Techno live?

haesslich schrieb:
Der Browser hat meinen längeren Text gefressen. :sad:

Jedenfalls: als Musiker auf einer Party bist du eben beides, Künstler und Dienstleister in Personalunion, abhängig vom Kontext. Der Partykontext ist: Leute bezahlen Eintritt um unterhalten zu werden. Oder, weil ein Name auf dem Flyer steht ;-)
Die haben das gute Recht, dass es ihnen egal sein darf, womit der Künstler auftritt, da muss man keine Aufklärungsarbeit leisten.

Ich spreche ja keinem den künstlerischen Anspruch ab - aber mit welchem Equipment man auftritt hat keinen Einfluss auf die Musik (das Produkt der Kunst) noch auf 90% der Partygäste (Empfänger der Dienstleistung).

Edit: ich glaube, ich will sagen: Ansprüche an sich selber möglichst hoch, Ansprüche an das Publikum möglichst gering halten. Partypublikum auch als Kundeb akzeptieren. (Auf dumme Kommentare muss man natürlich nicht eingehen)

Als DJ auf einer Hochzeit würde ich dir absolut zustimmen.

Als DJ im Clubkontext sehe ich das anders. Aus meiner Sicht sollte man als DJ für eine musikalische Idee, Vision oder was auch immer stehen. Seinen Sound meinetwegen. Das ist imho das, was jemandem erst zu einem DJ macht. Ohne das gibt's gar keinen Grund irgendwen irgendwohin zu stellen. Dann könnte das auch ne iTunes Playlist erledigen.

Mittlerweile - und das ist sehr schade, ich würde sogar sagen schlimm - geht's vorrangig um Geld. Das Bedienen einer Industrie. Das ist großflächig angepasst und gleichgerichtet. Schau dir nur mal die Playlists der "DJs" an. Für mich verfehlt das komplett den Sinn. Denn die Intension stinkt nach Zaster. Und die Oberflächlichkeit tut ihr Nötiges dazu.
 
rktic schrieb:
Als DJ im Clubkontext sehe ich das anders. Aus meiner Sicht sollte man als DJ für eine musikalische Idee, Vision oder was auch immer stehen. Seinen Sound meinetwegen. Das ist imho das, was jemandem erst zu einem DJ macht.

Absolut!
Das Ding ist nur: Wenn dein Sound den Leuten nicht passt, wirst der DJ (dort) nicht (mehr) gebucht. Das ist es, was ich oben mit "Kontext" gemeint habe: Der ist eben wichtig. Wenn der Künstler niemanden erreichen kann (dazu gleich mehr), dann ist das alles vergebens.
Und jeder Abend ist doch anders: Der DJ hat doch im Rahmen seines "Sounds" auch die Möglichkeit, auf die Leute einzugehen, wenn er merkt "oh, jene Platte kommt nicht so gut an, ich geh mal in ne andere Richtung". Eine Playlist macht das nicht. Aber hier kommt der Dienstleister durch: Der Bedient eben auch die Leute. Und das nicht nur im Sinne von Hochzeits-DJ, sondern auch, wenn er merkt "Acid funktioniert heut nicht, gut, dass ich noch ein paar andere Platten hab.". (wenn es jetzt Miss Djax auf einer Vocal House Party ist, hat natürlich der Booker versagt, da kann man wohl nix mehr tun...)

Das, was du als "großflächig angepasst und gleichgerichtet" ansprichst, meine ich explizit nicht damit. Denn das ist ja eine Folge von "immer der gleiche Sound, überall der gleiche Stil.". Das seit ein paar Jahren typische "was spielt der?" "Electro.".
Das ist zwar auch eine Dienstleistung, aber eben Null künstlerischer Ausdruck mehr.

Worauf ich hin will ist, dass beides zusammen geht. Ein wenig wie beim Metzger: Den durchwachsenen Speck bekommt man auch im Supermarkt, aber beim Metzger ist er vielleicht schöner durchwachsen, weil der die besseren Quellen hat und das Fleisch besser schneidet. Beide erfüllen eine Dienstleistung, aber dem Metzger hängt vielleicht mehr dran.

Wo ich eigentlich her kam ist, dass das Equipment eben - für mich - keinen Anteil an der Gleichung hat. Das ist komplett agnostisch.

Ich habe erst Gestern zwei Noise Musiker getroffen, die erzhälten, dass es in der Noise Szene engstirnige Einstellungen gibt (die beide besagten Musiker ablehnen), die dogmatisch die Abwesenheit eines Laptops auf der Bühne predigen. Ein Laptop darf nicht am Noise beteiligt sein, sonst ist es nicht echter Noise. Das ist doch Quatsch. Noise ist, was den Leuten auf die Ohren ballert. Der Künstler ist der, der diese Schallwellen erzeugt und kontrolliert. Solange er das tut, und seine Erwartungshaltung und die der Gäste erfüllt wird, ist alles gut. Und so empfinde ich das auch im Club Musik.
Das impliziert aber für mich selbstverständlich auch, dass der Künstler mir vermitteln kann, dass er mehr tut als Emails lesen.
 
Ach was schreibe ich eigentlich so viel? Ich bin sicher, du hast meinen Standpunkt längst verstanden. Unsere Perspektiven sind halt unterschiedlich. :supi:
 
ich hab am Wochenende in nem großen Club im Osten des Landes live gespielt und habe mir zwischenzeitlich mehrmals gewünscht ich hätte mein gesamtes blödes Set einfach als wav und könnte nur so tun als ob ich da grad was mache. Das Licht war viel zu dunkel obwohl ich mehrmals gesagt hatte dass ich wenigstens ein minimum an weissem Licht auf der Bühne brauche, die Monitore waren unterirdisch so dass ich kaum hören konnte was ich da mache, meine Spielzeit war zwar Primetime aber ich bin auch nicht mehr der jüngste und hatte dementsprechend mit müdigkeit und konzentrationsschwäche zu kämpfen.

Veranstalter war zwar höchst zufrieden pipapo aber ich war anschließend einfach nur gestresst und froh dass es vorbei war :)

Manchmal wäre es schön wenn man seine eigene Musik auch mal mit genießen könnte.
 
also ehrlich gesagt... mir als selbst musikschaffender ist es VÖLLIG egal. Mir geht es bei elektronischer Musik darum die sachen auf einer amtlichen PA schön laut mit nem Bier in der Hand genießen zu können und mit paar anderen Leuten zu tanzen.
Wenn die Veranstaltung z.b. heißen würde: "das beste aus 20 Jahren Squarepusher. Automatically performed by DJ iTunes". Fein, mir doch egal hauptsache Squarepusher.

Nichtsdestotrotz bin ich durchaus auch jemand der sich über pseudo live-acts aufregen kann. Klingt komisch ist aber so.

Ich nannte oben übrigens Squarepusher als Beispiel weil mich sein getue bei seinem letzten live konzert in Berlin etwas überrascht hat.
Ständig hat er das Publikum wild gestikulierend dazu aufgefordert doch mal zu klatschen. Breaks wurden mittels völlig übertriebener Ami EDM Körperhaltung zelebriert und ganz generell hat er sich in erster Linie selbst gefeiert. Fand ich im kontext seiner Musik mehr als unpassend und ich wünschte ich hätte das nicht sehen müssen.
 
Snitch schrieb:
Ständig hat er das Publikum wild gestikulierend dazu aufgefordert doch mal zu klatschen. Breaks wurden mittels völlig übertriebener Ami EDM Körperhaltung zelebriert und ganz generell hat er sich in erster Linie selbst gefeiert. Fand ich im kontext seiner Musik mehr als unpassend und ich wünschte ich hätte das nicht sehen müssen.


Hab schon so oft den Namen gehört und wie toll der sein soll ... aber das ist ja absolut schreklich was er da von sich gibt :sad:
 
Zuletzt bearbeitet:
rolf maier bode
rob acid
antony rother
genlog


und zig andere. einfach mal die mayday liveacts durchgehen ab jahr 1991.

ich habe die esx und emx. im vollsetup nutze ich beide als master, jeweils mit synth als slave, zb nord micro oder andere expander, je nachdem. dazu bodeneffekte pro seite. beide seiten kommen in den dj mixer. ich mache also eine art hybride live-performance, ich mache das eine, dann mache ich das andere, höre vor und mixe die ergebnisse wie ein dj.

cih wollte mal immer eine art groovebox-pingpong-performance machen, aber viele steigen bei einer groovebox ein und enden vorm pc. kaum jemand versucht das mögliche aus einer groovebox zu holen.
 
Also ich hab da auch gemischte erfahrungen. Mir wiederstrebt es sowiso sampels zu nutzen.. also Midi patterns und Synth ( VST oder echt )
Teilweise auch 100% impro aber da brauchste geübte und gut gesinnte zuhörer. Nicht weils scheise klingt sondern weils lang dauert.

Ich hatte auch schon eingiges live mitgemacht mit meiner Herrenhandtasche
( sei ihr seelig, habse grade demontiert nach 12 jahren oder so )

Einmal hatten wir ca 40 besucher. aber niemand tanzte. Alle guggten uns auf die Finger.

Beim nächsten Liveset iss vom Kollegen das Notebook abgeraucht ( meine Herrenhandtasche ging noch ;-) ) und dann haben wir von der lezzten Probe das ding als Mp3 abgespielt und einfach mit getanzt ohne live act. das war auch cool.

Dann ein schreckliches erlebnis. Robert Johnson in Offenbach .. Live act von einem der Bordercommunity.
Wenn sich jemand im Rober auskennt.. Der liveact war vom DJ pult aus gesehen richtung Bar auf einem Tisch. Also gegenüber des DJ.
Ich glaubte es kaum denn das komplette konzert standen die leute ab der dritten reie vor dem Liveact alle richtung DJ gerichtet und feierten den Dj der aber grade gar nichts machte.
Wir standen direkt beim Liveact schauten zu und tanzten. aber 90% der leute haben es nicht gerallt. Schade.
Denke das geht vielen so.

Entweder Nerds und Fachbesucher .. oder sie raffen es nicht ;-)
 
Schöner Erfahrungsbericht. Und was lernt man da für Grundsätze ?

- Tanzmusik ist zum Tanzen da, nimm es den Tanzenden nicht krumm wenn sie gar nicht mitbekommen, was Du da machst, geschweige den verstehen.
- Animierst Du sie nicht zum Tanzen, werden sie nur dastehen und wenn Du noch Glück hast Dir zuschauen und staunen.
- Grundsätzlich machst Du den Act für Dich, für Dein Erlebnis, für Deine Erfahrung und nicht in erster Linie um vom Publikum gefeiert zu werden. Wenns dazu kommt, umso schöner.
- Technik kann versagen. Halte immer eine Plan-B bereit.
 
Die Große Masse bemerkt nicht was du tust, außer du machst es schlecht. Aber wenn du es besonders gut machst und einen Nerv triffst, dann feiern sie dich für alles was du machst ;-)
 
eben .. aber war da nicht mal ein Liveact mit Schuhkartons ? War das dieser Deadamouse ?
Vom prinziep her reicht das auch :D

Fachpuplikum tanzt wohl nicht .. und den tanzenden ist es scheiss egal egal ;-)
 
Entscheidend ist letztlich ob es einem selber egal ist, das definiert den eigenen Charakter.
Der Rest ist dann die Frage der "Geldmacherei" und auch da zeigt sich der eigene Charakter. Wenn das Musizieren für sich selbst einem nicht das gibt was man sucht, dann ist es vielleicht die falsche Tätigkeit. So sollte man auch den Live-Act gestalten. Risikos minimieren ist voll legitim, gibt es einem dann aber noch die entsprechende Freude. Tut es dies dann nicht mehr, dann diesen Schritt der Risiko-Minimierung seinlassen.
 
Bei zweien meiner "Elektronik-Gigs" (von bisher eher wenigen, war ja früher eher mit Saiten und Pentagrammen bewaffnet unterwegs) wurde mir jeweils dieselbe Frage gestellt, beides Mal als ich signalisiert habe dass ich jetzt fertig bin mit meinem Live-Set...

"mach doch mal n Track von [füge Künstler ein] an"

-> ich stand da ohne Laptop, ohne Mischpult, ohne CDJs oder sonstige nach "DJ" aussehende Gerätschaften... dachte ich...

Offenbar hat mein Modular + Octatrack aber die Leute vermuten lassen ich sei ein DJ.

Was mich darauf schließen lässt dass die Leute heutzutage nicht mal mehr wissen was ein DJ denn eigentlich MACHT - weil sie einfach alles "DJ" nennen was elektronisch ist und im Club passiert :P

(Musste tatsächlich auch bei genau diesen beiden Gigs den Flyer reklamieren weil sie einfach ein "DJ" neben meinen Künstlernamen gepackt hatten...)
 
Ja das scheint wirklich oft so zu sein...
Am besten immer irgendwas mit Klaviertasten auf die Bühne stellen.
 
Nee dann kommen sie alle an und fragen, ob ich "Keyboarder" in ihrer Band werden will.

... ich bin tatsächlich mal aus einer Band ausgestiegen weil die nicht aufgehört haben mich ihren "Keyboarder" zu nennen. Irgendwie hat mir das gestunken... mein Kopf hört das als Schimpfwort irgendwie :P
 
Würde ich eher als Kompliment sehen, denn damit wirst Du als jemand anerkannt der offiziell gut genug ist um ein Instrument zu spielen
und in der jewieligen Band tätig zu sein - als Synthesizerbediener bist du evtl. oft nur jemand, der im Hintergrund an Knöpfchen dreht...
 
Ist für mich als Bassist kein Kompliment, da kann man mich ja gleich "Drummer" schimpfen :P

(wer die "Hackordnung" nicht kennt: Sänger>Gitarrist>Bassist>Drummer>Keyboarder ^^ )
 
Du hast da was falsch verstanden...wenn du nicht gerade Roger Waters oder Paul Mc Cartney bist, sind Bassisten gaaaaaaaaaanz weit
am Ende der Nahrungskette^^
 
-> ich stand da ohne Laptop, ohne Mischpult, ohne CDJs oder sonstige nach "DJ" aussehende Gerätschaften... dachte ich...

Offenbar hat mein Modular + Octatrack aber die Leute vermuten lassen ich sei ein DJ.

Was mich darauf schließen lässt dass die Leute heutzutage nicht mal mehr wissen was ein DJ denn eigentlich MACHT - weil sie einfach alles "DJ" nennen was elektronisch ist und im Club passiert :P

Sowas hab ich auch schon erlebt!
Bei mir war es so dass sie gefragt haben was ich denn da mache.
(Setup waren OP-1, Sub37, AR und Kaoss Pad also man konnte SEHEN das da keine MP3 oder Vinyl liefen)
Ich sag so ja ich spiele hier live Musik. Alles was ihr grade hört hab ich eben live komponiert und eingespielt, AH OK du bist also DJ! Ich: Ähm ..... ja genau :sad:

Ja das scheint wirklich oft so zu sein...
Am besten immer irgendwas mit Klaviertasten auf die Bühne stellen.
Wie man an meinem Beispiel sieht, nicht mal das hilft!
 
Was "DJs" heutzutage so alles machen... wollte neulich ner Bekannten erklären was der Unterschied zwischen Produzent, Engineer, etc. ist (generell ging es um verschiedene Rollen in der Musikbranche)... irgendwann kamen dann mit dem Leuchten der vermeintlichen Erkenntnis in den Augen der Kommentar:

"aaaah also wie n DJ, ne?!"

... wusste nicht was ich da groß noch sagen sollte und hab´s gelassen :P
 
Ja gut, sowas kenn ich auch...Ist jetzt auch schon bestimmt 10 Jahre her (kein Interesse mehr Leuten solche Dinge zu erklären), aber ich erinnere mich noch gut dran.
Allerdings hätte ich tatsächlich gedacht, dass man mit einer Klaviatur (egal ob Controller oder Tastensynth)auf der Bühne als "Live Act" zu erkennen wäre.
 
Naja um fair zu sein... gerade im Umfeld von Techno gibt es ein paar Gestalten die es fertig bringen würden den Polizisten der sie gerade filzt zu fragen ob er der DJ ist... :beam:
 
Was soll das für eine Wunde sein? Seine Argumente haben ausser Polemik keine Substanz.

Sein erstes Argument: Wenns gut ist könnte es auch von der Platte kommen.

Nach der Argumentation könnten Bands auch zu Hause bleiben und ne CD auf ihre Konzerte schicken. Es geht denk ich mal um die Performance und wie Künstler mit ihrem Publikum arbeiten. Wer sagt ein DJ hätte darauf keinen Einfluss sollte einfach zu Hause bleiben.

Sein 2. Grund ist es wäre langweilig anzuschauen.

Weil Gitarre spielen spannender ist? Weil DJs sonst was anderes machen als Knöpfchen drehen und Schlagzeuger mehr machen als auf Trommeln hauen? Es geht immer darum was man daraus macht, weil die Tätigkeit an sich öde ist. Man stelle sich AC/DC vor die einfach nur auf der Bühne stehen und ihre Songs runterspielen .

Und sein dritter Grund ist sowieso der dämlichste. Mit mehr Tracks von unterschiedlichen Künstlern kann man mehr erreichen?

Wenn der DJ festgefahren ist oder schlecht auswählt ist gar nichts erreicht. Keine Reise, keine Spannung und keine Leidenschaft . Das gleiche gilt für das Liveset, wenn der DJ zehn ähnliche eigene Tracks spielt.
 


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