Deutsche Texte in der Musik

Koch

Koch

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Wenn ich Musik mit Deutschen Texten höre finde ich das manchmal peinlich und blöd. Liegt das an den Texten an sich, oder weil man als Muttersprachler alles versteht? Würde es weniger peinlich sein, wenn die Musik anders gespielt werden würde, oder wenn anders gesungen werden würde (Rammstein? *hüstel).
Ich finde gute Deutsche Texte, wo man so durch die Musik getragen wird, wirklich gut (Die Sterne). Aber manchmal ist man eben peinlich berührt, ob der Belanglosigkeit oder Intimität die vermittelt wird. Liebe, Herzschmerz und Dinge die die Welt erklären sind auf Englisch immer cool, wenn nicht gar interessant. Das liegt sicher auch daran, dass die Metrik da anders funktioniert.

Möglicherweise liegt es auch an der Stimme des/der Vortragenden.
 
Deutsche Texte (und Gesang generell) finde ich nur bei Rammstein erträglich (eben weil sie mehr oder weniger "undeutlich" in ihrer Aussage sind) und selbst da sehe ich sie bestenfalls als zusätzliche "Klangfarbe". Alles andere ist für mich unerträglich, vor allem diese ganzen Schlagerdeppen/innen und diese Betroffenheitssänger a la Gröneberger und Konsorten....von Rapscheixx rede ich mal gar nicht... ich weiß gar nicht, wie die Amis und Engländer das aushalten, den ganzen englischsprachigen Mist zu verstehen ...aber das Gros der Hörer sind eben diese ganzen Kleingeister, denen man eine "Formatvorlage" für den vertonten Mist den sie hören, vorlegen muss....
 
ich weiß gar nicht, wie die Amis und Engländer das aushalten, den ganzen englischsprachigen Mist zu verstehen
Ich glaube die finden das gar nicht so dramatisch wie wir mit unserer Sprache. Man könnte mal einen Deutschen Text als Vorlage für ein Battle nehmen. Ob sich das bei unterschiedlicher Musik gleich dämlich anhört.
 
Ich vermute mal, gerade das "nicht (so gut?) verstehen" anderssprachiger Texte macht das jeweilige Stück im hören erträglich und verschleiert somit diese ewig gleiche Sülze (Liebe, Tod, fi***, Abhängigkeit von einer anderen Person). Grausam ...wirklich grausam wenn man das alles "bewusst" hören müsste/könnte.....
 
jo und und trotzdem ist es immer wieder interessant, wie diese "Künstler" meinen, andere mit ihren Befindlichkeiten belästigen zu müssen.... und noch interessanter ist es, dass es sogar viele gibt, die sogar noch Geld dafür ausgeben...
 
Gibt einfach wenig gute Texte und deswegen noch weniger gute deutsche Texte.

Gibt auch wenig gute deutsche Lyrik.

BTW just in diesem lichten Moment finde ich raus dass
Ragazzo solo, ragazza sola
ein ganz anderes Lied ist als Space Oddity

Der Text des einen hat mit dem anderen nix zu tun.
 
Das hatten wir doch eigentlich alles schonmal geklärt :school:


Er hat eine undeutliche Aussprache. Auch ein Stilmittel um das Deutsche etwas zu verstecken. Die Texte von Rio Reiser sind manchmal peinlich, weil sehr offen, viel Gefühl und auch banal. Aber zusammen mit der Musik bekommt es eine andere Dimension.
 
Der Rote Hugo hängt tot im Seil
Die Leiche stinkt nach Shit
Wie′n weisser Engel, schön wie Schnee hängt er da
Herrliche Passage zu einem geilen Song.



Man sollte Texte nicht zu ernst nehmen.

Wenn einem Deutsch auf den Sender geht, dann im Zweifel Grönemeyer oder BAP hören, da versteht man idR auch nichts ;-)
 
Gibt einfach wenig gute Texte und deswegen noch weniger gute deutsche Texte.

Gibt auch wenig gute deutsche Lyrik.

BTW just in diesem lichten Moment finde ich raus dass
Ragazzo solo, ragazza sola
ein ganz anderes Lied ist als Space Oddity

Der Text des einen hat mit dem anderen nix zu tun.
Bitte mit Beispielen belegen was du meinst. Space Oddity ist von Bowie, das andere kenne ich nicht.
 
Man sollte Texte nicht zu ernst nehmen.
Bei deinem Beispiel fragt man sich ständig, worum es eigentlich geht. Das ist dann natürlich cool, wenn man nur Andeutungen macht. Da ist der Text ein Mittel um die Phantasie des Hörers zu beschäftigen. Das kommt der Englischen Sprache nahe, weil da nicht immer alles eindeutig ist. Zumindest scheint es so.
 
Bitte mit Beispielen belegen was du meinst. Space Oddity ist von Bowie, das andere kenne ich nicht.
es ist eine Version auf Italienisch aber mit ganz anderem Text.


(Weil ich kein italienisch kann dachte ich immer es heisst so viel wie
"ich fahr einsam, ich fahr um die Sonne" oder so...)
 
mit den Untertiteln ist der Text auch zT zu verstehen. Sorry fürs OT soll ja um deutsche Texte gehen aber war ein Beispiel wie man sich bei Text den nan nicht versteht was selbst ausdenkt.
 
Deutsche Texte können wahnsinnig cool sein, wenn man nicht gerade an die Schlageronkel(z) denkt.

Ich nenne mal Punkbands wie Die Strafe, EA80, Turbostaat oder Fliehende Stürme, die mit Deutsch sehr sehr kreativ und direkt umgehen. Da hat die NDW viel hinterlassen.

 
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Gibt einfach wenig gute Texte und deswegen noch weniger gute deutsche Texte.

Ob das prozentual gesehen auch so ist? Keine Ahnung, aber gefühlsmäßig hält sich das die Waage.
Gibt auch wenig gute deutsche Lyrik.

Dem möchte ich widersprechen. Wir vertonen mit unserer Band überwiegend deutsche Lyrik aus den 10er-30er Jahren des letzten Jahrhunderts, und da gibts viele tolle Sachen. Ich sag nur Ringelnatz ... wenn man sich mal die unbekannteren Gedichte raussucht ... oder Trakl, jessas! (Ich weiss, Trakl war Österreicher, aber die Sprache ist deutsch ...)

Zugegeben: Wie es mit aktueller Lyrik aussieht weiß ich jedoch nicht. Interessiert uns grad nicht, weil noch nicht gemeinfrei.
 
Die deutsche Sprache hat für afro-amerikanisch geprägte Musikstile ein ungünstiges Metrum, damit fängt es schon einmal an. Die meisten deutschen Worte sind zweisilbig mit Betonung auf der ersten Silbe, die meisten englischen Worte dagegen einsilbig, weshalb sie rhythmisch einfacher auf Off-Beats zu setzen sind.

Hinzu kommt, dass das weit verbreitete Hochdeutsch nicht besonders sanglich ist. Nicht umsonst verwenden die erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker oft irgendeine Art von Slang oder Dialekt. BAP, Brings und Co. singen Kölsch, Lindenberg hat seinen Szene-Jargon, Die Ärzte berlinern und Grönemeyer singt beswusst nuschelig.

Gute Texte gibt es schon - Ton Steine Scherben fallen mir ein, auch die Ärzte oder Tocotronic, die ich jedenfalls mag.

Nicht unterschätzen sollte man auch, wie sehr uns die Nazizeit von unserem volksmusikalischen Erbe abgetrennt hat. Nach der Nazizeit waren deutsche Volkslieder lange nicht singbar. Das ist im englischen Sprachraum ganz anders, wo es zwischen Folk und Pop viel weichere Übergänge gibt als bei uns und gerade im Folk sehr gute Texte gemacht werden.
 
Die deutsche Sprache hat für afro-amerikanisch geprägte Musikstile ein ungünstiges Metrum, damit fängt es schon einmal an. Die meisten deutschen Worte sind zweisilbig mit Betonung auf der ersten Silbe, die meisten englischen Worte dagegen einsilbig, weshalb sie rhythmisch einfacher auf Off-Beats zu setzen sind.

Was mir dazu noch aufgefallen ist, dass die angloamerikanischen Sänger keine Probleme damit haben innerhalb der Wörter einzelne Silben zu wiederholen bis es halt ins Metrum passt. Geht im Englischen auch einfacher, weil weniger Konsonanten/mehr Vokale.


Hinzu kommt, dass das weit verbreitete Hochdeutsch nicht besonders sanglich ist. Nicht umsonst verwenden die erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker oft irgendeine Art von Slang oder Dialekt. BAP, Brings und Co. singen Kölsch, Lindenberg hat seinen Szene-Jargon, Die Ärzte berlinern und Grönemeyer singt beswusst nuschelig.

Geht doch:



Nicht unterschätzen sollte man auch, wie sehr uns die Nazizeit von unserem volksmusikalischen Erbe abgetrennt hat. Nach der Nazizeit waren deutsche Volkslieder lange nicht singbar. Das ist im englischen Sprachraum ganz anders, wo es zwischen Folk und Pop viel weichere Übergänge gibt als bei uns und gerade im Folk sehr gute Texte gemacht werden.

Absolut.
 
Man muss doch nur mal mit halben Ohr bei englischen Texten zuhören und zählen, wie häufig dort das Wort "Love" vorkommt. Zumindest bei dem Kram, der im Radio gespielt wird. Ich sehe da keine wirklich schöpferische Höhe, sondern das gleiche belanglose Herz-Schmerz "Du, ich lieb' Dich, Du liebst mich nicht", wie man es überall findet. Auch in anderen Kategorien wie z.B. Country geht es doch ganz häufig über so Sachen wie Einsamkeit, Frau ist weggelaufen, usw.
 
Man muss doch nur mal mit halben Ohr bei englischen Texten zuhören und zählen, wie häufig dort das Wort "Love" vorkommt. Zumindest bei dem Kram, der im Radio gespielt wird. Ich sehe da keine wirklich schöpferische Höhe, sondern das gleiche belanglose Herz-Schmerz "Du, ich lieb' Dich, Du liebst mich nicht", wie man es überall findet. Auch in anderen Kategorien wie z.B. Country geht es doch ganz häufig über so Sachen wie Einsamkeit, Frau ist weggelaufen, usw.

Sehr oft gehts in einer oder anderer Form schlicht und einfach ums Ficken, wenn auch sprachlich sehr verbrämt - die Amis sind da halt entsetzlich prüde. Und, ja, die "schöpferische Höhe" sollte man eher "schöpferische Tiefe" nennen.
 
Mir geht es genauso, allerdings habe ich das Gefuehl dass ein weiterer Punkt der sein koennte, dass man bei heutigen Aufnahmen jedes Wort viel zu gut versteht, auch bei englischen Texten. Mir kommt der Vortrag des Textes bei heutiger Musik oft unnoetig "gekuenstelt", gestelzt, pseudo-tiefgruendig vor. Bei Musik die vor 20-30 Jahren oder so aufgenommen wurde, verschwimmt das alles irgendwie noch besser mit der Musik drumherum, und man wird nicht so mit der Nasenspitze (oder in dem Fall eher mit dem Ohr) draufgepresst, was da jemand gerade so wichtiges mitzuteilen hat.

Was Rammstein angeht, kann ich mir irgendwie auch nur die ersten zwei Alben anhoeren, danach ging es auch immer mehr in diese Richtung, die mir irgendwie nicht zusagt. Vermutlich auch hier der selbe Grund. Aber vielleicht auch, weil man damals juenger war, und noch nicht alles ueberbewertet hat? Aber dann wuerde ich es mir heute auch nicht mehr anhoeren koennen.

Ich glaube auch dass viele Superhits der Vergangenheit, die wir heute noch gut finden (egal aus welcher Musikrichtung), an "Klasse" verlieren wuerden, wenn man sie heute aufnehmen wuerde.
 
Rammstein: Laibach für Arme gaben wir früher gesagt.

Von Leibach gibts ja viel auf Deutsch...
ich mag deutsche Lyrik von Nichtdeutschen gesungen und getextet.
 
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Wie sieht es mir aktuellen Deutschen Liedern aus? Ich verfolge das nicht, nur wenn ich mal das Radio einschalte. Da kommen Titel, wo ich mir denke, Wow die trauen sich was. Gehen ganz natürlich mit der Deutschen Sprache um, fast schamlos, nicht so konstruiert wie Schlager, oder Ärzte, oder Lindenberg. Gerade diese Ungezwungenheit ist befreiend aber kann einen auch peinlich berühren. Die letzte Generation ist mit Deutschem Rap aufgewachsen. Jetzt scheint das Deutsche einen Höhenflug zu haben.
 
Ist jetzt relativ. Sven Regener erreicht da mMn noch niemand von den neuen, aber die Generation post-Giesinger schämt sich zumindest wieder etwas mehr fürs Schlagertum, was den deutschen Popmainstream die letzten zehn-fünfzehn Jahre wie Krebs von innen aufgefressen hat. Aktuell ist halt wieder Rammstein und Deichkind ziemlich cool und wenn sich der Rest von denen was abschneidet, kann man lyrisch nur gewinnen.

Wobei Regener im Element-of-Crime - Podcast "Narzissen und Kakteen" in der vierten ("The Ballad of...") und sechsten Folge ("Damals hinterm Mond") das Thema "deutsch als Liedsprache" mMn ziemlich gut ausführt. An der Stelle ne Hörempfehlung (wie eigentlich für die ganzen Podcastfolgen).
 
Bei Musik die lustig werden soll, kann man auch Wörter erfinden finde ich, also fantasiesprache die passend klingt. Soll ja lustig sein
 
Sehr oft gehts in einer oder anderer Form schlicht und einfach ums Ficken, wenn auch sprachlich sehr verbrämt - die Amis sind da halt entsetzlich prüde. Und, ja, die "schöpferische Höhe" sollte man eher "schöpferische Tiefe" nennen.
Worum geht es in Goethes Faust? Um einen notgeilen alten Sack, der über die Grundfragen der Philosophie schwadroniert, letztendlich aber ein blutjunges, naives Mädchen verführt, schwängert und ins Verderben stürzt. Und dieses Werk hält eine Mehrheit der Deutschen (von der wiederum eine Mehrheit es nie gelesen oder im Theater gesehen hat) für den Höhepunkt deutscher Literatur und den Schöpfer dieses Machwerks für den größten deutschen Schriftsteller. Und bei Goethe geht es dauernd um solche Themen. Heute würde der alte Perversling keine MeToo-Debatte überstehen, aber zum Glück für ihn ist die Gruppe der klassischen Kultur-Gläubigen und der MeToo-Mädels nicht deckungsgleich.

Und auch bei den wirklich großen deutschen Schriftstellern - Schiller, Heine, Kästner, Brecht usw. - geht es letztendlich fast immer um (unerfüllte) Liebe oder Tod. Das sind nun einmal die Themen, die den Menschen am tiefsten berühren.
 
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