müssen. Denke Irgendwann würde ich die Kontrolle verlieren. Außerdem geht einiges verloren, beim hin und her dubben, runtermixen...ich mene klanglich. aber trotzdem großen Respekt.

Diese Technik bedarf genaus Planen, eine große weitsichtigkeit..wie beim Analogen Fotografieren mit einer Großformatkamera. Das fertige Bild muß schon im Kopf sein, bevor man auslöst!!!

Und nochmal zu Vintage Equipment vs. Plug ins: ich denke zwar das echte Hardware nicht durch Plugins zu ersetzen sei, aber am Ende hört es eh kein Mensch mehr ob es Hard oder Software war.
Ich habe lieber Hardware wegen der Haptik, aber kann mir kein Crane Song IBIS Eq oder gar Massenburg leisten!! Deshalb denke ich es ist ein guter Kompromiss einen Sonnox Oxford Eq mit Controller zu fahren. Denke sogar darüber nach extra ein Sonnox controller zu bauen mit Exakt den Knöppen, Switches und layout!!!
 
talkingdrum schrieb:
Hast du etwa Metal gemacht, Florian?
Metal gabs damals eigentlich noch nicht ;-) Bei mir wars deutscher Schlager, Klassik, Filmmusik, Werbung, internationale Mainstream-Rockmusikproduktionen.
 
hertzdonut schrieb:
Bin jetzt erst dazugekommen das anzusehen. Großartig! :nihao:
Ich hab ein einziges Mal sowas Ähnliches gemacht; das war ein mir sonst unbekannter Jazzsänger und -gitarrist zusammen mit Guillermo Marchena und Freddie Santiago (beide bekannt von Percussion Academia) und noch einem Kontrabassisten. Die haben die zwei Seite einer LP jeweils durchgespielt. Im Prinzip lief das ähnlich, nur wurde eben auf Band aufgenommen und der Streß mit dem Vinylschnitt war nicht dabei. Das war aber eine tolle Herausforderung (und ist auch sehr schön geworden).
 
Jepp,
das ist noch wahre Musik und allerfeinste Recording Kunst. Die Emil Berliner Studios ( Deutsche Grammophon ) sind eh der Wahnsinn. Was die dort an Equipment haben..sehr fein!!

Was ich noch Empfehlen kann:

Auch ein sehr feines Label, Familienbetrieb in Northausen mit Tonstudio.
 
Michael Burman schrieb:
Ein kleines nettes DAW-basiertes Home Recording Studio:

was soll man dazu sagen, das ist ja sicher alles vernünftig und so wie viele ambitionierte heute arbeiten...

aber
:gaehn:
 
hertzdonut schrieb:
Es kommt auch darauf an, wie man selber ausgestattet ist, bzw. was man anstrebt. 8)

Hier noch ein Video:

Ca. 2/3 der Zeit geht es um die Raumakustik und den Bau des akustisch (aber auch z.B. elektrisch) optimierten Raums. Im letzten 1/3 geht es um Equipment, Platzierung, Organisation, Aufbewahrung von Kabeln, Stativen, Bodentretern usw.

 
Genau so stelle ich mir mein Traumstudio vor! :supi:

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