Re: Neuer Fairlight CMI
Ich halte das für ziemlichen Blödsinn. Da wird ganz offenbar auf einen Zug aufgesprungen, den schon andere mit ihrem guten Namen bzw. der Legende um den Namen herum ganz gut geritten haben (Moog, Oberheim, Smith, Buchla...). Ich bin kein Computermensch, aber selbst mir als völligem Deppen leuchtet ein, daß ein Fairlight -- gemessen an dem, was heute auf Soft- und Hardwareseite machbar ist -- ungefähr so ist, als würde ich einen Holzvergaser an mein Auto bauen und drauf hoffen, auch noch eine grüne Plakette zu bekommen. Das ist wirklich nur was für Verblendete oder solche, die es werden wollen, weil sie es sich leisten können.
Klar, der Fairlight hat einen sehr speziellen Klang. Klar, der CMI IIX bewegt eine ganze Menge Luft auf sehr beeindruckende Weise. Klar, der ist vom Timing her so dermaßen präzise, daß es fast schon Angst macht. Klar, das Konzept war 1979 visionär und hat langfristig Maßstäbe gesetzt, was die Konzeption von Software und Workstations angeht. Klar, daß die Limitierungen des Instrumentes den Charakter ausmachen -- Sampling und Samplebearbeitung mit einem Fairlight IIX *ohne* Färbung des Samplematerials durch das Instrument?! Unmöglich! --, aber lassen sich diese Limitierungen heute noch simulieren bzw. sind sie überhaupt noch sinnstiftend? Graphische Editierung der Wellenformen... theoretisch ist das cool, aber wenn man lange genug diverse Sachen mit dem Lightpen eingegeben hat, kommt man nicht um das Gefühl herum, daß das alles irgendwie gleich klingt. Dasselbe für die FFT-Funktion... theoretisch cool, aber in der Praxis -- wahrscheinlich bedingt durch die Limitierungen des Systems -- nur sehr begrenzt nutzbar, denn auch hier ähnelt der Output irgendwann dem, was man vorher an anderer Stelle mit anderem Material gemacht hat -- das entwickelt ab einem gewissen Punkt eine gewisse Klischeehaftigkeit. Das war damals die Novität, die man bei Gabriel, Bush, Jarre, Doldinger, Art of Noise oder Dolby hören konnte... in der Zeit *vor* bezahlbarem Sampling konnte man sicher sein, daß jemand, der diesen "Sarrar"-Sound (oder wie der hieß) einsetzte, auch tatsächlich einen CMI haben mußte. Oder das Geklirre bei "Babooshka"... "uh, wow... das muß dieser Fairlight sein!". Das machte alleine schon deshalb Eindruck, weil es die Illusion von Erfolg und Liquidität vermittelte.
Ganz im Ernst: Für 17.000 Dollar kaufe ich mir a) einen PPG Wave 2 -- denn viele der Graphikwellenformen im CMI erinnern mich stark an einen PPG --, b) einen Wave 2.3 mit Waveterm B und EVU -- mit dem Waveterm bekommt man ähnliche Resultate hin --, c) ein Kyma Capybara System, d) einen originalen CMI IIX wegen der Optik und gehe e) noch lecker essen. Oder bezahle vom Rest ein Jahr lang die Miete. Oder ich kaufe mir gleich etwas schönes Modulares... drei bis vier Panels Serge sollten da schon drin sein.
Erinnert mich alles irgendwie an dieses alkoholfreie Bier gleichen Namens, welches es mal gab... sieht echt aus, ist es aber nicht. Wirkung und Sinn halten sich in engen Grenzen.
Stephen