Ich finde es schwierig, das so zu formulieren, dass es nicht verletztend oder anmaßend wirkt, denn beides liegt mir, das kann ich Dir wirklich & wahrhaftig versichern, vollkommen fern – aber dennoch: Sagt das Obige nicht mehr über Dich als über die Musik von Stockhausen aus?
selbstverständlich liegt es immer auch am betrachter ob bei ihm was ankommt oder nicht, die frage stellt sich doch gar nicht, aber entlastet das den schöpfer des werkes wirklich vom vorwurf, sein werk enthielte zuwenig gehalt, so dass es eben auch schwer ist, etwas zu empfinden? *)
und das ist nicht damit zu verwechseln welchen verstand oder welchen geschmack man so hat.
schlager sagt mir ja auch wenig, weil er mir nicht zusagt. aber man kann da trotzdem sofort erkennen, warum und dass es emotionen auslöst. man versteht die musikalische struktur, den text, die stimmung die rüber kommen soll. sie gefällt halt nur nicht (jedem.)
und, was noch wichtiger ist: die stimmung kommt auch an, wenn man nicht versteht warum und schlager nur unbewusst im hintergrund laufen hört.
bei musique concrete ist das ungleich schwieriger.
da kommt nicht nur bei mir nichts an, sondern ich kenne auch fast niemanden, bei dem was ankommt. (im gegensatz zu schlager: schlagerparties sind meistens ausgebucht und viele stehen drauf)
es scheint mir teilweise fast so, als ob bei solchen werken gar nichts ankommen soll. als ob ganz bewusst auf größen wie eine spannungskurve verzichtet wurde, damit man noch besser hören kann, dass es sich um eine bloße aneinanderreihung von geräuschen zum selbstzweck handelt:
natürlich kann man das jetzt im kontext sehen, und berücksichtigen, dass der schöpfer dieser aufnahme einer der ersten war, der sowas überhaupt gemacht hat. und dass man es wertschätzen sollte, dass sich jemand die mühe gemacht hat, das alles wissenschaftlich zu erforschen, ob das so nicht vielleicht auch was wird. und das so manches, was ich heute mache, ein bischen auch darauf beruht.
aber davon löst es eben noch keine gefühle aus, wenn man es sich anhört.
ein experiment ist noch kein künstlerisches werk. die sinnstiftung von schallwellen dieser art geschieht doch ausschließlich durch die mitgelieferte bedienungsanleitung, wo man dann lernen kann, dass der schöpfer ein pionier war und das bundesverdienstkreuz dafür bekommen hat, dass er es geschafft hat, berühmt zu werden.
es frage sich mal ein jeder selbst, welche stimmung in ihm aufkommt, welche bilder er sieht, wenn er sich jetzt hinsetzt und sich 57 minuten lang drones anhört.
wobei ich meinen arsch drauf verwetten würde, dass nicht mal diejenigen, die behaupten, da sei nennenswerter gehalt drin, sich das jetzt 57 minuten lang antun. es ist einfach zu langweilig.
*)
bleibt also abschließend nur noch die frage zu klären, welches die wichtigere verbindung eines werkes ist; die zu seinem schöpfer oder die zu seinem betrachter. ich habe das - aus naheliegenden gründen - für mich schon lange beantwortet.