Uli Behringer schrieb:
Hallo Dan,
erlaube mir dies etwas zurechtzuruecken.
In erster Linie bin ich Musiker und Ingenieur. Ich habe vor 27 Jahren waehrend des Studiums fuer meine Freunde Geraete gebaut und das tolle Feedback hat mich dazu bewogen, diesen Weg in meinem Leben einzuschlagen. Daran hat sich bis heute nichts geaendert, nur dass ich heute durch die Foren wieder die Chance habe, mit Kunden direkt zu sprechen. Nichts macht mir mehr Spass, da mich dies daran erinnert warum ich tue was ich tue.
Menschen die mich kennen, wissen dass Geld nie eine Motivation fuer mich war (ich bin ein leidenschaftlicher Minimalist) und Leute die Geld zu ihrem Lebensinhalt machen, werden weder erfolgreich noch zufrieden. Zufriedenheit und Erfolg kommen ausschliesslich von der Leidenschaft anderen Menschen Wuensche zu erfuellen. Anerkennung und Lob ist das was Menschen bewegt, und ich bin keine Ausnahme.
"Den richtigen Riecher fuers grosse Geschaeft"?
Wenn ich einen guten Riecher habe, so ist es, Kunden zuzuhoeren, diese mit einzubeziehen und unseren Mitarbeitern zu erlauben, Dinge zu tun, die Ihnen Spass machen. Die Ideen kommen schon lange nicht mehr von mir und ich bin froh, dass ich heute der unwichtigste Mitarbeiter im Unternehmen geworden bin. CEO's und Geschaeftsfuehrer sind heutzutage die groesste Gefahr fuer ein Unternehmen geworden, da sie glauben sie wuessten was der Kunde will. Irgendwann wachen sie auf und stellen fest, dass die Kunden weg sind (siehe Nokia, Blackberry, Kodak etc und die Liste waechst jeden Tag).
Zum Thema "Marketing".
Seit Jahren schalten wir schon keine Werbung mehr, da wir kein "Pay to Play" betreiben, was bedeutet dass Anzeigen schalten und "gute Reviews" in einem magischen Zusammenhang stehen. Auch "kaufen" wir keine Meinungen von Artisten etc. da dies einfach nicht ehrlich ist. Die Kunden sind erfahren genug, sich eine Meinung zu schaffen und wir glauben, dass diese Offenheit von Kunden anerkannt wird.
Alles Geld was wir verdienen geht zurueck in die Firma. Zum einen arbeiten wir mit sehr geringen Margen um die Preise tief zu halten und zum anderen schaffen wir neue Arbeitsplaetze oder investieren in Infrastruktur wie Fabriken etc. Zur Zeit stellen wir wieder 30 neue Mitarbeiter in Willich ein, neben den weiteren 100 offenen und globalen Stellen. Insgesamt haben wir ueber 4.000 Mitarbeiter an 16 Standorten.
Meldet euch einfach in Willich - wir suchen passionierte Soft- und Hardware Ingenieure, wie auch App Entwickler und Grafiker.
Uli
Hallo Uli,
ob Du's glaubst oder nicht, ich habe mich vor ein paar Monaten tatsächlich in Willich gemeldet ... und der Kontakt ist durchaus vielversprechend verlaufen. Mal sehen, ob und was daraus wird.
Du hast natürlich gemerkt, daß ich Dir die Idee eines noch größeren DeepMind einpflanzen wollte (Inception), von wegen Ruhm, Ehre, Unsterblichkeit. Naja, ich gehe mal stillschweigend davon aus, daß das längst in der Mache ist und Deine Antwort auch ein Teil Ablenkungsmanöver war
Ich finde es gut, am Puls des Kunden zu lauschen, nur leider liefern Foren zum Einen völlig verzerrte Bilder (selbst die Umfragen mit 100 Teilnehmern sind ja nicht wirklich aussagekräftig) und zum Anderen kommen 1000 Wünsche, die eine kundenorientierte ToDo-List schnell ins Unendliche wachsen lassen.
Nimm die Tastatur: Ein echter Musiker nimmt lieber 5 als 4 Oktaven (wer allerdings viel tourt und mehrere Geräte am Start hat, ist mit vier Oktaven auch zufrieden), aber bei mir beginnt es erst mit >6 Oktaven, am liebsten 88 Tasten.
Oder der zweite Oszillator: Kein potentieller Kunde weltweit hat gesagt, ein zweiter Oszillator ohne Sägezahn und Pulsweitenmodulation ist total super. Da spielen vermutlich doch Produktkalkulation und Kaufkraft der Zielgruppe eine Rolle.
Ich kann nur sagen, wovon ich persönlich für die nächsten Jahre ausgehe: Das User-Interface wird in einer Welt, wo das, was unter der Haube ist, mittlerweile public domain ist (egal ob Hardware oder Software), alles entscheidend. Ein Juno 6/60 wird so geliebt, weil er genau die Minimalzahl an Reglern hat, die man unbedingt braucht, um 60% der typischen Analogsounds hinzubekommen.
Ein Jupiter 8 hat zwei Oszillatoren, zwei Envelopes, aber eben auch viel mehr Regler, wobei man dieses Mehr nur für weitere 20% der typischen Sounds braucht. Will man nun ein User-Interface für 90% der Analogsounds, landet man beim unbedienbaren Schmidt.
Fazit, das Interface wird dynamisch (mindestens 12" Touchscreen mit haptischem Feedback) oder eben Motorfader/-poties, wobei letztere den Vorteil haben, auch im Dunkeln gefunden werden zu können.
Aber ich verliere mich wieder in Details. Vielleicht stelle ich mir den DeepMind hin, wenn die Desktop-Version kommt: günstiger und an meinem Masterkeyboard betreibbar. Aber es bleibt auch dabei, der vermurkste 2.Oszillator tut mir in der Seele weh.